Erste Berührungskontakte mit Linux hatte ich kurz mit SUSE 9.2 (damals noch mit Schülerticket im Buchhandel günstiger), irgendwann habe ich den Umstieg mit Ubuntu 6.06 gemacht und bin mit Erscheinen von openSUSE 11.4 zurück in der deutsche Distributionslager gewechselt. Mittlerweile stecke ich etwas tiefer in der openSUSE Community drin und kann sagen: sie ist erstaunlich klein. Das deutsche openSUSE Wiki ist praktisch inaktiv. Kaum jemand kennt und verwendet den Open Build Service. Die Distribution wird bei Neuerscheinungen gelegentlich mal in der deutschsprachigen Blogosphäre kurz einem EDV-Magazin typischen "Test" unterzogen, aber ansonsten kaum produktiv genutzt. Ich frage mich woran das liegt.
Warum ist openSUSE in Deutschland nicht populärer?
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Moderator & Supporter
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 21801 Wohnort: Lorchhausen im schönen Rheingau |
Für mich ist YaST eine Zumutung. Allein die Installation dauert gefühlt Stunden. Ich "durfte" die tage mal ein SLES11 installieren, warum ein Server dazu eine GUi braucht, ist mir schleierhaft. mit zypper habe ich mich nie auseinandergesetzt, kann also sein, dass mein grauen aus der vergangenheit kommt. Aber ich kann eigentlich jede Aufgabe mit einer anderen Distribution schneller erledigen. Von daher ist Suse, egal ob open oder Enterprise, nie in meinen Fokus gerückt. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 3151 Wohnort: Bodensee badische Seite ;-) |
Also ich kenne SuSE seit 5.0 und habe mir bis 9.0 immer wieder die CD/DVD Boxen gegönnt, war aber reiner Win User. Zwar habe ich um 2000 herum mein erstes SAP System auf SuSE gebracht, doch auf den Desktop schaffte es SuSE bei mir nie wirklich. Ich persönlich konnte mich mit der KDE Oberfläche nie so recht anfreunden und habe dann 2008 den Switch von MS zu Ubuntu gemacht. Gnome fand ich immer toll und war von Unity eher geschockt. Nach diversen Tests bin ich aber trotzdem bei Unity gelandet - hängt auch damit zusammen, dass ich gerne Standards mag. Irgend jemand sagte mir mal, dass die apt-get Geschichte wohl sauberer laufen soll als das bei openSuSE.... keine Ahnung. Evtl. sollte ich es als vm doch mal wieder ausprobieren - back to roots quasi ☺ |
Supporter
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 54969 Wohnort: Berlin |
In der Vor-Ubuntu-Zeit war S.u.S.E. ja auch die wohl am meisten verbreitete Distribution in Deutschland. Das lag nicht zuletzt an der für damaligen Verhältnissen einmaligen Lokalisierung. Dazu bekam man damals auch noch ein brauchbares Handbuch, das weit über die heutigen Hochglanz-Beilagen hinausging.
Gerade das sind imho Gründe dafür, dass die openSUSE-Community so "klein" ist (im Gegensatz zu vielen anderen Distribution immernoch ziemlich groß).
Ich kann mich noch daran erinnern, das damals™ openSUSE 10.2 von den einschlägigen PC-Zeitschriften als DVD verteilt wurde. Das war kurz bevor der "Ubuntu-Hype" bei selbigen begann und hauptsächlich dieses verteilt wurde. Das ist wohl vor allem Einsteigern auch einfacher zu erklären, weil da eben schon das meiste in den offiziellen Quellen vorhanden ist und nicht erst wie bei openSUSE oder Fedora durch zusammensuchen der passenden Quellen hinzugefügt werden müssen. Ach, was war das für eine schöne Zeit, in denen man immer schön die passenden RPMs gesucht hat. Lang, lang ist her. 😉 Ich persönlich bin irgendwann vor S.u.S.E. zu Debian geflohen, nachdem mich YaST fast in den Wahnsinn getrieben hatte. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 3065 Wohnort: Naumburg (Saale) |
Das ist auch mit mein Grund. Aber nicht nur Yast/Zast ... Ich hatte mit Suse immer das Gefühl gebremst zu werden, bzw das mir die Flexibilität genommen wird. Einerseits, dass ich in einem kaputten System lande wenn ich den Suse Weg verlasse - andererseits, dass dieser mich durch viele verschachtelte Menüs führt. zu dem "Warum?".. Ich denke, weil es nicht modern genug kommuniziert wird. Es haftet dieser Geschmack eines "Linux von früher" daran. Das zieht eben nicht wirklich neue Leute ins Projekt. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 1603 Wohnort: Fernwald (Gießen) |
SuSE hatte sich mit einigen sehr durchwachsenen Versionen seinen guten Ruf damals verspielt. Vor Ubuntu 4.10 wurde SuSE immer fetter. Es wurden komplett unsinnige Dienste mitinstalliert (z.B. das unsägliche SuSEdoc oder wie hieß das Ding gleich nochmal?), es wurden Programme mit gleichen Funktionen doppelt und dreifach vorinstalliert, usw. Da war Ubuntu 4.10 mit seiner schlanken Installation geradezu eine Offenbarung. Dazu kamen massive Probleme beim Umstieg auf "zypper", usw. Jedenfalls gab es damals einige sehr schlechte OpenSuSE-Versionen*, die viele Anwender zu anderen Distributionen getrieben haben. Dazu kam dann noch das Hin -und Her mit Novell, usw. * Ubuntu hatte auch Versionen die qualitativ nicht optimal waren, aber wenigstens funktionierte dort das Grundsystem immer einwandfrei. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 357 Wohnort: Schweiz |
Ich bin mit openSuse zu Linux gekommen. War noch zur KDE 3 Zeit (keine Ahnung welche openSuse Version). Dann aber bald auf Ubuntu und gewechselt. Suse hatte wohl immer die beste KDE Integration überhaupt, ich mag mich noch erinnern als sie es als erste Distribution geschafft hatten openOffice und Firefox nahezug perfekt ins KDE Look&Feel zu migrieren. Das Problem ich war und bin es auch heute noch immer ein Gnome Fan. Und die Gnome Desktopumgebung wurde zwar immer mitgeliefert, aber hat nach meinem persönlichem Empfinden nie die "selbe" Liebe der Entwickler bekommen wie Gnome. Weil ich doch noch viel Nostalgie Gefühle für openSuse habe - hab ich mir kürzlich openSuse Leap installiert (auf meinem Notebook und nicht virtuell). Ich war nicht wirklich begeistert. 1. Sehr geringe Softwareauswahl 2. Egal ob KDE oder Gnome, es gibt zuviele Dualitäten ich kann den Drucker mit Yast oder mit den jeweiligen Desktop-Systemeinstellungen konfigurieren. Ich selber mag Yast extrem, erst recht mit brtfs und den Snapshots, etc bietet Yast einen grossen Mehrwert. Aber sie sollten meiner Meinung nach alles was man über Yast konfigurieren kann aus den Desktops entfernen. 3. Multimedie Unterstützung. Nirgendwo wird einem das sauber erklärt. Man muss erst das Pacman Repo aktivieren, danach alle relevanten Systempakete durch die Pacman Pakete ersetzen. Sowas gehört ordentlich erklärt oder automatisiert. Für mich war es ein "Wow" Effekt als ich in Ubuntu eine MP4 Videodatei oder ein MP3 File anklickte und mir danach automatisch angeboten wurde die entsprechenden Codecs zu installieren. Warum openSuse das heute immer noch nicht kann - schade. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 12091 Wohnort: Berlin |
Nimmt es einem Yast heutzutage immer noch übel, wenn man an ihm vorbei händische Änderungen an den Konfigurationsdateien macht? Das war für mich damals eines der nervigsten „Features“ von SUSE. 👿 |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 5557 Wohnort: Freiburg i. Brsg. |
Ich denke den ganzen Sachverhalt muss man in Verbreitung und Community teilen. Ist openSUSE im öffentlichen Raum des Internets relativ schwach vertreten? Ja sicher! Die Ursachen sieht man dafür sehr schön in diesem Thema. Communityprojekte wie dieses hier werden nur in den seltensten Fällen von den Entwicklern einer Distribution betrieben und auch eher selten von Systemadministratoren mit tausenden Systemen. Hinter solchen Communitys stehen Enthusiasten, die gerne anderen Menschen helfen und bei der Verbreitung der Distribution mithelfen wollen. Gerade diese Gruppe wurde von openSUSE in früheren Jahren stark verprellt, einfach weil es ärgerliche Fehler gab, die andere Distributionen (Ubuntu, Debian etc.) besser gelöst haben. Dadurch werden Mythen ohne Ende über openSUSE durch das Internet getragen. Die fehlende Community führt wiederum zur fehlenden Community. Will heißen: Wo soll man sich engagieren, selbst wenn man Lust und Zeit dazu hätte? Das führt dazu, dass selbst ein openSUSE-Nutzer wie ich hier bei ubuntuusers aktiv ist. 😊 Dennoch glaube ich nicht, dass dies irgendetwas über die reale Verbreitung von openSUSE aussagt. RHEL / CentOS haben auch keine wirkliche deutschsprachige Community und selbst das hier verbreitete Debian hat ein äußerst bescheidenes Wiki. Ubuntu und Arch Linux sind hier doch eher die Ausnahme. Meine persönliche Erfahrung ist, dass sowohl SUSE Linux Enteprise, als auch openSUSE in Deutschland immer noch weit verbreitet sind. Allerdings eher im offiziellen und öffentlichen Bereich und weniger auf den PC's von Privatanwendern. Will heißen: Unternehmen, Bibliotheken, öffentlichte Einrichten etc. pp. |
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: Beiträge: 1275 Wohnort: Deutschland |
Novell hat vor 11 Jahren YaST zu freier Software gemacht. [1] Ab openSUSE 10.1 gab es eine GTK-basierte Oberfläche. Ich glaube seit 2010 gibt es WebYast (vgl. Landscape von Canonical, nur freie Software). Vor zwei Jahren wurde der YaST-Unterbau komplett neu in Ruby reimplementiert. [2] Scheint aber alles niemand wirklich mitbekommen zu haben, wenn ich die Reaktionen hier richtig deute. Ich nutze YaST persönlich im Alltag nur sehr wenig und habe auch noch keinen einzigen Patch beigetragen. Bin aber auch kein Systemadministrator, sondern eher ein Otto-Normal-Nutzer. |
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Ich glaube, dass die Gründe zum Teil auch dieselben sind wie die, die jetzt zu dem Leap-Modell geführt haben. Nach dem Aufkommen der *buntus hat openSUSE einfach verschlafen, sich eine Nische zu suchen. SuSE galt im deutschsprachigen Raum, das wurde ja schon angesprochen, als DIE Einsteiger-Distribution überhaupt. Dann kam *buntu mit seiner überdurchschnittlichen Hardware-Erkennung und seiner grandiosen Installation, das ganze in Verbindung mit den Vorteilen von Debians Paketverwaltung und dem riesigen Paketefundus, und schwupp - SuSE / openSUSE hatte plötzlich kein zugkräftiges Alleinstellungsmerkmal mehr. Viele Distributionen haben in der Folge in Sachen Komfort mit den *buntus mitgezogen, sich aber gleichzeitig eigene Nischen gesucht. openSUSE hat das aber irgendwie nicht geschafft. Gute KDE-Integration konnten die anderen plötzlich auch, einfache Installation ebenso, Hardwareerkennung sowieso. Aber während andere sich dann auf besondere Stabilität, auf besondere Aktualität der Software, auf Rolling Release oder sonstwas konzentriert haben, blieb openSUSE einfach nur bei seinem bewährten Rezept "KDE-Fokus + YaST" (der kurze GNOME-Ausflug ist ja nicht wirklich der Rede wert), aber das war halt nicht mehr ausreichend, um die Nutzer zu locken. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 5557 Wohnort: Freiburg i. Brsg. |
Einen Vorteil hat openSUSE aber defintitiv (zusammen evtl. mit Debian): Wenn ich als Anwender mich daran gewöhnt habe, kann ich ziemlich sicher sein, dass ich so schnell keine neue Distribution "erlernen" muss. OpenSUSE hat einen langen Atem, gibt es schon ewig (für Linux-Verhältnisse) und wird es auch noch ein paar Tage geben. Bei elementaryOS, Mint und anderen gehypten Projekten kann man da nie so sicher sein... das gilt auch für so manches Ubuntu-Derivat. |
![]() Anmeldungsdatum: Beiträge: 5557 Wohnort: Freiburg i. Brsg. |
Daran sollte man aber die Popularität nicht messen. YaST ist ziemlich suse-spezifisch, es gibt für andere Distributionen kaum Grund das zu übernehmen. Freie Software hin oder her. Zudem wird YaST ganz maßgeblich von und für SUSE Linux entwickelt.
Da würde ich dir zustimmen. Das kann sich aber auch ändern. OpenSUSE hat gute Chancen, dass sich die Projektstruktur stabilisiert (Leap/Tumbleweed) und wieder Ruhe einkehrt. KDE Plasma als Standarddesktop könnte bald wieder ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal sein und Ubuntus permanente Sonderwege können auch nach hinten losgehen. Es ist halt die Frage welchen Maßstab man anlegt. OpenSUSE wird nie wieder "das" Linux sein, wie vor 10-15 Jahren. Meiner Meinung nach wird es in der ausdiversifizierten Linuxwelt niemals wieder so ein Phänomen wie erst SUSE und dann Ubuntu geben. OpenSUSE hat aber gute Chancen ein Mitspieler unter den 5 großen Distributionen zu bleiben. |
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: Beiträge: 1275 Wohnort: Deutschland |
Ich habe mit ein paar Mitstreitern mal angefangen den Elementary Desktop für SUSE zu paketieren, da dieser in Videos und auf Screenshots extrem elegant aussah. https://build.opensuse.org/project/show/X11:Pantheon Es ist nicht ganz einfach, da in Ubuntu für Unity sehr viel und eigenwillig gepatched wird. Auch das Elementary Team scheint eher für den Eigenbedarf zu entwickeln als für die Weiterverwendung und Wartbarkeit durch andere. Falls jemand Interesse hat mitzuhelfen, kann er sich gerne bei mir melden. |
Anmeldungsdatum: Beiträge: 75 |
Nicht so sehr die Sonderwege als solche, sondern speziell die Fixierung auf den Mobilgeräte-Markt. Das wird Ubuntu / Canonical selbst nicht schaden, aber es wird sie langfristig weiter aus dem Linux-Ökosystem heraus manövrieren. Ich behaupte, dass auch 2015 der typische Langzeit-Linuxer ein klassischer Desktopnutzer ist, und wenn Canonical den Desktop zugunsten dieser "Convergence"-Idee weiterhin vernachlässigt, dann werden sich die Alteingesessenen wieder andere Distributionen suchen. Vielleicht noch nicht 2016, aber es wird sich so entwickeln. |