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Zukunftsideen für Open Source und Freie Software

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Nicht spezifiziert
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Ikhayateam
Avatar von toddy

Anmeldungsdatum:
31. Juli 2007

Beiträge: 9521

Wohnort: Lüneburg

Hallo,

normalerweise schreibe ich ja immer selbst meine Post, aber heute möchte ich Michael Zeng von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg zu Wort kommen lassen und mit diesen Beitrag seine Idee unterstützen (Ein Ikhaya-Artikel mit einem Interview haben wir zeitgleich mit diesen Eröffnungspost veröffentlicht):

Liebe User,

im Rahmen eines großen Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg untersuchen wir das Potenzial von Online Communities als Instrument zur Ableitung von zukünftigen Entwicklungen und Trends. Geplant hierfür ist ein „Ideenwettbewerb“, den wir mit eurer Hilfe ausrichten möchten.

DAS PROJEKT
Wir möchten Euch bitten, Ideen und Konzepte über verschiedenste Zukunftsszenarien zu entwickeln und zu diskutieren. Thema dieser Szenarien ist die Frage nach der Entwicklung und dem Einsatz von Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030.

Der Ablauf dieses Wettbewerbs gliedert sich in vier Runden.

DER ABLAUF
Die erste Runde
Wie entwickelt sich Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030?

Die erste Runde beinhaltet die Sammlung von Konzepten und Ideen zur oben genannten Frage. Die von Euch entwickelten Ideen und Konzepte sollen in diesem Thread gepostet werden. Hierbei ist es völlig irrelevant, wie umfassend oder detailliert diese Szenarien sind.

Es gibt kein richtig und kein falsch. Jede Idee und jedes Konzept, das noch so weithergeholt scheint, darf geteilt werden und wird berücksichtigt. Es geht um Zukunftsvisionen und gerne auch verrückte Ideen.
Dauer der ersten Runde: 14 Tage

Die zweite Runde
Die von Euch geteilten Ideen und Konzepte werden so weit wie möglich thematisch gruppiert. Lassen sich nicht alle eingereichten Ideen und Konzepte gruppieren, bekommt Ihr die Möglichkeit mittels einer Umfrage diese zu bewerten. Die gruppierten und gewählten Ideen dieser Umfrage werden in die nächste Runde übernommen.
Dauer der zweiten Runde: 3 Tage

Die dritte Runde
Wie schauen die Ideen im Detail aus?

In dieser Runde möchten wir, dass Ihr Euch auf die Ausarbeitung der Ideen und Konzepte aus der zweiten Runde konzentriert, indem Ihr gemeinsam diskutiert und die Details der verschiedenen thematisch gruppierten Ideen und Konzepte weiter ausarbeitet in Richtung Zukunftsszenarien.
Dauer der dritten Runde: 7 – 14 Tage

Die vierte Runde
Welches Konzept oder Zukunftsszenario gewinnt?

Nach Beendigung der Ausarbeitungsphase sollt ihr nun die Möglichkeit der Abstimmung bekommen.
Ziel ist es, das „Siegerkonzept“ zu wählen. Ihr bekommt die Möglichkeit zu wählen, welches Konzept euch am besten gefällt, welches Euren eigenen Vorstellungen am nächsten ist, welches Ihr für das wahrscheinlichste, oder gar für das verrückteste Szenario haltet. Das Aufzeigen Eurer eigenen Meinungen ist uns wichtig und sehr willkommen.
Dauer der vierten Runde: 5 Tage

DAS DANKESCHÖN
Der Autor des „Siegerkonzeptes“ erhält von uns einen Amazon-Gutschein im Wert von 20€ zu seiner freien Verfügung.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Euch. Und los geht‘s mit Runde 1!

Michael Zeng

horstpenner

Anmeldungsdatum:
7. Februar 2016

Beiträge: 364

2020:

  1. Microsoft schaltet zunehmend personalisierte Werbung, um das bis dahin kostenlose Windows 10 zu finanzieren. Möglichkeiten, das Betriebssystem grundlegend weiter zu verbessern, findet Microsoft nicht mehr und die Leute wollen dafür, dass sich nur eine Versionsnummer ändert, nicht mehr bezahlen. Facebook, Twitter etc. fließen nahtlos in das Betriebssystem über ohne dass der Benutzer etwas davon merkt, sodass er zum gläsernen Bürger wird. Eine Grenze zwischen den eigenen vier Wänden, dem eigenen Rechner, den eigenen und fremden Daten und dem Netz erlaubt das Betriebssystem nicht mehr. Der Benutzer hat Angst, Eingaben zu machen, weil er weiß, dass alles bei der NSA landet, die von den größten Konzernen kontrolliert und finanziert wird. Die Show- Kämpfe der Konzerne gegen den "Staat", entlarven mehr und mehr Leute als Vorgang, das Firmenimage aufzubessern und in Suchmaschinen bei Suchanfragen die tatsächliche Verbindung zu jenen zu überlagern. Der Zwang, beruflich dieses System zu nutzen, senkt die Produktivität und treibt teilweise die Leute in den Verfolgungswahn und der gesellschaftliche Druck führt zu Psychosen, die zu Gewaltausbrüchen führen und den Drogenkonsum fördern. Mehr und mehr legen ihre Bequemlichkeit ab und suchen nach alternativen Betriebssystemen.

  2. Die Vulkan API wird von allen Konsolenherstellern mit Ausnahme von Microsoft, umgesetzt, um eine größere Vielfalt an Spielen auf ihre Plattform zu holen und Entwicklern die Portabilität extrem zu erleichtern. Durch die extrem geringen Kosten, diese Spiele auch auf die Linux- Plattform zu portieren, erhält die Mehrzahl der Titel, die auf den Markt kommen, native Unterstützung von Linux. DirectX ist gänzlich unattraktiv geworden und wird einfach fallen gelassen. AMD hat in den letzten Jahren durch eine gute Performance, die daraus resultiert, dass AMD- Hardware in den Konsolen eingesetzt wird, Marktanteile gewonnen und zwingt Nvidia dazu, ihre proprietären Schnittstellen ebenfalls offenzulegen. In der Folge steigt die Qualität der Grafiktreiber enorm.

  3. Der gewaltige, persönlichkeitseinschränkende Druck und der Kontakt mit OpenSource in der Schule, bewegt gerade junge, neugierige Leute dazu, sich vom Mainstream abzuwenden und aufgrund der mittlerweile fehlenden Hürde der Gaminguntauglichkeit Ubuntu als primäres Betriebssystem zu verwenden, sodass sich der Marktanteil auf 5-10% erhöht hat. Es kommt eine Art Bewegung in Gang, die dazu führt, dass Softwareentwicklungen, die kommerziell bereits ausgeschlachtet sind, in Form von OpenSource konserviert, optimiert und somit der Menschheit dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.

  4. Der steigende Marktanteil führt dazu, dass kommerzielle Entwickler mehr und mehr ihre Software auf Linux portieren.

  5. Die NSA hat erkannt, dass quelloffene Software ihren Kontrollanspruch gegenüber der Menschheit und deren Versklavung zu Konsum- und Produktionsvieh gefährden könnte und versucht zunehmend, durch Infiltrierung von Gremien und Entwicklergruppen, Einfluss auf OpenSource zu üben und die Sicherheit zu schwächen. Zwar gelingt es kaum, offensichtliche Backdoors zu installieren, aber als Designfehler getarnte Unregelmäßigkeiten kommen zunehmend in den Programmen vor, und erleichtern es dem Benutzer, versehentlich Zugriffe zuzulassen.

2025:

  1. Benutzereingaben in Windows und MacOS werden zensiert, sobald sie negative Äußerungen über die "Kontrollunternehmen" beinhalten. Es wird mittlerweile nicht nur eine publizierte Aussage im Internet gelöscht, sondern sie lässt sich gar nicht mehr auf dem PC verfassen. Ein Bildschirm darf per Gesetz nicht mehr ohne integrierte Webcam und Mikrofon verkauft werden. Es ist allgemein bekannt, dass diese nie abgeschaltet werden und deshalb mechanisch zerstört werden. Die Unzufriedenheit steigt extrem. Immer mehr Drohnen werden eingesetzt, aus Gründen des "Grundrechtes auf Sicherheit". Die Leute sind empört, demonstrieren, streiken und führen Angriffe gegen die Staaten aus. In Deutschland wird der Notstand ausgerufen. Artikel 5 darf nicht mehr angewendet werden, da er den Terrorismus fördere. Es kommt zu blutigen militärischen Übergriffen gegen die eigene Bevölkerung. Geld wird nach belieben produziert, entwertet, reformiert. Mit dem Ziel, die Bevölkerung auf dem Nullniveau zu halten, den Konsum zu fördern und die Produktivität für die Unternehmen sicherzustellen. Wer politisch diese Regelungen durchsetzt, hat für sein Lebensende wirtschaftlich ausgesorgt.

  2. Die Linuxnutzer sind mittlerweile auf über 40% angestiegen. Es ist die einzige Möglichkeit, die Meinung noch frei zu äußern und halbwegs unbeschwert zu kommunizieren. Zahlreiche neue Anonymisierungsverfahren werden von der Community entwickelt. Gamer setzen fast ausschließlich auf Linux, weil die Performance deutlich besser ist. Ein neuer Ubuntu- Fork ist daraus entstanden, dass Canonical gerichtlich gezwungen wurde, Spionagecode einzufügen. Der Code ist nur noch über die verschiedenen Darknets erreichbar, weil Hoster, die aufgedeckt werden, um ihr Leben bangen müssen. Die Infiltrierung von OpenSource ist mittlerweile unmöglich geworden, weil eine zu breite Nutzerbasis entstanden ist, die die wichtigsten Programmcodes akribisch durchschaut, um die Sicherheit der Nutzer zu garantieren.

2030:

Mittlerweile werden fast ausschließlich OpenSource- Betriebssysteme verwendet. Jedes Kind weiß, dass "die bösen Männer" den Code nicht veröffentlichen, weil "sie kleine Kinder holen, die böse über die Süßwarenfirma sprechen". Die Menschen sprechen nur im engsten Kreis in geschlossenen Räumen offen, um von den Drohnen nicht abgehört zu werden, die überall verteilt sind. Und doch machen die Regierungen Eingeständnisse, weil sie befürchten, dass ein Putsch über die Darknets geplant werden könnte. Die zwischenzeitliche Idee, das Internet komplett zu zerstören, scheiterte an den vielen mobilen Drahtlosnetzwerken und da das Militär die Wahrheit kennt, würde es sich auch nicht gegen die eigene Bevölkerung wehren. Und somit währt die Zuversicht der Menschheit, die Gefahr zunächst abgewendet zu haben und sich wieder darauf konzentrieren zu können, neue Sphären zu erforschen - wäre es nicht kürzlich einem chinesischen Forscherteam gelungen, Drohnen zu entwickeln, die anhand von Gehirnströmen dazu im Stande sind, on the fly Gedanken zu lesen...

chris109

Avatar von chris109

Anmeldungsdatum:
12. Juni 2006

Beiträge: 375

Wohnort: Kempten

2030 sieht vordergründig nicht viel anders aus, als 2016, doch haben sich aktuelle Entwicklungen fortgesetzt und sind nun viel deutlicher in der Gesellschaft sichtbar.

Freie Software steckt großteils in allen Software-Produkten. Auch jede proprietäre Lösung enthält mindestens ein halbes Dutzend offene Frameworks oder Bibliotheken.

Kleine Unternehmen oder Abteilungen nutzen diesen Reichtum und können deshalb immer noch mit großen Unternehmen mithalten. Es gibt immer noch Startups, die innerhalb weniger Jahre vom Zwei-Mann-Unternehmen zum Next-Big-Thing aufsteigen.

Manager großer Software-Konzerne verstehen inzwischen durchgängig die Open Source Community als wichtige Ressource, die man entweder eine konkurrierende Lösung oder die eigene Unterstützt. Entsprechend häufig werden Komponenten eigener Produkte und Dienste unter einer Offenen Lizenz veröffentlicht.

Der PC ist längst nicht mehr das dominierende System und stark in den Hintergrund gerückt. Im Trend sind Smart-Pones, die man in Docking-Stations steckt und die dann zum PC werden. Auch hier kommt viel freie Software zum Einsatz und auch "wirklich freie" Systeme haben sich einen Respektablen Marktanteil im Vergleich zu 2016 verschafft. Sie bleiben aber eine Randerscheinung, auch wenn der Rand jetzt ein wenig breiter ist.

Das Internet Of Things ist größer geworden, hat aber noch nicht die Ausmaße angenommen, die Prophezeit worden sind. Kühlschränke und Toaster bleiben mehrheitlich ohne Internetzugang. Dafür sind jedes Auto, jedes Unterhaltungsgerät und viele Haushaltsgroßgeräte, wie Herd und Waschmaschine inzwischen Vernetzt. Auch neue Heizungen kommen nur noch mit Internetzugang auf den Markt. Wenn man in einem Haushalt ein Smart Home System antrifft ist auch keiner mehr überrascht. Leider prägen noch immer dutzende konkurrierender Standards das Bild und manchmal möchte man glauben, dass der einzige Grund ein Thing ans Internet anzuschließen darin besteht, dem Hersteller Daten zu liefern.

Man hat sich zwar längst daran gewöhnt aber die anhaltende Datensammelwut und der stark gewachsene staatliche Überwachungwahn macht vielen Angst.

Interessant ist ein neuer Innovationstrend, der inzwischen als "Eierlegen" bekannt ist. Dabei werden gezielt Open Source Projekte geschaffen und Communities aufgebaut, um eine Bühne für ein eigenes Produkt oder eine Dienstleistung zu schaffen. Es ist eine Lösung für das Henne-Ei-Problem, die vor allem wegen ihrem verhältnismäßig guten Kosten/Nutzen-Faktor immer beliebter wird. Wie immer scheitern aber auch hier viele an der Umsetzung.

Insgesamt wird 2030 für Open Source also vordergründig nicht viel anders sein als heute, aber besser.

Mumpitz

Avatar von Mumpitz

Anmeldungsdatum:
20. Januar 2010

Beiträge: 55

Wie entwickelt sich Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030?

Es steht zu befürchten, dass Open Source Software bis 2030 wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Dafür dürfen vier Gründe maßgeblich sein:

  1. Das Groß der Softwareentwicklung wird von EnthusiastInnen immer noch in ihrer Freizeit erledigt.

  2. Die Vielfalt der Software nimmt so stark zu, dass auch die beste Internet-Suchmaschine keine brauchbaren Ergebnisse wird mehr liefern können.

  3. Es gibt keine zentralen Anlaufpunkte, bei denen bestehende Software zum Download zur Verfügung steht.

  4. Es gibt keine einheitlichen Vorgaben für das Versionsmanagement und die Dokumentation.

Schon heute lassen sich entsprechende Tendenzen beobachten. Zu den ersten beiden Punkten schaue man nur mal im Ubuntuusers-Wiki, wie häufig man dort den Hinweis findet, dass eine Software nicht mehr weiterentwickelt wird. Communities entzweien sich, es gibt Forks, aus einem Projekt werden plötzlich vier, und alle vier versanden, weil der Enthusiasmus stark abflacht, und weil man aufgrund der Teilung die kritische Masse der Mitstreiter unterschritten wurde. So was in der Art, hier bewusst plakativ verkürzend dargestellt.

Wenn ich nun drei oder vier Jahre später versuchen möchte, einen Entwicklungsfaden weiter zu spinnen, habe ich schon jetzt mit der üblichen Dynamik des Internet zu kämpfen. Eine Suchmaschine liefert mir vielleicht Treffen mit Hinweisen, wo ich das Garnknäuel vielleicht finde. Dort gibt es dann aber vielleicht einen toten Link, sodass ich nicht den ganzen Quellcode und/oder benötigte Bibliotheken finde. Ganz davon abgesehen, dass vermutlich nicht alle Querbezüge überhaupt sauber dokumentiert sind. (Auch hier überzeichne ich bewusst ein wenig.)

Und selbst wenn ich trotz aller Widrigkeiten eine Weiterentwicklung schaffe, wo und wie soll ich sie zur Verfügung stellen, sodass die eben genannten Schwierigkeiten zumindest für mein Resultat nicht mehr auftreten?

Wie entwickelt sich Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030?

Ich glaube, dass man bei der Frage der Weiterentwicklung von Open Source Software nicht die Entwicklung der Software selber in den Blick nehmen sollte, sondern eher die zugehörige Kultur. Das Konzept Open Source hat als Idee so viele evolutionäre Vorteile, dass sich allein daraus genügend Anreize für eine kontinuierliche Weiterentwicklung ergeben. Weswegen es diese auch weiterhin geben wird.

Der evolutionäre Vorteil proprietärer Produkte liegt dagegen in deren Zentralisierung – was Fluch und Segen gleichermaßen sein kann. Entwicklungsrichtungen werden zentral vorgegeben und einheitlich umgesetzt. Und als Anwender hat man auch immer Ansprechpartner für Sorgen und Nöte, die für die Umsetzung vertraglich garantierter Eigenschaften gerade zu stehen haben.

Der Weg, die Bedeutung von Open Source Software bis 2030 noch zu steigern, liegt für mich in dem Versuch, von der Erfolgsstrategie der proprietären Anbieter zu lernen, ohne den freien Charakter aufzugeben. Ich denke da an eine Art "Lizenzgebühr", die ein ähnliches Konzept verfolgt wie die Kulturflatrate. Jeder (kommerzielle?) Nutzer zahlt einen tragbar kleinen Beitrag in einen Fond, aus dem dann die Förderung der offenen Entwicklerkultur finanziert werden kann:

  • Finanzierung zentraler, gemeinschaftlich verwalteter Serverinfrastrukturen wie z.B. GitHub oder Wikimedia.

  • Finanzierung von wissenschaftlichen Begleitprojekten, wobei ausdrücklich auch die Kultur- und Sozialforschung einbezogen ist.

  • Finanzierung von Entwicklungsstipendien

  • Förderung der Definition einheitlicher Standards

  • Klärung juristischer Streitfragen, Absicherung gegen entsprechende Risiken

Man muss dabei das Rad nicht neu erfinden, es gibt z.B. mit der Free Software Foundation schon entsprechende Ansätze. Aber auch auf dieser Metaebene kann man schon heute Zersplitterungstendenzen beobachten, sie sich nicht selten an interkulturellen Phänomen entzünden. Und/oder den juristischen Landesgrenzen geschuldet sind.

Eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Open Source Idee muss für mich daher in erster Linie auf interkultureller Ebene ansetzen, nicht so sehr auf technischer oder wirtschaftlicher.

Gideonmoeller

Anmeldungsdatum:
25. Februar 2014

Beiträge: 138

Guten Tag liebe User,

ich möchte mich einmal kurz vorstellen. Mein Name ist Gideon Möller und ich bin Student an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Gemeinsam mit Herrn Michael Zeng betreue ich dieses Projekt.

Herr Zeng befindet sich momentan auf einer Konferenz in England und kann daher diesen Thread nicht moderieren. Er bat mich dies für Ihn zu übernehmen. Auch in Zukunft sind Herr Zeng Ihre / Eure Ansprechpartner für jegliche Art von Fragen!

Die bisher formulierten Ideen klingen sehr interessant. Ich werde mich im Folgenden chronologisch vorarbeiten.

horstpenner schrieb:

2020:

  1. Microsoft schaltet zunehmend personalisierte Werbung, um das bis dahin kostenlose Windows 10 zu finanzieren. Möglichkeiten, das Betriebssystem grundlegend weiter zu verbessern, findet Microsoft nicht mehr und die Leute wollen dafür, dass sich nur eine Versionsnummer ändert, nicht mehr bezahlen. Facebook, Twitter etc. fließen nahtlos in das Betriebssystem über ohne dass der Benutzer etwas davon merkt, sodass er zum gläsernen Bürger wird. Eine Grenze zwischen den eigenen vier Wänden, dem eigenen Rechner, den eigenen und fremden Daten und dem Netz erlaubt das Betriebssystem nicht mehr.

Wie genau meinen Sie das? Wie könnte Ihrer Vorstellung nach die Speicherung der Daten ablaufen? Eher online in einer Art Cloud, oder wären auch die lokal gespeicherten Daten für jedermann sichtbar? Der Benutzer hat Angst, Eingaben zu machen, weil er weiß, dass alles bei der NSA landet, die von den größten Konzernen kontrolliert und finanziert wird. Die Show- Kämpfe der Konzerne gegen den "Staat", entlarven mehr und mehr Leute als Vorgang, das Firmenimage aufzubessern und in Suchmaschinen bei Suchanfragen die tatsächliche Verbindung zu jenen zu überlagern. Der Zwang, beruflich dieses System zu nutzen, senkt die Produktivität und treibt teilweise die Leute in den Verfolgungswahn und der gesellschaftliche Druck führt zu Psychosen, die zu Gewaltausbrüchen führen und den Drogenkonsum fördern. Finden Sie nicht auch, dass bereits jetzt viele Systeme und "Helferlein" das Leben eher erschweren und die Produktivität senken? Mir persönlich fällt als Beispiel direkt Whatsapp ein. Mit der Einführung sollte es das versenden von Fotos und Videos in Verbindung mit der Möglichkeit zu 'Chatten' ermögliche. Doch wenn ich mich heute umsehe, dann sehe ich, dass Menschen mehrere Stunden am Tag mit dem Schreiben über Whatsapp verbringen und das wesentliche aus den Augen verlieren. Früher hat man für viele Fragen ein kurzes Telefonat geführt. Heute entscheiden sich die User eher dazu mehrere Whatsapp-Nachrichten zu schreiben. Denken Sie, dass der selbe Effekt auch bei den Betriebssystemen und der Software eintreffen wird, bzw. wie stellen Sie sich das genau vor? Mehr und mehr legen ihre Bequemlichkeit ab und suchen nach alternativen Betriebssystemen.

  1. Die Vulkan API wird von allen Konsolenherstellern mit Ausnahme von Microsoft, umgesetzt, um eine größere Vielfalt an Spielen auf ihre Plattform zu holen und Entwicklern die Portabilität extrem zu erleichtern. Durch die extrem geringen Kosten, diese Spiele auch auf die Linux- Plattform zu portieren, erhält die Mehrzahl der Titel, die auf den Markt kommen, native Unterstützung von Linux. DirectX ist gänzlich unattraktiv geworden und wird einfach fallen gelassen. AMD hat in den letzten Jahren durch eine gute Performance, die daraus resultiert, dass AMD- Hardware in den Konsolen eingesetzt wird, Marktanteile gewonnen und zwingt Nvidia dazu, ihre proprietären Schnittstellen ebenfalls offenzulegen. In der Folge steigt die Qualität der Grafiktreiber enorm.

  2. Der gewaltige, persönlichkeitseinschränkende Druck und der Kontakt mit OpenSource in der Schule, bewegt gerade junge, neugierige Leute dazu, sich vom Mainstream abzuwenden und aufgrund der mittlerweile fehlenden Hürde der Gaminguntauglichkeit Ubuntu als primäres Betriebssystem zu verwenden, sodass sich der Marktanteil auf 5-10% erhöht hat. Es kommt eine Art Bewegung in Gang, die dazu führt, dass Softwareentwicklungen, die kommerziell bereits ausgeschlachtet sind, in Form von OpenSource konserviert, optimiert und somit der Menschheit dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.

Diesen Ansatz finde ich besonders interessant! Verhindern nicht Lizenzierung das Aufgreifen von Software und der Umwandlung dieser in OpenSource Software? Sehen Sie die Gamingtauglichkeit von Ubuntu als einen Grund, warum bisher noch nicht weiter verbreitet ist?

  1. Der steigende Marktanteil führt dazu, dass kommerzielle Entwickler mehr und mehr ihre Software auf Linux portieren.

  2. Die NSA hat erkannt, dass quelloffene Software ihren Kontrollanspruch gegenüber der Menschheit und deren Versklavung zu Konsum- und Produktionsvieh gefährden könnte und versucht zunehmend, durch Infiltrierung von Gremien und Entwicklergruppen, Einfluss auf OpenSource zu üben und die Sicherheit zu schwächen. Zwar gelingt es kaum, offensichtliche Backdoors zu installieren, aber als Designfehler getarnte Unregelmäßigkeiten kommen zunehmend in den Programmen vor, und erleichtern es dem Benutzer, versehentlich Zugriffe zuzulassen.

Ihrer Meinung nach werden Behörden wie die NSA noch mehr den privaten User fokussieren und versuchen auszuspionieren? Ähnlich wie in dem Roman von George Orwell 1984? (Big Brother is watching you!)

2025:

  1. Benutzereingaben in Windows und MacOS werden zensiert, sobald sie negative Äußerungen über die "Kontrollunternehmen" beinhalten. Es wird mittlerweile nicht nur eine publizierte Aussage im Internet gelöscht, sondern sie lässt sich gar nicht mehr auf dem PC verfassen. Ein Bildschirm darf per Gesetz nicht mehr ohne integrierte Webcam und Mikrofon verkauft werden. Es ist allgemein bekannt, dass diese nie abgeschaltet werden und deshalb mechanisch zerstört werden. Die Unzufriedenheit steigt extrem. Immer mehr Drohnen werden eingesetzt, aus Gründen des "Grundrechtes auf Sicherheit". Die Leute sind empört, demonstrieren, streiken und führen Angriffe gegen die Staaten aus. In Deutschland wird der Notstand ausgerufen. Artikel 5 darf nicht mehr angewendet werden, da er den Terrorismus fördere. Es kommt zu blutigen militärischen Übergriffen gegen die eigene Bevölkerung. Geld wird nach belieben produziert, entwertet, reformiert. Mit dem Ziel, die Bevölkerung auf dem Nullniveau zu halten, den Konsum zu fördern und die Produktivität für die Unternehmen sicherzustellen. Wer politisch diese Regelungen durchsetzt, hat für sein Lebensende wirtschaftlich ausgesorgt.

  2. Die Linuxnutzer sind mittlerweile auf über 40% angestiegen. Es ist die einzige Möglichkeit, die Meinung noch frei zu äußern und halbwegs unbeschwert zu kommunizieren. Zahlreiche neue Anonymisierungsverfahren werden von der Community entwickelt. Gamer setzen fast ausschließlich auf Linux, weil die Performance deutlich besser ist. Ein neuer Ubuntu- Fork ist daraus entstanden, dass Canonical gerichtlich gezwungen wurde, Spionagecode einzufügen. Der Code ist nur noch über die verschiedenen Darknets erreichbar, weil Hoster, die aufgedeckt werden, um ihr Leben bangen müssen. Die Infiltrierung von OpenSource ist mittlerweile unmöglich geworden, weil eine zu breite Nutzerbasis entstanden ist, die die wichtigsten Programmcodes akribisch durchschaut, um die Sicherheit der Nutzer zu garantieren.

Wow, das klingt ja nach einem astreinen Hollywood-Blockbuster! Einige Ihrer Gedanken möchte ich aufgreifen. Ihrer Idee nach werden die Eingaben der User also synchron kontrolliert und zensiert? Druch wen würde dies passieren? Durch den Staat oder durch Unternehmen wie Microsoft und Apple? Auch sehr interessant finde ich Ihren Gedanken, dass eine Verpflichtung zum Verbau von Kameras und Webcams per Gesetz eingeführt wird. Wie genau stellen Sie sich dann die Nutzung dieser Kameras und Webcams? Werden diese dauerhaft mitlaufen und alles aufnehmen, was die Person sagt und macht? Oder dient es eher der phasenweisen Überwachung? Ebenfalls die Idee mit den Drohnen finde ich sehr interessant, in meinen Ohren klingt diese gar nicht so weit hergeholt

2030:

Mittlerweile werden fast ausschließlich OpenSource- Betriebssysteme verwendet. Jedes Kind weiß, dass "die bösen Männer" den Code nicht veröffentlichen, weil "sie kleine Kinder holen, die böse über die Süßwarenfirma sprechen". Die Menschen sprechen nur im engsten Kreis in geschlossenen Räumen offen, um von den Drohnen nicht abgehört zu werden, die überall verteilt sind. Und doch machen die Regierungen Eingeständnisse, weil sie befürchten, dass ein Putsch über die Darknets geplant werden könnte. Die zwischenzeitliche Idee, das Internet komplett zu zerstören, scheiterte an den vielen mobilen Drahtlosnetzwerken und da das Militär die Wahrheit kennt, würde es sich auch nicht gegen die eigene Bevölkerung wehren. Und somit währt die Zuversicht der Menschheit, die Gefahr zunächst abgewendet zu haben und sich wieder darauf konzentrieren zu können, neue Sphären zu erforschen - wäre es nicht kürzlich einem chinesischen Forscherteam gelungen, Drohnen zu entwickeln, die anhand von Gehirnströmen dazu im Stande sind, on the fly Gedanken zu lesen...

Wow, wirklich viele interessante Gedanken haben Sie formuliert!

chris109 schrieb:

2030 sieht vordergründig nicht viel anders aus, als 2016, doch haben sich aktuelle Entwicklungen fortgesetzt und sind nun viel deutlicher in der Gesellschaft sichtbar.

An welche aktuellen Entwicklungen denken Sie dabei? Nur an die von Ihnen im folgenden erwähnten 'Helferlein' im Haushalt ud die 'Smart Homes' oder denken Sie gar an noch weitere momentane Entwicklungen?

Freie Software steckt großteils in allen Software-Produkten. Auch jede proprietäre Lösung enthält mindestens ein halbes Dutzend offene Frameworks oder Bibliotheken.

Die Basis der meisten proprietären Software wäre also ein Framework oder Bibliotheken aus dem Bereich der OpenSource? Software Entwickler würden sich also den Gendanken von OpenSource zu nutze machen, um Ihre eigene Software zu vertreiben und damit profit zu erzielen? Ist das nicht in gewissen Teilen schon heute so oder wo sehen Sie dahingehend den Unterschied?

Kleine Unternehmen oder Abteilungen nutzen diesen Reichtum und können deshalb immer noch mit großen Unternehmen mithalten. Es gibt immer noch Startups, die innerhalb weniger Jahre vom Zwei-Mann-Unternehmen zum Next-Big-Thing aufsteigen.

Manager großer Software-Konzerne verstehen inzwischen durchgängig die Open Source Community als wichtige Ressource, die man entweder eine konkurrierende Lösung oder die eigene Unterstützt. Entsprechend häufig werden Komponenten eigener Produkte und Dienste unter einer Offenen Lizenz veröffentlicht.

Sehen Sie also eine reziprokete Verbindung von Open Source und propiertärer Software und deren Unternehmen in der Zukunft? Eine bloße Teilung in zwei Lager und eine unabhängige Existenz beider voneinander gäbe es nicht mehr. Der Eine würde vom Anderen profitieren und andersherum?

Der PC ist längst nicht mehr das dominierende System und stark in den Hintergrund gerückt. Im Trend sind Smart-Pones, die man in Docking-Stations steckt und die dann zum PC werden. Auch hier kommt viel freie Software zum Einsatz und auch "wirklich freie" Systeme haben sich einen Respektablen Marktanteil im Vergleich zu 2016 verschafft. Sie bleiben aber eine Randerscheinung, auch wenn der Rand jetzt ein wenig breiter ist.

Meine Sie Konzepte wie das vom Ubuntu Phone zu beginn? Was genau verstehen Sie unter "wirklich freien Systemen" ? Wann ist ein System für Sie wirklich frei?

Das Internet Of Things ist größer geworden, hat aber noch nicht die Ausmaße angenommen, die Prophezeit worden sind. Kühlschränke und Toaster bleiben mehrheitlich ohne Internetzugang. Dafür sind jedes Auto, jedes Unterhaltungsgerät und viele Haushaltsgroßgeräte, wie Herd und Waschmaschine inzwischen Vernetzt. Auch neue Heizungen kommen nur noch mit Internetzugang auf den Markt. Wenn man in einem Haushalt ein Smart Home System antrifft ist auch keiner mehr überrascht. Leider prägen noch immer dutzende konkurrierender Standards das Bild und manchmal möchte man glauben, dass der einzige Grund ein Thing ans Internet anzuschließen darin besteht, dem Hersteller Daten zu liefern.

Man hat sich zwar längst daran gewöhnt aber die anhaltende Datensammelwut und der stark gewachsene staatliche Überwachungwahn macht vielen Angst.

Glauben Sie, dass trotz der weit verbreiteten Angst die User dennoch zur Preisgebung ihrer Daten bereit sind? Oder werden es noch immer nicht viele wissen, wieviel man eigentlich weitergibt?

Interessant ist ein neuer Innovationstrend, der inzwischen als "Eierlegen" bekannt ist. Dabei werden gezielt Open Source Projekte geschaffen und Communities aufgebaut, um eine Bühne für ein eigenes Produkt oder eine Dienstleistung zu schaffen. Es ist eine Lösung für das Henne-Ei-Problem, die vor allem wegen ihrem verhältnismäßig guten Kosten/Nutzen-Faktor immer beliebter wird. Wie immer scheitern aber auch hier viele an der Umsetzung.

Das klingt sehr interessant! Können Sie das genauer erläutern? Reden Sie von Communities, die nur für ein spezifisches Produkt geschaffen werden?

Insgesamt wird 2030 für Open Source also vordergründig nicht viel anders sein als heute, aber besser.

Auch von Ihren Ideen bin ich begeistert. Viele Ideen, die sehr realistisch klingen. Mumpitz schrieb:

Wie entwickelt sich Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030?

Es steht zu befürchten, dass Open Source Software bis 2030 wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Dafür dürfen vier Gründe maßgeblich sein:

  1. Das Groß der Softwareentwicklung wird von EnthusiastInnen immer noch in ihrer Freizeit erledigt.

  2. Die Vielfalt der Software nimmt so stark zu, dass auch die beste Internet-Suchmaschine keine brauchbaren Ergebnisse wird mehr liefern können.

  3. Es gibt keine zentralen Anlaufpunkte, bei denen bestehende Software zum Download zur Verfügung steht.

  4. Es gibt keine einheitlichen Vorgaben für das Versionsmanagement und die Dokumentation.

Schon heute lassen sich entsprechende Tendenzen beobachten. Zu den ersten beiden Punkten schaue man nur mal im Ubuntuusers-Wiki, wie häufig man dort den Hinweis findet, dass eine Software nicht mehr weiterentwickelt wird. Communities entzweien sich, es gibt Forks, aus einem Projekt werden plötzlich vier, und alle vier versanden, weil der Enthusiasmus stark abflacht, und weil man aufgrund der Teilung die kritische Masse der Mitstreiter unterschritten wurde. So was in der Art, hier bewusst plakativ verkürzend dargestellt.

Sie sehen das im Prinzip wie das alte Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei"? Was genau verstehen Sie unter Forks? Was denken Sie ist der Grund dafür, dass sich Communities und auch Projekte dermaßen aufteilen? Geht es den Usern doch um die Generierung von Umsatz und Gewinnen oder sind es schlichtweg unterschiedliche Ansichten auf kultureller Ebene?

Wenn ich nun drei oder vier Jahre später versuchen möchte, einen Entwicklungsfaden weiter zu spinnen, habe ich schon jetzt mit der üblichen Dynamik des Internet zu kämpfen. Eine Suchmaschine liefert mir vielleicht Treffen mit Hinweisen, wo ich das Garnknäuel vielleicht finde. Dort gibt es dann aber vielleicht einen toten Link, sodass ich nicht den ganzen Quellcode und/oder benötigte Bibliotheken finde. Ganz davon abgesehen, dass vermutlich nicht alle Querbezüge überhaupt sauber dokumentiert sind. (Auch hier überzeichne ich bewusst ein wenig.)

Obwohl man sagt, dass das Internet nie vergisst, gehen viele dieser Projekte in der Fülle und der Dynamik des Internets unter? Liegt das an der Dynamik und der Kurzlebigkeit von Trends oder eher an den Usern?

Und selbst wenn ich trotz aller Widrigkeiten eine Weiterentwicklung schaffe, wo und wie soll ich sie zur Verfügung stellen, sodass die eben genannten Schwierigkeiten zumindest für mein Resultat nicht mehr auftreten?

Wie entwickelt sich Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030?

Ich glaube, dass man bei der Frage der Weiterentwicklung von Open Source Software nicht die Entwicklung der Software selber in den Blick nehmen sollte, sondern eher die zugehörige Kultur. Das Konzept Open Source hat als Idee so viele evolutionäre Vorteile, dass sich allein daraus genügend Anreize für eine kontinuierliche Weiterentwicklung ergeben. Weswegen es diese auch weiterhin geben wird.

Der evolutionäre Vorteil proprietärer Produkte liegt dagegen in deren Zentralisierung – was Fluch und Segen gleichermaßen sein kann. Entwicklungsrichtungen werden zentral vorgegeben und einheitlich umgesetzt. Und als Anwender hat man auch immer Ansprechpartner für Sorgen und Nöte, die für die Umsetzung vertraglich garantierter Eigenschaften gerade zu stehen haben.

Der Weg, die Bedeutung von Open Source Software bis 2030 noch zu steigern, liegt für mich in dem Versuch, von der Erfolgsstrategie der proprietären Anbieter zu lernen, ohne den freien Charakter aufzugeben. Ich denke da an eine Art "Lizenzgebühr", die ein ähnliches Konzept verfolgt wie die Kulturflatrate. Jeder (kommerzielle?) Nutzer zahlt einen tragbar kleinen Beitrag in einen Fond, aus dem dann die Förderung der offenen Entwicklerkultur finanziert werden kann:

  • Finanzierung zentraler, gemeinschaftlich verwalteter Serverinfrastrukturen wie z.B. GitHub oder Wikimedia.

  • Finanzierung von wissenschaftlichen Begleitprojekten, wobei ausdrücklich auch die Kultur- und Sozialforschung einbezogen ist.

  • Finanzierung von Entwicklungsstipendien

  • Förderung der Definition einheitlicher Standards

  • Klärung juristischer Streitfragen, Absicherung gegen entsprechende Risiken

Man muss dabei das Rad nicht neu erfinden, es gibt z.B. mit der Free Software Foundation schon entsprechende Ansätze. Aber auch auf dieser Metaebene kann man schon heute Zersplitterungstendenzen beobachten, sie sich nicht selten an interkulturellen Phänomen entzünden. Und/oder den juristischen Landesgrenzen geschuldet sind.

Eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Open Source Idee muss für mich daher in erster Linie auf interkultureller Ebene ansetzen, nicht so sehr auf technischer oder wirtschaftlicher.

Ihre Gedanken sind wirklich sehr interessant! Sie sehen also nicht die Zukunft von Open Source bei der Software im Allgemeinen, sondern eher auf der ethischen und kulturellen Ebene? Wie Ihr Vorredner denken Sie dabei an eine reziproke Beziehung von offener und geschlossener Software? Sodass auch hier das jeweilige Lager vom anderen Lager lernen und profitieren kann? Wie stellen Sie sich das genau vor? Was wird die Open Source Community vom Fluch und Segen der proprietären Anbieter lernen? Sind Ihrer Meinung nach diese beiden Lager wirklich in einem derart hohen Maße verknpüfbar oder würde die Open Source Bewegung dabei zu viel Ihrer eigentlichen Grundgedanken verlieren?

Denken Sie, dass sich der Ansatz über die Einführung einer kleinen Lizenzgebühr durchsetzen kann? Glauben Sie nicht, dass diese Lizenzgebühr sehr viele User abschrecken wird, da diese unweigerlich auf kostenlose Software setzen wollen? Auch unter der Prämisse, dass die Nutzung von aktueller Software nicht von Nöten ist, solange diese kostenlos ist? Ihre Ideen und Konzepte ist jedes für sich sehr interessant. Die Vorstellung der Zukunft für Open Source unterscheiden sich doch sehr. Was halten Sie jeweils von den Ideen der anderen User? Denken Sie, dass diese auch durchaus realistischsind? Können Sie sich dabei kleine Abwandlungen vorstellen? Über ein Statement und eine Diskussion Ihrerseits würden wir uns sehr freuen! Mit besten Grüßen, Gideon Möller & Michael Zeng

Mumpitz

Avatar von Mumpitz

Anmeldungsdatum:
20. Januar 2010

Beiträge: 55

Gideonmoeller schrieb:

Was genau verstehen Sie unter Forks?

Zur Definition siehe Abspaltung (Softwareentwicklung). Es gibt im Bereich Open Source Software zahlreiche Beispiele für Forks von anfangs enthusiastisch vorangetriebenen Projekten, die dann aber aufgrund der Aufspaltung teilweise oder gänzlich im Sande verlaufen sind. Eine schöne grafische Darstellung einige Beispiele aus dem Bereich der Linux-Distributionen findet sich bei Wikimedia Commons bzw. im Artikel Linux-Distribution. Die Gründe thematisiere ich weiter unten.

Gideonmoeller schrieb:

Sie sehen das im Prinzip wie das alte Sprichwort "Zu viele Köche verderben den Brei"?

Nein, im Gegenteil. Je mehr Leute beteiligt sind, umso besser entwickelt sich ein Open Source Projekt. Aus der Arbeits- und Organisationspsychologie lassen sich allerdings Erkenntnisse gewinnen, die erklären, warum auch gut bevölkerte Projekte irgendwann nicht mehr vorangetrieben wurden.

Gideonmoeller schrieb:

Was denken Sie ist der Grund dafür, dass sich Communities und auch Projekte dermaßen aufteilen?

Der Hauptgrund dürfte wohl darin liegen, dass es nur bei den wenigsten Projekten ein zentrales Projektmanagement gibt, das sich ausschließlich um das Management kümmert und dabei (wirtschafts-)wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. In nahezu jedem Projekt gibt es zwar KoorndinatorInnen, die kümmern sich aber häufig lediglich um technische Aspekte des Projekts, z.B. die Zusammenführung und Pflege des Quelltextes. Die menschliche Seite wird selten berücksichtigt. (Was zugegebenermaßen ob der weitgehenden Virtualität auch sehr schwierig ist; man sieht die Beteiligten so gut wie nie.)

Eine gute Moderation könnte zum Beispiel helfen, zwischen unterschiedlichen Ideen zur Weiterentwicklung eines Projekts zu vermitteln und einen Kompromiss zu finden, den die Mehrzahl der Beteiligten anerkennt. Passiert dies nicht, kommen zum Beispiel Forks zustande, was dann wiederum dazu führen kann, dass beide Tochterprojekte an mangelnder Beteiligung eingehen.

Gideonmoeller schrieb:

Geht es den Usern doch um die Generierung von Umsatz und Gewinnen oder sind es schlichtweg unterschiedliche Ansichten auf kultureller Ebene?

Interkulturelle Phänomene können das Konfliktpotential im eben beschriebenen Kontext noch verstärken. Auch das könnte man durch ein ausreichend geschultes Projektmanagement zumindest abpuffern.

Hinsichtlich der Motive der User glaube ich, dass man bei einer Wertschätzung auf zwischenmenschlicher Ebene anfangen sollte. Pekuniäre Werte sind für viele Beteiligte sekundär. Durch Mechanismen wie Bug Reports, Hilfeforen oder Mailinglisten kann man als Beteiligter an einem Open Source Projekt schnell den Eindruck gewinnen, dass die Lösung von Problemen im Mittelpunkt steht, und diese scheinen endlos. Wenn dabei das Lob für die bereits geleistete Arbeit zu kurz kommt, entsteht schnell Frust, und man wendet sich anderen Dingen zu.

Als messbares Zeichen für diesen Mangel kann man diverse Entwicklerblogs ansehen, die durch ihre soziale Komponente – Vernetzung, Reblogging, Kommentare – auf Lob der dokumentierten Funktionen abstellen, was vielfach auch passiert.

Gideonmoeller schrieb:

Obwohl man sagt, dass das Internet nie vergisst, gehen viele dieser Projekte in der Fülle und der Dynamik des Internets unter?

Das Internet vergisst nicht? Hahaha, der war gut 😊 (nichts für ungut). Das Internet vergisst sehr schnell. Ich würde die Halbwertszeit für Informationen, die im Internet veröffentlicht werden, derzeit auf etwa zwei Jahre schätzen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, dass Homepages umgestaltet werden, wobei die wenigsten Betreiber darauf achten, dass dadurch keine toten Links entstehen. Oder das Informationen nicht mehr gepflegt werden. Man findet also "alte" Informationen irgendwann nicht mehr wieder, trotz Bemühungen wie die des Internet Archive. Dazu gehört auch, dass bei starker Zerplitterung kaum noch Querbezüge hergestellt werden. Wenn dann die Wurzel verloren geht, kann man auch nicht mehr zurück gehen, um so über den Umweg zum Querbezug zu kommen.

Wenn ich zum Beispiel ein Unternehmen mit der Entwicklung einer auf Open Source basierenden Softwarelösung für ein Gerät des Internet of Things beauftrage, so wird jedes ernstzunehmende Unternehmen sich von jeder genutzten Bibliothek und jeder Softwarekomponente lokal eine komplette Kopie inklusive Dokumentation anfertigen und nach allen Regeln der Datensicherung aufbewahren. Eben weil die Halbwertszeit des Internet wesentlich kürzer ist als die in industriellen Anwendungen geforderten Produktlebenszyklen.

Es ist nicht nur die Fülle und Dynamik des Internet, die ursächlich für das Versanden von Projekten ist. Sie befeuert dieses lediglich.

Nicht unterschätzen sollte man auch die zunehmende Diversifizierung der Kommunikationskanäle. Wo vor >= 15 Jahren Mailinglisten und Newsgroups zentral waren, gibt es heute Foren zu allem und nochwas, Blogs, soziale Netzwerke, klassische Webseiten, Chats, Videoanleitungen, … All das ist kaum noch sinnvoll zu durchsuchen, auch nicht mit der Hilfe von Suchmaschinen. Zumal dann nicht, wenn diese auf proprietären Ansätzen fußen.

Liegt das an der Dynamik und der Kurzlebigkeit von Trends oder eher an den Usern?

Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen. Es ist empirisch belegtes Fakt, dass die Schnelllebigkeit unserer Zeit und die Informationsüberflutung dazu führen, dass die Aufmerksamkeits- und Interessensspanne der Bevölkerung sinkt. Was wiederum auch dazu führt, dass die Zahl der Personen steigt, die sich an freien Softwareprojekten nur für eine begrenzte Zeit beteiligen, innerhalb derer das Projekt für sie neu und spannend ist. Sobald sich dieser Eindruck aber abgenutzt hat, wenden sich viele neuen Projekten zu.

Dieser gesellschaftliche Trend beschränkt sich nicht nur auf Open Source Entwicklung, sondern ist in nahezu allen Lebensbereichen zu beobachten, in denen ehrenamtliches Engagement eine Rolle spielt. Und genau darüber wird hinreichend ausführlich und fundiert geforscht. Die Erkentnisse dieser Forschung kann man sich zunutze machen.

Es muss ja nicht schlimm sein, dass Personen sich nur für einen begrenzten Zeitraum an einem Projekt beteiligten. Wenn denn sichergestellt ist, dass immer wieder ausreichend neue Leute hinzukommen.

Gideonmoeller schrieb:

Sie sehen also nicht die Zukunft von Open Source bei der Software im Allgemeinen, sondern eher auf der ethischen und kulturellen Ebene?

Ich glaube, dass die Idee "Open Source" hinreichend attraktiv ist, um auch weiterhin ausreichend Beteiligte zu finden, damit sie überlebt. Die Frage nach der Berücksichtigung kultureller Faktoren steht für mich aber dann im Vordergrund, wenn man die Entwicklung der Open Source Idee im Allgemeinen und diverser Open Source Projekte im Speziellen fördern möchte.

Wie Ihr Vorredner denken Sie dabei an eine reziproke Beziehung von offener und geschlossener Software? […]

Nein. Mit kultureller Ebene meine ich zunehmende die weltweite Vernetzung und die Folgen, die sich daraus für Open Source Projekte ergeben. Also Interkulturalität im akademischen Sinne.

[Nichts für ungut, aber das Verhältnis von offener und geschlossener Software ist mir ziemlich egal. Es wird immer beides geben. Und beides wird sich auch in Zukunft in etwa dem gleichen Maße befruchten, wie es das bisher schon tat. Keine der beiden Ideen ist so makellos, dass sie sich durchsetzen wird.]

Gideonmoeller schrieb:

Denken Sie, dass sich der Ansatz über die Einführung einer kleinen Lizenzgebühr durchsetzen kann? Glauben Sie nicht, dass diese Lizenzgebühr sehr viele User abschrecken wird, da diese unweigerlich auf kostenlose Software setzen wollen?

Das hängt ganz davon ab, wie man diese Idee buchstäblich verkauft. Wenn der Preis angemessen ist, die Lebensumstände des Interessenten berücksichtigt und der Interessent eine Leistung bekommt, die er entsprechend wertschätzt, dann glaube ich, dass sich eine Lizenzgebühr durchaus etablieren kann. Man betrachte zum Beispiel aktuell den Erfolg der Humble Bundles im Bereich Spielebranche, auch wenn dies nur ein unvollkommenes Beispiel ist.

Die Umsetzung einer Idee ähnlich der Kulturflatrate erfordert eine Menge kreativer Energie, um eben gerade nicht das zu sein, was man aus dem Bereich propritärer Software kennt. Die Nutzer müssen nicht nur merken, dass sie eine adäquate Gegenleistung bekommen, sondern auch gleichzeitig das gute Gefühl, eine gute Sache zu fördern. Deswegen das Konzept eines gemeinschaftlich verwalteten Fonds oder etwas in der Richtung.

Ich gebe zu, mich noch nicht ausführlich mit der Materie beschäftigt zu haben. Der Fonds wäre mein Ansatz. Ich bin aber offen für andere Ideen.

Ihre Ideen und Konzepte ist jedes für sich sehr interessant. Die Vorstellung der Zukunft für Open Source unterscheiden sich doch sehr. Was halten Sie jeweils von den Ideen der anderen User? Denken Sie, dass diese auch durchaus realistischsind?

Die Vision von horstpenner in seinem Beitrag halte ich für ein realistisches Szenario, das ein Extrem einer möglichen Entwicklung darstellt, die sich momentan abzeichnet. Ich glaube aber, dass es nicht ausreicht, allein auf die Vorzüge von Open Source Software im Bereich von Stabilität und Funktionalität zu setzen. Werbung und geschickte Marktmanipulation seitens der proprietären Hersteller sind nicht zu unterschätzen; zumal dann nicht, wenn als "Abfallprodukt" das scheinbare Allheilmittel des gläsernen Bürgers herauskommt. Ich würde dem angstgeprägten Szenario gerne einen Impuls zu einer Erziehung zum freiheitlichem Menschen entgegen setzen, der aber einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs erfordert.

Ich finde mich in der Schilderung von chris109 schon etwas mehr wieder. Sie zeugt von einer fundierten Gesamtsicht auf die gegenwärtigen Entwicklungen und Trends, gepaart mit einer gesunden Skepsis gegenüber gehypten Vorhersagen. Leider muss ich aber auch feststellen, dass mich die Nüchternheit der scheinbaren Unveränderbarkeit irritiert. Wer soll etwas ändern, wenn nicht wir? Und wann, wenn nicht jetzt?

Können Sie sich dabei kleine Abwandlungen vorstellen?

In Abwandlung eines Zitats von Antoine de Saint-Exupéry:

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, fange nicht an Holz zu sammeln, Planken zu sägen und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke im Busen der Männer die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer Mehr. (aus: Die Stadt in der Wüste)

Im Sinne dieses Mehr kann ich mir schon Abwandlungen vorstellen. Ich frage mich allerdings, ob es Ihnen schon zu diesem frühen Zeitpunkt darum geht, hier einen Kompromiss zwischen den Visionen zu finden.

Mit freundlichen Grüßen
Lars aka.Mupitz

Benno-007

Anmeldungsdatum:
28. August 2007

Beiträge: 29240

Wohnort: Germany

Das Thema sollte man in der Mobilansicht ausblenden, da zu lang, wenn man auf einen Bus wartet oder sogar noch länger damit fährt (ich nicht). 😈 Dieser Kommentar wirft zumindest den Sektor Mobilität und schnelle Information & Kommunikation noch mit ins Rennen...

horstpenner

Anmeldungsdatum:
7. Februar 2016

Beiträge: 364

Gideonmoeller schrieb:

Wie genau meinen Sie das? Wie könnte Ihrer Vorstellung nach die Speicherung der Daten ablaufen? Eher online in einer Art Cloud, oder wären auch die lokal gespeicherten Daten für jedermann sichtbar?

Die Daten in einer Cloud zu speichern, ist eigentlich bereits jetzt schon nicht mehr das primäre Ziel. Es geht vielmehr darum, lokale Ressourcen im Internet bereitzustellen. Dabei hat das Bitcoin- Mining den Anfang gemacht. Es gab zudem Versuche, einen Bitcoin Miner in kostenloser Software zu verstecken, der dann auf dem PC des Anwenders soweit ich mich entsinnen kann ca. 5% Dauerlast verursacht hat. Was schätzen Sie, wie viel es wert wäre, als Betriebssystemhersteller über all die Ressourcen verfügen zu können? 😀 Oder auch eine nette Idee: über die Internetleitung des Betriebssystemnutzers eine Art Darknet zu legen und mit immenser Bandbreite geheime Informationen zu verschicken - Zurückverfolgung völlig abwegig. Oder eine ebenso reizvolle Variante: Nehmen wir an, ein Land erhöht einfach den Ölpreis. Und man sorgt per DDoS- Angriff einfach dafür, dass in dem Land die Lichter ausgehen.

Die Ideen stützen sich auf bereits stattgefundenen Ereignissen: Der Versuch, andere / vor allem kleine Betriebssysteme durch das Secure Boot- Feature über das Bios auszusperren, der "Keylogger" der standardmäßig in Windows 10 aktiv ist, die Verarbeitung biometrischer Daten durch Cortana auf amerikanischen Servern, die Penetranz mit der Windows 10 allen Nutzern von Windows 7&8 auferzwungen werden soll - welches Motiv sollte dahinter stecken? Microsoft verliert doch dadurch potentiell Einnahmen oder nicht? Der einzige Gewinn, den sie aus Windows 10 schlagen können sind tatsächlich die Daten. Und ich sehe in dem genannten Szenario die Fingerabdrücke neben der Stimme, die Art und Weise wie man Sätze formuliert, Dateien, privaten Fotos/Videos, Musik etc. schon bei der NSA wenn sie nur lokal gespeichert sind - also wie eine Art Bundestrojaner, der auf jedem Rechner ohne Verdacht auf Straftaten läuft.

Finden Sie nicht auch, dass bereits jetzt viele Systeme und "Helferlein" das Leben eher erschweren und die Produktivität senken?

Allerdings. Zu nennen wären auch per Smartphone steuerbare Lichtschalter, Stromzähler, Smartwatches, Pulszähler, die nicht nur den Puls zählen und die Uhrzeit anzeigen und viele mehr. Ich glaube, dass die freie Wirtschaft so viel Schrott produziert, wie in der gesamten Laufbahn von OpenSource- Projekten nicht erfunden wurde. Das Problem ist nur, dass man Produkte nicht "verkaufen" kann, wenn man keine Nachfrage erzeugt. Und die Nachfrage erzeugt man durch Werbung. Es gewinnt letztlich der, der die beste Marketingabteilung hat, nicht der, der ein Produkt erfindet, von dem die Menschheit den größten Nutzen trägt. Zudem profitiert man statistisch davon, wenn die Smartwatch nach 2 Monaten wieder auf dem Müll landet - die Politik kann von der gestiegenen Kaufkraft sprechen und vom gestiegenen BIP, während die Geldmenge sich im gleichen Zeitraum um das doppelte gesteigert hat. Das lief in der Geschichte nicht immer so falsch. Es gab Zeiten, in denen es wichtig war, Ressourcen nachhaltig zu investieren, zumal man sich damals eine solche Verschwendung gar nicht leisten konnte.

Denken Sie, dass der selbe Effekt auch bei den Betriebssystemen und der Software eintreffen wird, bzw. wie stellen Sie sich das genau vor?

Stellen wir uns mal vor, wir hätten das Rad erfunden. Dann wären wir sicherlich zu dieser Zeit sehr beliebt gewesen und hätten ziemlich viele Räder bauen und verscherbeln können. Heute ist dieses Wissen wertlos, weil jeder ein Rad bauen könnte. So ist das auch mit Software. Age of Empires ist ein hervorragendes Spiel, Microsoft hat gut daran verdient, aber es ist irgendwann die Zeit gekommen, das Spielprinzip zu konservieren, wie es beispielsweise mit 0 A.D. gemacht wird. Und letztlich ist das auch mit Windows, OS X und so weiter genauso. Man kann Dinge nicht unendlich weiterentwickeln und so verschwindet irgendwann der geistige Wert. Und dieser Wert wurde von OpenSource- Betriebssystemen längst aufgenommen und perfektioniert integriert.

Verhindern nicht Lizenzierung das Aufgreifen von Software und der Umwandlung dieser in OpenSource Software?

Eine direkte Umwandlung wird dadurch natürlich verhindert. Allerdings gibt es zumindest in Deutschland keine gültigen Patente auf Software. Es steht also jedem frei, eine Software nachzuprogrammieren. Und das passiert selbstverständlich auch, wenn es sinnvoll erscheint.

Sehen Sie die Gamingtauglichkeit von Ubuntu als einen Grund, warum bisher noch nicht weiter verbreitet ist?

Das sehe ich als den entscheidendsten Grund an, obwohl es erstaunlich klingen mag. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wer als Kind nur mit Windows gearbeitet hat, wird sich schwer tun, das Betriebssystem zu wechseln. Das sieht man auch darin, dass viele Leute sich ihre erste Linuxdistribution danach aussuchen, dass sie möglichst ähnlich zu Windows ist. Und genau darin liegt auch die Bequemlichkeit, die ich angesprochen habe. Sicherlich wird die Zahl der Ubuntu- Nutzer stark zunehmen, wenn die Performance mindestens identisch ist. Und mit offen standardisierten Low Level- APIs für Grafikberechnung sind wir gerade auf dem besten Weg, dass genau das zur Realität wird. Ubuntu ist ja beispielsweise aus rationaler Perspektive konzeptionell Windows und OS X grundsätzlich überlegen, doch es ist die Bequemlichkeit, bei dem zu bleiben, was man kennt, die viele davon abhält, von Windows zu wechseln.

Ihrer Meinung nach werden Behörden wie die NSA noch mehr den privaten User fokussieren und versuchen auszuspionieren? Ähnlich wie in dem Roman von George Orwell 1984? (Big Brother is watching you!)

Absolut. Den Roman sollte ich vielleicht mal lesen, wenn man ihn mir so oft nennt ☺.

Wow, das klingt ja nach einem astreinen Hollywood-Blockbuster!

Hoffen wir, dass es der falsche Film ist 😉

Ihrer Idee nach werden die Eingaben der User also synchron kontrolliert und zensiert? Druch wen würde dies passieren? Durch den Staat oder durch Unternehmen wie Microsoft und Apple?

Zuerst ginge ich in meinem Szenario davon aus, dass die Identität des Staates unter anderem Microsoft und Apple sind. Das bedeutet, der Staat sorgt dafür, dass der Konsum sichergestellt wird, indem er aktiv Marktforschung betreibt und in den Markt protektionistisch eingreift, falls es zu Angriffen auf die Unternehmen kommt. Ich stelle mir die Zensur als komplexen und ausgefeilten Deep-Learning Algorithmus vor, der vielleicht ausnahmsweise besser funktioniert, als derjenige, durch den Google verdächtigen Traffic identifiziert 🤣

Auch sehr interessant finde ich Ihren Gedanken, dass eine Verpflichtung zum Verbau von Kameras und Webcams per Gesetz eingeführt wird.

Daten zu speichern, verursacht Kosten. Dass es dennoch so viele gewinnorientierte Unternehmen in immensem Ausmaß tun, zeigt allerdings, dass der Profit, der aus den Daten gezogen werden kann, höher ist. Deshalb sehe ich keinen Grund, die Daten nur zu gegebenem Anlass zu erheben. Die Daten würden durchgängig erhoben werden.

Wow, wirklich viele interessante Gedanken haben Sie formuliert!

Danke!

Was halten Sie jeweils von den Ideen der anderen User?

Den Ansatz von chris109 halte ich für sehr realitätsnah. Er kann glaube ich von vielen Menschen gut nachvollzogen werden und und ich glaube auch, dass das Meiste daraus sich nicht mit den anderen Ansätzen reibt, sondern gut coexistieren kann. Der Ansatz von Mumpitz enthält viel berechtigte Kritik, baut allerdings auch sehr stark auf diesem relativ negativen Eindruck auf. Natürlich ist es schade, dass wir nicht einfach 2 sinnlos- Desktops weniger haben können und die Entwickler sich bei den Grafiktreibern einbringen. Doch auf der anderen Seite ist das auch eine Art Selektion und wenn ein Projekt wirklich wichtig ist, wird es jemand auch wieder auferstehen lassen - wenn auch möglicherweise basierend auf neuem Code.

Linuxkumpel

Anmeldungsdatum:
15. Juli 2011

Beiträge: 1605

Ich möchte mal den Ansatz von Benno-007 kurz weiterführen. Obwohl ich mir einbilde wissenschaftlich arbeiten zu können, sehe ich schon jetzt die Gefahr, das ev. auf Seite 10 der Faden vollkommen verloren gegangen ist. Dann hilft nur noch der Medienbruch - ausdrucken. Es fällt m.E. jetzt schon schwer zu systematisieren.

Es werden bestimmt noch einige Ideen kommen und die können/sollten wohl nicht immer gleich "wild" kommentiert werden. 😉 Irgendwann sieht keiner mehr durch. Leider habe ich momentan (noch) keine produktive Idee.

Wie war das Thema? 💡

Thema dieser Szenarien ist die Frage nach der Entwicklung und dem Einsatz von Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030.

😉

Gideonmoeller

Anmeldungsdatum:
25. Februar 2014

Beiträge: 138

Guten Morgen Lars,

Mumpitz schrieb:

Zur Definition siehe Abspaltung (Softwareentwicklung). Es gibt im Bereich Open Source Software zahlreiche Beispiele für Forks von anfangs enthusiastisch vorangetriebenen Projekten, die dann aber aufgrund der Aufspaltung teilweise oder gänzlich im Sande verlaufen sind.

Vielen Dank für die Verlinkung des Wikipedia-Artikels. Wirklich interessant zu sehen, wieviele (für mich) bekannte Softwarelösungen aus diesen Abspaltungen entstanden sind! Vielen Dank hiefür!

Gideonmoeller schrieb:

Was denken Sie ist der Grund dafür, dass sich Communities und auch Projekte dermaßen aufteilen?

Der Hauptgrund dürfte wohl darin liegen, dass es nur bei den wenigsten Projekten ein zentrales Projektmanagement gibt, das sich ausschließlich um das Management kümmert und dabei (wirtschafts-)wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. […] Eine gute Moderation könnte zum Beispiel helfen, zwischen unterschiedlichen Ideen zur Weiterentwicklung eines Projekts zu vermitteln und einen Kompromiss zu finden, den die Mehrzahl der Beteiligten anerkennt. Passiert dies nicht, kommen zum Beispiel Forks zustande, was dann wiederum dazu führen kann, dass beide Tochterprojekte an mangelnder Beteiligung eingehen.

Mit Hilfe von guten ModeratorenInnen und einem Projektmanagement könnte man demnach die Effektivität solcher Communities steigern. Was genau verstehen Sie denn unter der menschlichen Seite bei der Softwareentwicklung, die häufig nicht berücksichtigt wird? Was denken Sie ist der Grund, dass wenig Kompromisse gefunden werden? Ist es tatsächlich das Fehlen eines Mediators?

Mumpitz Das Internet vergisst nicht? Hahaha, der war gut 😊 (nichts für ungut). Das Internet vergisst sehr schnell. Ich würde die Halbwertszeit für Informationen, die im Internet veröffentlicht werden, derzeit auf etwa zwei Jahre schätzen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, dass Homepages umgestaltet werden, wobei die wenigsten Betreiber darauf achten, dass dadurch keine toten Links entstehen. Oder das Informationen nicht mehr gepflegt werden. Man findet also "alte" Informationen irgendwann nicht mehr wieder, trotz Bemühungen wie die des Internet Archive. Dazu gehört auch, dass bei starker Zerplitterung kaum noch Querbezüge hergestellt werden. Wenn dann die Wurzel verloren geht, kann man auch nicht mehr zurück gehen, um so über den Umweg zum Querbezug zu kommen. Nicht unterschätzen sollte man auch die zunehmende Diversifizierung der Kommunikationskanäle. Wo vor >= 15 Jahren Mailinglisten und Newsgroups zentral waren, gibt es heute Foren zu allem und nochwas, Blogs, soziale Netzwerke, klassische Webseiten, Chats, Videoanleitungen, … All das ist kaum noch sinnvoll zu durchsuchen, auch nicht mit der Hilfe von Suchmaschinen. Zumal dann nicht, wenn diese auf proprietären Ansätzen fußen.

Wäre es dann nicht besser, diese Vielzahl an Communities, Blogs etc. weitesgehend zusammenzufassen oder eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen, die durch ein Projektmanagement betreut werden?

Mumpitz

Ich gebe zu, mich noch nicht ausführlich mit der Materie beschäftigt zu haben. Der Fonds wäre mein Ansatz. Ich bin aber offen für andere Ideen.

Wie stellen Sie sich einen solchen Fonds vor?

Mumpitz

In Abwandlung eines Zitats von Antoine de Saint-Exupéry:

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, fange nicht an Holz zu sammeln, Planken zu sägen und die Arbeit zu verteilen, sondern erwecke im Busen der Männer die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer Mehr. (aus: Die Stadt in der Wüste)

Ein tolles Zitat!


Guten Morgen horstpenner,

horstpenner schrieb:

Die Daten in einer Cloud zu speichern, ist eigentlich bereits jetzt schon nicht mehr das primäre Ziel. Es geht vielmehr darum, lokale Ressourcen im Internet bereitzustellen. Dabei hat das Bitcoin- Mining den Anfang gemacht. Es gab zudem Versuche, einen Bitcoin Miner in kostenloser Software zu verstecken, der dann auf dem PC des Anwenders soweit ich mich entsinnen kann ca. 5% Dauerlast verursacht hat.

Das Thema rund um die Bitcoin Miner war mir nicht bekannt. Ich habe mich nun durch mehrere Quellen gewühlt und nun verstehe ich, was genau Sie damit meinen. Ebenfalls ein sehr interessantes Thema!

horstpenner

Was schätzen Sie, wie viel es wert wäre, als Betriebssystemhersteller über all die Ressourcen verfügen zu können? 😀 Oder auch eine nette Idee: über die Internetleitung des Betriebssystemnutzers eine Art Darknet zu legen und mit immenser Bandbreite geheime Informationen zu verschicken - Zurückverfolgung völlig abwegig. Oder eine ebenso reizvolle Variante: Nehmen wir an, ein Land erhöht einfach den Ölpreis. Und man sorgt per DDoS- Angriff einfach dafür, dass in dem Land die Lichter ausgehen. Die Ideen stützen sich auf bereits stattgefundenen Ereignissen. […].

Eine sehr interessante und doch zugleich erschreckende Vorstellung!

horstpenner

Absolut. Den Roman sollte ich vielleicht mal lesen, wenn man ihn mir so oft nennt ☺.

Die Verflimung des Romans ist auch sehr interessant 😉


Guten Morgen Linuxkumpel,

Linuxkumpel schrieb:

Es werden bestimmt noch einige Ideen kommen und die können/sollten wohl nicht immer gleich "wild" kommentiert werden. 😉 Irgendwann sieht keiner mehr durch. Leider habe ich momentan (noch) keine produktive Idee.

Vielen Dank für diesen Hinweis, ich habe versucht den jetzigen Post übersichtlicher zu gestalten!

Um auch Ihren zweiten Hinweis für die neuen User aufzugreifen:

Das Thema der Szenarien ist die Frage nach der Entwicklung und dem Einsatz von Open Source Software und Open Source Betriebssystemen bis zum Jahr 2030.

😉

Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Auch Fragen und Verbesserungsvorschläge sind jederzeit herlich willkommen!

Mit besten Grüßen, Gideon-Phillip Möller

Palmstroem

Anmeldungsdatum:
20. Juni 2016

Beiträge: 35

Hallo

Ich habe dazu eine Idee entwickelt und wäre sehr an Feedback interessiert. (siehe auch: https://github.com/Darmwind/FreeDMS) Ich glaube, dass so etwas über ein Open-Source-Projekt lanciert unser gesamtes Ablagekonzept grundlegend revolutionieren könnte und somit hierher passt. Insbesondere auch in Hinsicht auf Filesharing, Coworking, usf. Meine Erfahrung zeigt: Der "Meine Dokumente" Ordner ist bei vielen von uns ziemlich chaotisch organisiert, Öffentliche Ordner in Firmen sind auch oftmals sehr chaotisch und unübersichtlich. Dies könnte sich ändern.

Hier nun also mal meine Idee dazu: Jeder Fernseher findet die Bilder, Videos und Musik auf meinem Computer wenn die beiden im selben LAN sind. Das geht, weil die Bilder, Videos und Musik in speziellen Ordnern _pictures, _videos, _music liegen und weils da noch passende Schnittstellen und APIs und was weiß der Teufel noch alles dazu gibt. Geräte und Programme können so jedenfalls die gemeinsamen (standardisierten) Strukturen verwenden.

Problem: der "Eigene Dokumente" Ordner (~/Dokumente in LINUX) unterliegt meiner eigenen Verwaltung und ist somit bei jedem von uns irgendwie anders organisiert. Dadurch können Programme damit auch nicht sehr schlau umgehen. Ich glaube aber sie könnten es, wenn wir da mehr Struktur reinbrächten. Und das ist die Idee von FreeDMS.

Ich habe gelernt, meinen Dokumente-Ordner nach Projekten zu organisieren. Ein Projekt ist zunächst ein Ordner mit einer gewissen Substruktur. Mein Haus ist ein Projekt, meine Familie ist ein Projekt, mein Auto, mein Computer, meine Urlaube, ... alles Projekte.

Warum Projekte? Weil sie immer gewisse ähnliche Merkmale und damit ähnliche auftretende Files und Strukturen aufweisen, die ich in der Klammer "Projekt" zusammenfasse. Was sind das für Merkmale, Files und Strukturen? - Das sind Dinge, die man in (standardisierten Unterordnern und Unter-unterordnern zusammenfassen könnte.) So hat ein Projekt meist mit Informationssammlung, Kommunikation, finanziellen Angelegenheiten, Rechtlichen und Organisatorischen oder auch Technischen Angelegenheiten zu tun. Meist gibt's eine Dokumentation. (Was sind die Urlaubsfotos anderes als die Dokumentation des Projektes Urlaub?) Zudem lässt es sich oft in Unterprojekte aufgliedern. Meine Ordnerstruktur innerhalb eines Projektes könnte also typischerweise so aussehen:

ProjektA ProjektA/_admin ProjektA/_infos ProjektA/_communication ProjektA/_finance ProjektA/_legal ProjektA/_tech ProjektA/_work ProjektA/_docu ProjektA/UnterprojektAa ProjektA/UnterprojektAb :

Vielleicht werden nicht immer gleich alle diese Unterordner benötigt, aber meistens ist ein Großteil der hier vorgestellten sinnvoll. Auch diese "Standardordner" haben wieder einige typische Unterordner. _finance etwa könnte die Unterordner _purchases (Einkäufe) und _sales (Verkäufe) haben _work könnte die Unterordner _plan, _do, _check, _learnings haben usf.

Die Idee wäre nun diese Standardstruktur durch einen Scriptlayer oberhalb des OS zu realisieren. Etwa der Befehl mkpr (make Project) verwandelt einen ganz normalen Ordner in einen Projektordner um, der dann bei Bedarf all diese standardisierten Unterordner anlegt. Ein Befehl find _finance (ach den gibt's ja schon!) würde mir alle Ordner mit finanziellen Angelegenheiten und (im Pfad codiert) der gesamten Projektstruktur liefern. (Das funktioniert aber nicht, wenn die Ordner mal _finance, dann _fin, dann _finanzielles, dann _einkäufe, ... heißen)

Dazu kommen natürlich noch Zugriffsrechte für verschiedene Personen und Prozesse. So kennt ein Projekt beispielsweise seine Stakeholder, also alle Personen und Personengruppen, die für das Projekt relevant sind und kann ihnen unterschiedliche Zugriffsrechte einräumen. Gewisse Software, wie etwa meine Finanzverwaltung, könnte per Default Zugriff auf bestimmte solcher Standardunterordner haben (_finance).

Vorteile:

  • In einer solchen Struktur finde ich mich auch in 20 Jahren noch zurecht.

  • Die Struktur ist nicht proprietär (wie in einem SAP oder DMS)

  • Jeder Andere findet sich darin auch sofort zurecht. Wir lernen alle diese standardisierten Strukturen richtig zu handhaben genauso, wie wir jetzt wissen, dass wir Fotos im Ordner _pictures ablegen.

  • Programme können die Struktur teilweise automatisch verwenden. (Mein Buchhaltungsprogramm könnte etwa auf alle _finance Ordner in allen Projekten zugreifen.) Durch die Ordnerstruktur ist auch gleich die Projektstruktur abgebildet und ich muss sie nicht in diversen Programmen nochmal nachbilden. (Im Projektmanagement, im SAP, in der FIBU, am Mobiltelefon, im Mailclient, ...) In LINUX wäre das besonders fein. Da gehört dann der _finance Ordner automatisch zur Gruppe "finanz" und kann somit von Finanzsoftware gelesen und beschrieben werden. Das jedes Mal manuell anzulegen ist mühsam, aber dafür haben wir ja Scripts.

  • Mein Filebrowser könnte mir beispielsweise all diese standard Unterordner schon mal halbtransparent anzeigen (auch wenn sie im konkreten Projekt noch gar nicht existieren) und erst, wenn ich etwas darin ablege, wirklich einen solchen Ordner anlegen. So heißt der Ordner immer gleich, und nicht einmal "Rechnungen" und bei jemandem Anderen "Finanzielles/Flugbuchungen". Und er bekommt per default sinnvolle Zugriffsrechte.

  • Mein MailClient könnte die gesamte Projektstruktur übernehmen und ich müsste sie nicht dort nochmals extra anlegen. (Ebenso meine FIBU, Projektmanagementsoftware, ...)

  • Später einmal könnten manche Mails getagged werden und fast automatisch in die richtigen Ordner wandern. Bei einer Flugbuchung etwa kommt die Korrespondenz in _communication, die Rechnung in _finance/_purchases, die AGBs und Versicherungen in _legal, die Tickets in _doing, ... wenn das Reiseportal FreeDMS unterstützt.

  • Ich kann Projekte einfach in ein Backup speichern, in Clouds sharen, Freunden oder Mitarbeitern (teilweise) freigeben, Coworking betreiben, usf.

  • und noch einiges mehr.

Unter: https://github.com/Darmwind/FreeDMS versuche ich die Sache gerade auszuarbeiten.

Ich denke so ein System könnte sich mal in der OpenSource-Community etablieren, würde dann aber im Idealfall von anderen OS kopiert bzw. von Haus aus auch für andere OS angeboten - als Free Addon. Es macht natürlich keinen Sinn, wenn hier jeder sein eigenes Süppchen kocht. Daher muss das aus der Open-Source-Community kommen, wachsen und dann einen Quasistandard etablieren, den die anderen übernehmen müssen.

Mumpitz

Avatar von Mumpitz

Anmeldungsdatum:
20. Januar 2010

Beiträge: 55

Gideonmoeller schrieb:

Mit Hilfe von guten ModeratorenInnen und einem Projektmanagement könnte man demnach die Effektivität solcher Communities steigern.

Das zumindest entspricht aktuellen wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein gutes Projektmanagement spart in Unternehmen enorm viel Geld. Das fängt bei einer klaren Zielvorgabe an, geht über die geordnete Zerlegung in Teilaufgaben und deren Überwachung inklusive Ressourcenmanagement bis hin zur Erfolgskontrolle und vor allen Dingen -rückmeldung.

Gideonmoeller schrieb:

Was genau verstehen Sie denn unter der menschlichen Seite bei der Softwareentwicklung, die häufig nicht berücksichtigt wird?

Menschen sind soziale Tiere, Open Source Projekte hingegen rein technische Konstrukte. Jede auch noch so tolle Möglichkeit der Fernkommunikation wird auch in hundert Jahren nicht dazu führen, dass Menschen zum Teil sehr weit reisen, um Mitstreiter kennen zu lernen, in einem voll umfassenden Sinne. Es ist einfach netter, wenn man das Individuum am anderen Ende etwas besser kennt als nur von seinen Projektbeiträgen.

[Fachmessen sind trotz zunehmender Möglichkeiten der Online-Warenbeschaffung populärer denn je. Es gibt viele Beispiele für sehr gut besuchte Konferenzen, bei denen Softwareentwicklung und digitales Leben thematisiert werden. Und große Open Source Projekte haben in regelmäßigen Abständen Entwicklertreffen, regionale wie überregionale, bei denen das Projekt häufig den Charakter eines Begleitprogramms hat. All das gibt es weltweit.]

Große Projekte mit viel Zulauf entwickeln zwangsläufig irgendwann diese Dynamik. Sei es, weil ein anderer Beteiligter plötzlich nicht mehr weit weg zu finden ist, oder sei es, dass der Funktionsumfang so stark wächst, dass Leitlinien nur noch dann Erfolg haben werden, wenn man diese in einem Konsensprinzip erarbeitet, der wiederum dann durch eine Entwicklerkonferenz enorm vereinfacht und beschleunigt wird.

Bei kleinen Projekten fällt der Faktor Zwischenmenschlichkeit hingegen häufig unter den Tisch, weil die zu lösenden Aufgaben so viel Aufmerksamkeit binden. Wenn man die Kommunikation nur weitgehend asynchron und textbasiert erledigt, vergisst man leicht, dass am anderen Ende der Leitung auch ein Mensch sitzt. Und dann können schon kleine Missverständnisse zu sehr viel Reibungshitze führen. Und zu Frust, weswegen man die Arbeit vielleicht irgendwann niederlegt.

Verstärkt werden diese Vorkommnisse manchmal dadurch, dass Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen beteiligt sind. Ein Mensch aus Mitteleuropa hat beispielsweise eine ganz andere Kritikkultur als jemand aus Südostasien. Es hilft da auch wenig, wenn im Profil die Herkunft steht, denn nur die allerwenigsten Menschen haben überhaupt Kenntnisse solcher Unterschiede. Im täglichen Leben überschreitet man halt nur sehr selten Landesgrenzen.

Nicht unterschätzen sollte man auch die Bedeutung von positiver Rückmeldung. Als soziale Tiere sind wir lebensnotwendig darauf angewiesen, dass unser Umfeld uns spiegelt, dass wir im Großen und Ganzen liebenswert sind. Übertragen auf Open Source Projekte wäre es wünschenswert, das Lob innerhalb des Projekts zu ritualisieren, ohne es zu automatisieren. Wenn am Beginn eines Projekts die rein technische Herausforderung die Hauptmotivation darstellt, ist es wenig verwunderlich, dass das Lob dabei unter die Räder kommt. KoordinatorInnen begreifen sich lediglich als Primus inter Pares und versäumen es, die positiven Ergebnisse immer wieder herauszustellen.

Gideonmoeller schrieb:

Was denken Sie ist der Grund, dass wenig Kompromisse gefunden werden? Ist es tatsächlich das Fehlen eines Mediators?

Die Gründe sind so vielschichtig, dass man sie niemals wird final auflisten können. Neben den bereits angerissenen Faktoren Zwischenmenschlichkeit und Interkulturalität spielen sicherlich auch Überzeugungen eine Rolle, die rationell schlecht bis gar nicht beeinflussbar sind. So hatten zum Beispiel nicht gerade wenige Abspaltungen im Bereich Open Source Software ihre Anfänge in einem Streit über die Lizenz, unter die man das Ganze stellt. Manchen ist die zu strikt oder nicht strikt genug, ohne dass sie das wirklich bis ins Letzte begründen können.

Eine geschulte Moderation oder gar Mediation kann dem entgegenwirken. [Der Unterschied zwischen Moderator und Mediator besteht dabei darin, dass ein Moderator häufig eine am Prozess beteiligte Person ist, auf jeden Fall aber über das Fachwissen zum Thema verfügt, wohingegen ein guter Mediator weder Teil des Teams ist noch Fachkenntnisse auf dem Gebiet hat, in dem er vermitteln soll.] Hilfreich für beide Spielarten ist eine Schulung über geeignete Methoden, die die oben umrissenen Metaebenen der Zwischenmenschlichkeit berücksichtigen. Vielleicht könnte man auch darüber nachdenken, eine Plattform zu schaffen, auf der Freiwillige sich als Mediatoren anbieten können, natürlich ehrenamtlich.

Nur eine Moderation/Mediation zu etablieren, wird aber auch nicht dazu führen, das Versanden von Open Source Projekten zu fördern. Ich glaube, dass es viel allgemeiner darum gehen sollte, das gute Gefühl zu fördern, dass man bekommt, wenn man sich an der Weiterentwicklung der digitalen Allmende beteiligt. Das fängt bei Arbeitserleichterungen wie Entwicklerplattformen und -werkzeugen an, geht über die Unterstützung der Kommunikation und endet irgendwo bei der Aufgabe, das Produkt so zu vermarkten, dass es proprietärer Konkurrenz auch in der Wahrnehmung der breiten Bevölkerung die Stirn bietet.

Gideonmoeller schrieb:

Wäre es dann nicht besser, diese Vielzahl an Communities, Blogs etc. weitesgehend zusammenzufassen oder eine zentrale Anlaufstelle zu schaffen, die durch ein Projektmanagement betreut werden?

Die Antwort darauf ist ein eindeutiges Jein. 😛

Der Reiz der dezentralen Lösung liegt in der Unkontrollierbarkeit, auch wenn man diese mit Unübersichtlichkeit und fehlender Langzeitstabilität erkauft. Es ist dem Wesen von Quelloffenheit immanent, dass man alles daran setzen sollte, dass die Quellen von jedem gelesen und genutzt werden können, mithin keiner zentralen Instanz unterstellt werden sollten. Andernfalls läuft man Gefahr, mit der zentralen Instanz ein Äquivalent von Facebook oder Google zu schaffen, das ein kaum mehr beeinflussbares Eigenlieben führt und in dem die Interessen weniger das Leben Vieler unangemessen einschränken.

Ich glaube, dass Vielfalt auch weiterhin der beste Weg für Open Source bleiben wird. Diese Vielfalt droht momentan aber auf dem Altar der entfesselten Globalisierung wirtschaftlichen Interessen geopfert zu werden. Zur Zeit ist es zum Glück noch so, dass Projekte wie Ubuntuusers.de dank großzügiger Spenden ihre Infrastruktur werbefrei und damit wirtschaftlich unabhängig betreiben können. Wenn aber zum Beispiel ein Dienst wie Blogspot/Blogger, der als Refugium auch für unabhängige Ideen startete, irgendwann von einem Konzern (Google) geschluckt wird, so kann der Konzern plötzlich über die Inhalte bestimmen. Das für einen unabhängigen Dienst erforderliche Kapital wächst halt nicht auf Bäumen.

Die Wikimedia Foundation zeigt hingegen, dass es auch anders geht. Binnen relativ kurzer Zeit werden jährlich enorme Spendensummen erzielt, um den Betrieb einer quelloffenen Wissensplattform ohne Zugangshemmnisse zu sichern. Leute sind bereit, für diesen Dienst zu bezahlen und dabei noch das gute Gefühl der guten Sache zu bekommen. Ich glaube, dass man Ähnliches auch im Bereich Open Source Software schaffen kann.

Es geht aber nicht allein nur um Geld. Um auf ihre Frage zurück zu kommen: Es wäre vielleicht auch besser im Sinne von förderlich, Werkzeuge zu schaffen bzw. zu verbessern – es gibt schon ganz gute – das Wissen rund um Open Source zu katalogisieren und zu vernetzen und somit durchsuchbar zu machen. Der Ausbau möglichst weithin anerkannter Standards würde das Ganze sinnvoll flankieren. Es geht also auch um Know-How.

Gideonmoeller schrieb:

Wie stellen Sie sich einen solchen Fonds vor?

Eine gegen nationale Interessen abgesicherte Stiftung, die zunächst einmal Spenden von Anwendern sammelt und zentral verwaltet; vielleicht auch Lizenzkosten von kommerziellen Anwendern. Die Stiftung wird von einem demokratisch besetzten, bestenfalls ehrenamtlichen Gremium geleitet, an dessen Wahl (und ggf. auch Abwahl) sich die gesamte Weltbevölkerung beteiligen kann.

Eine Kernaufgabe der Stiftung wird die Bereitstellung und Betreuung von technischer Infrastruktur sein, auf der Open Source Projekte frei von Einflüssen Dritter entwickelt und abgelegt werden können. Darüber hinaus kann jeder Mensch der Welt einen Antrag auf Förderung eines Projekts stellen, das die Idee von quelloffener Software ganz oder teilweise beinhaltet. Die Förderung kann dabei über rein finanzielle Förderung hinaus gehen und z.B. auch ideelle Förderung in Form von Kontaktvermittlung sein.

Wie bereits angedeutet, gibt es so etwas mit Beispielen wie der Wikmedia Foundation oder der Free Software Foundation bereits. Ideen zum kreativen Spendensammeln kann man sich bei diversen NGOs abschauen.

Wenn ich über Modelle eines solchen Fonds nachdenke, stoße ich leider immer wieder an juristische (Landes-)Grenzen. Den genannten zwei Beispielen ist gemein, dass sie amerikanischem Recht unterliegen, was aus Perspektive anderer Weltregionen (Stichwort Interkulturalität) aus verschieden Gründen suboptimal erscheint. Vielleicht ist es daher sinnvoll, noch gar nicht die konkrete Ausformung einer solchen Stiftung zu diskutieren, sondern zunächst einmal einen Schritt zurück zu treten, und vielleicht auch einen politischen Prozess loszutreten, für das globale Internet endlich auch mal einen globalen Rechtsrahmen zu schaffen, innerhalb dessen dann Stiftungen errichtet werden können.


Sie merken nicht nur an der Länge meiner Antwort, dass "Die Zukunft von Open Source" ein facettenreiches Thema ist, das man kaum in der Limitierung eines solchen Forums wird diskutieren können. Ich würde mich daher über eine "Entwicklerkonferenz" sehr freuen. ☺

Mit freundlichen Grüßen
Mumpitz aka Lars

Mumpitz

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Anmeldungsdatum:
20. Januar 2010

Beiträge: 55

Ich mache mal einen zweiten Beitrag auf, um die Diskussionsfäden getrennt zu halten.

Palmstroem schrieb:

Ich habe dazu eine Idee entwickelt und wäre sehr an Feedback interessiert.

Sehr gerne.

Palmstroem schrieb:

Ich glaube, dass so etwas über ein Open-Source-Projekt lanciert unser gesamtes Ablagekonzept grundlegend revolutionieren könnte und somit hierher passt. Insbesondere auch in Hinsicht auf Filesharing, Coworking, usf.

Nichts für ungut, Ihren Anspruch halte ich für sehr sportlich. Ich bin mehr Couchpotaoe.

Meine Erfahrung zeigt: Der "Meine Dokumente" Ordner ist bei vielen von uns ziemlich chaotisch organisiert, Öffentliche Ordner in Firmen sind auch oftmals sehr chaotisch und unübersichtlich. Dies könnte sich ändern.

Das Chaos kommt für mich nicht von ungefähr. Es ist im buchstäblichen Wortsinn natürlich. Ablagesysteme werden nicht systematisch geplant, sondern wachsen mit der Zeit. Sie sind somit organische Strukturen, und jede organische Struktur hat bestenfalls eine lokale Ordnung, aber keine globale. Jede Pflanze folgt zwar einfachen Konstruktionsprinzipien, die Gesamterscheinung einer Pflanze ist deswegen aber mitnichten vorhersagbar.

Palmstroem schrieb:

Warum Projekte? Weil sie immer gewisse ähnliche Merkmale und damit ähnliche auftretende Files und Strukturen aufweisen, die ich in der Klammer "Projekt" zusammenfasse. Was sind das für Merkmale, Files und Strukturen? - Das sind Dinge, die man in (standardisierten Unterordnern und Unter-unterordnern zusammenfassen könnte.)

Tja, jedes "Projekt" hat aber auch Aspekte, die sich auch mit aller Planung und allem Gehirnschmalz nicht in ein Raster pressen lassen. Mir scheint, dass Sie aber die Annahme voraussetzen, es gäbe ein solches eindeutiges und vor allen Dingen vorhersehbar planbares Raster.

Ich bleibe mal bei Ihrem Beispiel: Es reicht nicht allein, den Charakter einer Datei mit nur einem Attribut zu belegen und sie dementsprechend zu archivieren. Wenn ich z.B. im Urlaub ein Foto der Hotelrechnung mache, um zu Hause dann die daraus resultierende Information in meinen Finanzunterlagen zu dokumentieren, wo lege ich das Foto in Ihrem Raster ab? Unter "Finanzen"? Dann finde ich es aber nicht wieder, wenn ich nach Fotos aus dem Urlaub suche. Oder unter "Fotos"? Dann kann es mir passieren, dass ich eine Ausgabe aus der Urlaubskasse übersehe. OK, ich könnte es zweimal ablegen, damit würde ich aber den Datenbestand unnötig aufblähen.

Ich komme also nicht umhin, auch Querbezüge einzubauen. Das, was dann entsteht, nennt man Semantisches Netz; es repräsentiert die menschliche Art zu denken. Und ich halte es für vielversprechender, daran zu arbeiten, Computern beizubringen, diesbezüglich wie Menschen zu "denken", anstatt umgekehrt. In diesem Sinne bevorzuge ich die chaotische Ablage und hoffe darauf, dass die ersten Forschungsansätze zu Semantische Suchmaschinen in absehbarer Zeit erfolgreiche Resultate liefern.

Das soll Sie aber bitte nicht davon abhalten, Ihren Ansatz weiter zu verfolgen. Ich wünsche mir inständig, dass ich mich irre.

Schönen Gruß
Mumpitz aka. Lars

Palmstroem

Anmeldungsdatum:
20. Juni 2016

Beiträge: 35

Herzlichen Dank Mumpitz für das umfangreiche und konstruktive Feedback. Ich gebe Ihnen völlig recht, dass sich nicht alles in vorgegebene Strukturen pressen lässt. Ich glaube aber dass sich einiges in sehr ähnliche Strukturen einfügen lässt. Wenn Sie so wollen möchte ich eine grobe Vorlage für vereinheitlichte semantische Netze anbieten.

Sie haben auch recht, dass jedes Projekt Aspekte hat, die sich nicht in ein vorgegebenes Schema pressen lassen. Niemand hindert Sie ja auch daran weitere Ordner nach Ihren persönlichen Vorstellungen hinzuzufügen.

Hierarchische Ablagesysteme sind zweifellos nicht optimal und dennoch haben wir sie immer noch - eigentlich überall. Also irgendetwas muss dran sein, wenn wir sie immer noch benutzen. Ihr Beispiel mit dem Rechnungsfoto ist vielleicht gar nicht so dramatisch, weil in diesem Fall ist's relativ klar. Aber natürlich gibt's in hierarchischen Systemen immer wieder das Problem, dass ein Dokument in mehrere Kategorien passt. Eine Rechnung von der Flugbuchung enthält möglicherweise auch zugleich die Tickets und die AGB's, die Versicherung, einen Gutschein für ein günstiges Mietauto oder einen nächste Flugbuchung. Wo dann hin damit? Unter _finanz, _legal, nächster Urlaub ...?

Mit besten Grüßen, Palmstroem

Benno-007

Anmeldungsdatum:
28. August 2007

Beiträge: 29240

Wohnort: Germany

Für Mehrfachablagen gibt es ja dann Hardlinks, müsste nur gleich als Rechtsklickmenü mit Nautilus/Skripte gemacht werden. Allerdings wäre eine semantische Datenbank sicherlich besser: NEPOMUK von Kubuntu ist bereits ein semantischer Desktop!

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