linoob_2020 schrieb:
Bei Audiobearbeitung
...spielt die Latenz erst einmal nur dann eine Rolle, wenn du Live Signale direkt nach der Bearbeitung wieder ausgeben willst, damit keine merkbare Verzögerung zur Quelle entsteht. Wenn du nur an Aufnahmen herumschnibbelst kann dir die Latenz egal sein.
linoob_2020 schrieb:
wird immer zu einer separaten Grafikkarte geraten um die Echtzeit-Leistung der CPU zu verbessern.
Vorsicht: Echtzeit nicht mit Low Latency verwechseln. Ersteres beschreibt die Fähigkeit, Vorgänge zuverlässig innerhalb einer fest definierten Zeitspanne zu erledigen (Einteilung der Rechenzeit durch fest vorgegebene Schedule Tables), letzteres bezeichnet die Optimierung dies möglichst schnell zu machen (dynamisches Scheduling mit minimalem Overhead). Man kann den Linux Kernel zwar auch als richtigen Echtzeit-Kernel konfigurieren, das bringt dir hier aber nichts, du willst einen Low Latency Kernel.
Eine niedrige Latenz bedeutet beim Kernel in erster Linie, dass dieser Systemaufrufe möglichst schnell abfertigt und Unterbrechungen durch andere Prozesse oder Hardware-Komponenten auf ein Minimum beschränkt. Windows hat hier schon mal von vornherein die Arschkarte, weil der NT Kernel ein Mikrokernel ist, der per Definition reichlich Zeit mit dem umherschicken von Daten zu anderen Threads verschwendet, was teure Kontextwechsel erfordert - hierbei hilft einem ASIO auch nicht weiter.
Was für ein Grafikchip verwendet wird spielt letztendlich für die Latenz keine große Rolle, in der CPU ist eine Grafikeinheit auch nur eine komplett isolierte Hardware Einheit die die CPU nicht stärker beeinflussen kann als eine dedizierte GPU auch. Dass sich die iGPU am normalen RAM vergreift ist dabei auch völlig belanglos, da die CPU dadurch gar nicht verlangsamt wird. Viel wichtiger ist die Frage, wie viel Zeit der Kernel im Treiber-Code für die Grafikkarte verschwendet - und da ist es nicht selten eher von Vorteil, komplett auf einen Grafiktreiber zu verzichten, da die Ansteuerung einer GPU ziemlich komplex ist und dies zB über die VESA BIOS Extension weitestgehend auf die Firmware der Grafikkarte verschoben werden kann. Die Gnome Shell ist allerdings zwingend auf eine 3D Beschleunigung angewiesen, und die wird ohne entsprechenden Grafiktreiber durch die CPU gestellt - hier wäre erst einmal eine Desktopumgebung ohne Zwang zur 3D Beschleunigung angebracht, wie zB Xfce.
Speziell im Audiobereich bringt es erst einmal deutlich mehr, PulseAudio zum Teufel zu jagen, weil es eine sinnlose Abstraktion darstellt. Die Audiohardware sollte am besten direkt über ALSA oder zumindest über JACK angesteuert werden - ersteres ist das was der Kernel direkt als Treiberschnittstelle anbietet, letzteres ist genau für den professionellen Studioeinsatz entwickelt worden und hat dementsprechend eine extrem geringe Latenz bei großem Funktionsumfang.