Sehr schönes Klima in dem hier solche Themen diskutiert werden. Keine Seite zeigt irgendwelche Verbissenheit, das bin ich in Foren gar nicht gewohnt. ☺
Es geht ja nicht darum einen Linux aufzudrängen, jeder sollte für sich selbst wissen welches Betriebssystem für ihn/sie am besten ist. Als Person die ebenfalls erst am umsteigen ist kann ich dir aber mal meine Geschichte und Beweggründe verdeutlichen.
Ich bin eine erfarene Windows-Userin. Ich bin keine Expertin, habe kein Informatik studiert oder ähnliches. Meine Haupt PC-Erfahrungen sind alle Windows und eigentlich nur die, die als gut bezeichnet wurden. Mein erster eigener PC hatte Windows 98 danach hatte ich von 2004 bis 2012 einen Rechner mit Windows XP und danach jetzt einen Laptop mit Windows 7 (Nebenbei habe ich ein bischen an dem C64, Windows 95 PC, Windows ME und Windows 8 PCs von Verwandten gesessen).
Da ich noch Lan-Parties mit meinen Brüdern und deren Freunden mitgemacht habe und meine voherigen PCs zum spielen immer mal wieder "aufgemotzt habe" habe ich über die Jahre vor allem bei Windows 98 und XP sehr viel Erfahrung bei Software und Hardware gesammelt. Wie bestimmt viele PC-Spieler wurde ich aufgrund dieser Erfahrungen zum inoffiziellen Techniker der Familie der bei allen Problemen bezüglich Telefon, Fernseher, PC, Internet... zu Rate gezogen wurde, sodass ich meine Erfahrungen noch erweitern konnte.
Seit ich Windows 7 benutze funktioniert vieles anders und viel Wissen kann ich da schon nicht mehr anwenden (gefühlt war das vom Übergang von Windows 98 auf XP nicht so). Viele Lösungen muss ich mir neu arbeiten und andere kann ich nur mit Hilfe aus Foren etc. lösen. Obwohl ich Windows 7 an sich für sehr gut halte nervt das einen schon, wenn man sonst sowas unabhängig angegangen ist. Ziemlich schnell hatte ich (unverschuldet über den USB-Stick eines Freundes) einen Trojaner auf meinem Laptop. Sowas hatte ich noch nie. Ich musste mein komplettes System neu aufsetzen und seitdem habe ich mit meinem Laptop sehr viele Probleme die ich mit dem Vorinstallierten Windows nicht hatte. Bluetooth funktioniert nicht richtig, das WLAN setzt manchmal aus, der Drucker druckt nicht richtig und noch einige kleinere Probleme. Die Treiber sind alle von der Sony Vaio Seite für meinen Laptop und keines dieser Probleme konnte ich lösen, auch nicht mit Hilfe des Internets und Hilfestellungen aus dem Chip.de Forum. All diese Probleme hatte ich mit Ubuntu nicht, da funktioniert das alles Out of the Box mit der Live-CD schon besser. Man sieht diese Probleme sind unabhängig von der Expertise des Nutzers einfach aufgrund von Inkompatibilität von Software und Hardware auch bei Windows genauso möglich. Das macht deine Probleme nicht weg, zeigt aber das es nicht das Defizit von Linux ist.
Warum ich am wechseln bin:
Spaß: Ich bin jemand, der spielt gerne mit Betriebssystemen herum. Mein Smartphone hat eine Custom Rom, meine Konsolen und Handhelds haben ebenfalls Custom-Firmware (zum Spaß und nicht primär für Raubkopien) einfach weil es mir Spaß macht das System zu ändern. Deshalb habe ich schon immer mein Windows geändert mit anderen Themes, Startanimationen und und und. Bei besagtem Trojaner habe ich zum ersten mal Ubuntu mit der Live-CD ausprobiert. Mit einem komplett anderen OS zu arbeiten und einfach mal was anderes zu arbeiten hat mir Spaß gemacht. Die Unity-Oberfläche gefällt mir sehr. Auch wenn die folgenden Gründe objektiv eigentlich wichtiger sind, würde ich niemals mein System wechseln wenn der Spaß nicht abgedeckt wäre.
Kompatibilität: Ich spiele auf dem PC nur noch wenig. Das was ich am PC noch spiele (vorrangig Indie- und Retro-Spiele) ist zu über 90% auch für Linux verfügbar. Den Rest kann ich mit Wine (habe ich für alles nachgeprüft) nutzen. Durch Steam auf Linux und auch Steam OS wird in Zukunft das Spielen auf Linux sowieso immer besser. Alle restlichen Programme, die ich nutze gibt es entweder für Linux oder es gibt eine besser oder zumindest genauso gute Alternative die dann auch noch kostenlos ist.
Eingängig und Offen: Meine Mitbewohnerin hat ein Macbook mit Mac OS X und ein Iphone mit IOS. Es ist so, dass alle ihre Programme alle Hand in Hand miteinander arbeiten auch über die 2 Geräte hinweg. Für den Casual-User ist das wirklich super benutzerfreundlich. Dafür ist das System sehr geschlossen was einem sehr viel Freiheit nimmt. Windows ist viel offener, doch dafür läuft da nichts Hand in Hand (das einzige was ich dem so schlechten Windows 8 anrechne ist, dies ebenfalls für die Nutzer quer über Tablet, Smartphone und PC hergestellt werden soll). Wer nutzt den Windows LiveMail, Internet Explorer... niemand. Und wenn man dann Opera und Thunderbird hat und auf dem Handy Dolphin und den Standart Mail Client, synchronisiert da kaum was so harmonisch obwohl ich ich auch ein Smartphone und einen Laptop von der gleichen Firma habe (beides Sony), die eher im mittel- bis hohen Preissegment lagen. Entweder muss ich dann alles über Clouds und Accounts synchonisieren und gebe meine Daten somit freiwillig auf fremde Server, oder ich habe einfach Pech und habe diesen Komfort nicht.
Ubuntu liegt da genau dazwischen. Es ist viel eingängiger als Windows. Das Problem ist, dass du genau wie auch ich vorbelastet bist. Wenn man aber jemanden der keine großen PC-Kenntnisse hat an einen Ubuntu-PC lässt, kommt diese Person viel besser klar, als sie es vor allem mit Windows aber auch mit Mac machen würde. Für komplette Neulinge ist Ubuntu selbst super eingängig und einfach. Meine Cousine hat jahrelang nur Facebook, Mails am PC der Eltern gecheckt, vielleicht mal ein Video bei Youtube geschaut, sie hatte aber nie einen eigenen PC. Ich habe ihr auf einem alten Laptop meines Bruders Ubuntu installiert, sie kommt super damit klar, obwohl sie sonst eher der Technik-Feind ist.
Bei Bedarf hat man jedoch das offenste Betriebssystem überhaupt und kann mit der vorhandenen Expertise wirklich alles ändern und nach seinen eigenen Bedürfnissen anpassen.
Open Source-Philosophie: Meines erachtens ist Open Source sehr wichtig und muss unterstützt werden. Bei Gentechnik in Nahrungsmitteln oder Stammzellenforschung sind auch ansonsten unpolitische Menschen, wachsam, kritisch oder zumindest skeptisch, weil die Gesellschaft dort nach der Vorstellung weniger geformt wird. Unabhängig von der Qualität des Ergebnisses ist dies auch die selbe Begründung für die Öffentlich-Rechtlichen Medien. Eine Instanz die offen ist und somit weder vom Staat noch von mächtigen Privatleuten beeinflusst werden kann. Die Gesellschaft funktioniert nicht mehr ohne die Informationstechnologie und die Standarts setzt nun einmal Windows. Durch seine Monopolstellung sorgt Microsoft dafür, dass die eigenen Produkte Standart werden und gewinnt somit unglaublich viel Macht, da wir auch wenn wir nicht wollen mehr oder weniger auf Windows angewiesen sind. Dem kann man nur entgegenwirken wenn wir die offenen Alternativen unterstützen und uns von Microsoft lossagen.
Der NSA-Skandal zeigt expemplarisch, was viele Experten und kritische Leute sowieso schon immer wussten. Diese Macht und Monopolstellung wird nicht nur genutzt um wirtschaftliche Vorteile daraus zu ziehen sondern sie dient auch politischen Zwecken. Ein geschlossenes und nicht offengelegtes System kann immer voll mit Hintertüren sind, die die perfekte Überwachung ermöglichen. Bei einem Open-Source besteht wenigstens für Experten die Möglichkeit diese Hintertüren zu entdecken, zu beseitigen und die gereinigte Version dann zu verbreiten (unabhängig davon ob es passiert oder nicht). Somit hat man nur mit Open Source die Möglichkeit sich der Kontrolle anderer zu entziehen.