Das Wiki ist eine ganz andere Sache als das Forum. Im Forum tummeln sich die Massen und beteiligen sich auch hin und wieder. Ins Wiki wird selten reingeschaut, wenn man es nicht verlinkt. Vom Schreiben ins Wiki möchte man da noch gar nicht sprechen.
Das Wiki hat so seine eigenen Tücken. Die Syntax ist nicht für jedermann einfach. Die Anforderungen für Anpassungen sind sehr streng, weil eine sehr hohe Qualität gefordert wird. Die psychische Hürde, einen Fehler zu begehen, ist viel höher als im Forum. Der Aufbau ist bereits vorgegeben, so dass eigene Vorstellungen mitunter nicht umgesetzt werden können.
Man sollte lesen, ob die eigene Anregung vielleicht schon umgesetzt wurde, in einem übergeordneten oder anderen Artikel zur Thematik Platz fand oder ob sie in der Diskussion schon mal vorkam und abgelehnt wurde. Man muss einigermaßen Ausdruck beherrschen bzw. sollte das Wiki nicht zu sehr als Mix verschiedener Sprachstile wahrgenommen werden.
Die Form ist recht streng - es sorgt immer wieder für Fragen, ob z.B. ein Befehl so
oder so markiert werden sollte, ähnlich bei Begriffen, Ordnern und Fehlermeldungen. Trotz Vorschaufunktion ist das Risiko sehr hoch, dass das Ergebnis nicht den gewünschten Erwartungen entspricht.
Keiner macht sich gern einen riesigen Aufwand, nur um dann doch auf die vorherige Version zurückgesetzt zu werden oder mit noch mehr Arbeit zur Überarbeitung beladen zu werden. Aus Frust hab ich ich schon mal meinen eigenen Artikel, an dem ich drei Stunden saß (an dem Script noch viel länger), einfach löschen lassen, weil das Wikiteam immer mehr Ansprüche hatte und glaubte, der Perfektionismus muss hier ausgelebt werden.
In meinen Augen gibt es schlimmere Artikel, der war für mich perfekt. Aber das Team glaubt, jeder hat so viel Zeit, die Artikel zu bearbeiten und täuscht sich dabei entschieden. Meist geschieht sowas unter Zeitdruck nebenbei und da ist es nicht hilfreich, noch x Überarbeitungen zu fordern. Da vergeht einem die Lust. Und dann lässt man es halt einfach sein oder schleift nur noch Kanten bestehender Artikel.
Und da gibt es hier und da einiges, was noch zu ergänzen wäre, manchmal ist es nur artikelübergreifende sinnvolle Vernetzung von Artikeln und Problemlösungen. Meiner Meinung nach braucht sich das Team über mangelnde Beteiligung also nicht zu sehr wundern. Ich möchte mal behaupten, dass ich in Deutsch nicht der Schlechteste war und trotzdem verging selbst mir mal die Lust entschieden. Mittlerweile kann ich damit besser umgehen bzw. bereite mich besser vor. Und kann auch nochmal was nacharbeiten. Kann mir aber vorstellen, dass da nicht jeder Bock drauf hat.
Das ist wohl der Preis für den Perfektionismus des Wikis - dass nur noch Perfektionisten dran mitwirken können/ dürfen/ wollen/ sollen und davon sind wir nun mal nicht so viele, weil es dazu eine gewisse Expertise bedarf, auch in Ausdruck usw.
Ein weiteres Problem ist das der Relevanz: Ist etwas relevant für einen Artikel? Passt es in die bestehende Struktur? Müsste der Artikel dafür oder sowieso nicht mal grundüberarbeitet und entschlackt sowie neu strukturiert werden?
Es fehlen auch Rankings, aber das ist für Beteiligung nicht das Problem, es sei denn, die willigen Schreiberlinge spüren, dass in einem Artikel was nicht stimmt. Beispiel: In GRUB 2/Problembehebung stehen x Lösungen drin. Komisch nur, dass die meisten nur Spezialfälle sind und ein Ranking von 100 bekommen müssten, während ein simples Neuinstallieren von Grub die Lösung für 99% der Probleme ist, aber der Artikel spiegelt dieses Verhältnis nicht wieder. Von Spezialproblemen mit etwa EFI mal ganz abgesehen.
Oder: Es taucht öfter mal die Frage nach LUKS-Verschlüsselung auf, wurde aber weder im LUKS-Artikel im Abschnitt Öffnen noch in chroot/Live-CD sowie GRUB 2/Reparatur erklärt bzw. im LUKS-Artikel nur auf den Einrichtungsabschnitt verwiesen. Da soll dann also einer, der mit mount usw. nix anfangen kann, sich die richtigen Befehle zusammenwürfeln und nicht aus Versehen luksFormat dabei erwischen?
Da ja LUKS (Systemvollverschlüsselung) nun schon länger auch im Installer angeboten wird, habe ich z.B. diese entsprechenden Artikel überarbeitet, aber das braucht schon viel Fingerspitzengefühl und Glück, dass das Ergebnis auch möglichst (richt)linientreu ist. Und gerade bei chroot kann man nicht nur auf einen unfertigen LUKS-Artikel verlinken, der seitenlang ist, sondern muss auch mal eine Doppelung haben (weil diese Ausnahme für chroot sinnvoll ist). Einfach, weil der chroot ohnehin schon eine Hürde ist, wo deshalb jeder Befehl im Wiki vorgekaut werden muss. Vorher befand sich da nicht der kleinste Hinweis auf LUKS.
Oder ganz aktuell hier: zurück kopiertem → Zurückspielen. Das hatte ich zuvor auch da stehen. Hab dann überlegt, dass stilistisch Zurückspielen unpassend ist, da man etwas kopiert und nicht spielt. Aber beim Kürzen des Artikels wurde dieser "Fehler" wieder mit eingebaut.
Und hier: Loginmanager → Displaymanager. Da hab ich extra im Link Loginmanager geschrieben, denn es verlinkt nur auf Displaymanager. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich kenne niemanden, der Displaymanager sagen würde. Ich wüsste damit nichts anzufangen. Mit Loginmanager weiß jeder sofort was anzufangen.
Wahrscheinlich hieß der Artikel aber historisch Displaymanager und der Link wurde sinnvollerweise später ergänzt. Nur warum muss man dann an den alten Schreibweisen festhalten, nur weil es der Hauptartikel, aber mit einer unglücklichen Bezeichnung ist, die nicht alle verstehen? Man könnte nun modern und verständlich sein, indem man nach und nach auch den neuen Link Loginmanager benutzt, der ja auf exakt denselben Artikel verlinkt. Aber das wird nicht gemacht. Die Form wiegt da wohl über die Anwendbarkeit des Wikis?
Und so zieht sich das durch das ganze Wiki: Im Artikel Hardware fehlte, man mag es kaum glauben, sogar der Hinweis auf das Menü Zusätzliche Treiber. Experten werden also betriebsblind und vergessen die offensichtlichsten Dinge zu erwähnen und dann findet man sich in einer unbrauchbaren Linksammlung von Expertenwissen wieder, der der einfachste und wohl wichtigste Hinweis fehlt.
Das sind keine Vorwürfe, soll auch sicher andersrum bei mir nicht so ankommen. Tut es manchmal in die eine oder andere Richtung sicherlich trotzdem. Es wirft aber mindestens stilistische und inhaltliche Fragen auf. Und auch Fragen, ob und inwieweit man die Mängel des Wikis überhaupt beseitigen kann, ohne irgendwie zurückgeworfen zu werden, indem es vielleicht alles nicht übernommen oder wieder auseinandergepflückt wird.
Das ist eben Gruppenarbeit, aber Fragen bleiben offen und nach einer Korrektur eines Mods möchte man ja für all die Kleinigkeiten auch nicht erst eine Diskussion starten, weil die Wikimods ja auch genug zu tun haben - eigentlich müsste man es aber und das alles in Gruppendiskussionen klären und noch mehrmals Umformen bzw. teils Zurückformen, z.B. den Begriff Zurückspielen.
Also ist das mit der Beteiligung gar nicht so einfach. Ein sorgfältiger Wikiabschnitt für Ungeübte kann schon mal die 3- bis 10-fache Zeit eines gleichlangen Foreneintrages fressen und man ist danach eher geschafft als wie im Forum erholt.
Man könnte aber bewerben (z.B. im UWR sowie in Ikhaya/ Inyoka), dass man sich in den Diskussionen zu den Themen austoben kann (wird sowieso nicht so wild wie im Forum) und dass die besten Vorschläge dann gemeinsam erarbeitet und übernommen werden können. Aber auch sowas ist wieder langwierig, zeitfressend, erfordert viel Abstimmung untereinander und entsprechende Verluste von Abschnitten und Beitragenden, die sich disqualifiziert fühlen.
Eine Gruppenarbeit mit Zitieren wäre aber schon schön, ähnlich einem Pad. Dann kann ein technisches Genie seine Ideen reinwerfen und ein andrer seine Sprachtalente durch Überarbeitung bzw. Ausformulierung zur Geltung bringen. Wie sehr man das an den Mann bringen kann, sieht man ja. Vielleicht sollte man einmal im Quartal so einen Aufruf per UWR starten. Oder Crashkurse anbieten, wie man im Wiki was bearbeitet - viele trauen sich das schlicht nicht. Gibt's dazu eine Spielwiese? Dann könnten wir diese zum Beispiel prominent in einem UWR verlinken...
Grüße, Benno