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Rezension der Unity-Benutzeroberfläche von Ubuntu 11.04

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 11.04 (Natty Narwhal)
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christian-berlin

Avatar von christian-berlin

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30. Januar 2011

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Dieser Erfahrungsbericht beschreibt die neue Unity-Benutzeroberfläche aus der Sicht eines Linux-Einsteigers mit Grundkenntnissen und erhebt nicht den Anspruch, ein ausführlicher Testbericht zu sein.

Mit der Ubuntu-Version 11.04 führte Canonical die hauseigene Benutzeroberfläche Unity als neue Standard-Oberfläche für die Linux-Distribution Ubuntu ein. Die neue Oberfläche setzt auf Benutzerfreundlichkeit und gleichzeitig einen möglichst geringen Platzbedarf auf dem Desktop. Dieser Aspekt ist vor allem bei Smartphones, Tablet-PCs und Netbooks ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Konzeption einer Benutzeroberfläche. Gleich vorweg: Wer wie ich jahrelang mit Windows, KDE und Gnome gearbeitet hat, wird mit Unity zunächst ins kalte Wasser geworfen, so extrem sind die Änderungen.

Die klassischen Bedienelemente sind auf den ersten Blick fast komplett verschwunden. An der linken Seite findet sich eine Leiste mit angenehm großen Icons für das Heimatverzeichnis, die wichtigsten Programme, den Papierkorb, einen Klickbutton zum Anwendungen-Hauptmenü sowie einen Umschalter für die Arbeitsflächen. Die Programm-Icons lassen sich austauschen, ansonsten ist die Leiste in der Größe unveränderbar. Überlagert sich ein Programmfenster mit dieser Leiste, verschwindet sie hinter dem Desktoprand und erscheint, wenn der Mauszeiger zum linken Rand des Bildschirms bewegt wird. Die gestarteten Anwendungen sind in der Leiste durch Pfeile gekennzeichnet. Diese Lösung ist zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig, aber gleichermaßen übersichtlich und platzsparend.

Besonders gefällt mir die Lösung zur Verwaltung mehrerer Programmfenster: Sind bei einem Programm mehrere Fenster geöffnet, und man klickt auf das Symbol in der Leiste, werden die Fenster übersichtlich nebeneinender auf dem Desktop verteilt, und mit einem Klick wird das gewünschte Fenster in den Vordergrund geholt.

Der obere Fensterrand lässt von der Oprtik her noch den Gnome-Ursprung von Unity erkennen. In einigen Fällen wird die Fensterleiste mit dem Menü (Datei, Bearbeiten...) ausgelagert: Sie erscheint dann in dem von Gnome bekannten Panel am oberen Desktoprand, wenn das betreffende Programmfenster in den Vordergrund geklickt ist, und man den Mauszeiger auf das Panel bewegt. Diese Funktion lernt man schnell zu schätzen: Mit meinem 1366*768 Pixel-Monitor gewinnt man schnell Platz, wenn mehrere Fenster geöffnet sind.

Das Menü zum Aufrufen von Software wurde grunderneuert und erinnert an das von Smartphones und Tablet-PCs. Zunächst kommt man ins Hauptmenü. Oben stehen die am häufigsten benutzten Programme, darunter alle installierten Anwendungen (in Unity „Applications“ genannt) und schließlich eine Auswahl zu installierender Programme. Das Menü ist transparent gehalten, so dass der Desktop sichtbar bleibt. Zum Verlassen des Menüs genügt ein Klick auf das Symbol in der linken Desktop-Leiste. Zu Beginn wird eine Auswahl der installierten Anwendungen gezeigt, um alle zu sehen, muss man eine Art Pull-Down-Menü betätigen. Ich fände es besser, wenn sofort alle Anwendungen sichtbar wären. Gerade bei Netbooks würde das unnötiges Navigieren mit den oft kleinen Touchpads ersparen! Oben rechts gelangt man zu einem Menü, das wie das bekannte Gnome-Menü nach Themen aufgegliedert ist. Die Struktur und Navigation ist mit der von „Alle Anwendungen“, wie oben beschrieben, identisch. Die Icons sind schön groß und gut lesbar, für meinem Geschmack angenehmer als beim alten Gnome-Menü.

Als einzigen echten Wehrmutstropfen empfinde ich das Wegfallen der Panel-Minianwendungen, die man früher per Rechtsklick über „Zum Panel hinzufügen“ in das Panel einfügen konnte. Die Menüs der Programme sind in den seltensten Fällen so umfangreich, dass für einige dieser Miniprogramme im Panel kein Platz mehr wäre.

Mein Urteil:

Unity ist zwar noch nicht der „Ganz große Wurf“, aber mit Sicherheit ein großer Schritt in die Richtige Richtung. Im Detail gibt es noch Dinge zu verbessern, aber insgesamt habe ich Unity bereits nach wenigen Stunden Gebrauch lieben gelernt. Die Umgewöhnung von konventionellen GUIs geht sehr schnell. Ich finde es sehr gut, dass offensichtlich das Ziel angestrebt wird, für Tablets, Smartphones und PCs eine einheitliche und gleichermaßen brauchbare Benutzeroberfläche zu schaffen. Dann muss man nicht jedes Mal umdenken, wenn man das Gerät wechselt. Eine auf Platzersparnis optimierte Oberfläche wie Unity macht auch auf großen Monitoren Spaß und Sinn: Wenn man viel mit großen Bildern arbeitet oder oft mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet hat, kann selbst bei HD-Monitoren der Platz nie groß genug sein. In Anbetracht der immer populärer werdenden Tablets und Smartphones dürfte die Zukunft der grafischen Benutzeroberflächen in Konzepten wie denen von Unity liegen, die für alle Gerätetypen geeignet sind.

Moderiert von primus pilus:

Verschoben da kein Supportthema.

diesch Team-Icon

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christian-berlin schrieb:

Als einzigen echten Wehrmutstropfen empfinde ich das Wegfallen der Panel-Minianwendungen, die man früher per Rechtsklick über „Zum Panel hinzufügen“ in das Panel einfügen konnte. Die Menüs der Programme sind in den seltensten Fällen so umfangreich, dass für einige dieser Miniprogramme im Panel kein Platz mehr wäre.

Die gibt es noch, allerdings mit einer eingeschränkten, aber dafür einheitlicheren Funktion. Ein paar sind in den offiziellen Paketquellen enthalten (suche nach "Indikator"). Eine Liste mit "Indikatoren", die nicht in den offiziellen Quellen sind, findest du z.B. unter http://askubuntu.com/questions/30334/list-of-application-indicators

christian-berlin

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Hallo diesch,

herzlichen Dank für den Tipp. Ich werde das ausprobieren.

Viele Grüße, Christian

UbuntuFlo Team-Icon

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8. Februar 2006

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Hi Christian,

hier findest Du weitere: Unity/FAQ (Abschnitt „Liste-aller-Indikatoren“)

Liebe Grüße,

Flo

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