Es ging ja hier meist sogar um fortgeschrittene Themen in Shell und Programmieren, wie man über das Profil nachsehen kann. Ich hab da nicht reingeguckt, aber vielleicht gibt es da nicht einfach sofort eine tellerfertige Lösung, die sich einfach so aufdrängen würde, sondern die Supporter müssen das ja auch erst entwickeln.
Genau genommen gibt das Forum sehr oft (zu oft? viel zu oft? oder gerade gut so?) fertige Lösungen statt Hilfe zur Selbsthilfe. Ich denke, wer sich selber helfen KANN bzw. KÖNNTE (nach Lektüre), von dem kann man mehr erwarten als von jemandem, welcher mit Ach und Krach den PC angeschalten kann und das Terminal geöffnet bekommt und dann anfängt, die Befehle fehlerhaft abzutippen, weil erst noch erklärt werden muss, dass man sie kopiert und wie das mit markieren, kopieren & einfügen funktioniert.
Es ist hier jedem Helfer selbst überlassen, ob er über dieses Maß hinausgehen will, also mehr leistet und weniger abfordert. Meine Erfahrung ist: Je mehr man hilft, desto mehr wird es auch (aus-)genutzt. Das ist wie mit neuen Autobahnspuren: Sie reduzieren nur kurzzeitig das Verkehrsaufkommen, danach sind auch sie verstopft, weil für mehr Leute die (noch freie) Autobahn wieder eine bequeme/ schnelle Option wird, die sonst auch andere Verkehrsmittel nutzen.
Da hilft dann nur, alternative Verkehrsmittel anzubieten (konkurrenzfähig in Preis, Zeit oder gar beidem) bzw. bei Ubuntu, den Leuten mehr Eigenverantwortung aufzutragen, indem man ihnen lediglich die Werkzeuge in die Hand gibt - und sie ihnen ggf. sogar mit einem zunächst größeren Aufwand beibringt. Am Ende könnte es dazu führen, dass derjenige weniger fragen muss oder anderen helfen kann. Beißt sich leider mit Nehmer-/ Konsummentalität vieler. Dann sollen sie aber bitteschön auch das Wiki selber konsumieren.
Anfangs hatte ich mehr gelöste Themen von anderen - das liegt aber auch daran, dass viele heute eben Links nicht mehr folgen oder nicht nachfragen. Aber die Zeiten, wo man jedem Linux aufdrängen muss und von vorne bis hinten bedienen, sind (für mich) auch langsam vorbei. Schon immer lege ich einen gewissen Wert auf einen gewissen Lerneffekt. Und dazu gehört auch das Lesen von Links. Besser als etwa Bootoptionen kann man es im Forum auch nicht erklären, wie man sie setzt - da ist alles bebildert. Was will man da mehr und sich noch beschweren? Mal so als Beispiel, fernab von deinen Programmierthemen.
Auch unter Linux muss ein Verständnis ankommen, dass Support in der Summe sehr, sehr großen Aufwand bedeutet und die Konsumhaltung neuer Nutzerschichten durch die gestiegene Einfachheit und Popularität von Linux etwas eingedämmt werden muss. Hilfe ja, aber nicht um jeden Preis. Und schon gar nicht, damit der andere ein paar min spart und man dafür "Stunden" nochmal alles abpinselt. Eher dann, wenn man mit 5 min helfen dem anderen paar Stunden ersparen kann. Und genau das leisten die manchmal/ öfter verschmähten Wikiartikel hervorragend: Sie komprimieren Wissen und in den Einsteigerartikeln bereiten sie es sogar in verdaulichen Häppchen auf. Wären sie nicht da, was wäre dann hier los? Keine Hilfe bzw. viel falsche und 1000-fach mehrfache Hilfe...
Aber woher will ein Anwender wissen, ob der Supporter nicht auch etwa 15 min dafür braucht, wofür der Anwender selbst 15 min bräuchte? Gerade bei Scripten leicht vorstellbar, nicht? Wenn einem das egal ist, ist das entweder wenig sozial oder aus Verzweiflung (Arbeitsdruck?) - dann hilft da aber nur Weiterbildung oder eben kommerzielle Supports stundenweise anzumieten...
Kurzum: Es ist auch im eigenen Sinne, sich die Zeit zu nehmen. Ansonsten kann man ja auch gleich wieder Windows booten, weil "ist ja bequemer". Anstatt mal ein Problem zu lösen. Und aus irgendeinem Grund nutzt man ja Linux. Entweder stellt man nun fest, dass man da auch was machen muss und Support begrenzt ist (anhand eigener Fähigkeiten und Zeit) - und dass es vielleicht nichts für einen ist. Oder man klemmt sich mal dahinter.
Zeit, Zeit, Zeit - wir alle sind, glaube ich, irgendwo am Limit oder hätten noch was andres vor. Keiner hat hier Zeit, fertige und geprüfte Wikiartikel komplett neu aufzuschreiben, in anderen Worten. Es kostet schon Zeit genug, selbst diese Artikel aktuell zu halten! Kommentieren und Fragen beantworten gerne. "Keine Zeit" ist daher der schlechteste Grund, mehr Zeit von anderen einzufordern.
Und wer will, findet trotzdem Zeit für seine Links zum Lesen - dann bleibt es eben mal 1-4 Wochenenden liegen, bis man sich ZEIT NIMMT. Canonical bietet übrigens auch kostenpflichtigen Support an. Wenn man Erwartungen hat, die über das Forum hier hinausgehen, sollte man kommerzielle Dienstleister in Betracht ziehen. Dafür sind sie da. Hier ist die unscharfe Grenzlinie zwischen Hilfe zur Selbsthilfe, kleinen Tutorials nur für einen selbst sowie dem vollständigen Support - je umfassender, desto teurer, selbstverständlich.
Eine kostenlose Community kann diese Kapazitäten dieser Firmen nicht ersetzen und leisten. Da gibt es im ganzen Sektor (auch unter Ubuntu) deutlich mehr Mitarbeiter als Mitwirkende hier im Forum. Das ist einfach ein Fakt, kein böser Wille. Darum wird man hier auch öfter zur eigenen Mitwirkung ermuntert - oder gelegentlich auch dazu ermahnt, wenn jemand ungeduldig wird. Und man kann hier eben nicht mit der Einstellung rangehen wie wenn man einen 1000 EUR Fernseher gekauft hat und er geht nicht und man ruft den Support an und er soll den sofort binnen 24h austauschen... So kann das hier nicht funktionieren. Drum: Wenn DU Links bekommst, sei froh - und lies was darin. Da gibt es Inhaltsverzeichnisse drin. Meist springt es direkt den Punkt an - durch einen Forenfehler muss man aber ein paar Zeilen hochscrollen. Dazu gibt es schon ein eigenes aktuelles Thema.
Grüße, Benno