Herr Luther nutzt auch gerne jeden Aufreger, um gleich munter mitzustänkern. Inhaltlich ist der von Dir gepostete Text leider ziemlich grotesk. (Was nicht heißt, dass man Unity nicht kritisieren könnte, aber dann bitte mit anderen Argumenten.)
börzel schrieb:
Sieht man genauer hin, dann zeigen beide Innovationen in ein und dieselbe Richtung: Weg vom Desktop, hin zu mobilen Geräten. So präsentiert sich Unity in Sachen Layout und Bedienung ganz für kleine Bildschirme und Touchscreens hin optimiert, sprich: für Netbooks, Tablets und eventuell irgendwann sogar Smartphones.
Deswegen soll Unity für große Desktops ja auch angepasst werden. Zu suggerieren, Ubuntu würde einfach eine Netbook-Oberfläche auf den Desktop packen, ist falsch. Und gerade bei Android sieht man ja, dass schon Smartphone-Oberflächen nicht problemlos auf Tablets laufen, also wird Netbook-Unity auch nicht automatisch Tablets und Smartphones bedienen können.
Die neue Oberfläche setzt zwingend 3D-Beschleunigung voraus,
Das tun Compiz, Mutter/GNOME Shell (meines Wissens), MacOS X und Windows Vista/7 Aero auch. So what? Wenn ich so alte oder spezielle Hardware habe, dass das ein Problem ist, dann nehme ich sowieso ein konservativeres System, wie etwa Xfce o.ä. Aber eine der wichtigsten Erkenntnisse für moderne Betriebssystemoberflächen war es m.E., dass die für Zocker ohnehin verbaute 3D-Grafikhardware ruhig auch zwischen den Gaming-Sessions etwas tun darf.
Für ARM entwickelt Ubuntu deswegen ja, wie schon andere schrieben, ein 2D-Unity, dass man auch darüber hinaus gerne nutzen kann.
nagelt eine nicht konfigurierbare Starterleiste mit monströs großen Icons am linken Bildschirmrand fest,
Was heißt „nicht konfigurierbar“? Auf der Starterleiste kann man seine Starter aussuchen, verschieben, löschen, etc. Also schon konfigurierbar.
Das Dock nagelt gerade nicht fest, eine Neuerung ist die AutoHide-Funktion. Es ist etwas unlauter, die zukünftige Richtung von Ubuntu auf der Grundlage des Unity von gestern zu kritisieren. Unity ist noch jung, und es wird viel getan, damit es eben nicht einfach eine Netbook-Oberfläche auf dem großen Desktop wird.
glänzt nicht eben durch Stabilität und erhält in Sachen Usability von Rezensenten durch die Bank nur schlechte Noten.
Die Noten kenne ich nicht, und zur Stabilität gilt analog obiges: Beim ersten Release kann man das nicht unbedingt erwarten (obwohl man dann umgekehrt schon fragen kann, ob man dieses erste Release so stark hätte bewerben sollen, wenn direkt davor eine LTS-Version lag).
Zudem haben viele Anwendungen Schwierigkeiten in Mac-Manier mit der aus dem Fenster an den oberen Bildschirmrand verlegten Menüleiste.
Da sehe ich auch noch Probleme. Aber wenn es niemand versucht, wird man diese Probleme weder bemerken noch lösen können. Für den Desktop würde ich allerdings spontan auch eher für klassische Menüs plädieren.
Mit der Ablösung des X-Servers durch Wayland dürften sich solche Probleme potenzieren: Da letzteres ein völlig anderes Darstellungsparadigma verfolgt, müssen alle Anwendungen dafür einzeln angepasst werden.
Wie andere schon schrieben: Eben in der Regel nicht. Bei den meisten Programmen greift nur das Toolkit auf X zurück, deswegen müssen auch nur die angepasst werden. Es gibt aber sicherlich Programme, die darüber stolpern werden, weil sie doch direkt auf X-Befehle zurückgreifen.
Um X-Anwendungen überhaupt darstellen zu können, setzt Wayland eine zusätzliche Kompatibilitätsschicht voraus.
Ist doch super, dann gibt es eine Kompatibilitätsschicht, also macht die Migration auch weniger Probleme. Ich sehe nicht, wieso das ein Nachteil sein sollte.
Die Netzwerktransparenz des X Window System geht komplett verloren, man kann sich also keine Anwendungsfenster von entfernten Rechnern mehr auf den eigene Bildschirm holen.
Dafür gibt es ja auch die Kompatibilitätsschicht. Und ssh -X nutzt vermutlich auch nicht der Normaluser. Ich finde mittlerweile VNC über Telepathy deutlich praktischer (aber das ist natürlich in Teilen ein anderes Anwendungsszenario).
Es macht den Eindruck, als solle aus Ubuntu salopp gesprochen das "Android für Tablets" werden: Die angekündigten Neuerungen machen nur auf den trendigen Mobilgeräten Sinn – von denen verspricht Mark Shuttleworth sich ganz offenbar eine Rekapitalisierung seiner Investitionen in Ubuntu. Das sei ihm von Herzen gegönnt, falls es denn funktioniert. Der unvermeidbare Umkehrschluss lautet aber, dass der Ubuntu-Mäzen den Linux-Desktop als toten Gaul abgeschrieben hat. Und damit liegt er meiner bescheidenen Meinung nach völlig falsch.
Nein, unvermeidbar ist dieser Umkehrschluss keinesfalls. Hier mal ein anderer Schluss: Die schnelle Entwicklung und die Konkurrenz im Mobil-Bereich zwingt auch Linux-Distributoren dazu, optimale Lösungen zu suchen und alte Zöpfe abzuschneiden (siehe MeeGo). Ubuntu bringt die fortschrittlichen Entwicklungen, die aus diesem Bereich hervorgehen, wieder auf den Desktop, so dass alle etwas davon haben.
Per Fingertapsen auf dem Bildschirm lässt sich nicht kreativ mit einem PC arbeiten, sondern nur passiv Vorgefertigtes konsumieren.
Richtig, das gilt aber auch für Mausgeklicke. Trotzdem hat Linux ja mittlerweile ganz anständigen Maus-Input-Support. Richtig kreativ ist man nur mit Tastatur oder Grafiktablet. 😉
Mit zugegeben komplexen, aber auch flexiblen Lösungen wie dem X-Server geht viel von dem Charme verloren, der Unix-basierte Systeme von der Betriebssystemkonkurrenz unterscheidet.
Ja, deswegen wird X ja auch nicht beerdigt. Die Vorteile der Modularität von Linux gehen ja nicht verloren, wenn ein Distributor ein Modul gegen ein anderes austauscht. Im Gegenteil, es gibt halt nur noch eine Option mehr. Wer es braucht, kann sich nach wie vor sein Linux sehr komplex und flexibel zusammenstellen.
Eben diese Kreativität und Flexibilität sind es aber, die Linux für die meisten Anwender überhaupt erst interessant machen.
Behauptung. Dass man X über ssh tunneln kann, und dass Metacity auch ohne 3D läuft, sind vermutlich jetzt nicht die entscheidenden Gründe für Ubuntu.
Wenn sich meine Interessen darauf beschränken, Apps herunterzuladen und mit Hühnern nach Schweinen zu schießen, warum sollte ich dann ausgerechnet Ubuntu gegenüber Android, iOS oder Windows Phone 7 den Vorzug einräumen?
Mit developer.ubuntu.com, Quickly und Qt in Ubuntu macht Canonical aber gerade auch eine Menge, um Ubuntu für Entwickler attraktiv zu machen. Und das sind eben nicht nur die, die mit einem Hühnchen-Spiel fürs iPhone schnell ein paar Euro machen wollen, sondern auch die, die gerade den OpenSource-Aspekt und die Anpassbarkeit bei Linux/Ubuntu schätzen. Das ist ja ein entweder-oder.
Behält Ubuntu die von Mark Shuttleworth favorisierte Linie bei, dürfte sich so mancher Desktop-Anwender schon bald dazu gezwungen sehen, sich nach einer Distributions-Alternative umzusehen. Mindestens einen User hat Ubuntu bereits jetzt verloren: mich.
Wenn Ubuntu Jörg Luther verliert, und ein paar Netbook- oder Tabletuser hinzugewinnt, dürfte sich das unterm Strich rechnen.
Ich persönlich bin (noch) nicht von allem begeistert, was ich bisher von Unity gesehen habe, aber an der grundsätzlichen Entwicklung kann ich nichts schlechtes finden.
börzel schrieb:
Wird man Unity in der 11.04 abschalten können, um die ganz normale GNOME-Oberfläche zu haben?
Ich bin GNOME-Fan und möchte Unity nicht.
Wenn bis dahin GNOME 3 ausgeliefert wird, stirbt die „ganz normale“ GNOME-Oberfläche ohnehin aus. Und der Unterschied zwischen GNOME Shell und Unity dürfte weitaus geringer sein als der von beiden zu GNOME 2. Auch dem GNOME-Fan mutet man also eine Umstellung zu.
Liebe Grüße
Fredo