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Mir ist heute ein äußerst merkwürdiges Verhalten mit dem Ubuntu-Terminal aufgefallen:

Ich habe es getestet mit dem Standard-15.10-Terminal (Strg+Alt+T), mit xterm und mit "MATE Terminal", und in allen drei Fällen tritt dieser Fehler (?) auf.

Öffne ich eine "echte" Konsole mit Strg+Alt+F1 und gebe dort den Befehl date | less -F ein, dann wird mir das aktuelle Datum ausgegeben, und less tut nix - denn "-F" ist "--quit-if-one-screen" und die Ausgabe passt auf eine Terminal-Seite.

Sieht also so aus:

$ date | less -F
Sa 9. Jul 22:09:39 CEST 2016
$

Führe ich den exakt gleichen Befehl in einer der Konsolen auf der grafischen Oberfläche aus (also xterm, mate, oder das Standard-Terminal), passiert leider nix:

$ date | less -F
$

Sobald die Eingabe an less -F auf den ganzen Bildschirm passt, sollte less nix machen und einfach nur den Kram ausgeben und fertig. Stattdessen wird aber leider gar nichts ausgegeben ... Wenn die Ausgabe länger ist (und nicht mehr auf den Bildschirm passt), funktioniert alles so, wie es soll.

Was ist da kaputt? Bekannter Bug? Unbekannter Bug? Hab ich was verstellt? Kann ich das beheben?

Der gleiche Fehler passiert auch, wenn ich mich über SSH mit einem Server verbinde und dort date | less -F ausführe. Es liegt also definitiv nicht an der Implementierung von less, sondern irgendwie an den Ubuntu-Terminals oder sonstwas. Mit anderen Linux-Distributionen per SSH auf den gleichen Server mit dem gleichen Befehl tritt der Fehler nämlich nicht auf.

Irgendwelche Optionen in den Scripten auf dem Server will ich nur ungerne verändern (Aufwand, außerdem nicht mein Server), irgendwie muss das ja an Ubuntu liegen ...

Leseratte

Leseratte10 schrieb:

irgendwie muss das ja an Ubuntu liegen ...

Ich kann das gleiche Verhalten in OpenSUSE Tumbleweed mit less Version 481 nachvollziehen.

Hallo!

Für mein Verständnis ist das richtig, dass "nichts" angezeigt wird. Du übergibst die Ausgabe von date ja nur an less, welches nichts ausgibt, wenn der Inhalt auf eine Seite passen würde. Also wird auch nichts angezeigt.

Wieso das aber in der virtuellen Konsole nicht klappt, verstehe ich auch gerade nicht. Kann das Verhalten aber bestätigen...

Im Terminalfenster klappt die Anzeige der Ausgabe mit

date | less -FX

Hältst du es für richtig, dass dann nichts angezeigt wird? In welchem Anwendungsfall würde man sowas brauchen?

Ich würde erwarten, dass dann diese eine Seite ausgibt, und sich dann beendet, ohne die Scrollmöglichkeit zu bieten (weil *die* eben nicht nötig wäre). Aber direkt ohne jede Ausgabe beenden weil es auf eine Seite passen würde? Ist doch irgendwie nutzlos.

Der Parameter -X wäre dann auch nur ne Notlösung weil ich dann alle Scripte anpassen müsste (obwohl less -F bei den anderen Serveradmins problemlos funktioniert auf dem gleichen Server)

Leseratte10 schrieb:

Der Parameter -X wäre dann auch nur ne Notlösung weil ich dann alle Scripte anpassen müsste (obwohl less -F bei den anderen Serveradmins problemlos funktioniert auf dem gleichen Server)

Spräche etwas dagegen, durch einen Eintrag

alias less="less -X"

in Deine lokale ~/.bashrc den Parameter -X zu erzwingen? Auch das wäre natürlich nur eine Notlösung, aber immerhin mit weniger Aufwand verbunden.

less gibt nicht „nichts“ aus. Es passiert nur alles so schnell, dass es für dich als „nichts“ aussieht.

Mit dem Tool „script“ kannst du dir genauer ansehen, was da passiert:

$ script
Script started, file is typescript
$ unset LESS; export LESS
$ date | less -F
$ exit

Ich habe hier explizit die Umgebungsvariable „$LESS“ zurückgesetzt, damit da nicht zufällig ein „-X“ drin versteckt ist.

Wie man sieht, erscheint im Terminal kein Text. Öffnet man aber mal die erzeugte Datei „typescript“ mit einem Editor, dann sieht man:

^[[?1049h^[[?1h^[=^MSun Jul 10 10:46:21 CEST 2016^M                                     
^M^[[K^[[?1l^[>^[[?1049l

Da ist die Ausgabe von „date“.

Drumherum sieht man Escape-Sequenzen. Das mit der 1049 ist interessant. Der erste Teil schaltet das Terminal in den „alternate screen“ – sofern das Terminal das unterstützt, was bei der Linux-Konsole nicht der Fall ist. Das ist ein zweiter Buffer ohne Scrollback-History. Ist man in diesem Mode, kann man schreiben, was man möchte. Verlässt man ihn wieder, ist der gesamte Inhalt verloren, aber es wird der vorherige Inhalt des Terminals wiederhergestellt.

Beispiel:

printf '\033[?1049h'; echo hallo welt; sleep 2; printf '\033[?1049l'

Was nun im Falle von less passiert: less wechselt in den alternate screen, macht seine Ausgabe, merkt, dass die Ausgabe auf eine Seite passte, und beendet sich, wobei es wieder aus dem alternate screen herauswechselt. Das scheinbare Ergebnis ist eine leere Ausgabe.

Der Parameter „-X“ verhindert dann irgendwie als Nebeneffekt, dass der alternate screen benutzt wird.

Ob das in der Praxis ein sinnvolles Verhalten ist? Ja, gute Frage. 😉