Cermit
Anmeldungsdatum: 24. Oktober 2006
Beiträge: 352
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Hallo zusammen! Ich bin Lehrer und möchte meine Schülerdatenverwaltung (Noten,Klassenarbeiten,Adressen,...) besser organisieren. Bisher habe ich meine Schülerverwaltung über mehrere Dateien verteilt. Grundstock ist dabei eine Excel-Datei mit Makros, die eigentlich der einzige Grund dafür ist, dass ich noch Windows in einer VM laufen habe. Da ich mir verschiedene Fertigangebote angeschaut habe und diese nicht wirklich meinen eigenen Vorstellungen entsprechen, überlege ich etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Da ich noch so ca. 35-40? Jahre Schuldienst vor mir habe, bin ich auch bereit das Ganze über einen längeren Zeitraum zu entwickeln. Außerdem will ich bei der ganzen Sache auch was dazulernen. Meine Vorstellung ist die Verwaltung mit Hilfe von PHP und MySQL zu verwirklichen. Jetzt habe ich erstmal ein paar grundsätzliche Fragen: 1. Kann man das Vorhaben mit PHP und MySQL überhaupt umsetzen? Zur Erläuterung: Ich hätte gerne nachher ein Webinterface, in das ich die Schülerdaten eintragen kann. Dazu zählt vor allem die Bepunktung einer Klassenarbeit mit anschließender automatischer Übernahme und Bildung der Halbjahresnote (mit zusätzlichem Einfluss von mündlicher Beteiligung, anderen Faktoren,...). Ist PHP und MySQL dafür geeignet oder gibt es vielleicht eine bessere Möglichkeit? 2. Kann man das Ganze in eine bestehende Web-Seite (Seite existiert noch nicht, gucke mir gerade das CMS Joomla an) einbauen, so dass z.B. die Schüler und deren Eltern die ganze Zeit einen Überblick über ihre eigenen Noten haben? 3. Ausblick: Das Endprodukt wäre eine komplette Datenbank für die Schule, so dass Kollegen zumindest ihre Zeugnisnoten eingeben können und diese dann in unser Schulverwaltungsprogramm übernehmen können. Im Moment läuft alles noch mit händischem Eintragen in eine Excel-Tabelle, die dann in das Verwaltungsprogramm importiert wird. Das Programm selbst druckt dann die Zeugnisse. Ich habe wie gesagt noch keinerlei Erfahrung mit Datenbanken und PHP, bin aber bereit mich in die Materie einzuarbeiten, auch wenn es etwas länger dauert. Ich hätte nur gerne zunächst ein paar Meinungen, ob es überhaupt Sinn macht und wo man evtl. anfangen sollte, da ich im Moment den Eindruck habe, dass ich bei der Planung schon nicht alle wichtigen Punkte richtig berücksichtige. Ich weiß, dass es bei dem Thema Daten auch auf die Sicherheit ankommt. Haltet ihr einen Zugriff über Internet überhaupt für sinnvoll oder sollte ich mich von Punkt 2 verabschieden und es nur lokal auf einem Rechner laufen lassen. Für Meinungen, Ratschläge, Tipps wäre ich dankbar! Gruß Cermit Es wäre schön wenn jemand, der sich damit auskennt, mal seine Meinung schreiben könnte
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rocco_storm
Anmeldungsdatum: 3. November 2005
Beiträge: 1811
Wohnort: Ruhrpott
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hui, da hast du dir ja einiges vorgenommen. Als input dazu: ich habe letzten Sommer so etwas ähnliches umgesetzt, eine Kursverwaltung an einer VHS, mit Noten, Belegungsplan der Räume etc, und wir haben da mit 9 Leuten, die alle Informatiker sind, 3 Monate dran gesessen. Damit du mal weißt, auf was du dich da einläßt 😉 Nachtrag: Um deine Frage zu beantworten: ja, das ist mit PHP/MySQL umsetzbar, es geht aber eleganter, zum Beispiel mit J2EE oder auch Python. Aber je nach dem wie groß deine Schule ist, musst du dir bewusst sein, das ein Webinterface auch immer Angriffen ausgesetzt seinen wird, und das du grade bei so sensiblen Daten wie Schulnoten verstärkt auf Sicherheit achten musst
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faucon
Anmeldungsdatum: 2. Juli 2005
Beiträge: 171
Wohnort: Magdeburg
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Hi Also zum Thema Datensicherheit: gerade als PHP-Anfänger schreibt man im Zweifellsfall nicht gerade Hochsicherheitscode. Und mit Sicherheit gibts einen Schüler (oder einen Bekannten eines Schülers), der dann die Schwachstelle finden kann. Und schwupps, ich geh mal vom "böswilligen und geschäftstüchtigen" Schüler aus, ist er reicher als vorher, und der Notendurchschnitt steigt stark an 😉. Also, im Klartext: Online-Zugriff auf Noten halte ich für seehr gefährlich. Sonst ist das mit Sicherheit realisierbar. Allerdings kann ich zu PHP selbst keine tiefergehenden Erklärungen abgeben, ich würde für sowas ja Python bevorzugen... aber das ist eben Geschmackssache. Außerdem könnte man die Verwendung eines Webframeworks (Ruby on Rails - wäre dann ruby, oder www.djangoproject.org) in Erwägung ziehen, das erspart einem unter Umstädnen ne Menge Arbeit. Ich hoffe ich konnte etwas helfen. gruß maximilian edit: also, ich hab den post oben nicht gesehen (hatte schon angefangen zu schreiben, der nimmt dann ja schon einiges vorweg)
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Superdreadnought
Anmeldungsdatum: 31. Mai 2006
Beiträge: 563
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was das angeht muss ich mich meinen vorrednern anschließen, denn es kann dir wirklich teuer kommen (anwalt, gerichtskosten, urteil, ...), wenn etwas durch einen bug an die öffentlichkeit gelangt und dich derjenige, den es betrifft, verklagt. ich würde also empfehlen, zumindest so lange, wie du noch keine allzu großen erfahrungen mit web-programmierung hast, auf ein client-only programm zu setzen. als programmierpsrache würde ich dir java empfehlen, nachdem du so, nur für den fall, dass das progrämmchen auch unter windows laufen soll, keine zeit an portierung verschwenden musst (javas prinzip:write once - run everywhere).
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Marc_BlackJack_Rintsch
Ehemalige
Anmeldungsdatum: 16. Juni 2006
Beiträge: 4577
Wohnort: Berlin
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Perl, PHP, Python, Ruby funktionieren unter Windows nicht? Write once - run everywhere ist kein Prinzip sondern ein Werbeslogan. ☺
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Cermit
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 24. Oktober 2006
Beiträge: 352
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Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten! Ich habe gestern schon ein wenig im Netz nach Python gesucht und bin positiv überrascht. Da ich nächstes Jahr eh an einer Fortbildung zum Erwerb der Lehrerlaubnis für Informatik in der SEKII teilnehme und dort Java verwendet wird, wäre Java dann bestimmt auch eine gute Option. Gibt es (außer eigenen Vorlieben) Argumente, ob Java bzw. Python für mein Projekt besser geeignet ist? Wie sähe es dann mit einer Portierung für PalmOS aus (ich träum schonmal ein bisschen 😉)? Was ich bisher gefunden habe sollte das doch mit beiden Sprachen möglich sein, oder? Gruß Cermit
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Marc_BlackJack_Rintsch
Ehemalige
Anmeldungsdatum: 16. Juni 2006
Beiträge: 4577
Wohnort: Berlin
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Die eigenen Vorlieben mal beiseite gelassen, würde ich sagen das Projekt kann man sowohl in Java als auch in Python angehen. Da Du den Zeitrahmen recht grosszügig bemessen hast, könntest Du Dich ja mal in beide Sprachen einarbeiten und dann einen Prototypen in beiden erstellen. Zum einen denke ich, dass das bei einem so grossen Projekt für den Anfang ganz gut ist, etwas zu schreiben, wo man sicherlich schonmal ein paar Stolpersteine entdeckt und dass man wieder wegwirft um sauber von vorne anzufangen. Und zum anderen kannst Du danach eine sehr viel informiertere Entscheidung über die Sprache fällen, die Du dann letztendlich verwendest. Was das PalmOS angeht: Ich würde bei dem Programm auf jeden Fall eine sprachneutrale Schnittstelle planen, so dass man auch mit von "aussen" Daten einpflegen kann. Also zum Beispiel Import für CSV- oder XML-Dateien oder Zugriff über XML-RPC, JSON-RPC, CORBA, SOAP. Oder letztendlich mit den entsprechenden Sicherheitsmassnahmen auch eine Weboberfläche. Edit: Kennst Du das SchoolTool-Projekt? Vielleicht bietet das SchoolTool Student Information System schon ungefähr das was Du brauchst!?
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Treuepunkt
Anmeldungsdatum: 25. November 2006
Beiträge: Zähle...
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Hallo Cermit, meine Kenntnisse sind nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, aber informiere Dich bitte dringend, ob und welche Daten Du, per EDV, über Deine Schüler speichern und verarbeiten darfst. Die Möglichkeiten, die die EDV bietet, ist oft verlockend aber leider nicht gut. Wenn Deine Datenbank ein SELECT Name FROM Schueler WHERE FamilienStatus LIKE 'Scheidungskind' AND Wiederholer > 0 erlaubt, dann bist Du zu weit gegangen. MfG, TP
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user_unknown
Anmeldungsdatum: 10. August 2005
Beiträge: 17552
Wohnort: Berlin
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Mit edubuntu, dachte ich, gäbe es eine für Schulen präparierte Linuxversion, aber es scheint sich auf den ersten Blick um reine Schülersoftware zu handeln. "Linux an Schulen" ist mir aber bereits mehrfach als Stichwort über den Weg gelaufen, und bei google fand ich flugs folgende Links: http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=288 und http://www.linux-schulserver.de/ - womöglich gibt es mehr und bessere. Worauf ich hinauswill: Die Aufgabe ist so verbreitet, daß es überraschend wäre, wenn es dafür nicht bereits eine oder mehrere Lösungen gäbe, die man natürlich erst mal finden, ausprobieren, vergleichen und eventuell anpassen oder erweitern muß. U.U. spart man aber viel Zeit, die man in die Verbesserung bestehender Programme investieren kann.
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Cermit
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 24. Oktober 2006
Beiträge: 352
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@Treuepunkt: Danke für den Hinweis, aber die Daten, die du ansprichst, werden (wenn überhaupt) nur von der Schule selbst erhoben und nicht frei zugänglich gespeichert. Mir ging es ausschließlich um Verwaltung der Noten und evtl. die Kontaktadressen meiner Klasse und die darf ich definitiv speichern. @user unknown: Die Links, die du angibst, beziehen sich in der Regel auf die Schülerverwaltung im Netzwerk, sprich Mail, Dateiablage, ... sowas läuft bei uns schon im Netzwerk 😉 Mir ging es aber um eine Verwaltung der Noten. Ich werde mich am Wochenende (hab im Moment wenig Zeit, die Noten müssen bis Freitag feststehen 😉) aber nochmal auf die Suche machen, ob nicht jemand schon etwas ähnliches in der Richtung bei so einem Projekt entwickelt hat. Danke für die Vorschläge/Anmerkungen! Gruß Cermit
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Blattlaus
Anmeldungsdatum: 29. März 2006
Beiträge: 1399
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Ich werfe mal in den Raum, dass man sowas gaaanz prima mit Django (ergo: Python + Datenbank) machen kann. Geht schnell, ist unkompliziert und man spart sich unheimlich viel getippe. /: Ich muss natürlich gestehen, dass ich unheimlicher Python Fanboi bin, aber PHP sollte man sich imho nicht antun.
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firmian
Anmeldungsdatum: 14. August 2005
Beiträge: 102
Wohnort: Bergisch Gladbach
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Hallo Cermit, ich bin ebenfalls Lehrer und habe mich mit diesen Fragen auch schon intensiv auseinander gesetzt. Ich finde die Idee einer einheitlichen webbasierten Lösung sehr geeignet, effizient und ökonomisch. Sicherheitsfragen sind grundsätzlich technisch lösbar, wobei man natürlich im Vorfeld schon eine Plattformentscheidung treffen sollte, wie in den vorangehenden Beiträgen erörtert. Allerdings wird es immer jemanden geben, der eine Bestmmung kennt, wonach dieses Tun und Streben verboten ist. Aus diesem Grunde laufen in Deutschland keine größeren Schulsoftwareprojekte wie http://www.schooltool.org oder CanDo. Die Shuttleworth-Foundation bietet für beide Projekte kostenlosen Entwicklungssupport an, wenn sich eine Schule dafür interessiert. Ich teile die Ansicht, dass die 3. Variante eine Riesennummer ist, und würde mich nur zu meinem privaten Vergnügen nicht daran verschleißen. Nur wenn es ein schulweites Konzept dafür gibt, die Notwendigkeit anerkannt und die Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. In NRW ist dann allerdings schnell Schluss, wenn gesagt wird: "Wir haben doch SCHILD." Das ist nämlich zwangsvorgeschrieben. Meine Idee war, ein solches System mit einer Oberstufen-AG als Projekt aufzubauen. Leider bekam ich die AG nicht. Am Interesse der Schüler ist es nicht gescheitert. Die Sicherheitsbedenken, die sicher auch im Kollegenkreis vorgetragen werden, wenn man mit einer solchen Idee an sie herantritt, sollte man vor dem Hintergrund des bestehenden Systems relativieren. Aus meiner Erfahrung ist das nämlich mit ziemlicher Sicherheit ein völlig hilflos zusammengestricktes, löchriges Windows-Netzwerk, in dem Notenlisten mittels Disketten(!) und mehrfachen Handeingaben in die verschiedenen Programme (Berta, Schild, gp-untis etc.) eingetragen werden. Irgendjemand hatt dann noch ein paar Access-Formulare gemacht. Weil niemand mehr den Überblick hat, werden die Workstations einfach vom Netz genommen. Datenaustausch findet dann wie in den frühen 80ern per Diskette statt. Ich bin sehr interessiert, wie es jetzt bei dir weitergeht! Viel Spass! Karsten
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Cermit
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 24. Oktober 2006
Beiträge: 352
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@firmian: Deine Schilderung der IT-Situation kann ich voll unterschreiben. Wenn man sich bei uns an der Schule nur mal die gewachsene Netzwerkstruktur anschaut, bekommt man als professioneller Admin wahrscheinlich das Grausen. Es ist alles vorhanden, von LWL über Ethernet bis PowerLAN. Dann eine Fehlerquelle auszumachen ist sehr zeitaufwendig. Leider ist es so, dass jede Schule hier ihr eigenes Süppchen kocht und mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht auszukommen. Ich würde mal behaupten, dass eine gutes Konzept (z.B. eine webbasierte Lösung auf einem zentralen Server des Landes) auf Dauer wesentlich an Arbeistzeit der Kollegen/innen und damit Geld einsparen würde. Das wird aber jetzt zu OT 😉 Wie's bei mir weiter geht? Ich habe mich jetzt für Python entschieden und werde mich in den Ferien mal ein wenig in django einarbeiten und damit versuchen meine Vorstellungen zu realisieren. Vielleicht kommt dabei ja etwas Brauchbares heraus, das man auch für den Hausgebrauch veröffentlichen darf und kann. Das dritte Projekt ist für mich aber erstmal gestorben, da auch an unserer Schule die von firmian genannten Probleme bestehen. Ich hoffe nur, dass ich genügend Zeit finden werde, da ich neben der Renovierung des Hauses auch bald Papa werde 😉 Gruß Cermit
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mactas
Anmeldungsdatum: 8. April 2007
Beiträge: 183
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Was viele (Lehrer) vergessen: Eigentlich dürfen sie keinerlei Schülerdaten auf privaten Rechnern speichern!
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adun
Anmeldungsdatum: 29. März 2005
Beiträge: 8606
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Na, dann viel Glück für den Nachwuchs. Wenn ich noch etwas anmerken darf, du tust dir einen Gefallen, wenn du deine Software von Anfang an offen auslegst. Das heißt konkret - Versionskontrolle ( z.B. bazaar *Werbung mach*) - sinnvolle Dokumentation (vll auch mal ein Struktogramm) - Wiederverwendbarer Code (DRY, Don't repeat yourself) Das ist am Anfang ziemlich viel mehr Aufwand, aber zu einem späteren Zeitpunkt nochmal erheblich mehr Aufwand und es ist immer wieder erstaunlich welch eigentlich simplen Bausteine am Anfang das Endresultat erheblich beeinflussen. Ob du es dann letztendlich wirklich veröffentlichst, steht nochmal auf einem anderen Blatt, wäre natürlich schön, aber das Projekt wird allein von dieser Einstellung erheblich profitieren. Bei Vernachlässigung kann man ansonsten schnell an den Punkt gelangen, "Ach Scheiße, Neuschreiben wäre schneller 😉 " → tot enwickelt Python ist da schon eine gute Wahl, werden doch alle Forderungen schon sehr von der Sprache unterstützt. Im Hinblick darauf, dass du mit deinen Anforderungen nicht alleine bist und Unterstützung erwarten kannst, ist das natürlich auch zu betrachten.
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