Krümelomat schrieb:
Wie funktioniert das? Muss man dazu neu starten oder einen Befehl eingeben oder läuft das automatisch im Hintergrund?
Da funktioniert gar nichts automatisch. Die Windows Treiber benutzen eine Whitelist um bereits vor dem Start eines Programms zu entscheiden welche GPU genutzt werden soll, danach ist ein Wechsel nicht mehr möglich. Du kannst zwar etwas ähnliches auch mit der DRI Konfigurationsdatei bei den freien Treibern erreichen, aber es gibt weder eine fertige Whitelist, noch steht die Option im grafischen Konfigurationsprogramm zur Verfügung, noch ist sie überhaupt dokumentiert.
Wie genau du die dedizierte GPU nutzen kannst hängt vom Treiber ab. Bei Nvidia geht aufgrund von rechtlichen Beschränkungen nur ganz oder gar nicht, ein Wechsel benötigt mindestens einen Neustart des X Servers. Bei den freien Treibern kannst du dir aussuchen ob du den gesamten Desktop über die dedizierte GPU befeuern willst - was wenig Sinn macht, wenn es auch anders geht - oder ob du via Umgebungsvariable die dedizierte GPU für ein Programm gezielt heranziehst.
Krümelomat schrieb:
Kann man die dedizierte Grafikkarte auch abschalten und nur die APU verwenden? Macht es eher Sinn auf die dedizierte Grafik zu verzichten?
Die integrierte GPU ist immer aktiv, sie ist es die überhaupt den integrierten Bildschirm und zumeist auch die externen Anschlüsse ansteuert. Alles was die dedizierte GPU rendert muss erst über den Bus zur integrierten gequetscht werden bevor es dargestellt werden kann. Dementsprechend ist die dedizierte GPU auch nie aktiv, wenn du sie nicht explizit nutzt.
Einzige Ausnahme sind die teuren professionellen Laptops mit Multiplexer, dort lässt sich der Anschluss des internen Bildschirms umschalten und die integrierte komplett deaktivieren.
Krümelomat schrieb:
Amd soll ja an den freien Treibern mithelfen.
Kommt darauf an welchen Treiber du meinst und was du unter "Treiber" verstehst, das ganze Paket was man nutzt um vom Grafikchip Gebrauch zu machen ist ein ganzes Sammelsurium an Komponenten, die gerade auch bei den freien Treibern unabhängig voneinander entwickelt werden. Das amdgpu
Kernel Modul wurde nicht bloß mitentwickelt, sondern von AMD selbst komplett von Grund auf neu geschrieben - als freier Treiber, beim eigentlichen Hardware Treiber gibt es gar kein proprietäres Gegenstück mehr. Was du aber auf Nutzerebene damit nutzt, ist dir überlassen. Ob Mesa oder proprietäre OpenGL Implementierung, beides läuft mit dem freien amdgpu
Modul. Zumindest in der Theorie kannst du so sogar die proprietäre OpenGL Bibliothek genauso mit hybriden System nutzen wie die komplett freien Stacks, aber ich habe keine Ahnung ob dies schon umgesetzt wurde - rechtlich gibt es dank des freien Kernel Moduls keine Probleme wie bei Nvidia.
Gerade bei AMD macht es aber wenig Sinn, beim Treiber überhaupt auf proprietäres Zeug zu setzen. Mesa hat inzwischen die Performance-Krone bekommen und bietet eine bessere Spielekompatibilität, da das proprietäre Gegenstück ausschließlich für professionelle Software gepflegt wird und nur selten Anpassungen für Spiele enthält. Auch RADV schlägt sich ganz wacker gegen die proprietäre Vulkan Lösung. Lediglich für OpenCL gibt es bisher nur wenige freie Alternativen, die sehr von der verwendeten Hardware abhängen. Wer Wine Staging nutzt, für den bietet Mesa sogar eine sehr gut funktionierende Direct3D 9 Implementierung an.
Bei nouveau
ist es stets ein Glücksspiel ob und wie gut er läuft - je neuer der Chip, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit dass dir das Ding einfach umtern Hintern zusammenklappt. Bei den ganz neuen wird dir wahrscheinlich bereits die nötige Firmware fehlen, um überhaupt 3D Beschleunigung bieten zu können.