Ja, es gibt eine einheitliche Netzwerkkonfiguration für den Linux-Kernel!
Nein, es gibt keine einheitliche Netzwerkkonfiguration über verschiedene Linux-Distributionen.
Beide Aussagen sind war und die von Dir beobachtete Vielfalt an Empfehlungen zum Thema Netzwerk-Konfiguration entsteht, weil den Anwendern der Unterschied zwischen dem Linux-Kernel und einer Linux-Distribution wie z.B. Ubuntu nicht klar ist.
Aus Sicht des Linux-Kernels gibt es nur eine einzige Möglichkeit zur Konfiguration des Netzwerks, nämlich durch Manipulation seiner internen Datenstrukturen (den kobjects). Diese Datenstrukturen macht der Linux-Kernel über das sys-Dateisystem zugänglich. Also manipuliere die Dateien im Verzeichnis /sys/class/net/. Das ist ziemlich unhandlich und Du benötigst dafür viel Dokumentation, zum Einstieg z.B.:
Weil dies so unhandlich ist, liefert jede Linux-Distribution nicht nur den nackten Kernel, sondern diesen zusammen mit einer großen Anzahl von zusätzlichen Programmen aus. Beliebt ist die GNU-Programmsammlung. Jede Distribution entscheidet sich auch für eines der zahlreichen Programme zur Netzwerkkonfiguration, die letztendlich dem Benutzer „nur“ die Bedienung der Dateien unter /sys/class/net/ abnehmen, dafür aber ihre Aufgaben in einer (oder mehreren) programmspezifischen Konfigurationsdatei(en) beschrieben benötigen.
Da jede Distribution für einen spezifischen Zweck, einen bestimmten Anwenderkreis oder gelegentlich auch zur Befriedigung des nerdigen Herausgebers gedacht ist, fällt die Auswahl des Werkzeugs je nach Distribution unterschiedlich aus und diese Auswahl kann sich mit der Version auch mal ändern.
Bei Ubuntu wird seit 17.10 für die Netzwerkkonfiguration
verwendet und die Auswahl zwischen diesen beiden Programmen über den Netzwerkkonfigurationsprogrammkonfigurator Netplan gesteuert. Bei anderen Distritutionen und auch bei früheren Ubuntu-Distributionen ist es anders, auch wenn alles das Wort „Linux“ im Titel enthält.
Für den Anwender entsteht hierdurch die Schwierigkeit, erst mal das für die von ihm für sich ausgewählte Linux-Distribution das zuständige Netzwerkkonfigurationsprogramm zu identifizieren. Hierzu hilft die Lektüre der mitgelieferten Dokumentation, insbesondere der Release-Notes, oder notfalls auch Befragung eines Kenners der jeweiligen Distribution. Alle Anleitungen, die etwas anderen beschreiben als das so identifizierte Programm, kann/sollte/muss man vergessen.
Wenn einem das durch die Linux-Distribution vorgegebene Netzwerkkonfigurationsprogramm nicht gefällt, kann man natürlich eines der vielen anderen installieren und benutzen. Dabei muss man aber große Sorgfalt bei der Stilllegung des ursprünglichen Programms beachten, denn die parallele Benutzung mehrerer Netzwerkkonfigurationsprogramme führt geradewegs in die selbst geschaffene Hölle!