Nachdem ich nun bereits seit Version 6.10 mit Ubuntu auf meinen Desktop-PCs (meist ausrangierte Pentium-4-Büromaschinen) experimentiere, arbeite und spiele und mir Ubuntuusers mit seinem Wiki und seinen Foren schon bei vielen kleineren Problemen geholfen hat, möchte ich mich heute mal mit einem Erfahrungsbericht revanchieren:
Installation von Xubuntu 12.04 auf einem eeePC 4G (701)
Bekanntlich ist der 4G technisch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, meiner stammt von 2008 und ist u.a. mit einer amerikanischen Tastatur versehen. Das Teil wurde auch nicht frisiert, d.h., 512 MB RAM und 4 GB Flashspeicher werden von einem auf 630 MHz gedrosselten Celeron Mobile im Sparmodus auf Touren gebracht.
Mit dem ab Werk installierten Xandros konnte ich mich von Anfang an nie so recht anfreunden und so tat die längste Zeit ein Puppy-Derivat namens Boxpuppeee Dienst auf dem kleinen Racker. Zum gelegentlichen Surfen und Füttern der Stereo-Anlage mit Mp3s von einer externen Festplatte reichte es.
Nun sollte mal was Neues drauf. Kurz Ubuntu 10.04 „angespielt“ - läuft und wird ja auch noch ein Jahr unterstützt. Aber warum nicht einer aktuellen LTS-Version den Vorzug geben?
Da mir Unity und Gnome Shell nicht so recht gefallen wollen, fiel die Wahl auf Xubuntu 12.04, das ja auch verspricht, auf älterer Hardware gut zu laufen und vielleicht insgesamt etwas schmaler ausfällt, auch was den Platzbedarf auf dem Mini-Flashspeicher angeht.
Los geht’s:
Xubuntu-12.04-desktop-i386.iso herunterladen und mit Unetbootin auf einen USB-Stick brennen.
Das kleine Netbook über Kabel mit dem Internet verbinden.
Im eee-Bios die erforderlichen Einstellungen (1. Festplatte, Bootsequenz) vornehmen, damit das Teil vom USB-Stick bootet.
Ist egal, ob man sofort in die Installation geht oder den Umweg über das Live-System wählt: Man kommt genau bis zu dem Screen mit den Mindestanforderungen. Und eine davon lautet: Mindestens 4,3 GB Festplattenspeicher, die unsere Superkiste leider nicht aufzuweisen hat, Xubuntu 12.04 aber in Wahrheit auch gar nicht benötigt!
Also, den eeePC noch einmal vom USB-Stick in das Live-System booten lassen und dann mit Rootrechten in Leafpad (Befehl im Terminal: sudo leafpad) die Datei /usr/lib/ubiquity/ubiquity/misc.py öffnen. Fast ganz unten findet sich eine Zeile mit dem Eintrag „min_disk_size = size * 2“. Das bitte ändern auf „min_disk_size = size * 1.4“ und die geänderte Datei speichern.
Nun sofort aus dem Live-System heraus die Installation erneut starten lassen. Das ist wichtig, denn die geänderte Datei misc.py existiert nur im virtuellen Speicher des Live-Systems, ginge also bei einem Neustart wieder verloren.
Jetzt kann man sich durch das graphische Installationsprogramm arbeiten. Der eine oder andere Screen passt nicht so ganz auf den eee-Bildschirm mit seiner gewaltigen Auflösung von 800 x 480. Dann die kompletten Fenster mit [Alt + Maus] schieben, bis man das sieht, was man braucht.
Bei den Partitionierungsoptionen habe ich mich „für etwas anderes machen“ entschieden und die gesamten 4 GB Flashspeicher als Ext2 für / definiert. Kein Swap und kein journalisierendes Dateisystem, um die Zugriffe auf den Flashspeicher gering zu halten. Angeblich mögen die das ja nicht, obwohl die Meinungen darüber auseinander gehen.
Während der Installation hat man sich plötzlich selbst gegenüber, nämlich dann, wenn Xubuntu einem anbietet, für das User-Profil ein Bild mit der eingebauten Webcam aufzunehmen. Und richtig, die kleine Kontrolllampe neben dem Objektiv leuchtet ja, Webcam wird also grundsätzlich erkannt. Allerdings scheint im späteren installierten Xubuntu kein Programm für die Cam enthalten zu sein, man müsste also eines nachinstallieren, was ich aber nicht getan habe.
Ansonsten keine weiteren Überraschungen bei der Installation, alles läuft sauber durch.
Dann fordert das System dazu auf, neu zu starten, um statt des Live-Systems das installierte Xubuntu zu verwenden. Während dieses Neustarts wird man nicht zum Entfernen des USB-Sticks aufgefordert (bei Ubuntu wurde ich immer zum Herausnehmen der Installations-CD aufgefordert). Man muss ihn aber ziehen, denn sonst bootet das Ding natürlich noch einmal ins Live-System.
Wenn man ein WLAN hat, kann man sich freuen, denn der WLAN-Adapter des kleinen eeePC 4G läuft out-of-the-box. WLAN-Schlüssel eingeben, Kabelnetzverbindung kappen und ab geht die Post drahtlos.
Im Dateimanager kann man jetzt feststellen, dass noch rund 1,1 GB Festplattenspeicher zur Verfügung stehen. Das ist nicht viel, reicht aber für ein paar kleinere Dateien. Alles andere - Musik, Videos und die Fotosammlung – gehören auf eine externe Festplatte oder aber auf ausreichend große USB-Sticks oder SSD-Karten.
Bei dem verbleibenden Festplattenspeicher muss man sich mit dem Nachinstallieren von Programmen etwas zurück halten, aber eigentlich ist in Xubuntu ja auch alles drin, was man auf dem kleinen Teil so brauchen könnte. Ein paar Multimedia-Codecs vielleicht noch.
Etwas Platz lässt sich noch dadurch gewinnen und sparen, dass man in Synaptic „heruntergeladene Paketdateien nach Installation löschen“ einstellt. Und vielleicht ein paar nicht benötigte Programme über das Software-Center löschen. Zum Beispiel die ganzen Spiele, aber so richtig viel bringt das nicht.
Dinge wie Standby oder Ruhezustand habe ich nicht ausprobiert, ist für mich nicht so wichtig. Die meisten Funktionstasten funktionieren problemlos, z.B. WLAN ein/aus, Bildschirmhelligkeit, Ton ein/aus, Lautstärke.
So oder so hat man am Ende ein zwar nicht ganz taufrisches Netbook, das aber wieder mit einem aktuellen Betriebssystem läuft und somit noch gut für die nächsten drei Jahre ist.