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Alternativen zu Android

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Kein Ubuntu
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burli

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Geht es nur mir so oder fühlen sich auch noch andere immer unwohler, wenn sie her Handy einschalten? iOs kam für mich sowieso nie in Frage, aber Android wird auch immer mehr zum Problem. Es war zwar auch nie wirklich so, dass ich meinem Handy alles anvertraut habe, aber die letzten Monate haben mein Vertrauen noch mehr beschädigt.

Zum einen die Entscheidung von Google, die Entwicklung nur noch hinter verschlossenen Türen voranzutreiben, zum anderen die aktuelle US Administration, der ich so ziemlich alles zutraue.

Aber was sind die Alternativen? Faktisch gibt es keine. Smartphones mit Linux basierten Betriebssystemen sind rar gesät und in den Möglichkeiten stark eingeschränkt. Die Auswahl an Anwendungen ist quasi nicht vorhanden und das was es gibt ist oft nicht ausgereift.

Nur ein Beispiel: ich habe ein älteres x86 Tablet, auf dem ich Fedora mit Plasma-mobile installiert habe. Die Bedienung ist halbwegs brauchbar, aber ausbaufähig. Aber damit kann ich leben. Nach einem Update wird die Batterie aber nach einer Weile als komplett leer erkannt und das Tablet geht direkt in Standby. Das kann ich beheben, indem ich einen älteren Kernel boote.

Die Probleme beginnen mit den Apps. Für viele Dienste existieren für Linux schlicht und ergreifend keine Anwendungen. Wenn man Glück hat kann man sich (mit Einschränkungen) mit Webapps behelfen. Die Apps, die existieren, sind dann aber oft nicht ausgereift. Ihnen fehlen Features, sie funktionieren nicht, oder hängen sich auf.

Ich bin zum Beispiel schon bereit, auf Dienste wie Mastodon und Matrix umzusteigen (mal davon abgesehen, dass ich die etablierten Dienste von US Unternehmen sowieso nicht nutze), aber die Apps für Mastodon und Matrix funktionieren auch nur eingeschränkt, lassen sich nicht oder nur schlecht per Touch bedienen oder hängen sich gleich ganz auf.

Von Funktionen wie mobiles Bezahlen oder Navigation träume ich noch nicht einmal.

Ich möchte mir deshalb im nächsten Schritt anschauen, wie weit man mit Android kommt, wenn man komplett auf Google verzichtet. Dafür will ich mir vielleicht ein Refurbished Pixel Smartphone als Zweithandy kaufen und GrapheneOS installieren. Bei Email und Kalender verwende ich zB schon jetzt (parallel zu Google) Tuta Mail und Kalender. Online Speicher für Dateien und Bilder will ich selbst hosten, am liebsten zu Hause. Für Navigation verwende ich schon jetzt oft Organic Maps oder OSMAnd. Bei langen Strecken ist aber Google Maps oft im Vorteil weil die lokale Routenberechnung von OSMAnd und Organic Maps sehr lange dauert (Eine Route über ca 400km von hier nach Hamburg dauert in Organic Maps schonmal eine Minute) und Live Verkehrsinformationen doch manchmal nützlich sind.

Wie geht ihr damit um? Einfach kein Handy benutzen?

sebix Team-Icon

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Es schon einige Alternativen, mit unterschiedlichem Reifegrad: https://sailmates.net/actors/

freia

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M.E. ein Thema ohne durchgreifende Lösung, wenn nicht die persönlichen Anforderungen zu den realen Möglichkeiten passen. Ich hatte 2021 mein erstes Smartphone, ein Pixel 4a 5G, soweit möglich "entgoogelt" (alles, was ging, aus f-droid bestückt, keine Google-Dienste etc.), allerdings blieb ich bei Android, weil ich eine vollumfängliche Funktionalität (Banking-Apps u.a.) beanspruche. Da bin ich nicht zu Verzicht bereit.

Die Musik brachte mich dann zum iPad und damit war das iPhone die pragmatische Konsequenz.

Linux ist für vieles hier das Betriebssystem, aber im Bereich der mobilen Geräte und der damit verbundenen Anwendungen endet für mich dessen Reichweite.

Edit: Für Navigation verwende ich "Magic earth".

burli

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sebix schrieb:

Es schon einige Alternativen, mit unterschiedlichem Reifegrad: https://sailmates.net/actors/

ASOP will ich nächste Woche auf einem Raspberry Pi 5 mit Touch Display ausprobieren, GrapheneOS wie erwähnt auf einem gebrauchten Pixel 6 oder 7.

Aber ist halt beides nach wie vor Android. Und wie ich der Liste entnehme können die Linux Alternativen noch kein 5G

Nächster Schritt wäre PostmarketOS. Aber das läuft nur auf ein paar alten Phones. Alles was etwas neuer ist ist noch Testing. Wäre aber eine Option für mein x86 Tablet.

burli

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freia schrieb:

M.E. ein Thema ohne durchgreifende Lösung

Mir ist klar, dass es (noch) keine Lösung gibt. Deshalb erstmal ein Zwischenschritt mit Android ohne Google oder andere proprietäre Dienste.

Was mich so enttäuscht ist, dass es für Linux quasi fast keine Touch tauglichen Anwendungen gibt und wenn, dann nur eingeschränkt brauchbar. Teilweise funktionieren Anwendungen nicht mit den virtuellen Tastaturen. Manche Anwendungen funktionieren mit der KDE Tastatur, aber nicht mit Gnome usw.

Linux ist noch sehr weit weg vom mobilen Betriebssystem und kann, wenn überhaupt, nur dann Fuß fassen, wenn Android Apps darauf laufen.

oberalf

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GrapheneOS auf dem Pixel soll schon mal eine sehr gute Alternative sein. Man sich auch auf dem Kuketz-Blog https://www.kuketz-blog.de/ ein wenig informieren. Zusätzlich auch in dem Forum dazu einlesen: https://www.kuketz-forum.de/

Ansonsten bin ich für Alternativen zu haben, hier läuft ein Samsung Galaxy S5 mit Android 13, leider wird das jetzt auch nicht mehr weiter entwickelt: https://sourceforge.net/projects/khalvat/files/Android%2013/klte/

shiro Team-Icon

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Hallo burli,

die von dir beschriebenen "Bauchschmerzen" befinden sich auf auf folgenden Ebenen:

  • Hardware: Jeder Hersteller eines Smartphones kann/wird Daten von dir abgreifen. Entweder du "vertraust" dem Hersteller oder nutzt sein Gerät nicht.

  • Betriebssystem: Natürlich holen sich die Betriebssystem-Hersteller deine Daten. Hier stellt sich die Frage, wem du sie geben möchtest, bzw wem du bis zu welchem Grad "vertraust".

  • Applikationen: Hier ist die Spanne für den Datenabgriff am größten. Es gibt nur relativ wenige Anbieter von Hardware und Betriebssystemen aber sehr viele unterschiedliche Apps. Einige dieser Apps will man ja nutzen (z.B Banking) und hat somit wenig Alternativen.

Die Frage, die man sich stellen muss ist daher: Welche Daten darf eine App weiter geben und welche nicht. Diese einfache Frage ist aber recht komplex. Einige Daten möchte ich z.B. bei einer Anmeldung weiter geben andere sollten das Gerät wenn möglich nicht verlassen.

Dieses Problem hat jedes Unternehmen mit diverser Hardware, Betriebssystemen und Applikationen. Man verwendet dort in der Regel intelligente Firewalls, die auch die übertragenen Inhalte überwachen (IPS, IDS usw). Problematisch sind dort End-to-End Encryption Kommunikationen, die mit einfachen SSL Terminatoren nicht gelöst werden können.

Für die einfache Nutzung mittels Smartphone ist daher die Verwendung einer Firewall zu empfehlen. Diese sollte allerdings NICHT einen "root" Zugang benötigen, da ein gerootetes (bricked) Smartphone durchaus eine größeres Problem für den Datenabfluss darstellt als ein Standard-Gerät. Abhilfe schaffen hier die "Firewall ohne Root" Lösungen, die z.B. einen eigenen VPN Kanal aufbauen, über den die Kommunikation zu fließen hat. Derartige Apps gibt es auch für Android, wenn man sie nicht selbst schreiben kann. Über die Kontrolle der angesprochenen IPs und Ports kann man bereits einen Großteil von unerwünschter Kommunikation eindämmen aber nicht komplett verhindern.

Wenn dir diese "halbgaren" Lösungen nicht reichen, steht es dir frei dich selbst zu betätigen oder im Umfeld der von sebix gelisteten OpenSource Lösungen dich einzubringen.

verdooft

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Beiträge: 4393

burli schrieb:

Wie geht ihr damit um? Einfach kein Handy benutzen?

Ich nutze kein Smartphone. Andere Gründe sind da aber gewichtiger.

Wäre ich der Ansicht, ein Smartphone zu brauchen, würde ich nach jetzigem Kenntnisstand ein Fairphone mit /e/OS verwenden.

burli

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shiro schrieb:

Hallo burli,

die von dir beschriebenen "Bauchschmerzen" befinden sich auf auf folgenden Ebenen:

  • Hardware: Jeder Hersteller eines Smartphones kann/wird Daten von dir abgreifen. Entweder du "vertraust" dem Hersteller oder nutzt sein Gerät nicht.

  • Betriebssystem: Natürlich holen sich die Betriebssystem-Hersteller deine Daten. Hier stellt sich die Frage, wem du sie geben möchtest, bzw wem du bis zu welchem Grad "vertraust".

Das ist ein Grund, warum ich mir bisher immer Google Smartphones gekauft habe (Nexus 4 und 5X, jetzt Pixel 7) und kein Samsung oder ähnliches, weil man bei viele Android Smartphones zwei Konten braucht, eins beim Hersteller (zB Samsung) und eins bei Google.

  • Applikationen: Hier ist die Spanne für den Datenabgriff am größten. Es gibt nur relativ wenige Anbieter von Hardware und Betriebssystemen aber sehr viele unterschiedliche Apps. Einige dieser Apps will man ja nutzen (z.B Banking) und hat somit wenig Alternativen.

Es geht mir nicht einmal um den Datenabgriff per se sondern um die Unternehmen und die jeweiligen Regierungen, die dahinter stehen. Ich würde einem europäischen Unternehmen eher trauen als einem aus USA oder China (deshalb zB Tuta statt Gmail). Noch lieber wäre mir, alles selbst zu hosten, aber das ist zeitlich einfach nicht drin.

Wenn dir diese "halbgaren" Lösungen nicht reichen, steht es dir frei dich selbst zu betätigen oder im Umfeld der von sebix gelisteten OpenSource Lösungen dich einzubringen.

Auch da fehlt mir leider die Zeit und auch noch etwas die Fähigkeiten, sonst würde ich das schon längst tun. Ich bewundere jeden, der in seiner Freizeit an Open Source Projekten mitarbeiten kann.

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14. April 2009

Beiträge: 5581

burli schrieb:

Aber ist halt beides nach wie vor Android. Und wie ich der Liste entnehme können die Linux Alternativen noch kein 5G

Doch, Sailfish OS

Kreuzschnabel

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12. Dezember 2011

Beiträge: 1463

burli schrieb:

Was mich so enttäuscht ist, dass es für Linux quasi fast keine Touch tauglichen Anwendungen gibt und wenn, dann nur eingeschränkt brauchbar. […] Linux ist noch sehr weit weg vom mobilen Betriebssystem

Hinter Linux¹ steckt halt kein milliardenschwerer Konzern, das schränkt die Möglichkeiten solcher Entwicklungen etwas ein. Ubuntu Touch existiert 😉 aber konnte sich bislang nicht recht durchsetzen und unterstützt nur eine Handvoll Geräte.

Ich persönlich bin mit LineageOS auf meinem OnePlus recht zufrieden. Navigiert wird mit MagicEarth, das rechnet auch längere Routen rattenschnell und basiert auf OSM-Geodaten.

--ks

¹ Beckmesserei am Rande: Linux ist kein Betriebssystem, sondern ein Kernel. Und in jedem Android steckt ein Linux-Kernel. Insofern klingt deine Forderung „Linux statt Android“ etwas schräg.

burli

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Kreuzschnabel schrieb:

Ich persönlich bin mit LineageOS auf meinem OnePlus recht zufrieden. Navigiert wird mit MagicEarth, das rechnet auch längere Routen rattenschnell und basiert auf OSM-Geodaten.

Ich vermute, du verwendest Aptoide und F-Droid statt Playstore?

¹ Beckmesserei am Rande: Linux ist kein Betriebssystem, sondern ein Kernel. Und in jedem Android steckt ein Linux-Kernel. Insofern klingt deine Forderung „Linux statt Android“ etwas schräg.

Ist mir klar. Aber der Kernel allein macht noch kein vollständiges Betriebssystem.

freia

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5. April 2025

Beiträge: 21

burli schrieb:

...Aber der Kernel allein macht noch kein vollständiges Betriebssystem.

Und beim Smartphone sind neben dem "Betriebssystem" (das Wort klingt bei den dem Smartphone zugrundeliegenden Konzepten anachronistisch...) leider die Apps der begrenzende Faktor. Änderungsperspektive fast null. Einschränkungen akzeptieren und frickeln (beides) oder das Spiel von Big-Tech mitmachen...

burli

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27. April 2007

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So, MagicEarth hab ich heute mal auf einer relativ kurzen (ca 40km) und unbekannten Strecke ausprobiert und mich drei Mal verfahren, weil die Ansagen ungenau und zu spät kamen. Hab leider auch noch keine möglichkeit gefunden, die Einstellung zu ändern.

san04

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19. Januar 2010

Beiträge: 1263

Mir geht es tatsächlich umgekehrt. Ich bin immer von Google genervt, wenn ich es mal verwende. Gerade in Autobahn Abfahrten finde ich die Ansagen deutlich präziser bei MagicEarth. Da ist Google einfach echt schlecht und verrät einem erst im letzten Augenblick ob man die erste oder die zweite Abfahrt nehmen soll.

Oben links beim Abbiegepfeil sieht man auch, wieviele Kreuzungen noch kommen, vor derjenigen, die man nutzen soll. Das hat Google auch nicht.

Wahrscheinlich muss man sich etwas umgewöhnen. Und obwohl MagicEarth Staus hat kann es da natürlich nicht ganz mit Google mithalten und wird das vermutlich auch nie können, aber das ist natürlich nicht überraschend und gut verkraftbar.

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