Also die 1. Frage lässt sich mit einem Blick ins XFCE Wiki klären.
https://wiki.xfce.org/minimum_requirements
Dort könnt ihr nachvollziehen, dass XFCE auf allen Systemen 512 MB Ram braucht, außer auf OpenSuse. Da braucht man auh für XFCE minimum 1 GB. Ergo liegt der Höherere Ram-Verbrauch augenscheinlich eher am Kernel-Update von 4.x auf 5.x, wenn man nur Xubuntu betrachtet. Obwohl das so natürlich funktioniert, wird auch von xubuntu mindestens 1 GB empfohlen.
https://xubuntu.org/requirements/
Ubuntu 18.04 417,35 MB RAM Kernel 4.15.0-96-generic X 86_64
Ubuntu 20.04 296,06 MB RAM Kernel 5.4.0-21-generic X 86_64
Wer mag kann das ganze mittels grep Slab /proc/meminfo
Deutlich zu sehen ist hier also, dass der Kernel im Grunde deutlich kleiner geworden ist als größer. An dem liegen die 50 MB mehr Ram also schon mal nicht.
Allerdings muss ich auch anmerken, dass ich hier 2 Server mit den beiden Ubuntu Versionen vergleiche. 1 LTS-Version mit dem Daily-Build der nächsten. Die Server sind baugleich und haben daher ideale Testbedingungen für solche Spielchen.
So viel zum Thema Kernel.
Den kann man also erst mal ausschließen. Was allerdings tatsächlich die Größe der ausgelagerten Dateien im Arbeitsspeicher beeinflussen kann ist die Unterstützung veralteter Hardware auf neueren Systemen. So ein Compatibility-Layer frisst im Zweifelsfall tatsächlich Ram.
Der nächste Schritt diesem Vergleich wäre dann tatsächlich XFCE 4.14 gegen XFCE 4.12 in einer Virtuellen Umgebung zu testen und den Ram-Verbrauch bei beiden zu messen.
Ein Blick in die Change-Log: https://xfce.org/download/changelogs/4.14
genügt mir allerdings schon um eine Vermutung abzugeben, wo der höhere Ram-Verbrauch herkommt.
Zum einen wurde die in 4.12 noch verwendete Theme Engine (gtk-xfce-engine) über bord geworfen, weil sie veraltet war. Die neue Engine benötigt mit Sicherheit mehr Ram als die alte alleine schon zu Gunsten neuer Features ist das notwendig.
Zum andren haben wir hier eine ganz normale Entwicklung, die man hier auch nachlesen kann https://wiki.ubuntu.com/Kernel/RollingLTSEnablementStack
Bereits Ubuntu 18.04 war eine sogenannte EnablementStack-Release Das sind Versionen von Ubuntu, in denen Unterstützung für neue Hardware eingeführt wird. Nicht nur im Kernel,sondern auch anderswo.
Bedeutet nach wie vor, wer sich keine neue Hardware leisten möchte oder kann, der muss zwingend mit Leistungseinbußen rechnen, wenn er auf eine neue Ubuntu-Version, bzw einen aktuelleren Kernel aktualisiert.
Wenn dich das bei deinem Rechner wirklich stört, dann könntest du bis 2023 Ubuntu 18.04 ohne Probleme mit Kernelversion 4.x betreiben. Spätestens, wenn der Support für 18.04 ausgelaufen ist solltet ihr euch aber mit dem Gedanken anfreunden, dass der Support für neue Hardware, wie er bei Ubuntu mindestens in Abständen von 5 Jahren durchgeführt wird immer auch zu ungunsten alter Hardware gehen kann.
Wir hatten da vergangenes Jahr schon mal so ein Reizthema
https://www.omgubuntu.co.uk/2019/06/ubuntu-is-dropping-all-32-bit-support-going-forward
Kurz gesagt ging es dabei darum, dass Canonical den Support für 32 Bit komplett über den Haufen werfen wollte. Vor allem zugunsten der Kompatibilität zu modernen Rechnern. Der Shit Storm aus der Community war groß und 32 Bit Support ist nach wie vor vorhanden. Gerade weil die Community an der Ecke nicht begriffen hat, dass 32 Bit ein Relikt ist, das auch in der Welt von Ubuntu nichts zu suchen hat.
Angeführt wurde auch damals schon die Unterstützung älterer Systeme als Feature.
Im Grunde benutzt alle Welt 64 Bit Architekturen. Nur diejenigen, die Ihre Rechner nicht zum Schrotthändler tragen und umweltschonend verwerten lassen können, um Rostoffe, wie Gold, Platin usw. auszulösen, bleiben auf älterer Hardware sitzen und finden dann auch ein Argument dafür, warum das Sinn macht.
Man darf hier eher die Frage stellen, ob es sinn macht, noch vor einem „älteren“ System zu sitzen, wenn man doch weiß, dass das ganze eigentlich schon längst ausgetauscht gehört.
Einen Rechner 10 Jahre lang zu betrieben ist löblich und möglich. Im Produktionseinsatz und im Privatbereich aber auf keinen Fall sinnvoll. Allenfalls kosteneffizient.