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Partitionstabelle (erweiterte Partition) in Multiboot-System zerschossen.

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 18.04 (Bionic Beaver)
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olubie

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2. November 2006

Beiträge: 46

Wohnort: Wendland und Berlin

Vorab zum Verständnis der eigenwilligen Systemanordnung auf dem betreffenden PC:

In unserem Verein nutzen verschiedene Personen gemeinsam einen älteren Büro-PC. Die individuellen Nutzer haben entsprechend individuelle Bedürfnisse und Wünsche an "ihren" Rechner.

Auf dem ursprünglich privaten Rechner war Vista auf einer 1 TB-Festplatte installiert. Der Rechner wurde uns in 2016 zur allgemeinen Nutzung überlassen. Neben der von einigen Nutzern bevorzugten Installation von Linux (Ubuntu Xenial), sollte auch Windows 7 künftig auf dem Rechner laufen. Nach entsprechender Partitionierung, wurde also neben Vista noch Windows 7 und Ubuntu Xenial installiert. Dazu gab es eine gemeinsame Daten-Partition und es verblieb auch noch eine Vista-Recovery-Partition auf dem Rechner. Einen Screenshot der damaligen Festplattenbelegung (Laufwerksverwaltung) gibt's hier im Anhang (Festplattenbelegung_2016-02-01.png) Das funktionierte bis gestern alles ganz prima.

Da wir für eine bestimmte Anwendung jetzt ein 64-bit-System brauchen, wollte ich das 32-bit Xenial durch ein 64-bit Bionic ersetzen. Dabei hatte ich die "großartige" Idee, das neue Bionic an Stelle des bisherigen Vista zu installieren, so, dass sich das gut eingerichtete Xenial weiter nutzen lässt. Mir war klar, dass das Vorhaben etwas "sportlich" ist, aber nach Lesen verschiedener Anleitungen habe ich mich gestern dran gewagt.

Also erst Bionic an Stelle von Vista in Partition 1 (sda1) installiert. Das neue Bionic (sda1) ließ sich problemlos starten und auch Xenial (Partition 6) und die gemeinsame Datenpartition (Partition 7) waren zugänglich. Jetzt sollte das WINDOWS 7 (ja, das brauchen manche Nutzer unbedingt...) wieder zugänglich gemacht werden. Das erfolgte über die WINDOWS 7-Installations-DVD (Computerreparaturoptionen -Systemwiederherstellung - bootrec...). Das schien auch erfolgreich. Jedenfalls war Windows wieder bootbar und jetzt sollte abschließend die GRUB2-Reparatur erfolgen GRUB 2/Reparatur (chroot-Methode mittels Desktop-CD). Das hatte ich an anderen Dualboot-Rechnern bisher immer erfolgreich hin bekommen.

Diesmal offensichtlich nicht. Im Grub-Menu gibt es nur noch einen Eintrag für Ubuntu (Bionic) und das bleibt bald nach dem Start hängen. Nur WINDOWS 7 - lässt sich weiterhin starten. Ein Blick auf die aktuelle Festplattenbelegung zeigt ein großes Durcheinander (siehe Anhang: Festplattenbelegung_von_2020-03-08.png).

Die Ausgaben von

sudo parted -l

und

sudo fdisk -l

machen es nicht besser:

ubuntu@ubuntu:~$ sudo parted -l 
Modell: ATA WDC WD10EACS-22D (scsi)
Festplatte  /dev/sda:  1000GB
Sektorgröße (logisch/physisch): 512B/512B
Partitionstabelle: msdos
Disk-Flags: 

Nummer  Anfang  Ende    Größe   Typ       Dateisystem  Flags
 2      126GB   252GB   126GB   primary   ntfs         boot
 3      252GB   1000GB  749GB   extended               LBA
 6      252GB   979GB   727GB   logical   ext4
 5      979GB   1000GB  21,5GB  logical   fat32
ubuntu@ubuntu:~$ sudo fdisk -l
Festplatte /dev/loop0: 1,9 GiB, 2029981696 Bytes, 3964808 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop1: 89,1 MiB, 93417472 Bytes, 182456 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop2: 54,7 MiB, 57294848 Bytes, 111904 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop3: 44,9 MiB, 47063040 Bytes, 91920 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop4: 160,2 MiB, 167931904 Bytes, 327992 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop5: 4,2 MiB, 4403200 Bytes, 8600 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop6: 14,8 MiB, 15462400 Bytes, 30200 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/loop7: 956 KiB, 978944 Bytes, 1912 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes


Festplatte /dev/sda: 931,5 GiB, 1000204886016 Bytes, 1953525168 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes
Festplattenbezeichnungstyp: dos
Festplattenbezeichner: 0x792134fc

Gerät      Boot     Anfang       Ende   Sektoren  Größe Kn Typ
/dev/sda2  *     245764096  491524095  245760000 117,2G  7 HPFS/NTFS/exFAT
/dev/sda3        491526142 1953520064 1461993923 697,1G  f W95 Erw. (LBA)
/dev/sda5       1911568447 1953520064   41951618    20G  b W95 FAT32
/dev/sda6        491526144 1911568383 1420042240 677,1G 83 Linux

Partitionstabelleneinträge sind nicht in Festplatten-Reihenfolge.


Festplatte /dev/loop8: 3,7 MiB, 3825664 Bytes, 7472 Sektoren
Einheiten: Sektoren von 1 * 512 = 512 Bytes
Sektorgröße (logisch/physikalisch): 512 Bytes / 512 Bytes
E/A-Größe (minimal/optimal): 512 Bytes / 512 Bytes

Dazu zwei Fragen:

1. Lässt sich da mit vertretbarem Aufwand vielleicht noch was retten? Die Daten sind gesichert, das wäre nicht das Problem. Ich würde mich nur freuen - auch unter "sportlichen" Gesichtspunkten - wenn ich es wieder hin bekäme.

2. Was müsste ich beachten, wenn ich statt dessen Bionic jetzt neu installieren möchte? Ziel wäre den Fehler

Partitionstabelleneinträge sind nicht in Festplatten-Reihenfolge.

zu beseitigen. Neuinstallation also in die aktuell nicht vorhandene 1. Partition (sda1), statt in die 6. Partition (sda6) und alles außer sda1 und sda2 erst mal entfernen.

Ich würde mich aber erst mal lieber an der Rettung der Daten versuchen und freue mich über hilfreiche Hinweise.

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kB Team-Icon

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4. Oktober 2007

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Vermutlich ist die Partitionstabelle selbst gar nicht „zerschossen“, sondern die Boot-Infrastruktur von Windows wurde irreparabel zerstört.

Bei der Installation mehrerer Windows-Betriebssysteme ist zu beachten:

Microsoft unterscheidet die Rollen „Windows-System-Partition“ und „Windows-Boot-Partition“. Diese Rollen können bei einer einzelnen Windows-Installation in einer gemeinsamen Partition realisiert werden oder eben auch in zwei getrennten Partitionen. Eine „Windows-System-Partition“ ist jene, welche den für den Boot-Vorgang benutzten Windows-Bootmanager (ntldr oder bootmgr) enthält, eine „Windows-Boot-Partition“ ist jene, welche das Verzeichnis c:\windows dessen Systems enthält, welches gerade gebootet wird. (Die Namensgebung von Microsoft ist leider so, dass die Rollen der beiden Partitionen gerne verwechselt werden.)

Im konkreten Fall war es nun so, dass

  • für das ursprüngliche Vista die Vista-Partition sowohl System- wie auch Boot-Partition war,

  • für das später installierte Windows 7 die Vista-Partition die System-Partition und die Winwows-7-Partition die Boot-Partition war.

Mit der Beseitigung von Vista hat man also auch dem Windows-7-System die Infrastruktur für den Start beseitigt.

Da wird wohl nur eine neue Installation von Windows 7 und Einspielen des Backups von Windows 7 helfen.

dingsbums

Anmeldungsdatum:
13. November 2010

Beiträge: 3790

Lässt sich da mit vertretbarem Aufwand vielleicht noch was retten?

Mit testdisk versuchen, die verschwundenen Partitionseinträge wiederherzustellen ▶ Festplatten Problembehebung (Abschnitt „Defekte-Partitionstabelle“)

Daß plötzlich logische Laufwerke in einer erweiterten Partition zusammengeführt scheinen / sind, ist schon seltsam.

olubie

(Themenstarter)
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2. November 2006

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Danke erstmal für die Rückmeldungen.

@kB: Ja, das mit Windows habe ich verstanden. Nur scheint mir das nicht die Ursache des Problems. Nach der Bionic-Installation bekam ich mit der Windows Systemwiederherstellung das Windows wieder gebootet und auch im Windows Dateimanager waren alle Partitionen wie bisher gelistet.

Erst die anschließende GRUB2-Reparatur (chroot-Methode mittels Desktop-CD) hatte nach meiner Einschätzung das Problem zur Folge. Hier habe ich vermutlich einen Fehler gemacht - z.B. die falsche Partition gemountet.

Jedenfalls sieht das

Gerät      Boot     Anfang       Ende   Sektoren  Größe Kn Typ
/dev/sda2  *     245764096  491524095  245760000 117,2G  7 HPFS/NTFS/exFAT
/dev/sda3        491526142 1953520064 1461993923 697,1G  f W95 Erw. (LBA)
/dev/sda5       1911568447 1953520064   41951618    20G  b W95 FAT32
/dev/sda6        491526144 1911568383 1420042240 677,1G 83 Linux

Partitionstabelleneinträge sind nicht in Festplatten-Reihenfolge.

nicht so aus, wie es ursprünglich partitioniert (und als Installation geplant) war. Bionic sollte nach sda1 und xenial war in sda6. Ein Blick auf die angehängten Festplattenbelegungs-Bilder erklärt das am Besten.

Ich versuche erst mal die von dingsbums empfohlene Variante. Das passiert nicht vor dem nächsten Wochenende - und zur Not ist das ja die Gelegenheit den Rechner komplett neu aufzusetzen.

Cranvil

Anmeldungsdatum:
9. März 2019

Beiträge: 990

Ich schließe mich dingsbums' Wahrnehmung an: In deiner erweiterten Partition hat jemand eindeutig mehr Party gefeiert als deine Beschreibungen vermuten lassen. Immerhin sind dort die Linux-Partitionen (sda6, sda8) und die Austauschpartition (sda7) nicht mehr vorhanden, sondern eine einzige Parition (jetzt sda6), die den gesamten Bereich bis zur Recovery-Partition Vistas umfasst.

Mit ein bisschen Glück kannst du die alten Parititionen mit testdisk wiederfinden und Daten wiederherstellen. Insgesamt hört sich das aber so an, als wäre es bedeutend einfacher, das alles von der Datensicherung zurückzuholen.

Falls du wegen der Herausforderung trotz vorhandener Sicherung den komplizierten Weg gehen willst, empfehle ich dir, eine ausreichend große Festplatte zu organisieren, die "kaputte" auf diese zu überspielen, und dann mit einer von beiden erstmal die Funktionsfähigkeit für deine Anwender wiederherzustellen. Außer natürlich, deinen Anwendern ist es egal, wie lange es dauert. 😉

olubie

(Themenstarter)
Avatar von olubie

Anmeldungsdatum:
2. November 2006

Beiträge: 46

Wohnort: Wendland und Berlin

Hallo Cranvil,

dein Vorschlag, mit einer anderen Festplatte erstmal eine Funktionsfähigkeit für die Anwender wiederherzustellen, um sich dann der Herausforderung einer (eventuellen) Systemwiederherstellung entspannt widmen zu können, überzeugt mich.

Vielleicht arrangieren sich die Nutzer ja mittlerweile auch mit einem Linux-Rechner ohne Windows (z.B. Ubuntu mit Mate- oder XFCE-Desktop). Für die verbleibenden Windows-Anwendungen müssten sie dann halt einen anderen PC nutzen - oder vielleicht versuche ich es mal mit Windows in einer virtuellen Maschine unter Ubuntu? Aber das ist dann ja ein anderes Thema.

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