Hallo frakturfreak
Der Artikel ist interessant, aber ich glaube nicht, dass die Linguisten da viel zu sagen gehabt haben. Das Eszett ß wurde auch nicht durch Beschluss einer Obrigkeit abgeschafft, sondern, beginnend vor 100 Jahren, fliessend durch Zeitungen und Verlage. Eine zentrale Obrigkeit, die so etwas verbindlich hätte beschliessen können gibt es bis heute in der Schweiz nicht (und wird von niemandem vermisst).
Nebst den schreibmaschinentechnischen Gründen (mehrsprachiges Land) sind deshalb auch psychologisch-politische Gründe zu vermuten, die den Durchbruch brachten. Als der grosse Nachbar später auf seinen Schreibmaschinen das SS mit den eckigen S einführte, da war eine gewisse Abgrenzung im Volk sehr viel populärer als dies früher der Fall war. Die selbstverständliche Zugehörigkeit zum deutschen Sprachraum, der für den Zürcher Staatsschreiber und Dichter Gottfried Keller noch absolut fraglos war und weitgehend bis zu Wilhelm II dauerte, ist leider bis heute für sehr viele Schweizer nicht wieder hergestellt. Auch viele Deutsche betrachten die Deutsche Sprache immer noch als eine Art Eigentum der BRD, der sich andere zwar bedienen dürfen, über deren Regeln aber nur bundesdeutsche Beamte befinden dürften. So etwas wie die francophonie gibt es im Deutschen nicht.
Überflüssig ist das ß deshalb, weil der entsprechende Laut früher ja als "sz" ausgeschrieben wurde. Und wer trauert dem "th" in "thut" und "Muth" nach, die phonetisch auch genauer waren als "tut" und "Mut" es heute sind? Ich nicht ☺
Gruss: robee