Hallo Ubuntu-Fans!
In Ubuntu 12.04 haben die Desktop-Umgebung Unity und ein PAE-Kernel Einzug in eine LTS-Version gefunden. Dadurch sehen sich Ubuntu-Users mit der Problemstellung konfrontiert, nicht mehr die Standard-Distribution zu verwenden, sondern auf ein anderes Ubuntu-Derivat auszuweichen.
In meinem Fall soll ein aktuelles Linux-Betriebssystem auf ein 12-Zoll-Notebook mit einem Pentium M (ohne PAE) und integriertem Grafikprozessor installiert werden. Meine Entscheidung fiel auf Xubuntu, nachdem ich mehrere Distributionen ausprobiert und einige Blogs und Fachartikel über Desktop-Umgebung gelesen hatte.
Gründe:
Xubuntu 12.04 ist mit einer zugesagten Update-Unterstüzung von drei Jahren eine LTS-Distribution – anders als z. B. Lubuntu – (siehe http://wiki.ubuntuusers.de/Precise_Pangolin).
Der Kernel in Xubuntu unterstützt auch 32-Bit-Prozessoren ohne PAE.
Die Desktop-Umgebung Xfce (auch mit Compiz) ist ein guter Kompromiss zwischen Einfachheit und Konfigurations-Möglichkeiten zum einen und zwischen attraktiver Optik und Ressourcen-Verbrauch zum anderen. Xfce positioniert sich bezogen auf diese Punkte zwischen LXDE und KDE.
Xfce unterstützt auch die traditionellen Benutzer-Schnittstellen: menü-basiert aber mit Menü-Suchfunktion (intent-driven-interface); keine globalen Menüs; Menüs zeigen ausschließlich installierte Software an, statt Werbung für mögliche zu installierende Software einzublenden; in Panels werden Symbole für Programm-Starter und geöffnete Programme nicht zu einem Symbol verschmolzen (diese Platzspar-Technik ist bei einem 12-Zoll-Display zwecklos).
Auf zwei Funktionen, die in der Standard-Version von Xubuntu 12.04 nicht eingerichtet sind, wollte ich unter keinen Umständen verzichten: Die Möglichkeit, Fensterfarben per Shortcut zu invertieren (dunkle Farben schonen die Augen) und die Möglichkeit, einen System-Monitor mit Historien für die CPU- und Netzwerk-Auslastung in ein Panel einzufügen (damit man sieht, was der Computer gerade tut).
Ein System-Monitor konnte einfach mit dem Paket indicator-multiload aus dem Universe-Repository installiert werden; dieser muss in den Autostart eingefügt werden. Die Invertierung der Fensterfarben, die Mac- und KDE-Usern und alten Ubuntu-Hasen bekannt sein dürfte, kann in Xubuntu mit dem Fenstermanager Compiz realisiert werden. Compiz muss in Xubuntu 12.04 zunächst installiert und dann eingerichtet werden. Hierfür kann folgendermaßen vorgegangen werden:
Die Pakete compiz und compizconfig-settings-manager werden installiert. Möchte man die aus Ubuntu 10.04 bekannten Themes Ambiance oder Radiance verwenden, muss das Paket light-themes installiert werden. Die installierten Themes befinden sich im Ordner /usr/share/themes.
Nun wird der CompizConfig Settings Manager (CCSM) gestartet und gewünschte Compiz-Effekte bzw. -Funktionen durch setzen der Haken aktiviert. Einige Funktionen müssen aktiviert werden, um eine brauchbare Arbeitsumgebung zu erstellen. Dazu gehören u. a. Window Decoration (damit Fensterrahmen nicht fehlen), Move Window, Resize Window. An dieser Stelle kann es sinnvoll sein, in älteren Ubuntu-Versionen, in denen Compiz standardmäßig installiert ist, nachzuschauen, welche Compiz-Funktionen aktiviert sind. Dafür muss ggf. der CCSM in der älteren Ubuntu-Version installiert werden. Freigestellt sind in Compiz die Funktionen Negative und Cube und viele weitere Funktionen. Die voreingestellte Tastenkombination für das invertieren eines Fensters kann in Xubuntu beibehalten werden, diese ist Super+N bzw. Windows+N.
Viele der aktivierbaren Compiz-Funktionen können zusätzlich konfiguriert werden. Die Voreinstellungen sind aber brauchbar.
Möchte man für die Fensterrahmen ein anderes Theme wählen, kann dieser in CCSM unter Window decorations angegeben werden. Hierfür wird die Option Command ergänzt: /usr/bin/compiz-decorator --replace --metacity-theme "Ambiance". Oder: gtk-window-decorator --replace --metacity-theme "Ambiance". Die hier gewählten Themes wirken sich nur auf die Fensterrahmen aus, nicht auf die Fensterinhalte.
Die Themes der Fensterinhalte (Widgets, Buttons, Scrollleisten etc.) werden in Xubuntu unter Settings > Settings Manager > Appearance > Style eingestellt. Auch hier kann Ambiance oder ein anderes Theme, z. B. greybird, gewählt werden.
Um die Einstellungen aus CCSM anzuwenden, muss Compiz gestartet werden. Dies lässt sich temporär über einen Terminal-Befehl erreichen: compiz --replace &. Mit xfwm4 --replace & lädt man wieder den Window-Manager von Xfce.
Damit Compiz auch nach einem Neustart geladen wird, muss dieser Wunsch in der Konfigurationsdatei /etc/xdg/xdg-xubuntu/xfce4/xfconf/xfce-perchannel-xml/xfce4-session.xml/xfce4-session.xml eingetragen werden. Hierfür wird die Zeile <value type="string" value="xfwm4"/> ersetzt mit den zwei untereinander stehenden Zeilen <value type="string" value="compiz"/> und <value type="string" value="ccp"/>.
Auch die Panels von Xfce lassen sich mühelos anpassen. Diese können mit wenigen Klicks so umgestaltet werden, dass sie wie bei Gnome 2.3 aussehen.
Fazit: Mit wenig Konfiguration kann Xubuntu das Erscheinungsbild und das User-Interface von Ubuntu 10.04 LTS verpasst werden inklusive der Funktion, Fensterfarben zu invertieren.
Moderiert von tomtomtom:
Hat im Supportbereicht nichts zu suchen. Verschoben.