Interessanter Thread. Ich habe die genannte Ansätze - bis auf den digitalen Stift, also den SmartPen - alle schon durch. Zunächst habe ich es eine Zeitlang mit Einscannen probiert. Das hat sich aber als unpraktisch erwiesen, und zwar aus mehreren Gründen. Zunächst ist es so, dass man überhaupt mal dazu kommen muss, alles zu scannen. Das vergisst man nämlich geĺegentlich. Außerdem führt es dazu, dass man im Endeffekt wirklich nur das scannt, was man aktuell für wichtig hält. Oft ist es aber so, dass man denkt: "War da nicht mal was?" - und dann will man in seinen Notizen nachgucken, hat aber genau die nicht gescannt, weil sie eben nicht wichtig zu sein schien.
Ein weiterer Grund gegen das Scannen ist die Unveränderlichkeit. Es kommt so oft vor, dass ich etwas dazuschreibe. Und dann quält man sich mit so Fragen rum, wie: "Soll ich das jetzt nochmal scannen?" und tut's dann im Endeffekt natürlich doch nicht.
Dann habe ich mir ein X200 Tablet zugelegt und die Mitschriften mit xournal gemacht. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Mich habe eher Details gestört. Zunächst fehlt unter xournal - ebenso wie unter allen anderen freien Linuxanwendungen eine Kantenglättung, also ein Gauss-Filter zum Beispiel. Das klingt jetzt erstmal nach Spielkram, aber an irgendeinem Punkt konnte ich meine eigene Handschrift nicht mehr lesen. Das wird eher für Leute wie mich relevant sein, die besonders klein schreiben, aber für die umso mehr.
Das nächste Problem ist die Auflösung des X200 Tablets, und zwar die Ausgabeauflösung von 1280x800 Pixeln. Das ist eine gigantische Diskrepanz zu der Eingabeauflösung des Wacom-Tablets und auch zum Trackpoint. Wir haben seinerzeit mal testweise in den xournal-Code eine Ausgabe eingefügt, die bei jeder registrierten Koordinate eine Ausgabe aufs Terminal geschrieben hat. Der Digitizer war da in der Auflösung etwa um den Faktor 5-10 gesprächiger. Anschaulich gesprochen: Ich konnte ein handschriftliches "a" so klein auf das Tablet schreiben, dass das Display 4 Pixel belegt hat - nach dem Reinzoomen auf 800% war es wieder als "a" zu erkennen. Mein Punkt ist also: Wenn man klein schreibt, keine Kantenglättung und eine geringe Displayauflösung hat, dann kann man manchmal an den Punkt kommen, wo man seine eigene Schrift nicht mehr lesen kann. Deshalb sind X220T bzw. X230T für mich auch keine Alternative - die Pixeldichte ist ähnlich.
Eine weitere Erfahrung, die ich gemacht habe: Wenn man das Tablet nicht nur in Situation verwenden will, in denen man Protokoll führt, dann kommt man oft in die Situation, in der man etwas nachgucken möchte, z. B. ein PDF öffnen, kurz was im Netz recherchieren. Und dazu ist es dann doch ganz sinnvoll, einen zweiten Bildschirm zu haben. Das ist also ein Argument pro Android-Tablet (und auch pro SmartPen). Da gibt es ja z. B. das Galaxy Note 10.1 2014 (auch in 12 Zoll erhältlich), das mit der gigantischen Auflösung von 2540x1600 schon einmal sehr gute Voraussetzungen hat. Bei Android-Geräten verwende ich nur Cyanogenmod und keinen Google-Play-Store. Von daher würde ich auf eine freie Anwendung von FDroid zurückgreifen wollen und das wäre dann Quill. Das hat sogar Katenglättung, aber ein ganz entscheidendes Feature fehlt: Nämlich dass man - es hat bestimmt einen Namen - bereits geschriebene Elemente/Linien einfach umranden und dann frei verschieben kann. Diese Funktion habe ich unter Xournal ständig genutzt, denn das ist der große Vorteil von digitalen Mitschriften: Wenn man umsortieren muss, dann sortiert man halt um. Das Ins-Reine-Schreiben entfällt praktisch.
Tja, und deshalb in ich im Moment wieder auf Notizheft und Stift umgestiegen. So habe ich meine Mitschriften zwar nicht digital, aber immerhin kann ich parallel recherchieren. Ich müsste mal so einen SmartPen ausprobieren, aber da scheint es ja auch wenige zu geben, die sich ohne extra proprietäre Software sinnvoll nutzen lassen.