Als Linux Anwender der neue Hardware braucht, steht man immer vor dem Problem der Hardware-Kompatibilität. Man weiss nie so genau ob die eingebauten Komponenten von Ubuntu unterstützt werden. Nach monatelanger Recherche habe ich mich für den Kauf von zwei Notebooks beim Linux-Onlineshop entschieden.
Bestellung und Lieferung
Auf der Website des Anbieters findet man viele vorkonfigurierte Geräte in diversen Grössen. Diese kann man entweder direkt online bestellen oder per Telefon selbst konfigurieren. Die Lieferung erfolgt dann innerhalb weniger Tage per Post (falls alle Komponenten lieferbar sind und beim Zusammenbau keine Fehler gefunden werden). Bei meiner Bestellung musste ich etwas länger warten weil i7-CPUs nicht lieferbar waren und eine SSD defekt war und deshalb nachbestellt werden musste.
Die Geräte
Notebook 17 Zoll
CPU: Intel i7-2640M CPU @ 2.80GHz × 4
RAM: 8 GB
SSD: 240 GB
Grafik: Intel HD3000
Display: 1600 x 900 (matt)
Notebook 15 Zoll
CPU: Intel i3-2350M CPU @ 2.30GHz x 4
RAM: 4 GB
SSD: 120 GB
Grafik: Intel HD3000
Display: 1366 x 768 (matt)
Anmutung
Beide Notebooks werden als Business Geräte bezeichnet und so sehen sie auch aus. Das ist keinesfalls negativ gemeint. Das Grosse hat ein elegantes matt-schwarzes Gehäuse mit Alu-Einfassung. Scharniere, Schalter, Tastatur wirken alle wertig (dem Preis entsprechend) und stabil. Über der Tastatur befinden sich rechts und links zwei grosse Lautsprecher (halbe Streichholzschachtel) die einen guten Klang liefern. Dazwischen liegt eine Reihe von sieben Sondertasten (Eject, On/Off und fünf weitere die ich lieber gar nicht erst drücke). Das Touchpad ist per Extrataste ausschaltbar; nach dem Booten ist es allerdings immer eingeschaltet.
Das kleine Notebook wirkt etwas weniger geschäftlich. Es ist durchgehend antrazith-farben und hat eine hübsch gemusterte Textur. Auch hier ist alles stabil und wertig. Lediglich die On/Off-Taste ist etwas zu klein geraten. Weitere Sondertasten gibt es nicht. Natürlich sind die üblichen Sonderfunktionen über Fn+F1-12 erreichbar.
Bei beiden Geräten befinden sich alle Anschlüsse rechts und links. An der Vorderseite gibt es nur Status-LEDs. Die Anschlüsse zähle ich hier nicht alle auf; es sind halt die üblichen. Beim 17-Zöller fällt auf, dass die USB-Anschlüsse auf der rechten Seite auf dem Kopf stehen.
Software
Beim Bestellen kann man wählen, ob eine bestimmte Linux-Distribution installiert werden soll oder ob man das selbst machen möchte. Ich habe mich dafür entschieden Ubuntu 12.04 64bit vorinstallieren zu lassen. Rechner- und Anwendernamen kann man vorgeben. So kann man nach dem Auspacken das Gerät sofort in Betrieb nehmen ohne sich um das Betriebssystem zu kümmern. Ich fand es positiv, dass Ubuntu 12.04 tagesaktuell war und Programme wie Gimp und Inkscape auch bereits installiert waren (bin mir nicht sicher ob das bei 12.04 Standard ist).
Probleme
Ganz ohne Probleme läuft es natürlich auch bei einem Linux-PC Händler ab. Beim 17 Zoll Notebook funktionierte der Kopfhörerausgang nicht. Ich musste in der Pulseaudio Konfiguration das automatische Erkennen eines neuen Ports abschalten um das zu beheben. Die Helligkeitsregelung schaltet in nur vier Stufen obwohl acht möglich wären. Beim eingebauten Stereo-Mikrofon muss lange probiert werden bis man einen Kompromiss zwischen Lautstärke und Rauschen gefunden hat. Die Home und End Tasten liegen unter PageUp/PageDown wodurch sie nur durch die Fn-Taste erreicht werden können. Das lässt sich jedoch schnell mit Xmodmap beheben. Es gibt keine LED die anzeigt, ob das Gerät im ausgeschalteten Zustand am Stromnetz hängt oder nicht (ausser man hat die LED am Netzgerät im Blick).
Beim kleinen Notebook gibt es weniger zu jammern. Wie schon erwähnt ist die Einschalttaste etwas zu klein geraten. Das Touchpad wird nicht von der Systemsteuerung erkannt und kann nicht Scrollen. Markieren mit Shift+Home/End funktioniert nicht (kann man evtl. auch über Xmodmap flicken).
Sonstiges
Das Aufwachen aus dem Bereitschaftsmodus funktioniert bei beiden Geräten. Alle anderen Sachen, wie Audio, Webcam, WLan, Grafikkarte usw. laufen einwandfrei. Die Lüfter beider Notebooks laufen je nach Last stossweise; beim i7 etwas öfters als beim i3 und liegen bezüglich der Geräuschentwicklung im normalen Bereich. Beide booten in gut 10 Sekunden (was der SSD zuzuschreiben ist) und bewältigen den Shutdown in etwa 3 Sekunden.
Fazit
Auch beim Kauf vom Linuxhändler ist man vor Überraschungen nicht gefeit. Dabei handelt es sich aber um Kleinigkeiten die sich beheben lassen, bzw. mit denen man leben kann. Die Phrase "läuft out of the box" hängt auch davon ab wie pingelig man ist. Das 15-Zoll Notebook kann ich auch Leuten empfehlen, die von Linux-Flickereien überhaupt keine Ahnung haben. Hier kann man sich lediglich über die fehlende Scroll-Funktion des Touchpads ärgern. Beim 17-Zöller ist die Qualität des Mikrofons ein Nachteil. Um die Lautstärkeregelung des Kopfhörerausgangs zu erhalten, muss man schon ein paar Stunden im Internet suchen und fragen bis man die Lösung gefunden hat; das ist nichts für Anfänger. Trotzdem, Daumen hoch für beide Notebooks vom Linux-Onlineshop.