fezz
Anmeldungsdatum: 23. September 2011
Beiträge: 112
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Hallo zusammen! Ich möchte mal eine etwas provokante Frage stellen, die aber sicherlich keine Provokation sein soll, es interessiert mich wirklich: Meiner kleinen Erfahrung mit Linux (Ubuntu) ist es für den "Hausgebrauch" ganz nett aber professionelles Arbeiten außerhalb der Software-Entwicklung/Server-Administration scheint mir mit Linux unmöglich. Spezielle Programme existieren meistens nicht für Linux (z.B. professionelle CAD, FEM, Grafik oder sonstiges). Es gibt zwar für Linux oft freie alternativen aber die, wenn wir mal ehrlich sind, taugen meistens nicht zum produktiven arbeiten. Klar gibt es ein paar Ausnahmen aber die mangelnde Kompatibilität mit dem "Rest der Welt" erschwert das ganze zusätzlich. Als Beispiel will ich hier mal OpenOffice und GIMP nennen. Das sind zwei wirklich gute Programme, mit Gimp kann man sogar ganz gut arbeiten aber ihm fehlen einfach manche wichtigen Dinge. Klar dafür sind die Programme kostenlos aber das soll im Profi-Bereich keine primäre rolle spielen. Die Frage soll auch nicht darauf abzielen unbedingt Linux verwenden zu wollen, sondern es interessiert mich wie man professionell mit Linux arbeitet? Hoffentlich versteht ihr mich nicht falsch ☺ danke!
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Keba
Ehemalige
Anmeldungsdatum: 24. Juli 2007
Beiträge: 3802
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Hallo,
Als Beispiel will ich hier mal OpenOffice und GIMP nennen.
Wissenschaftliche Arbeit wird ganz generell nicht mit einer Officesuite gemacht, sondern mit LaTeX, und das ist frei (und nebenbei bemerkt genial).
Klar dafür sind die Programme kostenlos aber das soll im Profi-Bereich keine primäre rolle spielen.
Es gibt auch nicht sonderlich günstige Software für Linux. Maple oder Matlab zum Beispiel kosten dem Mathetrakt unserer Uni etliches Geld. Frei sind die Programme auch nicht. 😉
Ich durfte mal einigen angehenden Doktoranden bei der Arbeit zu sehen, viele nutzen Linux, einige Mac OS oder Windows. Matlab und LaTeX war überall installiert und genau diese Software wurde gebraucht (Und die Tafeln und Notizblöcke waren natürlich auch immer voll, aber die werden soweit ich weiß nicht mit Linux betrieben). Wenn dir Mathe als Beispiel nicht gefällt, nehmen wir mal CAD. Davon hab ich zwar weniger Ahnung, aber Wikipedia listet eine Reihe solcher Programme auf, einige der kommerziellen gibt es auch für Linux. 😉 Noch ein Beispiel: Informatiker. Die pure Vielfalt an Editoren, die Möglichkeiten der Shell und tolle DVCS machen das Entwickeln unter Linux sicherlich brauchbar. (Vorrausgesetzt das zu entwickelnde Progamm läuft auch unter Linux).
mangelnde Kompatibilität
Dafür gibt es freie Standards. Grüße, Keba.
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fezz
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 23. September 2011
Beiträge: 112
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Keba schrieb: Hallo,
Als Beispiel will ich hier mal OpenOffice und GIMP nennen.
Wissenschaftliche Arbeit wird ganz generell nicht mit einer Officesuite gemacht, sondern mit LaTeX, und das ist frei (und nebenbei bemerkt genial).
Naja es wird nicht jedes kleine Bisschen in latex gemacht... Officesuiten sind auch im wissenschaftlichen bereich stark vertreten. meiner erfahrung nach zumindest.
Klar dafür sind die Programme kostenlos aber das soll im Profi-Bereich keine primäre rolle spielen.
Es gibt auch nicht sonderlich günstige Software für Linux. Maple oder Matlab zum Beispiel kosten dem Mathetrakt unserer Uni etliches Geld. Frei sind die Programme auch nicht. 😉
Ich durfte mal einigen angehenden Doktoranden bei der Arbeit zu sehen, viele nutzen Linux, einige Mac OS oder Windows. Matlab und LaTeX war überall installiert und genau diese Software wurde gebraucht (Und die Tafeln und Notizblöcke waren natürlich auch immer voll, aber die werden soweit ich weiß nicht mit Linux betrieben).
ja da hast du recht, an die hab ich gar nicht gedacht
Wenn dir Mathe als Beispiel nicht gefällt, nehmen wir mal CAD. Davon hab ich zwar weniger Ahnung, aber Wikipedia listet eine Reihe solcher Programme auf, einige der kommerziellen gibt es auch für Linux. 😉
ja, aber die größten gibts meistens nicht für linux, zumal in eine cad umgebung weit mehr gehört wie nur das eigentliche programm.
Noch ein Beispiel: Informatiker. Die pure Vielfalt an Editoren, die Möglichkeiten der Shell und tolle DVCS machen das Entwickeln unter Linux sicherlich brauchbar. (Vorrausgesetzt das zu entwickelnde Progamm läuft auch unter Linux).
die hatte ich ja explizit ausgeschlossen, da mir der sinn hier klar ist ☺
mangelnde Kompatibilität
Dafür gibt es freie Standards.
die aber auch net immer funktionieren oder?
Grüße, Keba.
danke für deine einschätzung, bin für weitere meinungen dankbar!
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Kelhim
Anmeldungsdatum: 18. September 2006
Beiträge: 3642
Wohnort: Köln
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Sehr interessant zu lesen: Linux for Professional Photography Wem es zu lang ist, hier ein Schlüsselzitat:
For sheer efficiency, my Linux workflow is signicantly faster than the hodgepodge of programs I’d evolved using Windows. In fairness, however, a Windows or Mac setup with Bibble or Adobe Lightroom would also work well.
(In etwa: Schon was die Effizienz angeht, ist mein Arbeitsfluss mit Linux erheblich schneller als der Mischmasch an Programmen, den ich irgendwann mit Windows benutzt habe. Fairerweise muss man sagen, dass die Arbeit mit Bibble und Adobe Lightroom unter Windows und Mac ebenfalls gut funktionieren würde.)
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tuxtuxtux
Anmeldungsdatum: 19. Juni 2012
Beiträge: 140
Wohnort: Bremen
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Ich weiß jetzt nicht was ich zu dieser interessanten Discusion soll, aber ich möchte hier mal eben erwähnen, das das wohl wichtigste und bekannteste Programm für 3d modelling(blender) frei und in der für Linux exestenziell wichtigen Sprache Python geschrieben ist.
Mir ist zwar leider auch klar, das meist mit addobe after efekts weitergearbeited wird bzw. alles damitt gemacht wird, aber besonders die Anfänger lernen lieber mit blender, da kostenlos, und einige davon werden dann halt profies und wieso sollte man dann noch umlernen...
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AroDorn
Anmeldungsdatum: 29. April 2012
Beiträge: 86
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fezz schrieb: Keba schrieb: Hallo,
Als Beispiel will ich hier mal OpenOffice und GIMP nennen.
Wissenschaftliche Arbeit wird ganz generell nicht mit einer Officesuite gemacht, sondern mit LaTeX, und das ist frei (und nebenbei bemerkt genial).
Naja es wird nicht jedes kleine Bisschen in latex gemacht... Officesuiten sind auch im wissenschaftlichen bereich stark vertreten. meiner erfahrung nach zumindest.
Da liegst du auch ganz richtig. Es soll ja auch noch andere FAkultäten geben als Ingenieurswesen und die jeweiligen NAturwissenschaften. Aber warum dann die Frage. Ich bin Wissenschaftlicher Angestellter an einer Uni und benutze LibreOffice, Firefox und Thunderbird, + die jeweilige Datenbank software. Funktioniert wunderbar. Bis aus die Sektärinnen benutzt hier eigentlich kaum einer MS.
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fezz
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 23. September 2011
Beiträge: 112
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@ Kelhim danke werde ich mal lesen! @ tuxtuxtux blender ist gut aber mit !!sicherheit!! nicht das wichtigste 3d modelling programm und auch nicht gerade das einfachste. professionelle produkte wie cinema 4d, maya, 3dsmax, und viele mehr sind blender doch sehr überlegen... da weiß ich wovon ich rede^^ @ AroDorn firefox und thunderbird sind ok, aber mit libreoffice komm komm ich zum beispiel nicht klar: ist langsamer als ms office und kommt mit großen dateien schlechter klar, finde ich. der workflow liegt mir nicht...
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k1l
Anmeldungsdatum: 22. September 2006
Beiträge: 1253
Wohnort: Köln
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also jemand der überhaupt gar nix mit Linux am Hut hat aber eine wissenschaftliche Arbeit (Dipl, Dr. etc.) oder nen Paper eingereicht hat wird mit sehr grosser Warscheinlichkeit mit Latex in Kontakt kommen. Das hat mich sogar bei einigen Bekannten wirklich geschockt als sie aufeinmal mit Latex ankamen 😉
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Antiqua
Anmeldungsdatum: 30. Dezember 2008
Beiträge: 4532
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fezz schrieb:
blender ist gut aber mit !!sicherheit!! nicht das wichtigste 3d modelling programm und auch nicht gerade das einfachste. professionelle produkte wie cinema 4d, maya, 3dsmax, und viele mehr sind blender doch sehr überlegen... da weiß ich wovon ich rede^^
Dann weißt du sicher auch, daß es Cinema 4D und maya auch für Linux gibt. Cinema 4D leider nicht für Jedermann. Frag mal bei Weta nach, womit die arbeiten und worauf die rendern. Gerüchte behaupten, u.a. Avatar sein auf einer Ubuntu-Farm gerendert worden und 90% der Weta-Künstler arbeiteten dabei auf einer Linux-Workstation. Der Rest wahrscheinlich auf Apple. 😉
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HmpfCBR
Anmeldungsdatum: 22. Mai 2007
Beiträge: 4597
Wohnort: Leipzig
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k1l schrieb: also jemand der überhaupt gar nix mit Linux am Hut hat aber eine wissenschaftliche Arbeit (Dipl, Dr. etc.) oder nen Paper eingereicht hat wird mit sehr grosser Warscheinlichkeit mit Latex in Kontakt kommen.
Das kommt sehr stark auf die Fakultät an. Gibt leider genug Journals die kein LaTeX akzeptieren, sondern wenn dann nur das damit erstellte pdf (Nature z.B.). Das Layout eines Manuskript hat typischerweise auch keine besonders hohen Anforderungen ... fezz schrieb: Spezielle Programme existieren meistens nicht für Linux (z.B. professionelle CAD, FEM, Grafik oder sonstiges).
Das gibt es auch mal umgekehrt. Unsere Mikrobiologen im Haus kennen für bestimmte Aufgaben nur Programme, die unter Linux laufen, für andere Aufgaben kennen sie keine Alternative zu den Windowsprogrammen.
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fezz
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 23. September 2011
Beiträge: 112
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HmpfCBR schrieb:
fezz schrieb: Spezielle Programme existieren meistens nicht für Linux (z.B. professionelle CAD, FEM, Grafik oder sonstiges).
Das gibt es auch mal umgekehrt. Unsere Mikrobiologen im Haus kennen für bestimmte Aufgaben nur Programme, die unter Linux laufen, für andere Aufgaben kennen sie keine Alternative zu den Windowsprogrammen.
interessant, sind das eigenentwicklungen oder komerzielle programme. @ Antiqua das es maya für linux gibt wusste ich nicht, mit dem programm hab ich auch noch nie gearbeitet. es diente nur als professionelles gegenbeispiel zu blender. dass c4d für große studios auch für linux angeboten wird weiß ich, aber professionelles arbeiten findet nicht nur in großen unternehmen statt^^ als gegenbeispiel für latex: ich hab sowohl meine studienarbeit als auch meine bachelorarbeit mit ms office 2007 geschrieben und die sieht nicht schlechter aus wie eine in latex erstellte arbeit. mann muss sich zwar ein bisschen mit feldfunktionen befassen aber dann geht das, zumindest bei mir, auch sehr gut. den einzigen vorteil den ich hingegen in libreoffice sehe ist python als makrosprache.
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PhotonX
Anmeldungsdatum: 3. Juni 2007
Beiträge: 4471
Wohnort: München
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Bei uns an der Physik-Fakultät schaut die Verteilung so aus: Uni-seitig werden die Büro-Räume der Mitarbeiter ausschließlich mit Ubuntu-betriebenen PCs und Macs ausgestattet. In der Regel lehrstuhlweise, d.h. Lehrstuhl A fährt mit Ubuntu, Lehrstuhl B mit Mac. Für numerische Berechnungen wird Linux verwendet, manche Mac-Liebhaber schaffen es aber tatsächlich, so etwas mit Mac zu machen (einige Kommilitonen von mir schreiben ihre Bachelor-Arbeit über eine Biophysik-Simulation, die auf einem iPad laufen soll - soweit ich das mitgekriegt hab zumindest), auch hier kein Windows in Sicht. Wo Windows gern verwendet wird: Auf den Laptops der Professoren (sieht man oft bei Powerpoint-Vorlesungen) sowie bei den Experimentalphysikern im Labor (wiederum: Ein Kommilitone hat einen Laptop mit Win7 zur Verfügung gestellt bekommen, um mit Origin Grafiken für seine Bachelor-Arbeit machen zu können). Interessanterweise haben sich Windows-Geräte bisher als die problematischsten erwiesen: Der Win7-Lappi mit Origin ist viel zu schwach für Win7+Origin und hat Ladezeiten, dass es nicht mehr feierlich ist; der Lappi eines Profs hat bei Präsentationen das ganze Semester lang alle von einer nicht eingerichteten WLAN-Verbindung benachrichtigt, wobei der Tooltip oberhalb der Präsentation auftauchte - wahnsinnig sinnvoll. Wenn ich mich recht erinnere, durften wir sogar mal einen Bluescreen bewundern. Macs und Linux-PCs arbeiten hingegen anstandslos. Übrigens, wie man sieht, wird in allen Fällen Windows nicht gerade wegen der professionellen Software verwendet - außer man findet Origin professioneller als Gnuplot. 😉
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dirkolus
Anmeldungsdatum: 17. Mai 2011
Beiträge: 2003
Wohnort: dahoam
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fezz schrieb: Spezielle Programme existieren meistens nicht für Linux (z.B. professionelle CAD, FEM, Grafik oder sonstiges).
Es war einmal vor nicht allzulanger Zeit, da gab es einige unixoide Betriebssysteme wie Solaris, AIX, HP-UX und IRIX, für die sogar Software programmiert und für viel Geld verkauft wurde. Aus genau dieser Zeit entsprangen Software-Suites wie Maya (vorher von Alias Wavefront), ProEngineer, CATIA, (CAD SW), auch Oracle, Sybase und viele mehr. Nicht alles wurde nur noch ausschließlich auf Windows entwickelt, viele (vor allem leistungs- und rechenintensive) Programme können von daher ihre Herkunft aus dem Unix-Umfeld nicht verhehlen. Und dass Linux (und evtl. noch BSD) in dieser Form, also als freies und offenes Betriebssystem, populär geworden ist, ist auch darauf zurückzuführen, dass man für die ganzen anderen Betriebssysteme und Hardware-Plattformen oftmals richtig Geld hinlegen musste (und muss). Dirk
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fezz
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 23. September 2011
Beiträge: 112
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die aktuellen verisionen von Pro/E und Catia sind meines wissens aber nimmer so einfach auf linux zu betreiben. bei uns im institut laufen alle rechner mit win 7 + ms office. lediglich einige rechner sind mit ubuntu, bzw. win 7-ubuntu dualboot ausgerüstet da bei uns openfoam stark erporbt wird.
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dirkolus
Anmeldungsdatum: 17. Mai 2011
Beiträge: 2003
Wohnort: dahoam
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fezz schrieb: die aktuellen verisionen von Pro/E und Catia sind meines wissens aber nimmer so einfach auf linux zu betreiben.
Und da ist das Problem:
Unixoide Plattformen sind nicht unbedingt Linux. Linux wird von vielen professionellen Software-Anbietern nicht als professionelles Betriebssystem für Arbeitsplatz-Systeme wahrgenommen. Die Entwicklungs-Zweige für Unix können aber nicht mehr so ohne weiteres für Linux angepasst werden, weil der Aufwand für einen Linux-Port sich immer weiter von den ursprünglichen Unix-Ports entfernt (oder kennt jemand noch ein professionelles Programm, das aktiv unter Motif/lesstif entwickelt wird?). Wenigstens da gibt es andere, die auf den Linux-Zug wiederum aufspringen, dank Qt und anderen.
... bzw. win 7-ubuntu dualboot ausgerüstet da bei uns openfoam stark erporbt wird.
... powered by SGI ☺ Dirk
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