Hallo, liebe Wikiautoren und -kritiker.
ich bin von Unki auf diesen Thread hingewiesen worden. Ich konnte ihn nicht ganz in aller Ausführlichkeit lesen, habe ihn aber zumindest überflogen. Seither war ich wieder offline und hab meine inzwischen sehr spät kommende Antwort formuliert. Bitte verzeiht mir, wenn ich nicht auf dem neuesten Stand bin oder Dinge scheinbar unnötig wiederhole.
Danke zunächst mal für Eure Gedanken und Vorschläge. Sicherlich war die alte Einführung nicht optimal. Uns ist es relativ schwer gefallen, diese Anleitungen zu verfassen, weil uns die Probleme der Wikineulinge allzu fern sind. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung hatten wir mal, nur sehr viel schlechter gemacht. Ich bin über die konstruktiven Vorschläge zur Autoreneinführung sehr glücklich.
Weniger einverstanden bin ich mit manchem, was zur Notwendigkeit der Regeln gesagt wurde. Diese Regeln sind nicht willkürlich festgelegt, sondern mit dem Wiki gewachsen. Das mag dazu führen, daß Details kritikwürdig sind, bedeutet aber auch, daß wir für jede einzelne Regel eine Notwendigkeit gesehen haben - ob es nun um die Vereinheitlichung der Formatierung geht (besser zu lesen), die Größe der Abbildungen (Modemnutzer), die Verwendung des Wissensblocks (Redundanz führt zu Unwartbarkeit) oder die Wahl von Begriffen (Wilde Mischungen aus deutschen und englischen Fachbegriffen tragen nicht gerade zu Klarheit bei). Ja, die Regeln sind umfangreich - aber wer das kritisiert, möge bitte einzeln Regeln ansprechen, die er für überflüssig hält. Ich glaube kaum, daß wir etwas finden, was man streichen könnte.
Nun zu dem Vorschlag, eine Art Artikelhalde einzurichten, auf dem Autoren, die die Regeln nicht lesen möchten, ihre Inhalte deponieren sollen. Das ginge, wenn die Anforderungen an Artikel sich auf den korrekten Einsatz von Kursiv- und Fettsatz beschränken würden. Wer die Regeln nicht gelesen hat, macht aber noch ganz andere Fehler, die sich nicht mal eben schnell korrigieren lassen: wer den Wissensblock nicht nutzt, investiert viel Zeit in Passagen, die wir dann mit unnötig hohem Aufwand wieder herausoperieren müssen. Wenn die Anrede falsch gebraucht wird, dürfen wir fast jeden zweiten Satz umformulieren. Wenn ein Artikel nicht ausreichend allgemein gehalten ist - wie sollten wir Wikimods das korrigieren, wenn wir von dem Thema selbst nichts verstehen? Wenn ein Artikel mehrere Themen gemeinsam abhandelt, kann die Aufteilung fast so aufwändig sein wie das Verfassen zweier ganz neuer Artikel.
Die Frage, die wir uns hier stellen müssen, lautet: "Wie schlecht darf ein Artikel formal sein, damit eine Korrektur sich noch lohnt?"
"Schlecht" bedeutet dabei nicht, daß der Artikel für sich genommen keine Qualität hat - es kann auch bedeuten, daß er nicht ins Wiki passt, weil er es unübersichtlicher und schwerer zu warten macht.
Ich glaube, daß Artikel, die ganz ohne vorherige Lektüre unserer Regeln verfasst werden, zu einem großen Teil nicht mit vertretbarem Aufwand korrigierbar wären. Selbst wenn wir die Ressourcen dazu hätten, wäre unser Aufwand für einen solchen Artikel ungleich höher als die paar Minuten, die man zum Überfliegen der Regeln braucht. Klar macht man nach diesem Überfliegen noch Fehler, aber zumindest die ganz großen Schnitzer sollten sich so vermeiden lassen, und die bisherige Erfahrung zeigt, daß neue Artikel, in oberflächlicher Kenntnis der Regeln entstanden, sich relativ leicht verbessern lassen. Artikel, die noch aus der Zeit vor der Formulierung der jetzigen Regeln stammen, mussten dagegen bei der Überarbeitung großenteils neu geschrieben werden - zumindest in den seinerzeit von mir gepflegten Bereichen.
Daher: das Lesen der Regeln muss dem Verfassen eines eigenen Artikels vorausgehen. Wir bekommen sonst Inhalte, die wir für ein hochwertiges Wiki nicht akzeptieren können, und die wir wegen des immensen Aufwands vermutlich selbst dann nur ungern einarbeiten würden, wenn wir die Zeit dazu hätten.
Soll das heißen, daß wir im Zweifelsfall auf Inhalte verzichen?
Darüber kann man natürlich heftig streiten. Ich möchte einfach nur zu bedenken geben, daß schlampig verfasste Artikel häufig noch ganz andere als die offensichtlichen formalen Probleme haben. Zumindest unter den von mir gepflegten und verbesserten waren es gerade diejenigen mit wenig Rücksicht auf unsere Regeln, die auch grundsätzliche Eigenheiten von Debian und Ubuntu ignorierten (beispielsweise dpkg-reconfigure nicht nutzten, ein Root-Passwort vergaben), spezifische Lösungen für seltene Hardwareprobleme als allgemeine Empfehlung darstellten oder ohne Warnung Konfigurationen empfahlen, die per Default mit gutem Grund deaktiviert sind. Zu einem guten Artikel gehört eben eine ganze Menge an Recherche; die Wikiregeln sind nur ein kleiner Teil davon. Sorgfalt in der Form ist nach meiner Erfahrung auch ein Indiz für sorgfältig durchdachte Inhalte.
Das allein muss kein Grund sein, auf Artikel zu verzichten. Es sollte aber verständlich machen, warum ich einer Einladung zum Schnellschreiben nach dem Motto "hier ist etwas Inhalt, macht was damit" sehr skeptisch gegenüberstehe. Ich fürchte, daß es dazu führen könnte, daß die in letzter Zeit deutlich gestiegene Qualität neuer Artikel rapide absinkt, weil sich kaum ein neuer Autor die Mühe macht, einen "richtigen" Artikel zu versuchen.
Wenn im Einzelfall ein potentieller Autor mit viel Wissen und wenig Zeit etwas beitragen möchte und das Gefühl hat, den umfangreichen Regeln nur mit großem Aufwand gerecht zu werden (Autoren mit hohem Anspruch mag das so gehen), dann kann er natürlich jederzeit das Wikiteam ansprechen und seinen Artikelvorschlag kurz skizzieren. Wir sagen dann ggfs "Mach bitte zwei Artikel draus (a und b) und bedenke, daß die verwandten Themen C, D und E bereits in anderen Artikel behandelt werden. Bitte verwende die Anrede "man" und liefere ansonsten Rohtext ab, der am leichtesten zu korrigieren ist."
Würden wir dagegen eine allgemeine Halde schaffen, bekommen wir eine Schwemme von Artikeln, die eben nicht aufgeteilt wären, die Themen aus anderen Artikeln erneut behandelten, die die falsche Anrede und Formatierung verwendeten, und aus denen man noch diejenigen herausfischen müsste, deren inhaltliche Qualität eine Neuformulierung rechtfertigen könnte. Ich hoffe, jetzt ist klar, warum ich sage "so geht das nicht".
Gruß
David