Tomix
Anmeldungsdatum: 13. Dezember 2006
Beiträge: 159
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Hallo, nachdem ich nun im Bekannten- und Kollegenkreis Ubuntu Edgy und eben auch Feisty ordentlich verteilt/installiert und gerade auch dafür wieder 30 Feisty-CDs als Nachschub von ShipIt bekommen habe, wurden nun nach und nach Fragen an mich herangetragen, bei denen ich ganz ehrlich ein wenig unsicher dastehe. Die Leute beginnen sich zu informieren und wissen nun, daß Ubuntu von Debian "abstammt". Man möchte folgendes wissen: - Was sind die Unterschiede zwischen Ubuntu Linux und Debian Linux? - Welches ist technisch und softwarebezogen aktueller? - Ist Debian genauso einfach zu handhaben wie Ubuntu? - Warum Ubuntu nehmen, wenn mans Original haben kann? (Das halte ich persönlich für eine Unverschämtheit, aber bitte, ich frags eben) Ok, ich könnt jetzt Debian installieren um das, zumindest soweit ich kann, selber rauszufinden - aber erstens hab ich keinen Platz dafür, und zweitens arbeite ich jeden Tag mit Feisty, und deshalb frage ich eben Euch alle hier und bitte um aufklärende Antworten. Die Leuts die das wissen wollen, könnten ja auch hier selber fragen, aber dazu haben sie die Traute nicht... 😉 Ach ja, falls das jemand wundert: die 30 ShipIt-CDs verschenke ich, und für Installationshilfe sowie Einarbeiten auf Ubuntu Linux nehme ich keinen müden Cent, geschweige denn Euro, sondern mache das rein ehrenamtlich und als Dankeschön für dieses wirklich einfach nur geile Betriebssystem - nachdem jetzt sogar auch mein Bruder, ein fanatischer, langjähriger Windows-User, von Feisty schier begeistert ist... Ansonsten: have a nice and warm weekend 😉
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uname
Anmeldungsdatum: 28. März 2007
Beiträge: 6030
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- Was sind die Unterschiede zwischen Ubuntu Linux und Debian Linux?
Hinter Ubuntu steht mehr oder weniger eine Firma, die z.B. mit Support auch irgendwann Geld verdienen will. Bei Debian gibt es nur eine Community . Vorteil bei Debian ist die Unabhängigkeit von allem, Nachteil ist evtl. das es alles etwas schwerer ist, da Personen fehlen irgendwelche Features zu entwicklen. Vorteil von Ubuntu ist die Aktualität und die Regelmäßigkeit, wann Releases rauskommen. Das ist wichtig für die kommerziellen Kunden, nutzt jedoch auch den Heimanwender. Die Programme sind generell gleich (GNU-Software) und Debian übernimmt Entwicklungen von Ubuntu und umgekehrt.
- Welches ist technisch und softwarebezogen aktueller?
Debian bietet neben Stable auch Testing und Sid. Ubuntu hat Pakete aus Testing, die bei Debian noch nicht Stable sind. Debian hat z.B. zwischen Sarge und Etch 3 Jahre gebraucht, bei Ubuntu gibt es alle 6 Monate eine neue Version. Für Server ist nicht die Aktualität so wichtig, daher gibt es bei Debian nur alle paar Jahre eine neue Version, das gleiche versucht Ubuntu mit LTS.
- Ist Debian genauso einfach zu handhaben wie Ubuntu?
Jein, für einen Anfänger eher sogar nein. Gewisse Funktionen sind schwerer zu konfigurieren. Wenn das System jedoch erst mal läuft, dann sieht man keinen Unterschied mehr. Dem Anwender wird es egal sein. Wer einen Server ernsthaft betreut wird so viel Ahnung haben müssen, dass er mit beiden Systemen gleich gut klarkommt.
- Warum Ubuntu nehmen, wenn mans Original haben kann? (Das halte ich persönlich für eine Unverschämtheit, aber bitte, ich frags eben)
Weil es auch kostenlos ist, weil es auch eine Community gibt, weil wenn irgendwann es zu kommerziell wird man immer ein anderes Linux finden wird. Ich kann jedem der interessiert an Linux ist (und nicht nur an dem grafischen Klicken) nur empfehlen sich z.B. auch Debian mal anzuschauen. Es sind wirklich fast keine Unterschiede. Die Paketverwaltung ist identisch, nur nicht die Quellen. Evtl. wird nicht alles vorgekaut, kann aber auch ein Vorteil sein. Für den normalen Anwender ist Ubuntu bestimmt einfacher zu installieren und zu konfigurieren. Meiner Mutter habe ich im übrigen auch Ubuntu installiert, weil ich faul war. Bei anderen Personen ist mir sogar egal welches Linux oder UNIX sie nutzen, wichtig ist nur, dass sie es nutzen. Auf Servern setze ich immer noch Debian ein. Ein Grund ist die Frage, wie denn wohl von einem LTS (6.06) auf ein anderes geupgradet werden soll. Diese Frage ist wohl noch nicht beantwortet.
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Chrissss
Anmeldungsdatum: 31. August 2005
Beiträge: 37971
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Erstmal muss man erklären wie Debian funktioniert. Debian hat keinen festen Releaszyklus. Eine neue Version von Debian ist dann fertig, wenn sie fertig ist. Das Releasemanagement läuft bei Debian in drei Zweigen ab. Stable: Die aktuelle stabile Version. Also Aktuell Debian Etch, was im April nach fast 2 Jahren rausgekommen ist Testing: Neuere getestete Pakete. Der aktuelle Stand der Entwicklerversion. Unstable: Aka "Sid". Neuste Softwareversionen. Hier können unliebsame Überraschungen passieren. Sid kann immer mal wieder "brechen". Sprich es geht kaum mehr was.
- Was sind die Unterschiede zwischen Ubuntu Linux und Debian Linux?
So was macht Canonical jetzt? Ubuntu wird aus Debian Unstable heraus entwickelt. D.h. alle 6 Monate wird der Stand von Unstable genommen und die Pakete aufeinander abgestimmt. So dass man von einem "stabilen" Stand ausgehen kann. Dazu kommen jetzt noch eigene Entwicklungen von Ubuntu wie Upsplash, Upstart der grafische Installer, das Artwork und Anspassungen an die Infrastruktur von Ubuntu usw.
- Welches ist technisch und softwarebezogen aktueller?
Wie schon einleitend gesagt. Eine aktuelle Debian "Stable" Version braucht rund zwei Jahre. Natürlich kannst du auch mit Debian testing oder gar SID arbeiten, aber da kann es immer zu Überraschungen kommen. Wer produktiv mit seinem Rechner arbeiten möchte, braucht eine stabile Basis. Und die liefert Ubuntu dir alle 6 Monate neu.
- Ist Debian genauso einfach zu handhaben wie Ubuntu?
Im Endeffekt ja.
- Warum Ubuntu nehmen, wenn mans Original haben kann?
Für mich ist der Hauptfaktur pro Ubuntu das geordnetes Releasemanagement. Ich muss nicht mit testing arbeiten um aktuelle Softwareversionen zu haben. Tschuess Christoph
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queue
Anmeldungsdatum: 5. November 2006
Beiträge: 307
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Tomix hat geschrieben: - Was sind die Unterschiede zwischen Ubuntu Linux und Debian Linux?
Ubuntu wird vor jeder neuen Version aus den "unstable"-Quellen von Debian gebaut, auch als Debian sid bekannt. Dieser Snapshot wird mit den für Ubuntu typischen Patches und Zusatzpaketen versehen und im Laufe eines halben Jahren zu einer stabilen Version weiterentwickelt. Der Releasezyklus ist auf den Zyklus des GNOME-Projekts abgestimmt, so dass Ubuntu immer als eine der ersten Distributionen die aktuelle Version des GNOME-Desktops benutzt. Ubuntu folgt weniger streng der Ideologie freier Software und ermöglicht z.B. das einfache Einspielen von proprietären Treibern. Ab der nächsten Version wird es über CNR von Linspire auch möglich sein, proprietäre Software zu beziehen (d.h. zu kaufen), die sich genauso in das System einfügt, wie freie Softwarepakete. Ubuntu verwendet Upstart zum Booten, Debian das konventionelle init-System, was den Systemstart von Ubuntu sicherlich kürzer erscheinen läßt. Tomix hat geschrieben: - Welches ist technisch und softwarebezogen aktueller?
Debian gibt es in 3 Ausführungen. Erstens sid, also der immer aktuelle Entwicklerzweig, der aber defekte oder fehlerbehaftete Software enthalten kann. Zweitens den testing-Zweig, in dem die Pakete, die anscheinend funktionieren, zur nächsten stabilen Version zusammen gefügt werden (das entspricht Ubuntu unstable mit den Alpha- und Beta-Versionen). Und Drittens den stabilen Zweig, das ist derzeit Debian Etch. Stabile Debian-Versionen sind sehr ausführlich getestet und folgen sehr hohen Qualitätsansprüchen, sind im Gegenzug allerdings nicht immer sehr aktuell. Etch zum Beispiel ist vor 2 Monaten erschienen, aber seit letztem Sommer wurden keine neuen Funktionen mehr hinzu gefügt, sondern nur Fehler bereinigt. Ubuntu Feisty und selbst das vorangegangene Edgy ist technisch also in vielen Bereichen weiter vorraus. Aber eben auch anfälliger für nachträglich auftretende Fehler. Tomix hat geschrieben: - Ist Debian genauso einfach zu handhaben wie Ubuntu?
Die wesentlichen Bedienelemente sind gleich, aber Ubuntu bringt in der Standardkonfiguration einige Dinge mit, die den einstieg deutlich erleichtern. Ich denke da speziell an die Neuheiten von Feisty, wie die Verwaltung eingeschränkter Treiber oder auch das automatische Nachinstallieren von Codecs. Tomix hat geschrieben: - Warum Ubuntu nehmen, wenn mans Original haben kann?
Debian bringt von sich aus keine Live-CD mit, auch die Installation ist etwas anspruchsvoller (ähnelt der auf der Ubuntu alternate CD) und setzt mehr auf ideologisch freie Software. Wenn man mit Debian arbeitet, sollte man wissen, was man tut und nicht zu scheu sein, sich umfangreich einzulesen. Das kann auch bei Ubuntu nicht schaden, aber es ist wesentlich einfacher, mit Ubuntu ein System zu bekommen, mit dem der Normalnutzer alles machen kann, was ihm in den Sinn kommt.
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uname
Anmeldungsdatum: 28. März 2007
Beiträge: 6030
Wohnort: 127.0.0.1
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Ich muss nicht mit testing arbeiten um aktuelle Softwareversionen zu haben.
Vielleicht der große Nachteil von Debian. Bis etwas wirklich "Stable" ist vergehen Jahre. Wenn man aktuelle Software haben möchte muss man "Testing" wählen. Das läuft zwar auch sehr stabil, aber die Ansprüche an Stabilität sind bei Debian SEHR hoch.
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PluTo
Anmeldungsdatum: 24. Juni 2006
Beiträge: 189
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Gerade deswegen ist doch Debian bei Servern so beliebt, denn die Server sollen stabil sein und nicht wegen neuen Versionen mögliche Ausfälle zu haben. Achja, etwas Offtopic, aber wer mal schauen will, welche Distribution einem auch noch zusagen könnte, der kann ja mal den Linux Distribution Chooser-Test machen. Bei mir kommt dabei immer Ubuntu, Debian und Fedora raus. mfG
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Tomix
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 13. Dezember 2006
Beiträge: 159
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Oki, vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich schicke an die Frager eMails und verlinke hierher.
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dasWeißbrot
Anmeldungsdatum: 29. Dezember 2006
Beiträge: 147
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Es gibt noch einen Unterschied: Debian ist wirklich frei. Nur wenige Distributionen sind da so radikal wie Debian. Während man zum Beispiel bei Ubuntu auch proprieäte Treiber und Ubuntu direkt von Start aus diese Dinge installiert (die resctricted Pakete), hat Debian sowas alles nicht, eine Debian Installation ist erstmal 100% frei.
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kidbospoc
Anmeldungsdatum: 30. Oktober 2006
Beiträge: 1127
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PluTo hat geschrieben: Achja, etwas Offtopic, aber wer mal schauen will, welche Distribution einem auch noch zusagen könnte, der kann ja mal den Linux Distribution Chooser-Test machen. Bei mir kommt dabei immer Ubuntu, Debian und Fedora raus.
Mir werden openSUSE, Debian, Fedora und Ubuntu vorgeschlagen - ich habe Ubuntu 7.04 installiert ⇒. Installiere in meiner Virtual Box allerdings grade Debian, zum antesten.
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Yasser
Anmeldungsdatum: 30. März 2005
Beiträge: 358
Wohnort: Kiel
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Debian STABLE bedeutet nur, dass sich die Paketauswahl nicht mehr ändert und nur sicherheitsrelevante Änderungen eingepflegt werden. Über die Stabilität einzelner Anwendungen, das bedeutet Absturzhäufigkeit, ist noch lange keine Aussage getroffen. Da sind aktuelle Pakete imho eher sogar ein Vorteil. Das andere Problem: wenn man mit Debian anfänt, wenn es gerade veröffentlicht wurde, hat man vermutlich Glück mit neuer Hardware. Ein Jahr nach so einem Release sieht das wieder ganz anders aus! Da fehlt dann der neue Drucker in der Liste oder die WLan-Karte wird nicht automatisch erkannt. ICh persönlich habe auch Debian in Verwendung, würde es aber niemals jemandem empfehlen, der nicht explizit sagt, er möchte GENAU wissen, was vorgeht. Und selbst dabei steht Ubuntu einem nicht im weg.
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michi50
Anmeldungsdatum: 10. September 2005
Beiträge: 139
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Wie schon gesagt es geht bei Debian um Stabilität und darum völlig frei zu sein. Wenn ein paket in den stable Zweig kommt werden zwar schon noch schnell updates usw. veröffendlicht aber zb ( nur 1.5.x und nicht 1.x oder gar auf 2.x). Deshalb ist Debian auch die Serverdist. #1 weil man dort halt einfach stabilität erwartet und nicht die neuste Software.
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 9066
Wohnort: Petersberg
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Makaveli The Don hat geschrieben: Installiere in meiner Virtual Box allerdings grade Debian, zum antesten.
Genau das habe ich heute auch mal gemacht um die beiden zu vergleichen. Ein paar Sachen sind mir schon aufgefallen. Ubuntu hat zb ein etwas umfangreicheres "Komfortpaket" und bietet etwas mehr Sicherheit weil zb der Synaptic-Paketmanager immer nur mit Passwort aufgerufen wird, bei Debian ist das ein normales Tool. Ich konnte sogar ne Root-Shell bei Debian starten ohne ein Passwort einzugeben, warum auch immer. Generell muß man bei Ubuntu häufiger ein Passwort eingeben als bei Debian. Andererseits sind die Pakete bei Debian teilweise aktueller. zb ist bei Debian per Default schon Pidgin installiert, bei Ubuntu hab ich noch Gaim. Oder der Qt4 Designer ist Version 4.3, bei Ubuntu noch 4.2 usw. Auf der anderen Seite gefällt mir Nautilus bei Debian gar nicht. Ist mir zu "spartanisch" und öffnet bei jedem Klick auf einen Ordner ein neues Fenster. Ein Verhalten das ich gar nicht mag. Auf die Schnelle habe ich keine Möglichkeit gefunden das Verhalten zu ändern. Oder der NTP Dienst für die Zeitsynchronisation mit dem Internet; bei Ubuntu wurde die automatisch nachinstalliert als ich das entsprechende Feld in den Einstellungen der Uhr angewählt habe, bei Debian kam lediglich der Hinweis das NTP nicht installiert sei. Im Großen und Ganzen würde ich sagen: Ubuntu ist etwas komfortabler, einfacher und sicherer, hinkt bei den Paketen aber hinterher
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Spommel
Anmeldungsdatum: 10. März 2007
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burli hat geschrieben: Auf der anderen Seite gefällt mir Nautilus bei Debian gar nicht. Ist mir zu "spartanisch" und öffnet bei jedem Klick auf einen Ordner ein neues Fenster. Ein Verhalten das ich gar nicht mag. Auf die Schnelle habe ich keine Möglichkeit gefunden das Verhalten zu ändern.
bearbeiten –→ einstellungen –→ Verhalten –→ immer in browserfenster öffnen. Bei Fedora ist auch das mini-ding normal, deswegen hat ich mal danach gesucht
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burli
Anmeldungsdatum: 27. April 2007
Beiträge: 9066
Wohnort: Petersberg
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Ah, jetzt verhält sich Nautilus wie ich es kenne. Bei mir hat nämlich auch alles andere gefehlt. Es gab nur ein Menu, aber keine Toolbar und keine Sidebar. Mal schauen ob ich bei Ubuntu bleibe oder doch mal Debian richtig installiere
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Plankton
Anmeldungsdatum: 25. Mai 2006
Beiträge: 28
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Es gibt noch einen Unterschied: Debian ist wirklich frei. Nur wenige Distributionen sind da so radikal wie Debian. Während man zum Beispiel bei Ubuntu auch proprieäte Treiber und Ubuntu direkt von Start aus diese Dinge installiert (die resctricted Pakete), hat Debian sowas alles nicht, eine Debian Installation ist erstmal 100% frei. Dazu möchte ich kurz einwerfen, dass ich mir die Debian 4.0 "KDE-Only" (Da wird ein KDE mitinstalliert) besorgt hatte, und zwar noch am Tage des Releases. Und unter Noatun ließen sich MP3s abspielen, ohne, dass irgendwleche Codecs nachinstalliert wurden.
mfg Plankton PS: DIe Non-free Paketquellen hatte ich definitiv danach zur sources.list hinzugefügt ☺
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