Die Studie 🇬🇧 "Estimating the Total Development Cost of a Linux Distribution" der Linux Foundation 🇬🇧 beschäftigt sich mit dem monetären Wert einer modernen Linuxdistribution. Dabei kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Entwicklung von Linux einen enormen wirtschaftlichen Wert darstellt.
Grundlage für die Studie bildet die Community-Distribution Fedora 9 🇩🇪 von Red Hat. Die Autoren Amanda McPherson, Brian Proffitt und Ron Hale-Evans ermittelten zuerst die Anzahl der Code-Zeilen, dann Aufwand/Zeit und schätzten mit branchenüblichen Gehältern (Basis 2008) die Entwicklungskosten. Dabei orientierten sie sich an dem Constructive Cost Model (COCOMO).
Die Ergebnisse sind beachtlich. Demnach besteht die Distribution aus 204,5 Mio. Zeilen Quellcode die sich auf 5.547 Pakete verteilen. Um diese vom Stand "Null" komplett neu zu schreiben, bedürfe es 60.000 Personenjahre. Das entspricht einem Geldwert von 10,8 Mrd. US-$, umgerechnet ca. 8.4 Mrd. €. Berücksichtigt wurde nicht nur die Distribution, sondern auch der Kernel. Dieser bestehe aus rund 6,8 Mio. Zeilen Code. Daraus leiten sich rund 7.500 Personenjahre und dementsprechend ein Wert von 1,4 Mrd. US-$, umgerechnet ca. 1,1 Mrd. € ab.
Die in der Studie veröffentlichten Kosten berücksichtigen nicht nur die Gehälter der Entwickler. Infrastruktur- und Nebenkosten wurden mit einem Faktor von 2,4 angesetzt. Aus der Studie wird auch deutlich, dass es mit 60.000 Entwicklern nicht möglich wäre, die Distribution in einem Jahr komplett neu zu schreiben, da sich mit steigender Zahl der Entwickler die Effizienz verringert. So wird die benötigte Zeit für eine theoretische Neuentwicklung mit 25 Jahren angegeben.
Allerdings ist auch den Autoren klar, dass die Studie gewisse Schwächen aufweist. So ignoriert die Studie die Tatsache, dass die Gehälter der Entwickler nicht in allen Teilen der Welt auf dem gleichen Niveau wie in den USA sind. Hinzu kommt noch die Methode COCOMO. Diese ist auf proprietäre Software ausgelegt und berücksichtigt nur neu hinzugefügte Codezeilen, nicht aber das Ändern bestehender Codezeilen.
2004 führte David A. Wheeler eine Studie 🇬🇧 nach der selben Methode über den (Linux-) Kernel durch. In seiner Studie kam er zu dem Ergebnis, dass der Kernel 612 Mio. US-$ wert sei. Daraus schlussfolgert die Linux Foundation, dass dieses kollaboratorische Entwicklungsmodell einen enormen wirtschaftlichen Wert erzeuge. Zudem gibt sie an, dass in den vergangenen zwei Jahren 3.200 Entwickler aus 200 Ländern am Kernel mitgearbeitet hätten.
Trotz des enormen Wertes von 10,8 Mrd. US-$ liegt nach Ansicht der Linux Foundation der eigentliche Wert in einem anderen Bereich. Dieser sei eher in der schnelleren Entwicklung und höheren Flexibilität zu suchen. Hinzu kommt, dass die immens hohen Kosten auf sehr viele Schultern verteilt wurden und diese Leistung mit einem Vorgehen wie bei proprietärer Software nicht zu verwirklichen sei.
Quelle: golem, pro-linux, pressetext
[Ikhaya] Der Wert von Linux
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Wow, das ist ja wirklich beeindruckend! Ich muss zugeben, das hätte ich nicht erwartet. Schön, sowas zu hören! OT: heubi schrieb:
Was für ein Name in einer Studie, in der es um Geld geht... 😀 |
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Finde ich interessant, jedem ist eigentlich klar, dass die Studie praktisch Null aussagt, aber kein Bericht darüber mal auf Idee kommt anzuklagen, dass für solchen Blödfug Geld rausgeworfen wird. |
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Hehe... Und die haben nicht mal die Qualität des "Produktes" mit eingerechnet. Wenn man die nämlich in Relation zu Windows etwa berücksichtigt... |
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Wieso, ich finde nicht, dass sie nichts aussagt... Ist doch interessant. |
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interessant vielleicht, aber sie bringt nichts. da gäbe es bestimmt studien die linux weiter voran bringen würden. |
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In den USA wird alles auf Dollar umgerechnet, selbst der größte Dummfug. Das Problem: der "Wert" des bewerteten Objektes ändert sich mit dem Wert des Dollars. IMHO völlig überflüssig das ganze. Vielleicht mal interessant zu sehen, aber wenn ich das nicht erfahren hätte würde ich es auch überleben. |
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sitronen schrieb:
?solche kommentare hab ich auf heise und golem auch schon gelesen...und ich versteh die argumentation da hinter nicht o_0 In der Studie geht es darum, wieviel Geld es gekostet HÄTTE wenn man bezahlte Leute das hätte schreiben lassen. Allerings: Ohne bezugspunkt, bringt sowas nichts...man müsste wissen wieviel Geld (nach der Methode) die Entwicklung von Windows gekostet hätte...oder Apple oder whatever... |
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Das ist keine Studie - das ist eine Vermutung! |
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Ist tatsächlich ne bessere (?) Michmädchenrechnung. Interessant ist es trotzdem... aber das die "Studie" besonders viel Geld gekostet hat, wage ich zu bezweifeln... |
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heubi schrieb:
Das wären dann also nicht mal 10 Zeilen Quellcode pro Programmierer pro Tag? |
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Ob sinnvoll oder nicht und egal ob es 60.000 Personenjahre oder ob es vielleicht nur 10.000 Personenjahre sind bzw. waren. Die Studie bringt wieder einmal ins Rampenlicht, zu was eine starke Community fähig ist. Und ob sinnvoll oder nicht, die Studie wurde (ohne Auftrag unsererseits *g*) angefertigt und wir haben sie Euch nicht vorenthalten... turicon |
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Naja solche Schätzungen sind noch wagemutiger als der Marktanteil von Linux. Da wird einfach viel zu wenig beachtet. DrKolossos schrieb:
Naja, das Problem hier ist, dass nicht immer nur Quellext hinzukommt, sondern viel häufiger Quelltext ersetzt wird. So nachdem Motto: schreibe Funktion XY, merke XY ist Fehlerhaft, schreibe XY neu. |
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Das ist eigentlich der lustigste Satz im ganzen Artikel. Man bräuchte also für die Neuentwicklung länger als man für die bisherige Entwicklung gebraucht hat? Mehr von diesen aufschlußreichen Studien! 😀 |
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cuartetoclash schrieb:
Ne sorry, so läuft es doch in vielen Bereichen. Ich leite mir aus sehr obskuren Voraussetzungen eine Rechenvorschrift ab, vergesse ab da die Bedingungen der Basisgrößen (hier z.B: LLOC) und starte die große Rechenoffensive. Ist ja nicht schlimm. Das dumme ist nur, dass solche "Studien" beispielsweise BWLern in die Hände fallen können. Die brauchen so was händeringend um alle Arten von Entscheidungen objektiv untermauern zu können. Da wird dann eine schicke PowerPoint-Präsentation gebastelt und los geht es. Manchmal mit fatalen Folgen. Wenn du z.B. eine "Studie" durchführen würdest, was der Bau der Cheopspyramide heute kosten würde und dem entgegen hälst was sie in den letzten Jahrtausenden schon alles erwirtschaftet hat, würde es mich sehr wundern, wenn nicht an mehreren Orten parallel "Investorengruppen" anfangen Cheopspyramiden zu bauen. Klingt vielleicht erstmal bescheuert, aber genau in der Liga spielt diese "Studie".
Misst du das am Resultat? Der Preis ergibt sich wohl eher aus den beteiligten Personen und der Gesellschaft. Guck dir mal die Mitglieder der LF an: http://www.linuxfoundation.org/en/Members Nervig ist es vor allem deshalb, weil bei der nächsten kreativen "Studie" Microsoft das Geschrei wieder groß sein wird. |