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komplett freies Linux möglich?

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu
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dasWeißbrot

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29. Dezember 2006

Beiträge: 147

Hallo zusammen,

ich wollte nur mal nachfragen, wie frei man sein System überahupt halten kann. Das erste Problem ist doch das BIOS. Wenn ich nicht gerade einen der wenigen Rechner habe, auf denen das Linux BIOS läuft, habe ich da schon schlechte Karten, oder?
Außerdem würde mich interessieren, wie das mit Firmware von WLAN Karten aussieht. Ich habe eine Broadcom 4306. Der Treiber ist im aktuellen Linux Kernel enthalten, allerdings muss ich trotzdem noch den fwcutter (firmwarecutter) ausführen, um so die firmware der Karte zu extrahieren. Woraus eigentlich? Bisher dachte ich, dass man bis aufs BIOS das System relativ gut auch frei nutzen könnte - wenn auch ohne 3D Effekte, aber die wären mir nicht so wichtig. WLAN ist natürlich schon wichtiger. Und die extrahierte Firmware wird wohl nicht frei sein, oder? Also müsste ich mich selbst mit LinuxBIOS entscheiden, ob ich ein unfreies System mit WLAN oder ein freies ohne WLAN haben will, oder?

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31. Mai 2006

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Bei der FSF findest Du 100% freie GNU/Linux-Distributionen (http://www.gnu.org/links/links.html). Die bekannteste dürfte mittlerweile wohl gNewSense sein, Stallmann z. B. nutzt UTUTO-e (http://www.stallman.org/stallman-computing.html).
Ob man das Linux-BIOS schon produktiv einsetzen kann, weiß ich allerdings nicht.

Bauer87

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21. August 2006

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Ich meine, dass die Bedingungen bei Debian in die Main-Repositories zu kommen noch strenger sind als die der FSF. Sprich: Debian ist nach der Installaton zunächst 100% frei und verliert diese Eigenschaft erst, wenn du in den Quellen "non-free" aktivierst.

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31. Mai 2006

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Bauer87 hat geschrieben:

Ich meine, dass die Bedingungen bei Debian in die Main-Repositories zu kommen noch strenger sind als die der FSF. Sprich: Debian ist nach der Installaton zunächst 100% frei und verliert diese Eigenschaft erst, wenn du in den Quellen "non-free" aktivierst.

Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen und ergibt auch keinen Sinn: wenn Debian in der Standardeinstellung wirklich freier als die von der FSF empfohlenen Distributionen wäre, müsste es schließlich auf dieser Seite erscheinen.

Kuffour

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28. Juni 2006

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agra hat geschrieben:

Bauer87 hat geschrieben:

Ich meine, dass die Bedingungen bei Debian in die Main-Repositories zu kommen noch strenger sind als die der FSF. Sprich: Debian ist nach der Installaton zunächst 100% frei und verliert diese Eigenschaft erst, wenn du in den Quellen "non-free" aktivierst.

Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen und ergibt auch keinen Sinn: wenn Debian in der Standardeinstellung wirklich freier als die von der FSF empfohlenen Distributionen wäre, müsste es schließlich auf dieser Seite erscheinen.

Wenn man bei einer Debian Installation tatsächlich nur die main repositorys und nicht die contrib oder non-free aktiviert hat man ein absolut freies Betriebssystem.

da gab es ja neulich auch diese Diskussion um die Mozilla Produkte, wo Debian nun die Namen geändert hat damit sie nicht die unfreien Namen und Logos verbreiten müssen.

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31. Mai 2006

Beiträge: 4336

Kuffour hat geschrieben:

agra hat geschrieben:

Bauer87 hat geschrieben:

Ich meine, dass die Bedingungen bei Debian in die Main-Repositories zu kommen noch strenger sind als die der FSF. Sprich: Debian ist nach der Installaton zunächst 100% frei und verliert diese Eigenschaft erst, wenn du in den Quellen "non-free" aktivierst.

Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen und ergibt auch keinen Sinn: wenn Debian in der Standardeinstellung wirklich freier als die von der FSF empfohlenen Distributionen wäre, müsste es schließlich auf dieser Seite erscheinen.

Wenn man bei einer Debian Installation tatsächlich nur die main repositorys und nicht die contrib oder non-free aktiviert hat man ein absolut freies Betriebssystem.

da gab es ja neulich auch diese Diskussion um die Mozilla Produkte, wo Debian nun die Namen geändert hat damit sie nicht die unfreien Namen und Logos verbreiten müssen.

Wie gesagt, das ergibt keinen Sinn; denn dann würde die FSF Debian mit Sicherheit auf dieser Seite auflisten.

mythos

Anmeldungsdatum:
14. Juli 2006

Beiträge: 1080

ich würde auch sagen, dass ein main-debian 100% freie sw enthält. man denke an cdrtools → cdrkit

mfg
mythos

_dev_null

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21. Februar 2007

Beiträge: 92

hallo

freiheit liegt (wie fast alles andere auch) im auge des betrachters.
hier kommen nun verschiedene auffassungen von frei zusammen. geschichtlich ist es aber doch so, dass:

The GNU Project was launched in 1984 to develop a complete Unix-like operating system which is free software: the GNU system.

daraus ist doch dann das entstanden:
The Free Software Foundation (FSF), established in 1985, is dedicated to promoting computer users' rights to use, study, copy, modify, and redistribute computer programs.

um die interessen (auch und insbesondere von gnu) zu unterstützen und zu schützen.

zurück zum thema:
gNewSense, a fully free GNU/Linux distribution based on Debian and Ubuntu and sponsored by the FSF
(ist halt auch ihr eigenes baby... man beachte den unterschied zwischen "a fully free GNU/Linux distribution" [gNewSense] und "a GNU/Linux distribution containing only free software" [UTUTO-e]... ❓ - ich kenne allerdings beide nicht!)

wichtig erscheint mir aber das:
10. Beispiellizenzen: Die »GPL«, »BSD« und »Artistic« Lizenzen sind Beispiele für Lizenzen, die wir als »frei« betrachten.
aus http://www.debian.org/social_contract

das ist zwar alles freie sw, aber nicht unter der gpl der fsf. daher wahrscheinlich die unterscheidung. diese lizenzen unterscheiden sich zum teil elementar.
daher ergibt es eben doch sinn, dass debian nicht auf der fsf seite gelistet ist. diesbezüglich ist die fsf ein wenig ... sagen wir hier mal "nicht offen für anderes". bsd kann die fsf wahrscheinlich nicht als frei betrachten... oder so...

fsf sagt:
"In order for the freedoms to make changes, and to publish improved versions, to be meaningful, you must have access to the source code of the program. Therefore, accessibility of source code is a necessary condition for free software."

access to the source code ist nach fsf ein elementarer teil der von ihnen propagierten freiheit (mit der unfreiheit, dass die verteilung veränderter sw wieder unter der gpl stehen muss...)

die bsd lizenz ist insofern "freier" oder (nach auffassung der fsf) eben unfreier, als sie auch die geschützte (im sinne von geheimgehaltenen) weiterentwicklung von sw erlaubt (niemand ist verpflichtet seine modifikationen unter einer bestimmten lizenz zu veröffentlichen).

wer übrigens obigen link mal anklikkt der wird sehen was debian unter frei versteht und hier die definition der fsf:
http://www.fsf.org/licensing/essays/free-sw.html

gruss

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Anmeldungsdatum:
31. Mai 2006

Beiträge: 4336

Debian und die FSF sind sehr nahe beieinander; Debian war die erste GNU/Linux-Distribution, die versucht hat, die GNU- bzw. FSF-Richtlinien einzuhalten. Daran kann es meines Erachtens also nicht liegen, die Ziele von Debian und der FSF sind quasi identisch. Auch an der BSD-Lizenz kann es nicht liegen, da die BSD-Lizenz kompatibel zur GPL ist (http://www.gnu.org/philosophy/license-list.html#GPLCompatibleLicenses). Ich würde eher darauf tippen, dass sich bei Debian Anspruch und Wirklichkeit ein wenig unterscheiden: Debian möchte eine komplett freie Distribution, auch frei im Sinne der FSF, sein, hat sich aber für ein paar Kompromisse entschieden; um Debian benutzbarer zu machen, werden auch einige unfreie Komponenten aufgenommen, wie z. B. unfreie Firmware; die letzte Abstimmung zu diesem Thema hat genau das ergeben: man lässt unfreie Firmware in Debian Etch drin und kann somit Etch früher fertigstellen (http://www.pro-linux.de/news/2006/10344.html). Das hehre Ziel ist es jedoch weiterhin, eine komplett freie Distribution zu sein - ein nobles Ziel.
gNewSense dagegen dazu muss keine »Rücksicht« auf Benutzbarkeit legen, sondern kann ganz strikt darauf beharren, keine unfreien Komponenten zu benutzen; damit wird gNewSense ein Stück weit unkomfortabler, aber es ist bewiesen, dass eine komplett freie Distribution möglich ist - wobei es momentan noch nichts für die Masse, sondern für wirkliche Idealisten ist.

_dev_null

Anmeldungsdatum:
21. Februar 2007

Beiträge: 92

kann auch sein...

diesbezüglich bin ich ehrlich gesagt nicht so ganz auf dem laufenden.
bin auch kein idealist 😉 sondern user...

übrigens hat die fsf schon vorbehalte gegenüber der bsd, wobei der letzte satz wahrscheinlich der wichtigste ist und diese wieder relativiert... (allerdings ist die inkompatibilität an einem anderen ort als ich vermutet hätte;)):

Original BSD license

This is a simple, permissive non-copyleft free software license with a serious flaw: the “obnoxious BSD advertising clause”. The flaw is not fatal; that is, it does not render the software non-free. But it does cause practical problems, including incompatibility with the GNU GPL.

We urge you not to use the original BSD license for software you write. If you want to use a simple, permissive non-copyleft free software license, it is much better to use the modified BSD license or the X11 license. However, there is no reason not to use programs that have been released under the original BSD license.

irgendwie scheinen sie nicht so recht zu wissen, was sie damit anfangen sollen;)

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Anmeldungsdatum:
31. Mai 2006

Beiträge: 4336

Vorbehalte würde ich das nicht nennen; die ursprüngliche BSD-Lizenz mit »Werbeklausel« ist halt inkompatibel zur GPL, das ist alles. Die Software ist trotzdem frei, es gibt keinen Grund, sie nicht zu benutzen - abgesehen von der GPL-Inkompatiblität, natürlich. Wahrscheinlich ist das eh relativ egal, ich denke nicht, dass noch halbwegs aktuelle Linux-Programme unter der BSD-Lizenz veröffentlich werden; schließlich können diese niemals im Kernel landen bzw. in den Hauptquellen verschiedener Distributionen. Microsoft nutzt vielleicht die alte BSD-Lizenz für ihr ODF-Plugin, keine Ahnung.

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