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Kompatibilität zu Ryzen/Renoir und neuem ThinkPad

Status: Gelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 20.04 (Focal Fossa)
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Kleinbauer

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17. Juli 2020

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Moin zusammen,

ich bin neu Linux-User und soeben im Begriff, mich von Windows abzuwenden. Mein Windows-Dektop wurde verkauft und wartet frisch eingerichtet und gesäubert auf den neuen Besitzer. Obwohl ich Computerspiele liebe, und auch weiter zocken werde, habe ich mich für einen neuen Laptop (ThinkPad E15 Gen. 2 Sondermodell 20T9S00K00) entschieden. Einige Reviews der Ryzen 4000er Serie APUs/CPUs haben mich deutlich überzeugt. In meinem Gerät werkelt ein 4700U. Installiert ist Ubuntu 20.04.

Nachdem ich mich schon ein bisschen schlau gelesen habe, habe ich den Kernel 5.7.4 installiert. Mithin wurde auch die Grafikeinheit "besser" erkannt: Ich kann jetzt die Bildschirmhelligkeit verändern, glxgears gibt mir durchschnittlich 10.000 fps an anstatt ~1200, die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur macht nicht mehr, was sie will und schlussendlich läuft mein geliebtes Mini Metro https://store.steampowered.com/app/287980/Mini_Metro/?l=german flüssig über Steam.

Für etwas anspruchsvollere Spiele reicht es aber leider noch nicht. So habe ich über Lutris World of Warcraft gespielt und ca. 40 fps erzielt. Das ist durchaus spielbar, aber weit davon entfernt was die CPU/APU leisten kann.

Jetzt zu meiner eigentlich Frage: Mit dem neuen Kernel wird die APU korrekt erkannt und weitesgehend überstützt, aber ich nutze im Moment MESA 20-Treiber dafür und gehe davon aus, dass sobald propietäre Grafikkartentreiber vorliegen, diese das Geschehen auf meinem Schirm nochmal deutlich verändern. Ist diese Annahme korrekt?

Und: Kann jemand vorausahnen, wann ein propietärer Treiber kommt? Ist davon auszugehen, dass zukünfite Kernel weitere Funktionen des Laptops einbinden, wie Fingerabdruckscanner, einschlafen beim runterklappen des Bildschirms etc.?

Ich danke für Geduld und Antworten Kleinbauer

Letalis_Sonus Team-Icon

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Kleinbauer schrieb:

So habe ich über Lutris World of Warcraft gespielt und ca. 40 fps erzielt. Das ist durchaus spielbar, aber weit davon entfernt was die CPU/APU leisten kann.

...über eine Übersetzungsschicht, die erst einmal die gesamte Grafikschnittstelle in eine andere umwandeln muss und dabei selbst bereits einiges an Overhead und eigene Performance-Probleme mit sich bringt. Du kannst die Leistung schon alleine deswegen nicht direkt vergleichen, das kann schlicht auch einfach an Wine liegen.

Beachte auch, dass die Speicherkonfiguration einen erheblichen Einfluss auf die Leistung der integrierten GPU hat, diese braucht im Gegensatz zur CPU aufgrund ihres Zugriffsmusters vor allem Bandbreite, die Latenz spielt keine Rolle. Viele Laptops mit APU haben ihren RAM aber nur an einem einzigen Speicherkanal verbaut/verlötet, wodurch der RAM nicht im Dual Channel Modus betrieben werden kann. Das kostet sehr viel potentielle Bandbreite und schlägt sich direkt in einer signifikant schlechteren Leistung der GPU nieder.

Kleinbauer schrieb:

und gehe davon aus, dass sobald propietäre Grafikkartentreiber vorliegen, diese das Geschehen auf meinem Schirm nochmal deutlich verändern. Ist diese Annahme korrekt?

Proprietäre Treiber gibt es nicht mehr, nur noch eine proprietäre OpenGL, OpenCL und Vulkan Implementierung. Der eigentliche Treiber, das Kernel Modul, bleibt bei all dem das gleiche. Jene Implementierungen werden unter Linux aber gerade eben nicht für Spiele optimiert, sondern in erster Linie für professionelle Anwendungen wie CAD Software. Unter anderem deshalb ist die Performance-Krone schon längst zu Mesa gewandert.

An dem Grundaufbau der Shader hat sich nichts großartig geändert, das ist alles altbekannt. Dementsprechend sind keine großen Performance-Sprünge durch Treiberupdates zu erwarten.

Kleinbauer

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17. Juli 2020

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Hallo Letalis_Sonus,

erstmal danke für Deine schnelle Antwort, auch wenn sie inhaltlich natürlich für mich unbefriedigend ist.

Ich kann mich noch nicht ganz von dem Gedanken lösen, dass die Hardware - auch unter Linux - performanter laufen könnte. Vor allem deswegen, weil ich ebenfalls ein 13 Jahre altes ThinkPad T60p besitze, auf dem Linux Mint 19.03 MATE 32 bit läuft. Hier läuft World of Warcraft direkt über Wine natürlich langsamer, aber ebenfalls spielbar.

Übrigens: Mein ThinkPad E15 betreibt seine 16 gb DDR4 Speicher im Dual-Channel Modus mit 3200 MHz.

Kannst Du mir erklären was das mit der Vulkan, OpenCL und Open GL implementierung meinst?

vg Kleinbauer

Letalis_Sonus Team-Icon

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Kleinbauer schrieb:

Hier läuft World of Warcraft direkt über Wine natürlich langsamer, aber ebenfalls spielbar.

Die aktuelle Version würde gar nicht erst starten, weil die Mindestanforderung eine DirectX Version voraussetzen würde, die deine GPU gar nicht abbilden kann - man hat im laufe der Jahre die Engine schon mehrfach überarbeitet und damit die Anforderungen angehoben, das Spiel ist schon lange komplett inkompatibel zu so einer Hardware, völlig unabhängig von der Leistung. Ich verfasse das nebenbei gerade ebenfalls auf einem T60p.

Mesa unterstützt mit Radeon Karten übrigens direkt Direct3D 9, ohne den Umweg über eine OpenGL oder Vulkan Übersetzungsschicht zu gehen. Das wird bisher allerdings nur in Wine Staging als Option angeboten, kann aber zB über winetricks auch als Standalone Lösung nachinstalliert werden. Das bringt dir aber nichts, wenn ein Programm eine andere Version der Schnittstelle nutzen will.

Kleinbauer schrieb:

Übrigens: Mein ThinkPad E15 betreibt seine 16 gb DDR4 Speicher im Dual-Channel Modus mit 3200 MHz.

Da habe ich auch schon gegenteiliges gelesen. Du kannst das mit folgendem Befehl gegenprüfen:

sudo dmidecode -t 17

Das spuckt dir die Daten der Speicherslots aus. Den Dual-Channel Betrieb soll man wohl am Vorkommen von Interleave erkennen können, aber wenn nur ein bestückter Slot erkannt wird wäre das auch bereits sehr eindeutig.

Kleinbauer schrieb:

Kannst Du mir erklären was das mit der Vulkan, OpenCL und Open GL implementierung meinst?

Der komplette Software-Stack zur Nutzung der Grafikkarte ist aufgebaut wie eine Zwiebel, jede Funktionsaufruf eines Programms der einen Befehl an die GPU senden soll durchläuft einen ganzen Haufen an Schichten bis das Kernel Modul die Instruktionen letztendlich auch an die GPU überträgt. Jede Schicht ist eine eigenständige und theoretisch austauschbare Komponente, die bei den freien Treibern auch als solche behandelt wird.

OpenGL etc sind nur die Schnittstellen der obersten Schicht, mit denen die Programme direkt interagieren. Sie übersetzen letztendlich das was das Programm mit diesen Schnittstellen anstellen will in einen von der GPU ausführbaren Command Stream. AMD hat seinen proprietären Code soweit an die Komponenten der freien Treiber angepasst, dass du diese Programmbibliotheken einzeln austauschen kannst und somit alles was unter diesen liegt keinen proprietären Code mehr benötigt - die eigentliche Treiberentwicklung findet nur noch bei den freien Komponenten statt.

Kleinbauer

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17. Juli 2020

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Letalis_Sonus schrieb:

Die aktuelle Version würde gar nicht erst starten, weil die Mindestanforderung eine DirectX Version voraussetzen würde, die deine GPU gar nicht abbilden kann - man hat im laufe der Jahre die Engine schon mehrfach überarbeitet und damit die Anforderungen angehoben, das Spiel ist schon lange komplett inkompatibel zu so einer Hardware, völlig unabhängig von der Leistung. Ich verfasse das nebenbei gerade ebenfalls auf einem T60p.

Es läuft ja auch nicht die Live-Version, sondern eine von ca. 2008 😉 Weder auf dem T60p noch auf dem E15.

Ich habe mir in der Zwischenzeit eine Win10-Lizenz gekauft, damit läuft es schon viel besser. Wirklich schade, dass es unter Linux so einen großen Leistungsunterschied gibt, ich war wirklich entschlossen, aber der Unterschied ist doch wirklich immens. Ich wollte aber nicht einfach nichts mehr schreiben. Also, danke für Deine Mühe.

Ich hoffe die Performance wird irgendwann ähnlich, dann wechsel ich wieder zurück. ☺

Letalis_Sonus Team-Icon

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13. April 2008

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Blizzard's ältere Spiele liefen schon immer ziemlich suboptimal mit Wine - zumindest wenn sie Direct3D 9 verwendet haben. Bei Warcraft 3 hat man deshalb ja auch lieber den OpenGL Renderer der Mac Version verwendet auf den via Startargument umgeschaltet werden konnte - hat im Hauptmenü zu ein paar Darstellungsfehlern geführt, war aber deutlich schneller und lief im Spiel selbst auch fehlerfrei. Ich glaube diese Möglichkeit gab es bei WoW früher auch, bis es irgendwann mal mit dem Überarbeiten der Engine komplett rausgeflogen ist.

Du hättest wie gesagt auch Gallium Nine mal eine Chance geben können, damit du gar nicht erst auf eine Übersetzungsschicht zurückgreifen musst. Wenn es auf der alten Mühle noch läuft, benutzt es auch noch die alte DirectX 9 Engine.

Kleinbauer schrieb:

Es läuft ja auch nicht die Live-Version, sondern eine von ca. 2008

...und viele die wissen, welche logische Schlussfolgerung man nun daraus ableiten kann, wären aufgrund ihrer Prinzipien jetzt plötzlich ziemlich unwillig dir damit zu helfen.

hakel

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13. August 2009

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eine Win10-Lizenz gekauft, damit läuft es schon viel besser.

Dann setz' den Thread bitte noch auf gelöst/erledigt.

P.S. für Windows Spiele gibt es Dualboot, eine wirklich schöne Lösung. 👍

Kleinbauer

(Themenstarter)

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17. Juli 2020

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Letalis_Sonus schrieb:

Kleinbauer schrieb:

Übrigens: Mein ThinkPad E15 betreibt seine 16 gb DDR4 Speicher im Dual-Channel Modus mit 3200 MHz.

Da habe ich auch schon gegenteiliges gelesen. Du kannst das mit folgendem Befehl gegenprüfen:

sudo dmidecode -t 17
# dmidecode 3.2
Getting SMBIOS data from sysfs.
SMBIOS 3.2.0 present.

Handle 0x0008, DMI type 17, 84 bytes
Memory Device
	Array Handle: 0x0001
	Error Information Handle: 0x0007
	Total Width: 64 bits
	Data Width: 64 bits
	Size: 8192 MB
	Form Factor: SODIMM
	Set: None
	Locator: DIMM 0
	Bank Locator: P0 CHANNEL A
	Type: DDR4
	Type Detail: Synchronous Unbuffered (Unregistered)
	Speed: 3200 MT/s
	Manufacturer: Samsung
	Serial Number: 37530FBF
	Asset Tag: Not Specified
	Part Number: M471A1K43DB1-CWE    
	Rank: 1
	Configured Memory Speed: 3200 MT/s
	Minimum Voltage: 1.2 V
	Maximum Voltage: 1.2 V
	Configured Voltage: 1.2 V
	Memory Technology: DRAM
	Memory Operating Mode Capability: Volatile memory
	Firmware Version: Unknown
	Module Manufacturer ID: Bank 1, Hex 0xCE
	Module Product ID: Unknown
	Memory Subsystem Controller Manufacturer ID: Unknown
	Memory Subsystem Controller Product ID: Unknown
	Non-Volatile Size: None
	Volatile Size: 8 GB
	Cache Size: None
	Logical Size: None

Handle 0x000B, DMI type 17, 84 bytes
Memory Device
	Array Handle: 0x0001
	Error Information Handle: 0x000A
	Total Width: 64 bits
	Data Width: 64 bits
	Size: 8192 MB
	Form Factor: SODIMM
	Set: None
	Locator: DIMM 0
	Bank Locator: P0 CHANNEL B
	Type: DDR4
	Type Detail: Synchronous Unbuffered (Unregistered)
	Speed: 3200 MT/s
	Manufacturer: Hynix
	Serial Number: 00000000
	Asset Tag: Not Specified
	Part Number: HMAA1GS6CMR6N-XN    
	Rank: 1
	Configured Memory Speed: 3200 MT/s
	Minimum Voltage: 1.2 V
	Maximum Voltage: 1.2 V
	Configured Voltage: 1.2 V
	Memory Technology: DRAM
	Memory Operating Mode Capability: Volatile memory
	Firmware Version: Unknown
	Module Manufacturer ID: Bank 1, Hex 0xAD
	Module Product ID: Unknown
	Memory Subsystem Controller Manufacturer ID: Unknown
	Memory Subsystem Controller Product ID: Unknown
	Non-Volatile Size: None
	Volatile Size: 8 GB
	Cache Size: None
	Logical Size: None

Kleinbauer

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17. Juli 2020

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Moin nochmal, ich möchte hier nach einiger Frickelei meinen Fortschritt nicht unerwähnt lassen.

Mit Kernelupdate auf 5.8 und unter Wine stable 5.0.2 läuft alles wie am Schnürchen an der Bildwiederholfrequenz mit 60 fps. 👍 😎

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