Ich kam erst zu Lubuntu und dann zu Xubuntu, ersteres nur auf Zweit-, letzteres nun sogar auf dem Hauptsystem, obwohl es sich zunächst mit Unity etwas beißt. Bei knetfeder.de gab es mal einen schönen Vergleich, wo Xubuntu trotz Gtk Kubuntu näher stand, denn man kann dort ziemlich viel einstellen - aber auch ziemlich viel Unsinn, den man nicht braucht. Aber bei weitem nicht so viel und nicht so verschachtelt und redundant aufgerufene Untermenüs wie in KDE.
Xubuntu hat von Haus aus das Whiskermenü, was Lubuntu fehlt, also eine Tastatureingabe zur Programmsuche wie bei Unity, zudem kann man sich dort die letztgestarteten Programme als Favouriten (auch dauerhaft) listen lassen. Es wirkt deutlich mehr aus einem Guss als Lubuntu, sowohl optisch als auch technisch. Lubuntu hat aber mit seinen Einzelteilen ein erstaunlich stimmiges Gesamterlebniss geschaffen, dem tatsächlich nichts schwergewichtiges fehlt. Selbst MATE fehlt ja eine Tastatur-Programmstartmöglichkeit direkt im Menü, ALT + F2 kennt ja "wieder keiner".
Xubuntu bietet seit geraumer Zeit (ca. 15.10) an, z.B. Win XP (Lubuntu) oder GNOME 2 (MATE) als Look (mit den Panels) nachzuahmen. Vorher ging das manuell, nun mit einem Klick. Man findet die Einstellung im Suchmenü nach Leiste. 😉 Xubuntu hat auch eine tolle Sitzungsverwaltung, sogar mehrere Sessions sind möglich. Insbesondere die gemerkten Terminaltabs und ein z.B. laufendes top sind erwähnenswert. Mit geöffneten Manpages oder so klappt das aber nicht.
Lubuntu hat in der Softwareinstallation ein paar Ösen: Für Paketnamen statt Programmnamen muss man direkt in den Einstellungen auf Experten umstellen, bei Terminalprogrammen bin ich mir jetzt nicht sicher. Das Suchfeld taucht nur im Vollbild des Fensters auf, es startet aber verkleinert.
Thunar hab ich nach der Installation von Nautilus in Xubuntu schlicht deinstalliert - beim Anstecken von USB-Medien muss man mit einem Klick manuell mounten, der Desktop ist dadurch leer, aber schön aufgeräumt und frei für Anwendungen und Hintergrundbild.
Einem Bekannten habe ich nun allerdings MATE gegeben, da es ähnlich flott wie Xubuntu ist und deutlich besser und integrierter und etwas aufgeräumter aussieht als ein Standard-Lubuntu - und dessen "Hässlichkeit" von Lubuntu wegzubekommen ist ein ganz schöner Aufwand gewesen, allein den Startknopf muss man noch mit eignen Grafiken ersetzen, sonst wirkt er dann wie ein Fremdkörper. 😉 Und Xubuntu wären für ihn schon wieder zu viele Ein- und Verstellmöglichkeiten.
Ich würde es also grob so zusammenfassen: Xubuntu für maximale Flexibilität (nach Kubuntu), Lubuntu für maximale Geschwindigkeit. MATE, wenn die Geschwindigkeit reicht, aber es auf maximale Optik und Verzicht auf "verwirrende Flexibilität" (Systemeinstellungen zu Fensterverhalten allein in zwei Hauptmenüeinträgen, bis zum Abwinken) ankommt - man bedenke: Der erste Eindruck zählt und kaum jemand ändert sich Themes, noch dazu von Fremdquellen.
knetfeder wies noch drauf hin, dass man bei Xubuntu Icons am Desktop nur in einem groben Raster anordnen könne (noch aktuell?), was bei MATE freier ginge. Dafür kann man bei Xubuntu Fenster einfach von einem virtuellen Desktop in den andren schieben, auch halb. Auch einfach über den Rand wechseln - mit Klebeeffekt, damit man nicht versehentlich wechselt. Anpassbar in Sekunden. Nutze ich für Flash-Vollbild von TV-Streams auf anderem Desktop. Keine blöden Tastenkombinationen, schon gar nicht vom Sofa aus oder gar Icons zielen...
Wer sowas nicht braucht, ist auch mit MATE als Augenschmaus (sieht echt TOP aus, auch 16.04 wieder) gut bedient. (Dass das Auge mit isst, sieht man an der Beliebtheit vom inoffiziellen Mint, welches hier nicht unterstützt wird und technische Nachteile bei den Aktualisierungen und Sicherheit/ Stabilität hat, durch eigene Anpassungen - theoretisch zumindest. Tickende Zeitbombe.)
MATE könnte eben noch das Whisker-Menü vertragen - ob das ginge, weiß ich spontan nicht. Aber meist will man ja doch was flottes wie Lubuntu für VM/ Stick/ Netbook/ schnellen PC noch schneller - oder flexibles wie Xubuntu. Ein ahnungsloser Neuling aber, der will nicht unbedingt ein fettes Xubuntu mit x 1000 Einstellungen für System (speziell nur Oberfläche, nicht den Ubuntu-Unterbau, bzw. dafür nix außergewöhnliches), es sei denn, er ist so ahnungslos, dass er sie sowieso nie anschaut.
Und Lubuntu wäre manchen Personen mit Skepsis garantiert optisch zu simpel - gerade, wenn man als Jugendlicher auf Optik und Marken/ Kommerz achtet. Da wäre sogar eher Ubuntu die erste Wahl. Ich kenne aber einige persönlich, welche wenig auf Optik achten und sehr zufrieden mit der Höchstleistung von Lubuntu und der Schlichtheit im Sinne von Win XP sind (und noch besser, dank Paketverwaltung) - gerade für XP-Umsteiger aufgrund Menüführung und altem PC oder schwachem Netbook erste Wahl - auf Sticks mit Vollinstallation sowie in VMs ebenso!
Wenn man vorher nicht weiß, was auf einen zukommt, dann Xubuntu - der Allrounder: Flott genug (mittel), flexibel genug (höchste nach Kubuntu, aber nicht zu verwirrend viel), optisch ansprechend (nach MATE, welches peppiger statt eher etwas konservativ wirkt, obwohl es entstehungsgeschichtlich und technisch tatsächlich auch konservativ ist). Anpassbar ist natürlich vieles. Aber alles eine Frage des Aufwandes. Warum also nicht gleich was passendes nehmen anstatt aus Lubuntu ein Unity zu bauen - was ich aber für die technische Machbarkeit, kleine Details wie Fensterrahmen oben in Leiste (als Lerneffekt) sowie ein "geschwindigkeitsoptimiertes Mini-Unity" sehr gut finde.
Bei Xubuntu konnte ich mir sogar wie bei Unity die Fensterleiste einsparen, indem ich sie mir verdeckt hinter die ober Leiste legen konnte. Spart Bildschirmplatz. Auch die Programme lasse ich nur als Symbole laufen. Und Lubuntu konnte "letztens" noch keine Programme im Panel manuell verschieben! Soll nun wohl schon länger gehen. Bei Xubuntu kann man es aktivieren. Muss es aber auch - ist eben mächtig und etwas aufwendig dafür. 😉
Für volle Geschwindigkeit (wenn es WIRKLICH darauf ankommt oder man im Geschwindigkeitsrausch ist und auch auf dem neuesten PC Rekorde brechen will) also Lubuntu, für vollste Flexibilität mit etwas Einarbeitung Xubuntu - oder für den Neuling, der fast alles so lässt, wie es ist. MATE für den Nutzer, welcher auf maximal übersichtliche Bedienung UND maximal tolle Optik Wert legt (also wie manche Neulinge), aber für sowas wie Unity keine Lust hat (kein klassisches Programmstartmenü, lila Look, lahmer/ 3D-Grafikkarte nötig).
Wobei Xubuntu eben flexibel ist, also in Übersichtlichkeit und Optik MATE nicht soooo sehr nachsteht. Es sei denn, man legt es drauf an und wuselt bewusst in Menüs, die man nicht kennt - ich kenne so Kandidaten, die das machen, Löcher in den Bauch fragen, 1000 mal dasselbe und mit sowas VÖLLIG überfordert sind, von Kubuntu ganz zu schweigen... Für die ist Xubuntu definitiv nichts, aber MATE was. Ubuntu übrigens noch mehr (sehr aufgeräumte Systemeinstellungen), sofern sie das fehlende Programmstartmenü nicht abschreckt (es gibt eine Erweiterung).
Bei Lubuntu muss man Stückwerk aus Einzelteilen abkönnen, auch die Redundanz von vorinstalliertem Lubuntu Software Center, Synaptic (was auch aktualisieren könnte) sowie Aktualisierungen. Für einen Anfänger recht verwirrend, wenn eine Paketverwaltung auf einmal dreimal auftaucht und dazu noch obige Probleme macht (Suchfeld fehlt zunächst, Paketnamensuche zugunsten Programmname ebenfalls, also nix mit (l)ubuntu-restricted-extras suchen).
Für absolute "Nichtsblicker" (das sind deutlich weniger als 5%, also kaum jemand von uns hier im Forum, aber 95% aller Nutzer haben nicht die Geduld zum Anlesen und bräuchten dazu eine kleine Einführung per Hand von jemandem) ist also weder Lubuntu noch Xubuntu was, die brauchen dann MATE - oder Ubuntu (beides auch für die, die niemanden haben und nix nachgucken wollen). MATE wirkt auf mich im System nicht so sehr übersichtlich, es sei denn, man hangelt sich gerne durch die Menüs. Man kann damit als Anfänger zumindest gut zurechtkommen, wenn eben auch umständlich - aber die Systemeinstellungsübersicht dort ist nach Kurztest nicht das Wahre.
Grüße, Benno