GideonRavenor
Anmeldungsdatum: 1. März 2015
Beiträge: 171
|
Ich bin nach Ärger mit dem UEFI darauf gestoßen und spiele jetzt mit dem Gedanken, ob man nicht auf irgendeinem alten Rechner versuchen könnte, das BIOS zu ersetzen.
Hat da schonmal jemand herumgespielt? Und wie steht denn die Linuxwelt allgemein in Bezug zum BIOS? Seit den 90ern gab es ja Bestrebungen, mit coreboot etc. open source Alternativen zu schaffen, allerdings scheint sich das bei weitem nicht so gut durchzusetzen wie Linux selbst - was wohl schade ist. Zumindest mein alter Rechnerarchitektur-prof war vehement der Ansicht, dass das bios heutzutage in der Form nicht mehr nötig / überladen wäre. Und die von Snowden enthüllte Machbarkeitsstudie der NSA von 2010 ist auch nicht gerade Vertrauen erweckend. Hier gibt's ein kleines Interview mit einem coreboot-Entwickler, falls es interessiert:
|
Developer92
Anmeldungsdatum: 31. Dezember 2008
Beiträge: 4101
|
GideonRavenor schrieb: Ich bin nach Ärger mit dem UEFI darauf gestoßen und spiele jetzt mit dem Gedanken, ob man nicht auf irgendeinem alten Rechner versuchen könnte, das BIOS zu ersetzen.
Am UEFI muss man nur selten etwas ändern, was funktioniert denn nicht?
Hat da schonmal jemand herumgespielt?
Bisher nicht, ich habe mir zwar Coreboot diverse Male angesehen, aber mich letztlich dagegen entschieden. Einerseits, weil ich in der Vergangenheit meistens keine kompatible Hardware hatte, andrerseits, weil für mich wichtige Funktionen unter Coreboot nicht zwangsweise funktionieren müssen. Ausprobieren würde ich das ganze trotzdem gerne einmal.
|
Mankind75
Lokalisierungsteam
Anmeldungsdatum: 4. Juni 2007
Beiträge: 3337
Wohnort: Wernigerode
|
Developer92 schrieb:
Ausprobieren würde ich das ganze trotzdem gerne einmal.
Geht mir genauso. Ein komplett freies PC-System ohne proprietärem BIOS finde ich schon interessant. Allerdings wüsste ich auch nicht auf Anhieb welche Hardware ich kaufen müsste und ob das auch preislich interessant wäre. 40-50 Euro würde ich ggf. für ein gebrauchtes Board bei ebay ausgeben. Auf dem Linuxtag 2014 habe ich mir "coreboot" mal angeschaut und war ganz angetan. So wie ich das verstanden habe, ist seit kurzem "libreboot" das offizielle Projekt für freie BIOS-Firmware: https://libreboot.org/
|
seahawk1986
Anmeldungsdatum: 27. Oktober 2006
Beiträge: 11237
Wohnort: München
|
Mankind75 schrieb: 40-50 Euro würde ich ggf. für ein gebrauchtes Board bei ebay ausgeben.
Wenn man das nicht selber aufspielen kann, ist es ein recht teures Vergnügen: https://minifree.org/
|
GideonRavenor
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 1. März 2015
Beiträge: 171
|
seahawk1986 schrieb:
Wenn man das nicht selber aufspielen kann, ist es ein recht teures Vergnügen: https://minifree.org/
Wie spielen die technologischen Eierköpfe das überhaupt selbst auf. 😀 In System Programming? Developer92 schrieb:
Am UEFI muss man nur selten etwas ändern, was funktioniert denn nicht?
Es tut schon weitgehend was es soll, so ist's nicht. Erst beim Neuaufsetzen hat es mir nicht erlaubt, vom Stick im BIOS mode zu installieren, was zur Konsequenz hatte, dass Ich alles (dualboot) neu im UEFI-Modus installieren musste. Es hat aber auch mehr oder minder verbugt mehrere Sticks im Bootmenü angezeigt, von denen laut Anleitung einer im bios-mode und einer im uefi-mode hätte angewählt können werden müssen, was aber nicht der Fall war :0 Nicht weltbewegend, aber da Ich sowieso gerne mal etwas herumspiele, hätt' Ich mir vielleicht mal coreboot angeschaut. Und 10s Bootzeit sind natürlich auch eine schöne Sache.
|
Developer92
Anmeldungsdatum: 31. Dezember 2008
Beiträge: 4101
|
Mankind75 schrieb: Allerdings wüsste ich auch nicht auf Anhieb welche Hardware ich kaufen müsste und ob das auch preislich interessant wäre.
Ist ja nicht so, als würde all das nicht bereits in einem Wiki stehen 😉
40-50 Euro würde ich ggf. für ein gebrauchtes Board bei ebay ausgeben.
Das könnte eng werden. Ich weiß nicht wieso, aber Motherboards fallen im Preis nicht so wirklich, zumindest nicht die, die ich so verbaue.
So wie ich das verstanden habe, ist seit kurzem "libreboot" das offizielle Projekt für freie BIOS-Firmware: https://libreboot.org/
Wenn ich das richtig verstehe ist libreboot eher ein Sammelsurium, welches hauptsächlich coreboot als Unterbau nutzt. Zitat:
Libreboot's main upstream providers are coreboot (which we deblob, for hardware initialization), depthcharge (bootloader, and default libreboot payload on ARM), and GNU GRUB (bootloader, and default libreboot payload on x86). We also integrate flashrom (for installing libreboot), and several of our own utilities, scripts and configuration files.
seahawk1986 schrieb: Wenn man das nicht selber aufspielen kann, ist es ein recht teures Vergnügen: https://minifree.org/
Das erscheint mir schon sehr teuer. Ist doch letztlich nur ein EEPROM.
GideonRavenor schrieb: Wie spielen die technologischen Eierköpfe das überhaupt selbst auf. 😀 In System Programming?
Libreboot kann man wohl auch vom Betriebssystem aus aktualisieren (kann mich hier aber auch ganz stark irren – für mich war eher coreboot interessant), aber das grundlegend erst einmal installiert zu bekommen dürfte wohl tatsächlich über einen separaten Programmer oder via ISP-Header gehen.
Developer92 schrieb: Am UEFI muss man nur selten etwas ändern, was funktioniert denn nicht?
Es tut schon weitgehend was es soll, so ist's nicht. Erst beim Neuaufsetzen hat es mir nicht erlaubt, vom Stick im BIOS mode zu installieren, was zur Konsequenz hatte, dass Ich alles (dualboot) neu im UEFI-Modus installieren musste. Es hat aber auch mehr oder minder verbugt mehrere Sticks im Bootmenü angezeigt, von denen laut Anleitung einer im bios-mode und einer im uefi-mode hätte angewählt können werden müssen, was aber nicht der Fall war :0
Klingt nach UEFI mit aktiviertem CSM. Das erlaubt dir, Betriebssysteme und Software zu laden, die mit UEFI nicht zurechtkommen. Dann erhält man pro USB-Stick auch gerne zwei Einträge, einen um via UEFI zu booten und einen via Kompatibilitätsmodus.
Nicht weltbewegend, aber da Ich sowieso gerne mal etwas herumspiele, hätt' Ich mir vielleicht mal coreboot angeschaut. Und 10s Bootzeit sind natürlich auch eine schöne Sache.
Bootzeit wird gerne als Killerargument genommen, aber ganz ehrlich: Aktuelle Hardware bootet schon schnell. Vom UEFI bis zum fertigen OS dauert es bei mir knappe 3,5 Sekunden. Das UEFI selbst nur unwesentlich länger. Da brauche ich für die Passworteingabe schon mehr Zeit…
|
glasenisback
Anmeldungsdatum: 20. November 2011
Beiträge: 1603
Wohnort: Fernwald (Gießen)
|
Um mal deine Fragen vom Anfang zu beantworten:
Hat da schonmal jemand herumgespielt?
Ja, vor Jahren mal, habe es aber nach nicht mal 1h wieder aufgegeben, da kaum ein Desktop-Motherboard von CoreBoot unterstützt wird und ich wegen einer reinen Spielerei nicht mehrere hundert Euro hinblättern wollte.
Ich bin nach Ärger mit dem UEFI darauf gestoßen und spiele jetzt mit dem Gedanken, ob man nicht auf irgendeinem alten Rechner versuchen könnte, das BIOS zu ersetzen.
Wenn dein alter Rechner nicht die 100% passende Hardware verbaut hat, kannst du dich von dem Gedanken verabschieden. Hier mal eine Liste mit allen Boards die von CoreBoot unterstützt werden: https://www.coreboot.org/Supported_Motherboards Alles was einen grünen Eintrag in der Liste wird von CoreBoot unterstützt. Unterstützt heißt aber nur, dass der Rechner damit bootet und läuft. Es heißt nicht, dass alle Features des Mainboards unterstützt werden. Oft wird z.B. keine Lüfterregelung unterstützt, dann gibt es mal keine USB3.0-Unterstützung usw. Ein weiteres Beispiel, warum CoreBoot nur etwas für Freaks eine Alternative ist: Suspend OK Every once in a while resume fails, requiring removal of the RTC battery and all power sources to recover Dieser Eintrag steht im Wiki zum Lenovo T400, dass bei "minifree.org" als "befreites" Notebook ab 500€ verkauft wird. Sorry, aber das man als Benutzer ab und zu Mal die RTC-Batterie entfernen muss, damit der Rechner nach einem gecrashten Standby-Versuch überhaupt wieder aufwacht, ist ein No-Go.
Und wie steht denn die Linuxwelt allgemein in Bezug zum BIOS? Seit den 90ern gab es ja Bestrebungen, mit coreboot etc. open source Alternativen zu schaffen, allerdings scheint sich das bei weitem nicht so gut durchzusetzen wie Linux selbst - was wohl schade ist.
Das liegt vor allem daran, dass die Mainboard-Hersteller einen Massen -und keinen Nischenmarkt bedienen und im Massenmarkt nunmal Windows-Kompatibilität die oberste Priorität hat.
Zumindest mein alter Rechnerarchitektur-prof war vehement der Ansicht, dass das bios heutzutage in der Form nicht mehr nötig / überladen wäre.
Überladen war/ist das alte BIOS nur deshalb, weil es seit dem ersten PC von 1981 alles mitgeschleppt hat um kompatibel zu bleiben. Du kannst du jeden modernen Rechner mit dem CSM immer nur ein DOS von Anfang der 90er Jahre booten.
|
GideonRavenor
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 1. März 2015
Beiträge: 171
|
Könnte mir von euch vielleicht mal jemand einige Dinge bezüglich BIOS etc. erklären? Ich kenne mich einigermaßen grob aus, Henne-Ei-Problem (Software nötig um Software zu laden) → BIOS als fest verdrahtetes Programm. Aufgaben: Hardware initialisieren, Betriebssystem laden. Jetzt lese Ich aber einige verrwirrende Sachen.
Das alte BIOS (UEFI auch, glaube Ich) verwalten Hardware... die Betriebssysteme von heute greifen aber alle auf ihre Hardware mittels eigener Treiber zu, korrekt? Es scheint früher so gewesen zu sein, dass das BIOS da eine Zwischenschicht war. BIOS und UEFI stehen in der Kritik, weil sie Spyware enthalten könnten etc... läuft denn das BIOS nach dem Betriebssystemstart überhaupt noch? Ist es permanent im Hintergrund aktiv? Wenn ja, was treibt es da so? Wer steuert z.B. die Lüfter, die laufen ja schon beim Systemstart, scheinen aber später vom OS gesteuert zu werden Warum soll coreboot schneller sein, bzw. was treibt das BIOS an unnötigen zeitfressenden Schritten, die scheinbar unnötig sind? Wenn man auf einem Rechner die klassische Firmware plattmacht und stattdessen coreboot + SeaBIOS nutzt, kann man dann überhaupt noch all die Einstellungen vornehmen, die man im normalen BIOS vor dem Systemstart machen kann?
|
Benno-007
Anmeldungsdatum: 28. August 2007
Beiträge: 29240
Wohnort: Germany
|
1. Ganz früher. 2. Ja. 3. UEFI: Treiber können als Modul in das EFI integriert werden, so dass sie nicht mehr vom Betriebssystem geladen werden müssen. Damit sind, wie bei Open Firmware, systemunabhängige Treiber möglich.
Was es sonst noch so macht, gute Frage. Alles, wofür das OS keinen Treiber mitbringt? ACPI (Stromsparfunktionen usw.) "bereitstellen"?
|
frostgram
Anmeldungsdatum: 27. März 2008
Beiträge: 155
|
Die Idee von Coreboot ist ja nobel und löblich aber solange die Mainboard-Hersteller nicht mitspielen und es nur für wenige ältere Geräte nutzbar ist hat man nix davon.
Würden sie wie Google mit seinen Chromebooks in Coreboot investieren hätten wir und sie was davon, weniger doppelte Arbeit und frische Patches wenn mal wieder jemand nen Fehler findet.
Seufz.
|
GideonRavenor
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 1. März 2015
Beiträge: 171
|
Prinzipiell bräuchte man also BIOS und UEFI ausschließlich zum Laden des Betriebssystems und prinzipiell könnte dieses dann sämtliche Hardwarverwaltung übernehmen? Ich verstehe aber nicht so ganz, wo und wie dann entsprechende Hardwareinstellungen vorgenommen werden könnten. Coreboot scheint diese ja nicht mitzubringen. frostgram schrieb: Die Idee von Coreboot ist ja nobel und löblich aber solange die Mainboard-Hersteller nicht mitspielen und es nur für wenige ältere Geräte nutzbar ist hat man nix davon.
Würden sie wie Google mit seinen Chromebooks in Coreboot investieren hätten wir und sie was davon, weniger doppelte Arbeit und frische Patches wenn mal wieder jemand nen Fehler findet.
Seufz.
Unser geliebter rechtmäßiger Herrscher, Linus persönlich, hat auch einige ein klitzekleines bisschen negative Dinge über PC-Firmware zu sagen... Verstehe auch nicht, warum die Motherboard-Hersteller sich die ganze Mühe machen. Immerhin AMD hatte mal angekündigt, coreboot unterstützen zu wollen.
|
Mankind75
Lokalisierungsteam
Anmeldungsdatum: 4. Juni 2007
Beiträge: 3337
Wohnort: Wernigerode
|
Developer92 schrieb: Mankind75 schrieb:
40-50 Euro würde ich ggf. für ein gebrauchtes Board bei ebay ausgeben.
Das könnte eng werden. Ich weiß nicht wieso, aber Motherboards fallen im Preis nicht so wirklich, zumindest nicht die, die ich so verbaue.
Habe nun ein Gigabyte Board bei ebay für 19.50 Euro plus Versand ersteigert. Das Board wird sogar explizit von einem Maintainer unterstützt aber irgendwie kriege ich das coreboot nicht richtig kompiliert. Werde dazu den Maintainer mal anschreiben. Es ist aber sehr interessant: SeaBIOS bekomme ich kompiliert aber das Binary was ich dann später mit "flashrom" installieren soll, bekomme ich nicht gebaut. Habe es mir doch etwas einfacher vorgestellt.
|
GideonRavenor
(Themenstarter)
Anmeldungsdatum: 1. März 2015
Beiträge: 171
|
Mankind75 schrieb: 40-50 Euro würde ich ggf. für ein gebrauchtes Board bei ebay ausgeben.
Welches Board hast du gekauft?
Hast du coreboot mit der nconfig+make gebaut? Da kannst du direkt seabios als payload auswählen. Ich selbst kann so .rom-images erstellen, die prinzipiell auch flashbar sind.
Nur traue Ich dem Braten nicht ganz, u.a. gibt es derzeit einen Bug, so dass außer seabios keine anderen Payloads automatisch erstellt werden können. Unter qemu läuft mein seabios auch nicht richtig, also ist die Frage obs auf einem echten Mainboard besser ginge.
|
Mankind75
Lokalisierungsteam
Anmeldungsdatum: 4. Juni 2007
Beiträge: 3337
Wohnort: Wernigerode
|
GideonRavenor schrieb: Welches Board hast du gekauft?
Dieses hier: https://libreboot.org/docs/hcl/ga-g41m-es2l.html
Hast du coreboot mit der nconfig+make gebaut? Da kannst du direkt seabios als payload auswählen. Ich selbst kann so .rom-images erstellen, die prinzipiell auch flashbar sind.
Bei mir hat es nicht so ganz geklappt. Die ncurses-Oberfläche funktionierte zwar aber der Kompilierprozess ist abgebrochen.
Nur traue Ich dem Braten nicht ganz, u.a. gibt es derzeit einen Bug, so dass außer seabios keine anderen Payloads automatisch erstellt werden können. Unter qemu läuft mein seabios auch nicht richtig, also ist die Frage obs auf einem echten Mainboard besser ginge.
Das kann ich nicht beantworten. Hier im Forum wurde mir teils abgeraten, noch in die Plattform zu investieren. Das Board hat aber zumindest DualBIOS, also zwei Chips, die man ggf. "flashen" könnte.
|