erobique
Anmeldungsdatum: 7. März 2019
Beiträge: 3
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Liebe alle, ich bin eigentlich Statistiker und möchte schon seit Ewigkeiten auf Linux umsteigen, da ich gerne einige Funktionen meiner Grafikkarte für Deep Learning-Aktivitäten nutzen möchte (wobei es hier wohl auch entsprechende Docker-Images gibt, die das wohl komfortabler machen bzw. meine GraKa zu schlecht sein könnte) und ohnehin kaum Software nutze, die nur auf Windows läuft/verfügbar ist.
Ich hatte mir hierzu zunächst ein Dual-Boot-System eingerichtet, welches aber ziemlich chaotisch aufgebaut war, sodass ich mich jetzt dazu entschieden habe, nur Linux zu installieren.
Ich bin hierbei aber nicht den Weg der Partitionierung beim Installationsvorgang selbst gegangen, sondern wollte beide Betriebssysteme, die im Dualboot liefen (Win10, Ubuntu 18.04) löschen - und habe den Pfad "Festplatte löschen und Ubuntu installieren" ausgewählt. Wenn man diesen Weg geht, besteht aber (soweit ich weiß?) keine Möglichkeit eine Partitionierung vorzunehmen. Meine Fragen bauen daher etwas aufeinander auf: 1. Welche Partitionen brauche ich als "normaler" User?
Ich lese hier bspw. https://pinguin.gws2.de/ubuntu-installation-festplatte-manuell-aufteilen-profitipps/ , dass ich root, swap, home und boot bräuchte. Das habe ich an anderer Stelle auch so gelesen. Wieviel müsste ich jeweils veranschlagen? Mir ist noch nicht ganz bewusst, wo Programme gespeichert werden (oder ob das überhaupt genauso wie bei Windows funktioniert) - geht das alles ins root-Verzeichnis?
Aktuell zeigt mir "Laufwerke" meine 256 GB SSD an, die in /dev/ubuntu-vg/root (255GB) und dev/ubuntu-vg/swap_1 aufgeteilt sind. (Bonusfrage: aktuell fährt mein Rechner mit Ubuntu deutlich langsamer hoch, liegt das an der "kleinen" Swap-Partition? Es wird doch sonst in etwa die Größe des RAMs für die swap-Partition veranschlagt? Hat das etwas damit zu tun?) 2. Auf welche Art sollte ich meine Festplatte jetzt am besten partitionieren? Ich habe noch kaum was installiert und könnte auch nochmal neu installieren. Also:
a) Auf bestehender Installation weitere Partitionen einrichten.
b) Neu installieren - ich würde dann wie bei oben genannten Link vorgehen. Mein Problem: meine Festplatte ist doch bereits mit Ubuntu belegt, ich hab also keine freie Festplatte, auf der ich nach Belieben partitionieren kann, wie dort gezeigt? Muss ich vorher auch mein aktuelles Ubuntu löschen/Platte formatieren? Oder geht das interaktiv, wenn ich den Weg über "Etwas anderes" in der Installation gehe? Ich verwende: Lenovo T450s, 4*i5-5200 Intel, NVIDIA GeForce 940M, 12 GB RAM, 256 GB SSD, Ubuntu 18.04 LTS Ich danke vielmals!
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ChickenLipsRfun2eat
Anmeldungsdatum: 6. Dezember 2009
Beiträge: 12067
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Hallo! Viele Fragen auf einmal. Ich versuche es mal so kurz und knapp wie möglich zusammenzufassen. Die root-Partition (/) ist, wie der Name schon sagt, das Wurzelverzeichnis. Davon ausgehend sind alle anderen Pfade angelegt. Du hast als Nutzer nun die Möglichkeit gewisse Unterverzeichnisse, wie das Homeverzeichnis auf andere Platten/Partitionen/Netzlaufwerke auszulagern. Swap wird nur benötigt, wenn dein RAM zu knapp für die Anwendungen ist, du hibernate oder suspend nutzen möchtest (Ruhezustand, bzw. Standby-Modus) und dient dem Auslagern von "zu vielen Daten im Kurzzeitgedächtnis". Zunächst ist die Frage, ob du UEFI oder BIOS im System hast und ob sich eventuell eine separate Boot-Partition lohnen würde, die man z.B. bei Vollverschlüsselung (LUKS) braucht. Wenn nicht, kannst du das auch überspringen und den Installer machen lassen. Dieser bietet übrigens immer die manuelle Partitionierung an. Eine separate Home-Partition hat den Vorteil, dass man sie auch nach einer Neuinstallation des Systems weiterverwenden kann und die Benutzerkonfigurationen erhalten bleiben. Ist auch zeitgleich ein Nachteil, da sich besagte Konfigurationsdateien nicht immer kompatibel zu neuen Versionen der Programme erweisen. Alle deine Daten bleiben erhalten. Aber davon hat man ja generell ein Backup 😉 Weiterhin kann man jedes andere Unterverzeichnis auslagern und z.B. für /var/log eine eigene Partition definieren, damit außer Kontrolle geratene Logdateien nicht den kompletten Speicherplatz belegen, etc. was ich auf Servern bspw. gerne mache. In der einfachsten Version hättest du also nur separate root und swap in sinnvoller Größe, wie in deinen Recherchen schon erkenntlich. Noch ein Hinweis: /dev/ubuntu-vg/root deutet auf LVM hin. Hat den Vorteil, dass du die "Partitionierung" im nachhinein noch ändern kannst. Vergrößern, verkleinern, etc.
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erobique
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 7. März 2019
Beiträge: 3
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Vielen Dank, ich glaube das hat mir schonmal beim Verständnis geholfen! Vollverschlüsselung wollte ich nicht - mein System verwendet laut diesem Link (https://itsfoss.com/check-uefi-or-bios/) BIOS. Um nochmal mein Problem zu konkretisieren:
Ich hatte tatsächlich LVM aktiviert, weil ich gelesen hatte, dass eine nachträgliche Partitionierung dadurch erleichtert wird. Aus Deiner Antwort lese ich jetzt nichts, was dagegen spricht, im Nachhinein zu partitionieren (statt einer Neuinstallation). Ich hätte dann folgende Partitionen und Größen angesetzt:
Root: Wenn ich das richtig verstanden habe, werden ja alle Programme die über APT installiert werden, in root gespeichert (quasi wie C/Programme) - dementsprechend müsste ich hier eine meiner Programme angemessenen Größe wählen - für mich etwa 80 GB?
Mein Problem: Ich hätte das Ganze jetzt in Gparted umsetzen wollen - aber da wird mir bereits nur eine Partition (siehe Bild) angezeigt. Dort steht auch bei den Markierungen nicht root oder swap, sondern "boot, lvm". Wenn ich auf "Größe ändern/verschieben" gehe, lässt sich nichts bewegen. Mir ist das weitere Vorgehen daher etwas rätselhaft. Vielen Dank nochmal für Deine Zeit & Deinen Aufwand!
- Bilder
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hakel
Anmeldungsdatum: 13. August 2009
Beiträge: 23336
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Eine SSD ist so schnell, daß man auf Hibernate/STD eigentlich verzichten kann. Bitte nicht mit Standby/STR verwechseln. Ist natürlich Geschmackssache! Größe Root (ohne home) - können wir nicht beurteilen, was du benötigst. 80GB sind großzügig. Du kannst natürlich auch auf eine eigene home Partition verzichten. Dann wird das alles "dynamischer" genutzt. Boot Partition - 1GB sind zu wenig für Chaoten! Ob du Verschlüsselung brauchst, ist ebenfalls deine Entscheidung. home, boot, LVM ! Nix, für Chaoten ... lieber das home regelmäßig sichern und räumlich getrennt lagern. GParted - der grafische Installer nutzt meines Wissens auch nur gparted. Das Huhn hat dir alles im Prinzip sorgfältig vorgekaut. "Manuelle Partionierung", meiner Meinung nach sehr schön gelöst bei Ubuntu Installer. 👍 Aber wie schon gesagt, alles Geschmackssache.
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erobique
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 7. März 2019
Beiträge: 3
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Hallo hakel,
vielen Dank für Deine Hinweise. Die Größe der einzelnen Komponenten ist auch nicht das wesentlichste Problem, sondern wie ich die Partitionen im Nachhinein einrichte - wie gesagt, mein Schieberegler bei gparted lässt sich nicht verschieben, auch die manuelle Eingabe einer Größe ist nicht möglich.
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hakel
Anmeldungsdatum: 13. August 2009
Beiträge: 23336
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Meine Empfehlung war, die Partionierung während der Installation zu machen. Das ist sehr gut grafisch umgesetzt im Ubuntu Installer.
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ChickenLipsRfun2eat
Anmeldungsdatum: 6. Dezember 2009
Beiträge: 12067
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Hallo nochmal! Also das root-Verzeichnis ist das Hauptverzeichnis (root=Wurzel, also die Basis). Da sind alle nötigen Unterverzeichnisse drin. Deine Programme liegen in /bin, /usr/bin, /opt oder im Homeverzeichnis unter ~/bin, etc. Die Konfigurationen dazu in /etc/, usw. Siehe auch: Verzeichnisstruktur. Es gibt nicht einen Ordner, in dem alle liegt. Snap und sowas mal ausgenommen. Hibernate braucht maximal die GB des RAM + ein bisschen. Wenn du das System schlafen legst werden alle Daten des RAM auf die Platte geschrieben, da beim Abschalten des Stroms der RAM seinen Inhalt verliert. Man lastet sein System eigentlich™ nie aus, so dass das RAM komplett voll ist, daher tut es meist auch weniger. Wie schon erwähnt lohnt sich das bei einer SSD nicht wirklich. Wenn du im BIOS-Modus und ohne Verschlüsselung installieren willst, brauchst du keine separate Boot-Partition. Falls du alles mit LVM einrichtest, kannst du auch erstmal 100GB oder so "brach" liegen lassen, da das später zugewiesen werden kann. Ich verwende anfangs (allerdings mit separater boot, home, etc.) 20GB für / und 30GB für /home. Reicht bei den meisten Installationen völlig aus und könnte dank LVM problemlos per lvextend und resize2fs angepasst werden. Ich habe aber auch meist ein Dual-/Multiboot auf meinen Systemen, Verschlüsselung und UEFI ☺ Willkommen in der Welt der eigenen Entscheidungen :þ
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hakel
Anmeldungsdatum: 13. August 2009
Beiträge: 23336
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Man lastet sein System eigentlich™ nie aus, so dass das RAM komplett voll ist,
Ich sehe Swap als "Notventil", wenn der Topf doch mal "überkocht". Dann kann man das System noch korrekt runterfahren. Swap schadet nach meiner Erfahrung nicht. Für eine kontroverse Diskussion taugt es im Prinzip nicht. boot und LVM schon eher, man beherrscht/braucht es, oder auch nicht. Geschmackssache/eigene Entscheidung
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ChickenLipsRfun2eat
Anmeldungsdatum: 6. Dezember 2009
Beiträge: 12067
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hakel schrieb: Man lastet sein System eigentlich™ nie aus, so dass das RAM komplett voll ist,
Ich sehe Swap als "Notventil", wenn der Topf doch mal "überkocht".…
Bei dem Punkt geht es um hibernate und den erforderlichen swap-Speicher. Ansonsten gebe ich dir Recht. Schadet nicht.
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schollsky
Anmeldungsdatum: 3. Dezember 2012
Beiträge: 1488
Wohnort: Ruhrgebeat
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erobique schrieb:
Die Größe der einzelnen Komponenten ist auch nicht das wesentlichste Problem, sondern wie ich die Partitionen im Nachhinein einrichte - wie gesagt, mein Schieberegler bei gparted lässt sich nicht verschieben, auch die manuelle Eingabe einer Größe ist nicht möglich.
Ich habe im Nachhinein immer mit einem bootfähigen USB-Stick von GPartEd gearbeitet - da klappt problemlos unter folgenden Voraussetzungen: 1. Deine Partitionen sind als primäre Partitionen angelegt. Erweiterte Partitionen zu verschieben ist nicht so einfach. 2. Du solltest den Anfangsbereich der Root-Partition bzw. den von /boot nicht verschieben, da unter BIOS Nutzung hier der Start liegt für das ganze System. Besser ist es also, den Startbereich einmal fest zu setzen und im hinteren Bereich Änderungen machen. 3. Wenn Du Dich doch noch dazu entscheiden solltest, Windows parallel zu nutzen, würde ich das immer zuerst installieren, sonst zerschießt Dir das den GRUB-Bootloader. Kann man auch nachträglich fixen, ist aber etwas frickelig. HTH schollsky
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Dogeater
Anmeldungsdatum: 16. Juni 2015
Beiträge: 3381
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erobique schrieb: mein Schieberegler bei gparted lässt sich nicht verschieben, auch die manuelle Eingabe einer Größe ist nicht möglich.
Das gparted zeigt dir ja nur das LVM als Ganzes an. Da kannst du nichts (sinnvolles!) dran ändern, im gparted zumindest nicht. Es gibt diverse andere GUIs, um LVM-Partitionen bearbeiten oder einzurichten und Terminalbefehle, wie sie ChickenLipsRFun2eat schon genannt hat. Das ist alles nicht ganz einsteigerfreundlich. Zu beachten ist auch, dass testdisk mit lvm nichts am Hut hat! Im Falle des Falles hast du also sicher einen Datenverlust und kannst nichts (diesmal quasi absolut nichts) dagegen tun. Dagegen hilft nur, hin und wieder mal ein Backup zu machen. Also mein Rat wäre: Wenn du Backups machen wollen wirst (wirklich!) dann bleibe ruhig bei LVM. LVM ist trotz der genannten Nachteile sehr robust und wie gesagt - es hat auch sehr attraktive Vorteile.
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