Ich handle grundsätzlich nach dem Motto: Rechne immer mit dem Eintreten von Dingen, an die du heute noch garnicht denkst, also dem Schlimmsten.
Meine höchst paranoiden (eher höchst pessimistischen) Gedanken zu dem Thema:
Ich zerstöre meine Platten alle grundsätzlich. Schon alleine weil ich nie sicher sein kann, ob die Daten wirklich alle weg sind, da man nie genau weiß, was der Controller der jeweiligen Geräte tatsächlich tut. Heutzutage wird in sämtlichen Gerätschaften für Performance immer mehr die Sicherheit aufgegeben (ich vermute "Spectre" beruhte z.B. auch genau darauf: "Performance statt Sicherheit", ansonsten war es Absicht).
Zu den Magnetfestplatten:
Ich hatte damals etwas davon gelesen, dass die Magnetisierung immer oberflächlich (durch den Schreibkopf von oben herab auf den Pattern) stattfindet und bei Überschreiben der Daten in den unteren Schichten der Pattern Restmagnetisierung übrig bleiben kann, die immer tiefer herunter wandert (gabs mal ein schönes Bild zu, wie die neuen und alten Daten wie Magnetschichten übereinander liegen, wärend die unteren Schichten immer dünner und unleserlicher werden) Sprich: mit passenden (Labor)Werkzeugen kann man ohne zu viel Hitze zu erzeugen, die oberen Schichten der Pattern präzise abtragen und so an die unteren Schichten nach und nach heran kommen, (ähnlich wie bei einer Hirn Spintomographie) und diese wieder auslesen (was dem Original Schreibkopf der Platte selbst sonst unmöglich wäre). Die Daten sind vielleicht digital. Die Magnetisierung aber ist analog. Das bezieht sich aber auf Magnetplatten von vor 10-20 Jahren. Keine Ahnung ob das bei heutiger Technologie noch immer so ist. Und ansonsten richte ich im Zweifelsfalle auch lieber mit Zufallszahlen Chaos an, statt mit 0en nur die vorhandene Magnetisierung abzuschwächen. Klar, der Aufwand Magnetplatten im Labor zu sezieren ist hoch und man muss schon ein langjährig beobachteter "Terrorist" sein, bis eine Organisation diesen Aufwand treibt. Aber erstens weiß man ja nie (vieleicht werden entsprechende Geräte irgendwann für Jedermann erschwinglich?) und zweitens wurde das großflächige Datensammeln auch bereits mehrfach automatisiert. Warum nicht auch die Festplattensezierung, passend zur Industrie 4.0 ? Gibt auf jedenfall genug gestörte Menschengruppen, die alles dafür tun, an so viele Daten wie nur irgendmöglich zu kommen und diese per Datenanalyse zu einem schlüssigen Gesamtkonstrukt zusammenzusetzen (mit gestörten Gruppen meine ich die, die ALLE Daten der gesamten Welt sammeln wollen, bzw. eine hitlersche Denkweise an den Tag legen).
Oder du hast im schlimmsten Fall einen "Performance"-Controller, wie Frostchutz schon schrieb, der sich garnicht erst die Mühe macht, 50 billionen Nullen zu schreiben und statt dessen lieber ein schnelles "ab hier 50 billionen Nullen"-KByte setzt und den Rest lässt wie es ist, weil das Zeit und Strom spart und "Öko-Zertifikate" einhält oder Benchmarks pusht... aber eben die Sicherheit aussen vor lässt.
Nach der Xerox-Scankopierer Geschichte, die der CCC aufgedeckt hat und die weltweit vermutlich unermesslichen Schaden verursacht hat (selbst Präsidenten wie Barrack Obama hat das direkt getroffen und im Falle seiner Geburtsurkunde öffentlich in Erklärungsnot gebracht), habe ich ohnehin sämtliches Vertrauen zu elektrischen Geräten verloren (bzw. in die geistigen und ethischen Fähigkeiten von Ingenieuren). Ausserdem ist es wie oben schon erwähnt aktuell ein Trend, koste es was es wolle, aus allem auch noch das letzte Quäntchen Effektivität heraus zu holen, was dann zu den dubiosesten und vor allem hoch gefährlichen Ergebnissen führt (wie im Fall Xerox).
Okey die obige Paranoia, Thema: Festplatten-Sezierung ist schon hochgegriffen. Zumindest derzeit. Aber zum Thema:
rleofield schrieb:
Aber mal ehrlich, wer hat Interesse daran, eine unbekannte Platte, die er bei eBay erwirbt, mit hohem Aufwand so zu untersuchen, dass da noch was entdeckt wird?
rleofield
Da gibt es mehr als genug neugierige Händler die bewandert genug sind und sich grundsätzlich erstmal sämtliche Inhalte von Platten anschauen/wiederherstellen, soweit möglich, z.B. weil sie sich nebenbei in diesen Themen weiterbilden oder studieren und einfach nur ausprobieren. Und in den dunkleren Bereichen gibts noch die Adress und Kreditkarten Händler. Oder nach Aufmerksamkeit suchende Denunzianten, die fremde Daten nach möglichen Straftaten durchwühlen, weil sie körplich zu Hause gefesselt sonst nichts zu tun haben, nur mal so als spezielles Beispiel. Es gibt viele, teils unterschiedlich phsychisch gestörte Menschen mit den unterschiedlichsten Motivationen.
Ein weiteres Thema ist die Passwort Sicherheit. Wer sagt denn, dass aktuelle Verschlüsselungen in Zukunft noch sicher sind? Wenn ich Pech habe, wird die Festplatte so schnell nicht verwendet/überschrieben. Irgendwann von einem Vintage-IT-Sammler oder einem neuen Extremistenstaat aufgegriffen, in einem Archiv gesammelt welches automatisiert veraltete Algorythmen entschlüsselt, um z.B. mehr über politische Ansichten von Personen heraus zu finden oder deren sozialen Verknüpfungen zueinander. Vermutlich helfen dagegen dann noch nichtmal heutige Verschlüsselungen die nach dem System der "glaubwürdigen Abstreitbarkeit" arbeiten, weil selbstlernende Algorithmen aus dem "Rauschen" der Daten die unterschiedlich verschlüsselten Bereiche und dessen Crypto-Algorithmus herauslesen können und das primitive Bruteforce wird mit leistungsstärkeren Rechnern auch immer schneller. Oder die Passwörter werden dann von lernender KI direkt geknackt.
[b]Ein Katz und Maus Spiel das für die Maus beendet ist, sobald sie ihre Daten aus der Hand gibt und nicht mehr an aktuelle Sicherheitsstandards anpassen kann, anstatt sie besser gleich zu zerstören.[/b]
Wenn ich höre das Geheimdienste bei Magnetfestplatten auch die Controller zerstören und die Pattern mit dem Dremel bearbeiten, dann verfahre ich auch so (wobei ich das Dremeln aus gesundheitlichen Gründen nicht empfehlen kann). Ich "schreddere" Magnetfestplatten mindestens 3 mal mit Zufallszahlen, baue die Pattern aus, male überall vorder- und rückseitig mit einem scharfen Gegenstand meine "Sonnenstrahlen" drauf, danach zerbreche oder verbiege ich sie in möglichst kleine Teile und jeder noch so kleine IC auf der Controlerplatine wird in mindestens 2 Teile zerbrochen. Dann kommt der Mist auf den nächsten Wertstoffhof in den Sondermüll. Klingt für manche völlig übertrieben, für mich selbst klingt es aber eher nach "ich mache es ordentlich, während andere schludern". Verkaufen tue ich Datenträger technisch generell garnichts. Klingt aufwendig, mache ich aber höchstens mal alle 5 Jahre, wenn ich ein par Datenträger ausmiste (und so viele habe ich nicht). Da ist für mich der Aufwand gerechtfertigt. Die Ökologie ist mir in diesem Fall egal. Wenn die Industrie und die Politik ihren Job nicht machen, sehe ich es nicht ein, dies auszubaden, in dem ich privat datentechnisch Leichtsinnigkeit an den Tag lege.
PS: Und noch etwas wichtiges worüber generell jeder mal nachdenken sollte:
Ich bin weder Terrorist, noch habe ich illigale Daten auf meinem Rechner. ABER: Ich beschäftige mich selber zunehmend mit dem Thema Datenanalyse. Und wenn ich sehe wie dort, aus den scheinbar noch so unsinnigsten Daten hochinteressante oder gar bristante Details zusammenkombiniert werden, dann habe ich dennoch Angst um meine Daten und was sich zukünftig mit intelligenten Algorithmen dort herauslesen lässt. Zudem kommt noch, das sich politische Ansichten regelmäßig ändern. Heute mag es. z.B. lobhaft sein, sich für behinderte oder homosexuelle Menschen etc. einzusetzen. In Zukunft kann sich das Blatt aber schnell wieder wenden (hatten wir ja bereits) und dann bringen dich deine heute achso harmlosen Daten (und Ansichten) schnell auf den Scheiterhaufen. Und das ist nur ein Beispiel.
Zum Verhängniss werden einem meist die Dinge, an die man nie denkt inklusive Murphys Gesetz. Daher macht es immer Sinn, seine Privatsphäre maximal zu schützen. Man braucht nur in die Vergangenheit schauen.
Das soll aber nur meine Sichtweise darstellen und zum Nachdenken anregen und keinesfalls bedeuten, dass man es mir gleichtuen soll. Jeder ist für sich selbst verantwortlich.
Kurz: HDD's zerstöre ich, weil der Zustand des Restmagnetismus fragwürdig und für mich unberechenbar ist.
Flashspeicher zerstöre ich, weil ich nicht weiß (ebenfalls bei heutigen HDDs) was deren Controller treiben. Was TRIM tatsächlich macht, weiß auch nur der Hersteller. Mir persönlich ist das nicht sicher genug. Das nutze ich nur, wenn ich selber die Platte neu aufsetze. Ehe ich sie aus der Hand gebe, zerstöre ich sie aufwendig.