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Bereitstellen von Treibern für Hersteller zur Pflicht machen?

Status: Gelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 10.10 (Maverick Meerkat)
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5. März 2006

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Der beste ratschlage den ich bisher gelesen habe wurde von user unknown geschrieben:

Du kannst in Läden nachfragen, wie es mit Linuxsupport aussieht, und bei den Firmen, wenn Du den Drucker schon hast, und nur Sachen kaufen, die unterstützt werden.

Wenn das viele machen, dann wird es sich für manche Hersteller lohnen offen für Linux zu sein.

Die Nachfrage bestimmt das Angebot!

Nun ist es aber Leider manchmal so dass das Geld, der Händler/Zwischenhändlern, der Lieferant (Distributor) oder gar der Hersteller das Angebot macht. Wie korrupt und Macht-besessen auch immer, sie alle sollten sich schnellstens fügen, wen sie die Nachfrage der Endkunden übermannt, und der Konkurrent diese Nachfrage stillen kann.

Also kauft nicht im Onlineshop, geht raus zum Fachhändler, und fragt ihn für jedes teil das ihr kauft (mag es noch so blöd und klein sein), ob das was ihr kauft von Linux unterstützt wird, und welchen Kernel dazu benötigt würde. Kauft nur Sachen mit Linux installiert sind oder unterstützt werden (auch wen es teurer kommt). Denn jedes verkaufte Windows bestätigt, das Windows noch immer ankommt, und weiterhin bevorzugt unterstützt werden muss.

Der Fachhändler wird sich mit der Zeit informieren müssen! Was er einkauft und wissen muss, muss der Distributor (Lieferant) liefern können, tja und ein Distributor ist der VIP-Kunde vom Hersteller.

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9. August 2007

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Bordi schrieb:

Der Fachhändler wird sich mit der Zeit informieren müssen!

Sorry, aber das hier hakt an so manch einer Stelle. Der Fachhändler wird sich nicht informieren. Denn selbst, wenn ab sofort jeder von uns das wirklich durchzieht, was du geschrieben hast, sind wir einfach zu wenige. Wieviele Kunden hätte er denn pro Monat? 1, vielleicht sogar 2. Ganz im Vertrauen: Die 2 Linuxer sind ihm furzegal. Wenn die beleidigt sind und woanders hingehen? Egal, die machen den Kohl nicht fett gegenüber den (geschätzten) 50-200 Windows-Kunden am Tag. Das rechnet sich einfach nicht und wird nicht gemacht.
Bedenke einfach mal: Wieviele Unix/Linux-User in deiner Stadt/Umgebung kennst du und wieviel Hardware kaufen die im Monat?

Was er einkauft und wissen muss, muss der Distributor (Lieferant) liefern können, tja und ein Distributor ist der VIP-Kunde vom Hersteller.

So ein Distributor heißt im normalfall Großhändler und ist der Standardkunde vom Hersteller. Sowas wie VIP-Kunden habe ich im professionellen Handel noch nicht erlebt.[1] Du bekommst mal mehr, mal weniger Prozente. Vielleicht hast du sogar einen eigenen Ansprechpartner, der nur für dich zuständig ist. Aber dann bist normalerweise nicht mehr in dem Bereich, den Otto Normalkunde Fachhandel nennt. Oder der Hersteller ist entsprechend spezialisiert (Hersteller von USB-Herzschrittmachern, oder sowas 😉 ).

Die Idee ist nett, scheitert aber in der Praxis. Natürlich wird der Fachhändler das niemals vor seinem Linux-Kunden zugeben, aber Fakt ist: Wir sind im Endkunden-Bereich aus Sicht der Händler irrelevant. Da kann man sich jetzt hinstellen und sagen: „Die bösen Fachhändler. Die sind alle gemein und von Microsoft finanziert.“ Oder man kann einsehen, dass die davon leben müssen und deshalb bei jeder Kundengruppe überlegen, ob sich das (langfristig) rechnet. Und bei einer Kundengruppe, bei der man nicht mal sicher sagen kann, ob sie eine ist, ist diese Entscheidung einfach.

Gruß
DonKrawallo

P.S.: Die Netbooks sind ein gutes Beispiel: Wieviele hier im Forum haben wohl son Ding? Relativ viele. Und wieviele Linux-Netbooks stehen im Laden? Keins, weil die Dinger wie Blei in den Regalen lagen im Vergleich zu Windows-Netbooks.

  • 1: Okay, 1mal, aber der Großhändler sich nicht lange gehalten.

Zinni

Anmeldungsdatum:
20. Januar 2010

Beiträge: 164

DonKrawallo schrieb:

Die Idee ist nett, scheitert aber in der Praxis. Natürlich wird der Fachhändler das niemals vor seinem Linux-Kunden zugeben, aber Fakt ist: Wir sind im Endkunden-Bereich aus Sicht der Händler irrelevant. Da kann man sich jetzt hinstellen und sagen: „Die bösen Fachhändler. Die sind alle gemein und von Microsoft finanziert.“ Oder man kann einsehen, dass die davon leben müssen und deshalb bei jeder Kundengruppe überlegen, ob sich das (langfristig) rechnet. Und bei einer Kundengruppe, bei der man nicht mal sicher sagen kann, ob sie eine ist, ist diese Entscheidung einfach.

Nicht unbedingt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Einem Händler dem das nicht bewusst ist taugt ohnehin nichts und man sollte hier schon im Vorfeld selektieren. Der Windows Markt ist übersättigt, bietet kaum neue Impulse. Das führt dazu das der Gewinn immer kleiner wird. Meine Erfahrung mit vielen Fachhändlern bezüglich Linux ist eher positiv. Man lässt sich da gerne mal auf das eine oder andere Experiment ein, in dem man Hardware vor Ort zum Beispiel mit einer Live-DVD ausprobieren kann...

oligei

Anmeldungsdatum:
23. November 2010

Beiträge: 126

Zinni schrieb:

DonKrawallo schrieb:

Die Idee ist nett, scheitert aber in der Praxis. Natürlich wird der Fachhändler das niemals vor seinem Linux-Kunden zugeben, aber Fakt ist: Wir sind im Endkunden-Bereich aus Sicht der Händler irrelevant. Da kann man sich jetzt hinstellen und sagen: „Die bösen Fachhändler. Die sind alle gemein und von Microsoft finanziert.“ Oder man kann einsehen, dass die davon leben müssen und deshalb bei jeder Kundengruppe überlegen, ob sich das (langfristig) rechnet. Und bei einer Kundengruppe, bei der man nicht mal sicher sagen kann, ob sie eine ist, ist diese Entscheidung einfach.

Nicht unbedingt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Einem Händler dem das nicht bewusst ist taugt ohnehin nichts und man sollte hier schon im Vorfeld selektieren. Der Windows Markt ist übersättigt, bietet kaum neue Impulse. Das führt dazu das der Gewinn immer kleiner wird. Meine Erfahrung mit vielen Fachhändlern bezüglich Linux ist eher positiv. Man lässt sich da gerne mal auf das eine oder andere Experiment ein, in dem man Hardware vor Ort zum Beispiel mit einer Live-DVD ausprobieren kann...

Und, wird dann da auch gekauft oder "guckt" man nur mal und kauft dann im Internet?

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Anmeldungsdatum:
5. März 2006

Beiträge: 4549

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oligei schrieb:

Zinni schrieb:

DonKrawallo schrieb:

Die Idee ist nett, scheitert aber in der Praxis. Natürlich wird der Fachhändler das niemals vor seinem Linux-Kunden zugeben, aber Fakt ist: Wir sind im Endkunden-Bereich aus Sicht der Händler irrelevant. Da kann man sich jetzt hinstellen und sagen: „Die bösen Fachhändler. Die sind alle gemein und von Microsoft finanziert.“ Oder man kann einsehen, dass die davon leben müssen und deshalb bei jeder Kundengruppe überlegen, ob sich das (langfristig) rechnet. Und bei einer Kundengruppe, bei der man nicht mal sicher sagen kann, ob sie eine ist, ist diese Entscheidung einfach.

Nicht unbedingt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Einem Händler dem das nicht bewusst ist taugt ohnehin nichts und man sollte hier schon im Vorfeld selektieren. Der Windows Markt ist übersättigt, bietet kaum neue Impulse. Das führt dazu das der Gewinn immer kleiner wird. Meine Erfahrung mit vielen Fachhändlern bezüglich Linux ist eher positiv. Man lässt sich da gerne mal auf das eine oder andere Experiment ein, in dem man Hardware vor Ort zum Beispiel mit einer Live-DVD ausprobieren kann...

So wie iPod, iPhone, iPad und Co? Das man Apple Produkte in jedem Elektronikmarkt kaufen kann, wäre bis noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Heute kann kaum noch einer darauf verzichten.

Und, wird dann da auch gekauft oder "guckt" man nur mal und kauft dann im Internet?

Das ist verdammt unhöflich, aber wird offenbar von vielen so gemacht.

Ich mache das so: Weiß ich was ich kaufe, habe vielleicht sogar die Herstellernummer, und habe nicht das geringste Bedürfnis "ES" noch Live sehen/fühlen/erleben zu müssen, dann suche ich mittels der Herstellernummer im Internet nach dem günstigsten Gesamtpreis, und bestelle sofort.

Benötige ich aber Beratung, will "ES" noch Live sehen/fühlen/erleben, oder beim schopen einfach noch-was erfahren, was ich vielleicht noch nicht weiß. Dann gehe ich in den Fachmarkt und Quäle den Verkäufer: Bin ich mit der Beratung zufrieden (wurde also nicht einfach abgeblitzt), kaufe ich auch da. Mit-Ausschlaggebend dafür ist natürlich auch das ich, das was ich kaufen möchte, auch gleich mit nach Hause nehmen kann, und wen mir die Beratung erheblich weiter-geholfen hat, komme ich für solche Einkäufe auch gerne wieder.

@ DonKrawallo ich verstehe deinen Standpunkt, aber deswegen den Kopf in den Sand zu stecken hat noch nie geholfen. Was sich bisher aber noch immer durchsetzen konnte war der Wille der Masse. Wichtig dabei ist lediglich das die Masse groß genug ist, und den Frieden bewahren kann. Gates öffentlich anzuprangern, und angeblich korrupte Händler anzuklagen löst lediglich einen gegenteiligen Effekt aus.

Blubbie

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5. Januar 2011

Beiträge: 186

Weiß jemand wie performant Userspace Treiber im Vergleich zu Kerneltreiber arbeiten? Zumindest hätte man im Userspace stabile APIs, aber wenn das ganze dann sehr langsam ist, nützt das wieder nix bei z. B. Grafiktreibern.

DeJe

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2. Januar 2008

Beiträge: 2377

DonKrawallo schrieb:

Die Idee ist nett, scheitert aber in der Praxis. Natürlich wird der Fachhändler das niemals vor seinem Linux-Kunden zugeben, aber Fakt ist: Wir sind im Endkunden-Bereich aus Sicht der Händler irrelevant.

Mehr braucht man nicht zu sagen. Die Welt ist eben ungerecht. 😉

Prof._Frink

Anmeldungsdatum:
29. Mai 2010

Beiträge: 1096

Hej, ich habe die die vorhergehenden Beiträge nur überflogen, aber ich denke der Punkt ist, dass man die Hersteller nur dazu bringen kann, Linux-Treiber anzubieten, indem man nur Geräte kauft, für die dies der Fall ist, sieht man sich aber den Marktanteil von Linux an (s. Anhang), stellt man fest, dass die davon leider überhaupt nichts merken. Grüße Frink

Marktanteil-Linux.pdf (9.7 KiB)
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Anmeldungsdatum:
5. März 2006

Beiträge: 4549

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Prof. Frink schrieb:

Hej, ich habe die die vorhergehenden Beiträge nur überflogen, aber ich denke der Punkt ist, dass man die Hersteller nur dazu bringen kann, Linux-Treiber anzubieten, indem man nur Geräte kauft..

Dem kann ich nur zustimmen. Beim kauf also immer beim Verkäufer nachfragen, ob für das gesuchte Produkt Linux Treiber bereit gestellt werden, und o man das Produkt zurück bringen könne wen dem nicht so sein sollte. Wen er es nicht weiß soll er es abklären. Kann er das nicht, solltet ihr Kommunizieren das ihr woanders suchen werdet. Ihr müsst verstehen das sich die Hersteller auf den Umsatz/Absatz konzentrieren, ein Globales Publikum (Distributionsfirmen) haben, und sich auf Statistiken verlassen müssen. Der Endkundenhändler hat ebenfalls Einfluss darauf. Der will seine Wahre an den Mann bringen um den Monat zu überstehen. Doch wen er nicht verkaufen kann, weil ihm die Informationen fehlen, wird er sich bei seinem Lieferanten beschweren. Der Lieferant wiederum wird bei dessen Lieferant oder gleich beim Hersteller nach diesen Infos anklopfen.

Wen ihr aber weiterhin ohne zu murren Notebooks mit Windows kauft, taucht ihr in deren Statistik als Windowsuser auf. Woher sollen sie auch wissen das ihr Linux nutzt, und nach jedem neu-kauf als erstes Windows platt macht? Für die Hersteller nur ein Signal mehr auf Windows zu setzen, weil sich Notebooks mit Windows besser verkaufen.

PS: Muss kein Notebook sein, ist bloss Platzhalter für alles mögliche.

kamijou

Anmeldungsdatum:
30. Dezember 2010

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Bordi schrieb:

Dem kann ich nur zustimmen. Beim kauf also immer beim Verkäufer nachfragen, ob für das gesuchte Produkt Linux Treiber bereit gestellt werden, und o man das Produkt zurück bringen könne wen dem nicht so sein sollte. Wen er es nicht weiß soll er es abklären. Kann er das nicht, solltet ihr Kommunizieren das ihr woanders suchen werdet. Ihr müsst verstehen das sich die Hersteller auf den Umsatz/Absatz konzentrieren, ein Globales Publikum (Distributionsfirmen) haben, und sich auf Statistiken verlassen müssen. Der Endkundenhändler hat ebenfalls Einfluss darauf. Der will seine Wahre an den Mann bringen um den Monat zu überstehen. Doch wen er nicht verkaufen kann, weil ihm die Informationen fehlen, wird er sich bei seinem Lieferanten beschweren. Der Lieferant wiederum wird bei dessen Lieferant oder gleich beim Hersteller nach diesen Infos anklopfen.

Alles wunderbare Theorie. Die Praxis sieht aber anders aus. Wenn wir mal annehmen, dass die Information von unten (vom Kunden) zum nächsten Glied in der Kette, dem Verkäufer im Endkundengeschäft, nach oben kommen müssen, dann müsste man, wollte man etwas erreichen, massiv konzertiert intervenieren. Das bedeutet für mich: der kleine Händler um die Ecke ist tabu. Erstens, weil nach meiner Erfahrung (im Umfeld der Münchener Schillerstraße) die allermeisten Händler bei Kauf im Ladengeschäft nicht so kulant sind, einen Artikel zurückzunehmen, weil er mit Linux gar nicht oder schlecht funktioniert (das müssen sie ja bei einem Ladengeschäft auch nicht). Zweitens, weil der Einfluss dieser Händler zu gering ist. Drittens, weil sich nach meiner Erfahrung auch bei den reinen, kleinen Computerhändlern vor Ort die wenigsten für Linux interessieren.

Man müsste also: a) sich auf große Vor-Ort-Händler wie Conrad, Saturn, Media Markt usw. und Online-Händler wie Amazon usw. konzentrieren, bei denen eine Rücknahme in aller Regel problemlos möglich ist; b) bedingungslos jeden Artikel, der gar nicht läuft oder lediglich mit unverhältnismäßig hohem Aufwand zum Laufen gebracht werden kann, mit der Begründung zurückgeben, dass er unter Linux nicht läuft; c) diese Erfahrungen in einer Distributions-übergreifenden Hardwaredatenbank konsolidieren; d) diese Erfahrungen dem Hersteller in freundlicher Form mitteilen, am besten verbunden mit der Empfehlung, sich an das Linux Driver Project zu wenden.

Das sieht nach "Zwang" und Selbstkasteiung auf der Benutzerseite aus. Ist es auch. Aber eine kritische Masse bei etwas disparatem wie Linux kommt nicht von selbst zustande. Und die braucht's nun mal.

(Natürlich unterstelle ich auch oben eine Art Ideal, in dem z.B. keine Distributions-spezifischen Unterschiede vorkommen, dass also z.B. der Fall, dass Hardware in Distribution 1 läuft, in Distribution 2 aber nicht, schlichtweg nicht vorkommt.)

Kito

Anmeldungsdatum:
23. November 2010

Beiträge: 92

Wohnort: Wien

Liebe Leute,

viele der Überlegungen, die ich hier gelesen habe, sehen auf den ersten Blick funktionabel aus. Haltet Euch aber bitte immer die Systematik vor Augen: Es gibt Probleme mit Treibern (Hardwarehersteller), die mit dem Betriebssystem (Softwarehersteller) nicht korrekt laufen. Und diesen Zustand will man optimieren, indem man an eines der letzten Glieder der Distributionskette herantritt? Wenn man nachfrageseitig agieren möchte, sollte man das nicht bei dem Akteur mit der geringsten Marktmacht innerhalb des Teilsystems Product-Pricing-Placement-Promotion machen, sondern dort, wo Entscheidungen entstehen und getroffen werden. Wo liegt nun die Marktmacht? Bei Hersteller und Softwarelieferant. Es kommt nun der Einwand: "Ja, Ubuntu ist aber gratis, deswegen kann man sich bei Canonical nicht beschweren." Das kommt aber auch nur dann dabei heraus, wenn man glaubt, man stört das Unternehmen mit seiner Kritik, was aber Unsinn ist. Canonical sollte über ausreichend Marktmacht verfügen, um seine Interessen gegenüber den HW-Herstellern durchzusetzen. Tun sie das nicht, machen sie schlechte Arbeit. Es gibt nur zwei Optionen: Entweder, Canonical setzt seine Interessen durch und sorgt bei den Herstellern für vernünftige Treiber, oder Microsoft oder Apple machen Umsatz. Das ist die einfache, aber einzige Ratio. ("Gewinner produzieren Lösungen, nicht Rechtfertigungen") Canonical möchte in Hinkunft mit seinem Produkt Umsatzerlöse generieren; bis es soweit ist, müssen sie dafür sorgen, daß die Systematik entsprechend läuft und alle in den Prozeß eingebundenen Akteure garantieren können, daß der Endkunde einen störungsfreien Nutzen hat. Diese Marktmacht ist den HW-Herstellern sehr wohl bewußt, aber keiner macht etwas freiwillig, wozu er nicht "gezwungen" wird. Und wenn der HW-Hersteller keine ernstzunehmenden Kundenbeschwerden erhält, wird er auch nicht verbessern, was zu verbessern ist. Den kleinen Distributor, vor allem den Angestellten, der froh ist, um 16 Uhr wieder nach Hause zu gehen und von der großen Welt da draußen aber schon gar nichts versteht, interessiert doch nicht, ob wir gerne Linux nutzen. Denkt Ihr wirklich, daß hier große Nachfragetabellen angelegt werden? "Im Monat Juli hatten wir zwei Anfragen wegen Linux, im August waren es schon vier ... vielleicht sollten wir bei der Produktauswahl mal Linux miteinbeziehen." Das ist Illusion.

Ich las unlängst, daß einige deutsche und französische Behörden Ubuntu eingeführt hatten (weiß dazu aber nichts Konkretes mehr). Wie soll das nun aussehen? Wenn da etwas nicht zufriedenstellend läuft, jammern sie den HW-Lieferanten voll? Oder bejammern den Bürger, dem sie ihre Services nicht korrekt anbieten können? Entschuldigung, aber in meiner Krankenkasse bekomme ich auch immer wieder zu hören, daß "wegen des Informationssystems" dieses oder jenes nicht ausreichend schnell erledigt werden könnte oder kommpliziert sei. Daraufhin erwidere ich aber nur, daß mir das egal sei, da ich sie dafür bezahle, diese Dinge zu erledigen und sie ihre internen Prozesse bitte selbst zu lösen hätten. Wenn also die De- oder Fr-Behörde Probleme feststellt, wird sie, je nach Service Level Agreement, Canonical in die Pflicht nehmen und dafür sorgen, daß diese Mängel umgehendst behoben werden. Und genau das ist auch unsere "Pflicht" als Privatanwender; wenn Canonical uns das OS gratis zur Verfügung stellt und nicht gegen einen Barbetrag über die Ladentheke reicht, müssen sie sich vor Augen halten, daß sie trotzdem damit Umsatzerlöse erzielen wollen. Daß das OS für uns gratis ist, ist in dieser Betrachtung völlig unerheblich. Produkt-Kunde-Umsatzerlös ist die heilige Dreifaltigkeit; wenn Ihr Probleme habt, Euch hier den Gewinn bei gratis Software vorzustellen, denkt bitte an Google. Ihr seid Kunden, Tag für Tag, aber Ihr bezahlt die Dienste nicht. Denkt an Adobe; Ihr seid Kunden, oft Tag für Tag, aber bezahlt ihr den Flash Player? Nein, na also. Dennoch ist Adobe ein dickes Unternehmen mit feinsten Umsatzerlösen. (NEIN, die kommen nicht alleine aus den Verkaufserlösen von Photoshop oder Acrobat) Gleiches gilt für Sun, Oracle oder sonstiges. Wenn etwas nicht funktioniert, sind alle Bereitsteller in die Pflicht zu nehmen. Nochmal: Die Vorstellung von zig Enthusiasten, die aus Liebe zur Sache irgendwo sitzen und LOCs hacken, ist illusorisch. Daß Canonical noch keinen Umsatz erzielt, ändert nichts daran, daß sie es wollen oder vorhaben. Wir sind in unserer Betrachtung der Anbieter meist zu gütig, aber Mitleid oder Mitgefühl mit Unternehmen ist nicht angebracht - oder bekommt Ihr Grußkarten und Geschenkekörbe zugesandt, weil Ihr Euch sechs Stunden mit einem Treiberproblem auseinandergesetzt habt und die Hersteller Euch gegenüber Mitleid bekunden? Nein.

Wieviele von Euch hatten eigentlich den HW-Herstellern mitgeteilt, daß sie miese Produkte abliefern? Ein Beispiel: Auf dem Rechner meiner Gemahlin läuft Minecraft nur unter Wine; mehr schlecht als recht. Weil Sun Java einen Konflikt mit dem ATi-Treiber hat. Einen Monat lang hatte ich versucht, dieses Problem zu lösen und stellte fest: Ausnahmslos alle Beteiligten weisen jegliche Verantwortung von sich; der jeweilig andere sei schuld. Geld verdienen tun aber seltsamerweise alle. Ich schrieb daraufhin Emails an AMD, Sun und an Minecraft, was denn diese Frechheiten eigentlich sollten und wie sie eigentlich ihren eigenen Marktauftritt verstünden, da sie ja schließlich mein Geld auch alle gern nahmen. AMD weiß jetzt, daß ich in Zukunft nVidia kaufen werde, an Sun komme ich nicht vorbei und bei Minecraft habe ich mich aufs Konsumentenrecht berufen und begehre momentan Preisnachlaß. (Auch wenn ich ihn vielleicht nicht bekommen werde, nerve ich sie so zumindest ordentlich mit juristischen Termini und bereite ihnen ebenso viel unnötigen Aufwand, wie ich ihn mit der Konfiguration hatte - das bleibt wenigstens im Gedächtnis und liefert Anreize, seine Produkte zu verbessern.)

Also, wenn Ihr Probleme mit Treibern habt - dann teilt Canonical mit, daß es einfach Mist ist, wenn es nicht funktioniert. Teilt das den Herstellern mit. Sagt Ihnen: "Ich bin Konsument und Euer Produkt ist scheiße. Verbessert das." Die Distributoren könnt Ihr ruhig mal außer acht lassen; bis die Info von dort in die engeren Kreise des Mechanismus kommt, vergeht zuviel Zeit. Kritik an Produkten beleidigen oder verletzen niemanden, die Leute werden monatlich dafür bezahlt, auch Kritik durchzustehen. Und da Linux mittlerweile das dominierende Betriebssystem auf diesem Planeten ist (Desktops machen nur einen sehr geringen Prozentsatz der verkauften und betriebenen Prozessoren aus), müssen die beteiligten Akteure mit der Kritik umzugehen lernen und die gegebene Marktmacht auch einzusetzen wissen.

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