trollsportverein
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Guten Morgen, vor einiger Zeit beim upgrade auf Kubuntu 17.10 - Artfull Aardvark entsetze mich plötzlich und völlig unerwartet ein wirklich übles Schhriftbild. Es betraf aber ganz besonders die schöne Verdana. Das ist eine serifenlose Schrift, die extra für den Bildschirmgebrauch gemacht wurde, damals von Microsoft. Hatte das schon mal angemerkt: https://forum.ubuntuusers.de/topic/artful-aardvark-17-10-allgemeine-diskussion-zu/7/#post-8892707. Mitforist axt wies freundlich auf unser Wiki hier bei ubuntusers.de hin, aber das ist es nicht. Tatsächlich ist es so, dass Artfull Aardvark eine neuere Freetype2 Version erhalten hat, welche per default mit der einst schönen Verdana Augenkrebs erzeugen möchte. Da kann man fleißig mit font.conf XML konfigureren sich dusselig fummeln, aber so lange das neue Freetype2 nicht anders angewiesen wird, macht es die einst schöne Verdana hässlich bis fast zur Unleserlichkeit und mich als geneigten User machte es fast blind. Aber etwas tiefer gebohrt, ergibt es sich, dass sich auch das aktuelle Freetype2 im Kubuntu 17.10 - Artfull Aardvark per API dazu bringen lässt, wieder die Verdana so schön zu rendern wie bislang gewohnt und gewünscht. Das ist die API Beschreibung vom Freetype2: https://www.freetype.org/freetype2/docs/reference/ft2-index.html. Damit es nun kein Aufschrei gibt, oweia, wer soll das denn alles lesen? Und es in (K)Ubuntu üblicher Form möglichst einfach geht, es ist einfach nur eine Umgebungsvariable die man setzt, um Freetype2 wieder so rendern zu lassen, wie zuvor geschätzt und geliebt.
env | grep FREETYPE_PROPERTIES
FREETYPE_PROPERTIES=truetype:interpreter-version=35 cff:no-stem-darkening=1 autofitter:warping=1
Diese Umgebungsvariable lässt sich ganz bequem Systemweit in der Textdatei /etc/environment setzen:
FREETYPE_PROPERTIES="truetype:interpreter-version=35 cff:no-stem-darkening=1 autofitter:warping=1"
Entweder lässt man den X-Server dann die geänderte Bedingungen neu einlesen, oder man macht ganz schlicht und einfach mal schnell einen Neustart. Anschließend kann man sich wieder an der schönen scharfen Verdana auf dem Bildschirm erfreuen. Hth. ☺
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Cruiz
Anmeldungsdatum: 6. März 2014
Beiträge: 5557
Wohnort: Freiburg i. Brsg.
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Hallo, ohne jetzt konkret helfen zu können, eine kleine Anmerkung. Oft beschweren sich Anwender über das Schriftbild von Betriebssystem oder Desktop "xy" mit der Bemerkung dieses sei unleserlich oder würde Augenkrebs verursachen. Dabei vergessen viele, dass die Schrift ja nicht in unseren Kopf transferiert, sondern auf einem Monitor dargestellt wird. Hier gibt es über die vielen Monitor-Generationen hinweg deutliche Unterschiede. Was auf einem aktuellen Monitor gut aussieht, kann auf einem 10 Jahre alten Gerät furchtbar aussehen. Mir fällt das immer wieder auf, wenn ich beruflich mit den unterschiedlichen Generationen unserer Dell-Hardware zu tun habe. Nur was sollen die Entwickler machen? Man kann es nicht allen recht machen und Änderungen nicht zu vollziehen, weil irgendwer beispielsweise einen 10 Jahre alten Monitor weiter benutzen will geht halt auch nicht. Ich sehe das ähnlich wie bei Hardware. Auch die ist irgendwann selbst für Lubuntu zu alt... Hinzu kommen zudem noch individuelle Gewohnheiten, was mancher als "scharf" bezeichnet, sind für andere Bauklötzchen, aber das würde jetzt wirklich zu weit führen. Gruß Cruiz
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trollsportverein
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Du möchtest noch mal über die Änderungen von Freetype2 nachdenken:
Wenn die Hardware sich nicht ändert, sondern nur die Software, warum sollte man sich dann plötzlich mit Augenkrebs strafen lassen? In der Tat bekam (K)Ubuntu 17.10 Freetype2 in der Version 2.8, welche nun anders - und in dem Fall der Verdana - die Schrift kaputt rendert. Aber glücklicherweise lässt es sich mit FREETYPE_PROPERTIES einstellen, so dass es auch die Verdana wieder so schön schlank und scharf rendert wie zuvor. Ubuntu Zesty Zapus nutzte noch Freetype2 in der Version 2.6.3. Ubuntu Xenial Xerus nutze Freetype2 in der Version 2.6.1. Mit anderem Font, wie etwa DejaVu sans wäre es nicht, oder kaum aufgefallen. Auch wer fettes matschiges Schriftbild mag, dem wäre es wohl nicht, oder kaum aufgefallen. Es fällt dann auf, wenn man sehr scharfe und sehr feine Schriftstrichbreite mag und dann auch noch die Verdana.
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V0LKER
Anmeldungsdatum: 23. Februar 2014
Beiträge: 1967
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Hallo, Schriften ist nicht so mein Ding, lesen muss ich es können und das = FREETYPE_PROPERTIES=truetype:interpreter-version=35 cff:no-stem-darkening=1 autofitter:warping=1 kommt bei mir garnicht. Ist das GTK Spezifisch (habe kein GTK)? Gruß
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trollsportverein
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Hallo Volker, die FREETYPE_PROPERTIES Umgebungsvariable muss man selbst setzen, wenn man sie so haben will. Wie das geht steht schon direkt im ersten Post am Anfang des Gesprächsfadens. Per default steht diese Umgebungsvariable ja nicht drin in /etc/enviroment. Außerdem braucht es auch eine Freetype2 Version, welche diese Umgebungsvariable versteht.
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V0LKER
Anmeldungsdatum: 23. Februar 2014
Beiträge: 1967
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Nun habe da freetype2 Ver. 2.8.x, werde es mal testen.
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Capet
Anmeldungsdatum: 27. März 2009
Beiträge: 429
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Das deckt sich fast mit dem Schriftproblem, welches ich vor einiger Zeit unter Manjaro-Linux (XFCE) hatte und welches mich zur Rückkehr auf Ubuntu 16.04 bewog, da ich sehr viel am Bildschirm lese und mit der neuen Darstellung überhaupt nichts anfangen konnte. Ich konnte damals aber nie die Ursache oder eine Lösung dafür finden. In den beiden Screenshots sieht man jedoch sehr gut, wie sich das durch irgend ein Update geändert hatte. Links nachher, rechts vorher (wie es auch jetzt wieder unter Ubuntu ist). Ich arbeite mit "Courier New" in Editoren und auf der Kommandozeile und Arial in allen anderen Umgebungen/Programmen.
- Bilder
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trollsportverein
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Da möchte ich euch noch etwas zu lesen geben, aber nehmt euch bitte Zeit um es zu lesen und zu verstehen, denn es lässt sich tatsächlich nicht über die font.conf einstellen, sondern nur über die Umgebungsvarable beim Freetype2 in der Version 2.8:
Noch mal kurz zusammengefasst:
truetype:interpreter-version=35 =⇒ Scharfe Schrift mit Verdana, besser als auf Windows XP, IMHO. truetype:interpreter-version=38 =⇒ Infinality, ähnelt ein bisschen dem Schriftbild ab Windows 7, was ich nicht leiden kann, ist mir zu matschig hat obendrein auch noch Farbschleier auf Windows 7 an den Schrifträndern (blury fonts). truetype:interpreter-version=40 =⇒ Der neue Modus, leider aber wohl inkompatibel mit Verdana.
Und das hat dann beispielsweise folgende Auswirkungen:
Glaubt mir, bei mir hatte es noch weitaus größere Auswirkungen, da ich auch im Webbrowser Verdana bevorzuge, ja eigentlich überall, auch im Dateimanager, usw. Dabei gibt sich der neue Modus so viel Mühe subzupixeln: https://www.freetype.org/image/freetype-27-hinting-comparison.png. Aber das hat gerade bei der Verdana katastrophale Auswirkungen, da es dann Teile der Buchstaben viel zu fett macht. So etwa beim "N". Der Schräge Strich von oben links nach unten rechts wird dann zum fetten Balken, während der Rest viel dünner dargestellt wird. Das sieht ganz schrecklich aus, ist völlig unleserlich. Oder um es deutlicher zu sagen: meine Augen hätten am liebsten stehend im Strahl gekotzt, wenn sie könnten. 😉 Die Lösung steht aber dafür direkt oben im ersten Posting.
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V0LKER
Anmeldungsdatum: 23. Februar 2014
Beiträge: 1967
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Hallo, seltsamer weise merke ich keinen Unterschied bei meinem Plasma-Desktop, vielleicht bin ich auch zu blind. Gruß
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Cruiz
Anmeldungsdatum: 6. März 2014
Beiträge: 5557
Wohnort: Freiburg i. Brsg.
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Nein, aber manche haben einen Schrift-Fetisch. Ich habe bisher bei keinem Betriebssystem an der Schrift herum gefummelt. Außer eventuell mal zum herumspielen bei Linux.
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Capet
Anmeldungsdatum: 27. März 2009
Beiträge: 429
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Cruiz schrieb: Nein, aber manche haben einen Schrift-Fetisch. Ich habe bisher bei keinem Betriebssystem an der Schrift herum gefummelt.
Na, herzlichen Glückwunsch! Das ist schon wirklich sehr lustig. In dem Unternehmen (ca. 1500 Mitarbeiter), in dem ich im IT-Support arbeite, haben sich damals, als auf den Terminalservern der Umstieg von Windows Server 2003 auf Windows Server 2008 R2 gemacht wurde, anschließend eine ganze Reihe von Leuten beim Support gemeldet, da sie enorme Probleme mit dem Schriftbild hatten und teilweise die Arbeit immer wieder unterbrechen mussten, da dieses nach einiger Zeit sehr starke Kopfschmerzen verursachte. Wir hatten uns dann mit dem Betriebsarzt zusammengesetzt und betroffene Mitarbeiter zu Tests für neue Desktopkonfigurationen dazu geholt. Diverse PC-/Notebook-/Monitor-Kombinationen wurden auch getestet, Aufbau der Arbeitsplätze, Beleuchtung, alles mögliche wurde geprüft. Das Problem war dann erledigt gewesen, nachdem wir diesen ganzen "Cleartype"-Mist unter Windows/MSOffice/Internet Explorer deaktiviert hatten, und da war kein Mitarbeiter dabei gewesen, der sich nur einfach mal eine Brille hätte besorgen müssen. Inzwischen ist es zumindest hier im Unternehmen Standard, bei Mitarbeitern, die solche Probleme melden, über entsprechende Gruppen im Profilmanagement den Kram abzuschalten. Aber das waren wohl auch alles nur Schrift-Fetischisten gewesen, wie ich vermutlich auch, da ich auf meinen beiden Beispielscreenshots mit der jeweils linken Darstellung ein Problem beim Lesen der Schrift habe... Etwas mehr Objektivität wäre nicht schlecht. In dem IT-Support hier in der Firma gab es damals auch einige Leute, die die betroffenen Mitarbeiter für Simulanten hielten oder Deppen, die sich irgendwas einbilden, weil der überwiegende Teil der Mitarbeiter kein Problem damit hatte.
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user_unknown
Anmeldungsdatum: 10. August 2005
Beiträge: 17552
Wohnort: Berlin
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Nun ja, wenn jemand sagt, dass von Problemen gerade die schöne Verdana so betroffen war, sich aber dennoch auf diese versteift - ich würde ja eine Schrift danach auswählen, dass sie funktioniert, nicht danach, dass sie anderswo funktioniert. Die Screenshots mit Arial helfen da auch wenig weiter. Ich verwende Droid Sans, Größe 13 - stelle ich es auch auf 10 und zoome dann die Beispielbilder so groß, dass es identisch groß ist, sehe ich keine Qualitätsunterschiede mehr. Bei Droid Sans sieht es aber erheblich besser mit Hinting aus, wenn ich auch eine, für mich von der Größe lesbare Schrift wähle. Ich bin aber auch kein Fachmann für Schriften. Ein Tool, das für eine gewählte Schriftgröße alle Schriften durchnudelt, und eine Vergleichsgrafik aller Schriften, evtl. auch mal mit, mal ohne Hinting, anlegt wäre praktisch. Wobei für längere Fließtexte und kurze Buttonbeschriftungen nicht unbedingt die gleiche Schriftart passend sein muss, da bräuchte es also auch noch eine Unterscheidung, wenn man eine Vorschauliste generiert. ☺ Wenn man aber gewisse Vorlieben hat, soll man ruhig fragen, ob man das mit Parametern in den Griff kriegt - dafür ist das Forum ja da, und Linux offen, damit man überall rumfummeln kann - man muss ja nicht.
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trollsportverein
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Es gibt wohl wirklich unterschiedliches Sehempfinden bei den Fonts, wenn ich hier die Aussagen der bislang noch wenigen Menschen lese. Aber mir ist gerade mal was aufgefallen. Da kann man mal einen schönen kleinen Test machen, ist auch gar nicht aufwendig, erfordert nur kurz mal den Hintern aus dem Stuhl zu lupfen, vielleicht zur Kaffeemaschine gehen, oder zum Kühlschrank für ein Erfischungsgetränk.
Davor aber noch das Bild mit den Buchstaben in Vergrößerung aufrufen:
Dieses Bild möglichst ganz alleine auf dem Monitor anzeigen, also Webbrowser im Vollbild, nur mit dem Bild mit den vergrößerten Buchstaben. Da dann mal drauf schauen, aber nicht, während man direkt vor dem Monitor sitzt, sondern aus 4 bis 5 Metern Entfernung, etwa wenn man mit dem Getränk in der Hand wieder den Computerplatz ansteuern möchte und die Augen mal eine kurze Abwechslung durch den Gang in die Küche hatten. Und dann entscheiden, welcher der Buchstaben aus den 4 bis 5 Metern Entfernung sharp oder blury erscheinen mag.
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user_unknown
Anmeldungsdatum: 10. August 2005
Beiträge: 17552
Wohnort: Berlin
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Man kann die Erfahrung auch simulieren, in dem man Ctrl drückt, und währenddessen am Rad dreht. ☺ Ich frage mich, in wie weit auch Monitor und Grafikkarte am Erscheinungsbild mitwerkeln. Also eher die Grafikkarte - der Monitor wird wohl Fontagnostisch sein und Schriften so darstellen wie einen Screenshot der Schrift, also alle Schriften einheitlich schlecht oder gut.
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trollsportverein
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 21. Oktober 2010
Beiträge: 3422
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Ja, das mit der Grafiklösung, da habe ich mich noch zurückgehalten, weil sonst wird zu sehr auf Nebenkriegsschauplätze abgelenkt. Da gibt es ja Vorlieben, jeder hat da seine. Ich selbst habe seit den ersten Linux Treibern für Nvidia Grafikkarten mit Nvidia gute Erfahrung gemacht, also mehr als 15 Jahre bereits. Habe es aber auch mit Intel versucht, weil gerüchtet wurde, damit hätte man den wenigsten Ärger. War aber ein Trugschluss, denn Intel hat ja mehrmals umgebaut und das ging nicht so ganz schmerz- und nebenwirkungsfrei. Außerdem kam auch noch dazu, dass Grafikbeschleunigung auch auf Linux & Co für den Desktop und im Webbrowser en vogue wurde. Da musste man beispielsweise im Firefox um mit Intel Grafkbeschleunigung rein zu bekommen noch die libosmesa dem Firefox zu Fuß übergeben, bzw. den Pfad zur libosmesa via about:config eintragen. Aber die Schrift wurde mit Intel nie besonders fein und scharf gezeichnet, dafür aber gab es auch wenig Grafikleistung und somit auch nur wenig Beschleunigung, es reichte jedenfalls kaum aus um mit den ersten WebGL Demos so richtig Spaß zu haben, während es mit Nvidia schon schön lief. Das ist auf einem Laptop zwar noch hinnehmbar, schließlich ist da auch eine lange Akkulaufzeit eher mal wichtig als gute Darstellung. Außerdem so lange wie an der Workstation will zumindest ich nicht an einem Laptop sitzen müssen. Da würde mir das Genick und Rücken weh tun. Also kurzum, nach meiner Erfahrung sind die Unterschiede mit Nvida deutlicher zu sehen, bei Intel auf Laptops gibt es sowieso eher Matsche auf dem Bildschirm. Auch haben da viele noch sehr niedrige Auflösungen und da sieht man es nicht. Aber von meiner Seite aus ist das nun genug Schlenker in Richtung Hardware gewesen. Fakt ist ja, dass es eben tatsächlich diese unterschiedlichen Einstellungen für Freetype2 ab Version 2.8 gibt. Das betrifft also zur Zeit in der Ubuntu Welt erst mal nur 17.10 - Artfull Aardvark. Das große Ding Dong kommt ja dann noch, wenn die Ubuntu LTS Version mit der neuen Freetype2 Version veröffentlicht wird. Bekanntlich sind es ja eher die Freaks, welche sich an die Short Term Support Versionen wagen. Diejenigen, die sich weniger mit Details beschäftigen möchten kommen dann aber in Massen bei LTS Versionen. Vielleicht kristallisiert sich ja noch die Frage heraus, ob das ins Wiki rein muss, oder ob es in der kommenden LTS Version für die Bequemlichkeit und um den Support Aufwand in den Ubuntu Foren niedriger zu halten, nicht sogar sinnvoll sein könnte, das Rendern bequem per Mausklick umschalten zu können, ob das Freetype2 dann mit dem interpreter-version=35 oder dem interpreter-version=40 arbeiten soll.
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