Ich hab mir mal den Spaß gemacht, das Aufziehen einer kompletten DAW unter Linux im Musiker-Board aufzudröseln, auch mal die Herrichtung eines Linux-Systems für Musikerzwecke. Evtl. hilft dir das ein bißchen weiter 🤓 .
Es ist halt unter der Haube etwas anders als Windows - hat dafür den Charme, daß man sich, sobald man "drin" ist (was z.B. mit dem Ubuntuusers-Portal sehr gut geht 👍 solch einen guten Wissensspeicher auf deutsch gibt es meines Wissens für Windows nirgends) bei den allermeisten Sachen selbst helfen kann. Warum hingegen unter einem meiner WinXP-Systeme von einem Tag auf den anderen plötzlich das Audiomodul in einem Notebook nicht mehr ansprechbar war, weiß ich bis heute nicht 🙄 .
KAOS74 schrieb:
Nur ist mir ein neuer Mac zu teuer und ich würde gerne was ich habe noch ein Weilchen benutzen.
Ich hab meine letzte Großausgabe von 1.600 Ocken auch lieber in einen fabelhaften 1989er Vigier Passion III Edelbass gesteckt als in einen Computer 😀 .
Daß man für Apple ein bißchen mehr Geld mitbringen als unter Linux, kriege ich regelmäßig bei einem Kumpel mit, von dem ich schon mehrfach alte gute Hardware abgreifen durfte, die unter seinen Mac-Rechnern nicht mehr funktionierte, weil wieder mal ein neues Betriebssystem kam 😛 . Ist wohl die individuelle Entscheidung, ob man das Geld für einen Mac ausgibt - oder ob man die Zeit, in der man das Geld erarbeiten würde, alternativ zum Reinfuchsen in Linux-Audio nutzt 😉.
KAOS74 schrieb:
Ich schiele immer wieder mal Richtung Linux.
Das ist schon mal eine gute Voraussetzung: Nur schielen und sich keinen Streß machen. Einfach in stillen Stunden rumspielen, wenn man Lust hat. Dann kommt alles von selber Ich hab auch eine Weile gebraucht, bis ich mich von Magix Samplitude auf Ardour umgewöhnt hatte. Das war noch zu Ardour-2-Zeiten, als es wirklich hakelig war. Heute sind mir die Ardour-Handgriffe so vertraut, daß ich bei Samplitude regelmäßig auf falschen Tastenkombinationen lande 😉 .
KAOS74 schrieb:
Warum ist es so kompliziert, Ardour und Co. einen Laut zu entlocken? Es gibt wirklich keine, für Laien, gut und schnell verständliche Anleitungen.
Dürfte auch damit zu tun haben, daß halt relativ wenige Musiker das System einsetzen. Eben weil sie den Einstieg nicht schaffen. Die Katze beißt sich da in den Schwanz, leider.
KAOS74 schrieb:
Ich versuche jetzt echt seit 14 Tagen(immer wieder mal), Ardour, Guitarix, mein Scarlett 2i4 und meine Gitarre miteinander zu verbinden. Ich kann bis jetzt nur mp3 und Videos hören und das auch nur außerhalb von Ardour.
Kleine Beigabe: Ardour ist sich zu fein für *.mp3 😉. Es verarbeitet nur nicht-datenreduzierte Formate.
Ich würde es (dabei die UU-Wikiartikel schmökernd) evtl. schrittweise probieren:
das Scarlett-Teil auf der ALSA-Ebene komplett ans Laufen bringen
es dann mit JACK komplett ans Laufen bringen
die Gitarre anschließen und integrieren
dann Ardour dazunehmen, ausprobieren, ob es mit JACK klappt oder mit ALSA
dann Guitarix
Das klappt schon 😎 .
Michael
Nachtrag - um wenigstens ein bißchen konkreter zu werden zu deiner Frage...
KAOS74 schrieb:
Wie genau müsste man Ardour, Guitarix und das Focusrite 2i4 in Jack verbinden, damit auch was zu hören ist?
Mit Guitarix kenne ich mich leider nicht aus, deshalb lasse ich das jetzt mal weg, aber das Focusrite dürfte wie jedes gewöhnliche externe Audiomodul ins System und damit auch in JACK eingebunden sein.
Dann läuft die imaginäre Strippenzieherei wahrscheinlich am einfachsten über das ardour-interne Audioverbindungsfenster. An sich sollte es über das JACK-Verbindungsfenster laufen, das du unter UbuntuStudio in QJackCtl über das Feld Verbindungen kriegst. Ich habe das allerdings gerade mal unter Ubuntu 18.04 probiert, und das klappt wieder mal hinten und vorne nicht 🙄 ; unter UbuntuStudio war es bei meinen letzten Versuchen in 18.04 und 20.04 ebenfalls ein Reinfall. (Das scheint ein *buntu-spezifisches Problem zu sein; unter den oben angepriesenen anderen Multimedia-Distris funktioniert alles, wie es soll. Besonders wenn Cadence ins Spiel kommt.)
Also machst Du Ardour auf (der Einfachheit halber mit JACK als Audiosystem, nicht mit ALSA), legst ein Projekt an und legst dort eine Audiospur an (ob Mono oder Stereo oder Mehrkanal, ist Geschmackssache).
▶ Im Normalfall ist Ardour so justiert, daß es die Audioverbindungen zwischen Spur(en), Masterschiene und Focusrite automatisch schaltet, und zwar für die Aufnahme- wie für die Wiedergabeseite. Aber um es zu kontrollieren und um das Prinzip zu kapieren, lohnt sich ein Blick in die Audioverbindungen.
Über das Ardour-Menü Fenster > Audio-Verbindungen oder Alt+P landest du im Audio-Verbindungsfenster. Das ist nach einem Matrix-System aufgezogen, ähnlich einem analogen Steckfeld.
In der unteren Leiste Ziele gehst du auf Hardware. Dort erscheinen jetzt unter "system" und "playback" 1 und 2 die beiden Stereo-Kanäle der Focusrite-Ausgangsstufe.
In der senkrechten Leiste "Quellen" gehst du auf "Ardour-Busse". Dort sollte "Master out" erscheinen: die Ausgänge der Ardour-Sammelschiene. Sie müssen mit den "playback"-Anschlüssen des Focusrite verbunden sein: jeweils ein grüner Punkt muß zu sehen sein. Falls nicht: ein Mausklick ins passende Viereck, und der Punkt ist da 😎 .
Dann drückst du unter "Ziele" auf "Ardour Busse". Dort erscheinen jetzt unter "Master in" die Eingänge der Sammelschiene. Unter "Quellen" gehst du auf "Ardour Spuren". Dort tauchen die Ausgänge aller Audiospuren von Ardour auf. Sie müssen mit den Eingängen der Sammelschiene verbunden sein, damit du sie hören kannst.
Damit wäre die Wiedergabeseite in ihrem Grundgerüst komplett. Sie läuft also über Spur > Masterschiene > Focusrite-Ausgangsstufe. Zusätzlichen Faxenkram wie Monitorschienen oder Aux-Schienen habe ich jetzt mal weggelassen.
Fehlt noch die Aufnahmeseite. Die Verbindung läuft direkt von der Focusrite-Eingangsstufe in die Spur.
Unter "Quellen" gehst du auf "Hardware". Dort erscheint unter "System" die Eingangsstufe des Focusrite "capture" mit den beiden Stereokanälen.
Unter "Ziele" gehst du auf "Ardour Spuren". Dort sollten alle Audiospuren auftauchen. Die Eingangsstufe des Focusrite muß mit den gewünschten Spuren verbunden werden. Damit sollte die Aufnahmeverbindung stehen. Kontrollieren kannst du das daran, daß die Aussteuerungsanzeigen der angeschlossenen Spur ausschlagen. Ggf. mußt du die Spur für Aufnahme scharf schalten.
Das Ganze hat also an vielen Stellen Parallelen zur Arbeit an einem analogen Mischpult 😎 . Auch an anderen Punkten (z.B. Automation) kommt mir die Arbeit mit Ardour relativ "analog" vor 😉.