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Chaos nach Umzug von SSD auf NVMe

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 22.04 (Jammy Jellyfish)
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goldenvoid

Anmeldungsdatum:
6. Mai 2007

Beiträge: 46

Hallo Leute,

habe ich mich kurzfristig entschlossen die SATA-System-SSD bei meinem Ubuntu-Server durch eine M.2-NVMe zu ersetzen. Habe daher eine 1:1-Kopie von SSD nach NVMe durchgeführt und die alten UUIDs bewußt beibehalten. Der Server enthält grundsätzlich die erwähnte System-SSD bzw. -NVMe als sda sowie zwei Daten-HDDs sdb und sdc. In der fstab sind alle per UUID eingetragen. Um das Experiment auf die Basics zu beschränken habe ich vor dem Umzug jedoch beide Datenplatten abgehängt.

Der erste Start wurde aber gleich zum Griff ins Klo. Erst mußte ich minutenlang warten weil da Jobs für die derzeit nicht mehr vorhandenen HDDs durchgeführt werden sollten, vermutlich mounten. Danach bin ich im Maintenance-Modus gelandet. Dort erstmal eine Sicherungskopie der bisherigen grub.cfg angelegt. Hat geklappt, bin aber sogleich wieder aus der Konsole rausgeflogen (?). Beim zweiten Booten habe ich freiwillig den Recovery-Modus ausgewählt und noch die Einträge für sdb und sdc in der fstab auskommentiert. "Normal" gebootet, ohne offensichtliche Probleme - und ich konnte mich nun auch "normal" anmelden und vorsichtshalber noch update-grub starten. Was leider nicht ging war aber SSH vom Windows-Hauptrechner aus.

Ok, Netzwerk per ip kontrolliert und festgestellt daß mein bisheriges Netzwerkgerät namens enp2s0 nicht mehr existierte, stattdessen jetzt aber enp3s0 😛 - deaktiviert und ohne IPv4-Konfiguration. Habe diese dann nach bestem Wissen und Gewissen mit ip addr add hinzugefügt und die NIC mit ip link ... up aktiviert. Aber auch nach neu booten kann ich kein SSH-Terminal öffnen. Ich kann den Server nichtmal anpingen. Jetzt würde ich mir als nächstes die UFW-Regeln anschauen - aber ich habe den Eindruck ich komme lediglich vom 100sten ins 1000ste und könnte damit noch 3 Tage und 3 Nächte weitermachen. Außerdem ist meine HDD-LED auf Dauer-An, mit regelmäßigen kurzen Unterbrechungen. Sieht halt nicht gerade gesund aus...

Also hab ich vorerst die M.2 wieder durch die SATA-SSD ersetzt - und alles ist wieder gut. Doch bevor ich nun den nächsten Versuch starte wäre ich Euch dankbar mir zu erklären was sich da eigentlich abgespielt hat 😉. Und womöglich Tipps zu geben wie ich das Ganze NOCH professioneller 🤣 angehen könnte...

schollsky

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3. Dezember 2012

Beiträge: 1730

Wohnort: Ruhrgebeat

Hallo goldenvoid,

der Geschwindigkeitsvorteil von SSD zu NVME ist zumindest auf meinen Systemen nicht so groß wie mensch vielleicht erwarten könnte. Davon mal abgesehen: die UUIDs sind für Platten und Partitionen jeweils eindeutig und dürfen daher nicht einfach kopiert werden - sonst geht's halt schief...

Die Partitionierung und die Daten auf den Platten kannst Du übernehmen; die UUIDs der NVME-Partitionen findest Du dann raus z.B. mit

lsblk -f

HTH & Grüße

schollsky

goldenvoid

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
6. Mai 2007

Beiträge: 46

schollsky schrieb:

... der Geschwindigkeitsvorteil von SSD zu NVME ist zumindest auf meinen Systemen nicht so groß wie mensch vielleicht erwarten könnte. ...

Schon klar, ich will die halt einsetzen weil sie mir echt billig neu in die Hände gefallen ist, hat nichtmal 15E gekostet, und ich damit einen weiteren meiner knappen 4 SATA-Ports freibekomme. Aber davon ab - die scheint mir durchaus viel schneller als die alte SATA zu sein. Der erste Boot-Bildschirm rauscht in nichtmal 1s durch (keine Chance mehr irgendwas mitzulesen - ok, eigentlich garkein Vorteil, aber geil 🤣). Doch stimmt, für den eigentlichen Serverbetrieb ist das wohl ziemlich irrelevant.

Davon mal abgesehen: die UUIDs sind für Platten und Partitionen jeweils eindeutig und dürfen daher nicht einfach kopiert werden - sonst geht's halt schief...

Da muß ich jetzt aber mal nachhaken: Die beiden Platten mit jeweils identischen UUIDs waren nur zum Zeitpunkt der Kopie gleichzeitig anwesend. Das hatte ich mit einem Rettungsstick, also nicht aus dem laufenden System raus, bewerkstelligt. Ansonsten werden die niemals gleichzeitig zum Einsatz kommen. Dann ist das doch ok, oder nicht? Ist jetzt wirklich eine ernstgemeinte Anfänger-Frage und nicht etwa polemisch gemeint. Wollte halt vermeiden die UUID mühsam in einem Dutzend System-Konfigdateien korrigieren zu müssen...

Aber was mich halt wirklich irritiert ist die Tatsache daß mit Verwendung der NVMe sogar mein Netzwerk-IF umgetopft wurde. Und somit was weiß ich noch für andere Geräte (?). Wie kann man einen solchen Umzug also pragmatischer vorbereiten?

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4. Oktober 2007

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goldenvoid schrieb:

[…] identischen UUIDs […] werden die niemals gleichzeitig zum Einsatz kommen. Dann ist das doch ok, oder nicht?

Ja.

[…] Aber was mich halt wirklich irritiert ist die Tatsache daß mit Verwendung der NVMe sogar mein Netzwerk-IF umgetopft wurde. Und somit was weiß ich noch für andere Geräte (?).

Wenn man am PCI-System ändert, also Geräte entfernt (z.B. SATA-Controler und -Platten) und/oder etwas hinzufügt (z.B. eine N.2-NVMe-SSD), dann ändern sich natürlich die PCIe-Adressen aller Geräte und damit auch die temporären Bezeichner, welche von diesen PCIe-Adressen abhängen wie z.B. enp2s0.

Wie kann man einen solchen Umzug also pragmatischer vorbereiten?

Abhilfe: Man verwendet solche Bezeichner nicht bzw. stellt vorher um auf dauerhaft gültige Bezeichner, im Falle des Netzwerks z.B. auf MAC-Adresse.

Außerdem: Beim Wechsel SATA-SSD → NVMe-SSD ändert sich der Treiber im Linux-Kernel. Das muss man in der initrd.img berücksichtigen.

goldenvoid

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
6. Mai 2007

Beiträge: 46

Ok danke - da wird's schon etwas klarer was da abgelaufen ist. Was ich dagegen tun kann aber nicht.

kB schrieb:

Abhilfe: Man verwendet solche Bezeichner nicht bzw. stellt vorher um auf dauerhaft gültige Bezeichner, im Falle des Netzwerks z.B. auf MAC-Adresse.

Wie kann ich das denn konkret tun - und an welchen Stellen muß ich hinlangen?

Erster Ansatz wäre wohl die sshd Konfiguration, auch wenn ich da auf Anhieb nirgends auf das Stichwort "enp2s0" gestoßen bin. Zudem gibt's wohl noch 100 weitere betroffene Orte und Systemgeräte, die ich nicht kenne bzw. deren Existenz mir nicht mal bewußt ist.

Außerdem: Beim Wechsel SATA-SSD → NVMe-SSD ändert sich der Treiber im Linux-Kernel. Das muss man in der initrd.img berücksichtigen.

Und wie kann ich das konkret tun? Wenn ich die mit NVMe durchrasende Boot-Sequenz so anschaue war der Treiber sicher nicht ganz verkehrt, aber eine dauerleuchtende HDD-LED gefällt mir halt garnicht...

Letztlich stellt sich mir die Frage: Wäre dieses Projekt denn überhaupt realistisch umsetzbar? Hat das schonmal jemand erfolgreich durchgeführt (und heißt nicht Linus Torvalds...😉)? Oder soll ich lieber gleich freiwillig eine Neuinstallation machen? Bin PC-mäßig nicht ganz doof, aber dies ist meine erste Linux-Installation - bin hier also Anfänger...

Und nochwas: Wird sich dieses Drama wiederholen falls ich mal eine PCIe-Karte einstecke und verwende? Bisher komme ich ausschließlich mit Onboard-Komponenten aus.

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4. Oktober 2007

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goldenvoid schrieb:

[…] Wird sich dieses Drama wiederholen falls ich mal eine PCIe-Karte einstecke

Mal überlegen: Du hast genau das gemacht und und Probleme beobachtet. Damit bist jetzt selbst Experte zur Beantwortung dieser Frage.

frostschutz

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18. November 2010

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Du kannst das Netzwerkinterface mit net.ifnames=0 als eth0 belassen. Solange nur ein Netzwerkinterface vorhanden ist - eth0 ist eth0 bleibt eth0. Alternativ selbst einen eigenen Namen setzen, Zuordnung anhand der MAC-Adresse.

Siehe auch https://systemd.io/PREDICTABLE_INTERFACE_NAMES/ und https://www.freedesktop.org/software/systemd/man/systemd.link.html#Examples

Standardmäßig wird eben davon ausgegangen, daß sich die PCI Konfiguration nicht ändert und die bescheuerten enp*** Namen gleich bleiben. Leider entspricht das nicht unbedingt der Realität wie du merkst. Als diese Namen aufgekommen sind hat man auch noch nicht so oft NVMe umgebaut. ;-)

Es gibt ja auch enx<macaddr> (NamePolicy=mac …) das würde immer gleich bleiben. Solange du nicht die Netzwerkkarte selber tauschst. Damit könnte man (abgesehen vom noch kryptischeren Namen) ja auch leben. Leider ist das nicht der Default, musst du also auch selbst setzen.

goldenvoid

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
6. Mai 2007

Beiträge: 46

Ok danke. Ist nicht meine Liga, ich wüßte gar nicht wo ich da überall hinlangen müßte um das umzusetzen und die Kiste diesbezüglich vorab krisenfest einzurichten. Vermutlich ist ja nicht nur das Netzwerk von dieser Verschiebung betroffen, sondern auch andere Systemgeräte. Habe also neu installiert und versuche nun die Konfiguration wieder auf alten Stand zu bringen, dabei schaue ich jetzt halt wo man die Dinge anders einrichten könnte...

Der Umzug auf NVMe mag ja durchaus ein Sonderfall sein, aber die Aussicht daß das System erstmal zur Unbrauchbarkeit bootet bloß weil ich in einem Jahr vl eine WLAN-Karte reinstecke finde ich schon ziemlich enttäuschend. Hatte Linux eigentlich als technisch souveräner eingeschätzt.

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