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Fragen zu UEFI/GPT

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Lubuntu 14.04 (Trusty Tahr)
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user32847

Anmeldungsdatum:
29. Januar 2014

Beiträge: 332

Hallo Ubuntuusers,

momentan setze ich mich etwas mit UEFI, der GPT usw. auseinander. Trotz dem Lesen des Wikis und anderer Seiten, finde ich das alles noch etwas undurchsichtig. Man findet auch ganz wenige Seiten, die die Funktionsweisen gut erklären. Es scheint, als gäbe es wirklich nur relativ wenige Leute, die diesbezüglich einen vollständigen Durchblick haben. 😉

Wie das BIOS mit dem Master-Boot-Record funktioniert und wie der Bootvorgang aussieht, ist dort klar. Im MBR befindet sich ein Bootloader, der auf die entsprechende Partition „verweist“ und dort an den Bootloader die Aufgaben weitergibt. Stimmt doch so, oder?

Nun zum UEFI-Modus:
Hier wird also sofort die UEFI-System-Partition verfügbar gemacht, in der wiederum der Bootloader und die Kernel-Dateien gelagert sind. Bei Ubuntu also standardmäßig GRUB 2. Mal zum Verständnis: Wenn man jetzt erstmal Windows installiert, kommt dann in die UEFI-System-Partition der Bootloader von Windows rein? Und wenn man dann einen Dual-Boot daraus machen möchte, zusätzlich GRUB 2 oder wird dann das eine vom andere überschrieben? Was, wenn beide da sind, was wird gestartet?

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.

Freundliche Grüße
user32847

syscon-hh

Anmeldungsdatum:
8. Oktober 2005

Beiträge: 10220

user32847 schrieb:

Mal zum Verständnis: Wenn man jetzt erstmal Windows installiert, kommt dann in die UEFI-System-Partition der Bootloader von Windows rein? Und wenn man dann einen Dual-Boot daraus machen möchte, zusätzlich GRUB 2 oder wird dann das eine vom andere überschrieben? Was, wenn beide da sind, was wird gestartet?

Das wichtigste zuerst: Es wird in der EFI-Partition nichts überschrieben - es sei denn, ein gleichartiges System wird (nach)installiert.

Bleiben wir bei einem Beispiel - leere Festplatte als Basis:

  • Windows wird als erstes im UEFI-Modus installiert

    • Dann legt das Windows an

      • GPT-Partitionstabelle

      • eine EFI-Partition (ca 100 bis 128 MiB)

      • eine blinde Partition System-reserviert

      • Windows 8 noch eine Patition Wiederherstellung

      • sowie die eigentliche Systempartition (C:)

Das war's, der Rest erfolgt durch Anpassung seitens der Benutzer / Admins

  • Soll ein weiteres System installiert werden

    • dann legt z.B. Ubuntu keine EFI-Partition an

      • es wird die erste vorhandene EFI-Partition benutzt

    • Ubuntu legt regulär noch ohne Benutzereingriff an

      • Root-Partition

      • SWAP-Partition

Und genau so verhält es sich umgekehrt - ist bereits ein Ubuntu installiert, verwendest Windows die vorhanden EFI-Partition und legt dort seine Dateien für den Bootmanager ab, ergänzt dann ggf. seine erforderlichen Partitionen.

Insgesammt kann es also so aussehen → ls ...EFI/

drwxr-xr-x 2 root root 1024 Apr 11  2014 Boot
drwxr-xr-x 3 root root 1024 Apr 11  2014 Microsoft
drwxr-xr-x 2 root root 1024 Aug 17 16:52 trusty
drwxr-xr-x 2 root root 1024 Aug 17 16:18 ubuntu

In diesem Beispiel wurde das Überschreiben dadurch verhindert, dass die Ubuntu-Dateien im Verzeichnis trusty gesichert wurden.

...in der wiederum der Bootloader und die Kernel-Dateien gelagert sind.

Nein keine Kernel-Dateien, die befinden sich nach wie vor auf der /boot-Partition. Hier sind nur die Bootloader-Dateien (Ubuntu) / Bootmanager-Dateien (Windows) abgelegt. Also was bei einem MBR-System ganz vorne in der Festplatte abgelegt wurde bzw. in der bios-grub-Partition.

Was, wenn beide da sind, was wird gestartet?

Das liegt jetzt im NVRAM verborgen und das zu startende System kann sowohl unter Windows (EasyUEFI) als auch unter Ubuntu (efibootmgr) eingestellt werden.

gruß syscon-hh

user32847

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
29. Januar 2014

Beiträge: 332

Vielen Dank für die übersichtlichen Erläuterungen, syscon-hh! 👍

Ein paar Fragen habe ich dennoch:

  1. In der UEFI-System-Partition sind also nur Bootloader der entsprechenden Betriebssysteme gespeichert (z. B. GRUB 2 bei Ubuntu, BOOTMGR bei Windows, ...)?

  2. Welcher Bootloader kommt zur Verwendung, wenn verschiedene Betriebssysteme installiert sind? Stören die sich nicht gegenseitig? Wieso gibt es hierbei überhaupt verschiedene Bootloader? Wie sieht hier also der Bootvorgang aus?

  3. Bezüglich des efibootmgr: Das verwirrt mich jetzt etwas. Wie man auch im Wiki-Artikel links am Bild sieht, gibt es doch in den UEFI-Settings bereits die Möglichkeit, das zu konfigurieren. Oder wird mit efibootmgr doch was anderes verändert?

syscon-hh schrieb:

In diesem Beispiel wurde das Überschreiben dadurch verhindert, dass die Ubuntu-Dateien im Verzeichnis trusty gesichert wurden.

Du meinst, wenn Ubuntu schon installiert war und nochmal Ubuntu installiert wird - dann wird in der EFI-Partition überschrieben?

syscon-hh

Anmeldungsdatum:
8. Oktober 2005

Beiträge: 10220

user32847 schrieb:

Ein paar Fragen habe ich dennoch:

  1. In der UEFI-System-Partition sind also nur Bootloader der entsprechenden Betriebssysteme gespeichert (z. B. GRUB 2 bei Ubuntu, BOOTMGR bei Windows, ...)?

Ja

2.1. Welcher Bootloader kommt zur Verwendung, wenn verschiedene Betriebssysteme installiert sind?

Derjenige, den Du im "EFI-Menü" aussuchst bzw. automatisch derjenige, den Du dafür bestimmt hast.

2.2. Stören die sich nicht gegenseitig?

In der Regel nicht, diese sind ja in verschiedenen Unterordner abgelegt (siehe oben)

2.3. Wieso gibt es hierbei überhaupt verschiedene Bootloader?

Ich kenne noch viele andere, die alle verschieden aufgebaut sind - Firmenpolitik und auch zur Abgrenzung.

2.4. Wie sieht hier also der Bootvorgang aus?

Das führt jetzt an dieser Stelle zu weit - komm einfach in meine Vorlesung(en).

3. Bezüglich des efibootmgr: Das verwirrt mich jetzt etwas. Wie man auch im Wiki-Artikel links am Bild sieht, gibt es doch in den UEFI-Settings bereits die Möglichkeit, das zu konfigurieren. Oder wird mit efibootmgr doch was anderes verändert?

In der Regel kann man in der Firmware / im system-setting einiges verändern, aber nicht so kontrolliert wie mit den entsprechenden Tools.

Schau Dir doch einfach die Möglichkeiten an, die das tool efibootmgr anbietet, das wirst Du kaum über das BIOS-Menü erreichen.

syscon-hh schrieb:

In diesem Beispiel wurde das Überschreiben dadurch verhindert, dass die Ubuntu-Dateien im Verzeichnis trusty gesichert wurden.

Du meinst, wenn Ubuntu schon installiert war und nochmal Ubuntu installiert wird - dann wird in der EFI-Partition überschrieben?

Ja so einfach geht das, wenn man keine Vorkehrungen trifft

  • gleich Distribution → gleiches Unterverzeichnis → letzter Eintrag überlebt

zumindest wenn man den Installer alles alleine machen lässt. Man hat aber durchaus Möglichkeiten, das zu organisieren. Ich habe hier mal einen Test-Rechner rausgesucht, auf dem sieht es wie folgt aus:

xxx# ls -l /mnt/EFI
insgesamt 4
drwxr-xr-x 2 root root  512 Nov 21 09:37 Boot
drwxr-xr-x 2 root root  512 Okt 11 16:53 kubuntu-classic
drwxr-xr-x 2 root root  512 Okt  9 18:57 kubuntu-plasma5
drwxr-xr-x 2 root root 1024 Nov 21 09:56 ubuntu
drwxr-xr-x 2 root root  512 Okt 10 20:28 ubuntu-gnome
drwxr-xr-x 2 root root  512 Okt 10 12:55 ubuntu-mir
drwxr-xr-x 2 root root  512 Okt 19 20:46 ubuntu-next

Alle Systeme kann man auswählen, sind getrennt startbar und beeinflussen sich nicht gegenseitig.

lionlizard

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user32847 schrieb:

Wie sieht hier also der Bootvorgang aus?

Ich stelle das jetz mal vereinfacht dar:

Bei einm BIOS-Rechner kann man im Setup einstellen, von welchem Gerät - 1., 2. Festplatte, CD-Rom, Floppy usw. - gebootet werden soll.

Bei EFI ist dieses Konzept weiter ausgebaut: Es wird im NVRam ein Eintrag erzeugt, der nicht nur die Festplatte (und in ihr implizit den MBR) adressiert, sondern die EFI-Partition, und in dieser eine Datei in einem bestimmten Verzeichnis. Statt also immer explizit den MBR zu starten wird bei EFI eine Datei als Bootlader ausgeführt.

user32847

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29. Januar 2014

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Danke für eure Antworten. Wie es also aussieht, hat UEFI einen besseren Umgang mit mehreren Betriebssystemen, als das ursprüngliche BIOS mit dem MBR. 😉

Wie groß sollte die EFI-Partition eigentlich sein, also wie viel Platz cirka pro OS? Habe schön öfter was von 100 MB gelesen, wie viel wird da bei euch so benötigt?

syscon-hh schrieb:

user32847 schrieb:

2.4. Wie sieht hier also der Bootvorgang aus?

Das führt jetzt an dieser Stelle zu weit - komm einfach in meine Vorlesung(en).

Ah, cool. ☺ Aber vermutlich in Hamburg, oder? 😉

lionlizard

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Windows genehmigt sich so um die 30 MB, Ubuntu begnügt sich mit etwas über 3 MB.

user32847

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Nachdem ich Lubuntu & Windows 7 erfolgreich im BIOS-Modus (also mit der msdos-Partitionstabelle) installiert habe, möchte ich nun beide Betriebssysteme im UEFI-Modus (GPT) installieren. Leider hakt es da etwas, ich hoffe mir kann jemand weiterhelfen.

Lubuntu hat problemlos geklappt und wurde erfolgreich installiert. Mit Windows 7 klappt irgendwas nicht. Wenn ich im UEFI-Modus starte, kommt erst das standardmäßige „Daten werden geladen“ etc. und plötzlich schaltet sich der Computer aus und wieder ein. Dann erscheint in schwarzem Hintergrund folgendes:

AMIBIOS

The current BIOS settings do not fully support Windows UEFI mode. The CSM settings have been changed for better compatibility.

Das komische ist aber, dass (wie gesagt) die Lubuntu-Installation im UEFI-Modus geklappt hat und ich Secure-Boot aktiviert habe und CSM deaktiviert. Naja, jedenfalls nachdem der Hinweis oben erscheint, wurde CSM automatisch aktiviert und das Windows-Setup startet erfolgreich. Möchte ich dann partitionieren, sagt mir das Setup, dass das nicht geht, weil ich ja die UEFI-Partitionstabelle verwende.

Hatte schonmal jemand ähnliche Probleme oder weiß einen Rat?

Freundliche Grüße
user32847

Ali_As

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Hallo!

Hast du Win 7 64Bit mit Service Pack 1 verwendet?

L.G.

user32847

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A l i a s schrieb:

Hallo!

Hast du Win 7 64Bit mit Service Pack 1 verwendet?

L.G.

Nein, ist Windows 7 noch ohne SP1. Aber auf der Boot-DVD gibt es auf jeden Fall einen EFI-Ordner, demnach denke ich, müsste das doch gehen?

Ali_As

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22. Mai 2012

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Es wird (hier) allgemein empfohlen, nur eins mit SP1 für UEFI-Boot zu verwenden. Ich habe es hier zwar auch schon ohne installiert, aber anderswo klappt das de facto nicht.

Ggf. solltest du da aber mal in einem Windowsforum nachfragen, da das nicht unbedingt Linuxstuff ist.

L.G.

Ali_As

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lionlizard

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Ich habe den Fehler gerade mal in einer großen Suchmaschine eingegeben, und bin auf diesen Thread gestoßen.

Hier handelt es sich um ein boardspezifisches Problem mit dem "ASUS Maximus V Extreme " Quintessenz war, dass sich Windows nur mit den Einstellungen

Set CSM: Enabled
Boot Device: UEFI and Legacy
Boot Device #1: Windows Boot Manager

installieren ließ. Aber das hat wohl - auch im EFI-Modus - funktioniert. Ich habe hier übrigens ein Asrock-Board, bei dem ich CSM auch für UEFI enabled lassen muss. es wird in der BIOS-Hilfe ausdrücklich hingewiesen, dass dies nur zu Testzwecken zu deaktivieren sei. Meine EFI-Installationen starten auch nicht, wenn ich dort CSM ausschalte.

Du solltest also das Setup noch einmal untersuchen, ob bei eingeschaltetem CSM auch UEFI zu aktivieren ist.

user32847

(Themenstarter)

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29. Januar 2014

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Hallo lionlizard,

habe es nochmal versucht und die Installation hat nun geklappt. Allerdings nur mit CSM enabled. Verstehe aber nicht wirklich, warum das so ist? UEFI sollte doch normalerweise komplett ohne CSM klappen bzw. das ist ja sogar so vorgesehen?

Hat bei dir die Ubuntu-Installation auch ohne CSM enabled geklappt?

lionlizard

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Nein. Nachdem ich im Setup den Hinweis gelesen habe, dass CSM nur zu Testzwecken abgeschaltet werden darf, habe ich das auch nicht weiter getestet - zumal dieses Board sowieso ein paar UEFI-Eigenheiten hat.

In dem anderen Thread erwähnt der TE aber, dass er Windows 8 64 bit mit CSM disabled installieren konnte. Allerdings dauert bei ihm nun der Start mehr als 45 Sekunden, so dass da offenbar irgend etwas nicht so funktioniert, wie es sollte.

Im Prinzip hast du aber Recht, dass EFI an und für sich ohne CSM auskommen sollte. Wenn ich das richtig verstehe, hat das bei Lubuntu ja auch funktioniert. Bei meinem Laptop gibt es keine CSM-Option, aber dort kann ich den Lagacy-Mode komplett abschalten. Bis das dann einheitlich funktioniert, werden wohl noch mal 10 Jahre ins Land gehen. 😈

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