Felix Boes schrieb:
Ich bin keiner der Leute die KDE 4.x hassen. Ich mag einfach den Stil von KDE 3.5 lieber. Wie genau ich den im aktuellen KDE 4.x mimen kann, weiß ich nicht. Als ich von Lenny auf Squeeze umgestiegen bin, habe ich das unter KDE 4.4 nicht zufriedenstellend geschafft und benutzte seit dem Trinity. Allerdings werde ich mich noch mal schlau machen.
und das ist ja auch völlig OK. Jeder soll das benutzen womit er am Besten zurecht kommt. Und damit wären wir bei meinem Hauptkritikpunkt am Trinity Projekt: es wäre völlig ausreichend kdesktop/kicker weiterzuentwickeln. Stattdessen forkt man everything and the kitchen sync und macht es dabei auch noch gewaltig kaputt.
Was dir nun helfen würde, wäre ein Artikel wie man KDE Plasma in ein KDE 3.5 verwandelt. Das wäre natürlich ein sehr schöner Artikel ☺
Ich verstehe deine Kritikpunkte (http://blog.martin-graesslin.com/blog/2012/02/having-a-look-at-the-oldnew-desktop-environments/), dass der Code des Trinityprojekts an gewissen Stellen nicht die selbe Qualtität hat, wie der KDE-Code und manche Entwickler Hater sind. Das merke ich als Benutzer aber nur indirekt. Da ich mit dem Produkt des Projekts aber bereits 2 Jahre sehr zufrieden bin, ist das für mich nicht so sehr von Bedeutung. Mir ist klar, dass du in deiner Position einen ganz anderen Kontakt zu dem Projekt hattest.
vor zwei Jahren war es fast nur eine Weiterführung von KDE 3.5. Nun versucht man (und scheitert) es weiterzuentwickeln. Leider ist das eher gefährlich
Allerdings sind mir auch Dinge noch unklar.
Ich habe noch nicht gemerkt, warum Trinity schlechter ist als KDE 3.5.10 in Debian Lenny. Ich benutzte Ubuntu erst seit 2 Wochen und habe dann auch Trinity installiert. Leider muss ich nun manchmal festellen, dass Trinity nicht so gut in Ubuntu 11.10 integriert ist, wie in Debian Lenny.
unter Debian Lenny hast du ja noch KDE 3.5 verwendet. Der große Unterschied ist, dass KDE Entwickler bei Debian mitarbeiten und KDE 3.5 so eingerichtet haben, dass es funktioniert. Dieses Wissesn fehlt den Trinity Leuten komplett. Dazu kommt, dass Debian Lenny halt alt ist - genauso wie KDE 3.5. Es ist viel einfacher alt mit alt zu bündeln als alt mit neu. Dazu unten mehr.
Leider verstehe ich nicht, in wie weit ich mein System zerstöre, wenn ich Trinity teste. So weit ich weiß, kann man alle Programme wieder deinstallieren.
Vorausgesetzt sie überschreiben sich nicht und beeinflussen sich nicht gegenseitig. KDE und Trinity haben gleiche Wurzeln. Das bedeutet (je nachdem wie die Pakete gebaut sind) überschreiben sich binaries (z.B. gibt es in beiden Projekten eine startkde oder ein kwin). Viel schlimmer ist, falls die gleichen Konfigurationsdateien verwendet werden.
Von meiner Einschätzung vom Verfolgen der Mailingliste ist den Entwicklern nicht einmal ansatzweise bewusst, wie der KDE Desktop intern überhaupt funktioniert. Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht kompetent genug sind, dies alles korrekt zu konfigurieren.
Ich verstehe weiterhin nicht, warum Trinity keine Zukunft hat.
Das ist recht einfach erklärt. Das System "Linux" ist ein rolling release. Alle Komponenten werden ständig aktualisiert. Alle Komponenten gehen bei Änderungen davon aus, dass alle anderen Komponenten sich schon anpassen werden. Eine einzelne Komponente einzufrieren ist fast unmöglich.
Trinity baut mittlerweile auf ziemlich veralteten Komponenten auf. Am bekanntesten davon dürften Qt 3 und HAL sein. Beides ist mittlerweile von den Entwicklern eingestampft und bei vielen Distributionen rausgeflogen. Bedeutet Trinity muss es weiterpflegen. Nun wird irgendwann mal der Tag kommen an dem der Linux Kernel sich noch weiter an udev anpasst, so dass HAL als Laufzeit nicht mehr funktioniert. Dann funktionieren halt keine USB Sticks mehr unter Trinity.
Anderes Beispiel ist die Umbenennung von Linux 2.6.40 in 3.0. Viele Anwendungen sind davon ausgegangen, dass die major Nummer des Kernels halt die dritte Stelle ist. Das war halt die letzten 20 Jahre so. Nun kommt Linus daher und ändert das einfach. Mir sind Fälle bekannt, dass der KDE Code angepasst werden musste. Der gleiche Code existiert wahrscheinlich auch in Trinity, nur da wurde er wohl nie angepasst (zu wenige Entwickler, zu wenige Nutzer, die das merken würden). Der Code funktioniert nun halt nicht mehr.
Das Problem was ich hier beschreibe ist als bitrot bekannt. Wenn sich das komplette System herum verändert, verfault der Code, der nicht angepasst wird. Um die Codebasis von Trinity am Leben zu halten, bräuchte es ein paar hundert Entwickler. Trinity selbst hat aber weniger Entwickler als die meisten KDE Projekte. Keine gute Ausgangslage. Dazu kommt die krankhafte Technologiefeindlichkeit der Entwickler. Das Problem ist noch schlimmer als ich es in meinem Blogpost beschrieben hatte. Es werden grundsätzlich alle neuen Technologien abgelehnt. Neue Technologien passen nicht ins Weltbild. Alles was das Weltbild in Frage stellt, wird daher abgelehnt. Natürlich stellt jede neuere Technologie Trinitys Codebasis in Frage - schließlich ist er ja gut 10 Jahre alt. Die Auswirkungen um die grundsätzlichen Problem wie HAL zu beheben, kann man sich ja dann vorstellen.
Unter Debian Lenny trat dieses bitrot Problem nicht auf, genausowenig unter RHEL oder SLES, da das komplette System auf alten Komponenten eingefroren wurde.
Mir liegt es fern mir dir einen Streit über Trinity vs. KDE anzufangen. Ich möchte nur deine Argumente verstehen und hoffe ich konnte verständlich machen, aus welcher Sicht ich auf Trinity blicke. Ich bin kein Fanboy und sollte KDE 4.x oder eine andere Desktopumgebung mehr meiner Wünsche erfüllen, werde ich so schnell es geht wechseln.
meine Empfehlung: schau dir mal razor-qt an.