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Offizielle und inoffizielle Ubuntu-Varianten - Motivation der Entwickler?

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Kein Ubuntu
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Alias-Anybody

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12. Oktober 2014

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Schon mal im Voraus: Ja, ich weiß, dass ist wieder so ein Thema, bei dem man lange diskutieren kann, aber vielleicht bekomme ich ja ein paar gute Antworten und Anregungen. 👍

Also: Wie jedem klar ist, gibt es ja offizielle "Flavours" von Ubuntu (Kubuntu, Lubuntu,...) und inoffizielle Varianten (Mint, Bodhi, Trisquel,...). Aber ein paar Sachen sind mir im Bezug darauf unklar. Was sind eigentlich die Bedingungen für ein auf Ubuntu basierendes Projekt bzw. einen Fork, eine Flavour zu werden? Oder muss man vom Anfang der Entwicklung an "dabei" sein? Und, sollte der Schritt zu einer Flavour relativ simpel sein: Warum setzen nicht zumindest die Entwickler von Varianten, die auf einem Desktop basieren, für den es noch keine Flavour gibt (prominente Beispiele: Mint mit Cinnamon, Bodhi mit ̶e̶̶n̶̶l̶̶i̶̶g̶̶h̶̶t̶̶e̶̶n̶̶m̶̶e̶̶n̶̶t̶ Moksha) nicht entsprechende Schritte? Das vereinfacht doch den Support, und verbessert die Infrastruktur und die Unterstützung massiv. Außerdem ist das Projekt damit auch Teil einer größeren Familie. Was ist die Motivation dafür, es nicht so handzuhaben? Die paar zusätzlichen Paketquellen, Funktionsänderungen und Themes sind mMn ja oft kaum der Rede wert, zumindest letztere könnte man ja auch in eine Flavour übernehmen. Und im Bezug auf die genutzten (Standard-)Programme haben die Entwickler eh eine große Freiheit, wie speziell Kubuntu zeigt, das DE ist sowieso ein Anderes. Also, kann mich da jemand aufklären? Und ja, ich weiß, es ist OSS, im Grunde kann jeder machen, was er/sie will. Aber trotzdem könnte man doch zusammenarbeiten, um mehr auf die Beine stellen zu können. Ich kann das nicht so recht nachvollziehen. Einfach ein "Egotrip" der Entwickler?

eider

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Alias-Anybody schrieb:

Also: Wie jedem klar ist, gibt es ... und inoffizielle Varianten (Mint, Bodhi, Trisquel,...).

Nein, das sind keine Varianten von Ubuntu, sondern eigenständige Distributionen, die auf Ubuntu basieren. Das ist etwas grundlegend Anderes, wird jedoch allerseits irreführend kommuniziert. Ubuntu basiert auf Debian, ist aber keine Variante von Debian. Dabei ist nicht von Belang, wie groß die Unterschiede sind.

Dem Grundprinzip von Open Source entsprechend ist es möglich, Forks zu bilden und Menschen haben den Drang, dies zu tun.

glasenisback

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Nein, das sind keine Varianten von Ubuntu, sondern eigenständige Distributionen, die auf Ubuntu basieren.

Nein, das ist falsch!

Eigenständige Distributionen, welche auf Ubuntu basieren, benutzen nur die Quellpakete, bauen diese selbst und bieten diese dann über eigene Paketquellen an. Die Ubuntu-Paketquellen werden dabei nicht eingebunden. Trisquel ist so eine Distribution. Die Entwickler solcher Distributionen haben dadurch die 100% Kontrolle über ihre Distribution und können dadurch machen was sie wollen.

LinuxMint, LinuxLite, Bodhi, usw. dagegen sind keine eigenständigen Distributionen, da sie die normalen Pakete aus den offiziellen Quellen nehmen und diese dann mit ein paar anderen Paketen aus PPAs oder eigenen Paketquellen vermischen (Welche in der Regel aber auch nur Backports oder Spiegelungen aus anderen offiziellen Quellen oder PPAs enthalten). Dadurch haben sie keine 100% Kontrolle über "ihre" Distribution und sind mehr oder weniger den Ubuntu-Maintainern "ausgeliefert". Die offiziellen Ubuntu-Paketquellen sind dabei immer eingebunden.

Oder anders ausgedrückt:

Alle Distributionen der zweiten Kategorie entsprechen in ihrer Minimalinstallation 100% einer normalen Ubuntu-Installation. Das erkennt man auch immer daran, das alle diese Distribution das Metapaket "ubuntu-minimal" installiert haben. Oft ist auch das Metapaket "ubuntu-standard" installiert.

Alias-Anybody

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12. Oktober 2014

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eider schrieb:

Nein, das sind keine Varianten von Ubuntu, sondern eigenständige Distributionen_

Ist das nicht ein bisschen Wortklauberei? 😛 Eine "Variante" im Sinne von Abwandlung, Variation. Wie stark sagt das Wort nicht. Somit ist Ubuntu doch eigentlich auch eine Debian-Variante, und alle zusammen sind GNU-Linux-Varianten. 😈 Nein, ich hab es einfach synonym zu Distri verwendet, sorry.

glasenisback schrieb:

Alle Distributionen der zweiten Kategorie entsprechen in ihrer Minimalinstallation 100% einer normalen Ubuntu-Installation. Das erkennt man auch immer daran, das alle diese Distribution das Metapaket "ubuntu-minimal" installiert haben. Oft ist auch das Metapaket "ubuntu-standard" installiert.

Warum gibt es für die eigentlich noch keinen gängigen eigenen Begriff? Wie wär's mit "inoffiziellen Flavours" (ja ich weiß, innerer Widerspruch)? "Paketquellen-Schmarotzern"? Oder "unehelichen Kindern"? 🤣

H-artz-IV

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11. September 2008

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glasenisback schrieb:

Nein, das sind keine Varianten von Ubuntu, sondern eigenständige Distributionen, die auf Ubuntu basieren.

Nein, das ist falsch!

Eigenständige Distributionen, welche auf Ubuntu basieren, benutzen nur die Quellpakete, bauen diese selbst und bieten diese dann über eigene Paketquellen an. Die Ubuntu-Paketquellen werden dabei nicht eingebunden. Trisquel ist so eine Distribution. Die Entwickler solcher Distributionen haben dadurch die 100% Kontrolle über ihre Distribution und können dadurch machen was sie wollen.

LinuxMint, LinuxLite, Bodhi, usw. dagegen sind keine eigenständigen Distributionen, da sie die normalen Pakete aus den offiziellen Quellen nehmen und diese dann mit ein paar anderen Paketen aus PPAs oder eigenen Paketquellen vermischen (Welche in der Regel aber auch nur Backports oder Spiegelungen aus anderen offiziellen Quellen oder PPAs enthalten). Dadurch haben sie keine 100% Kontrolle über "ihre" Distribution und sind mehr oder weniger den Ubuntu-Maintainern "ausgeliefert". Die offiziellen Ubuntu-Paketquellen sind dabei immer eingebunden.

Oder anders ausgedrückt:

Alle Distributionen der zweiten Kategorie entsprechen in ihrer Minimalinstallation 100% einer normalen Ubuntu-Installation. Das erkennt man auch immer daran, das alle diese Distribution das Metapaket "ubuntu-minimal" installiert haben. Oft ist auch das Metapaket "ubuntu-standard" installiert.

Vielen Dank, glasen! Gut das du back bist!

eider

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5. Dezember 2009

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glasenisback schrieb:

Nein, das sind keine Varianten von Ubuntu, sondern eigenständige Distributionen, die auf Ubuntu basieren.

Nein, das ist falsch!

Eigenständige Distributionen, welche auf Ubuntu basieren, benutzen nur die Quellpakete, bauen diese selbst und bieten diese dann über eigene Paketquellen an...

Ja, danke für die Richtigstellung. Die inhaltliche Abhängigkeit von den Paketquellen wollte ich mit dem Begriff "eigenständig" gar nicht übergehen. Mir ging es bei dem Begriff um die Eigenständigkeit als Projekt. Es handelt sich um verschiedene Distributionen, was von "offiziellen" Flavours zu unterscheiden ist.

Diese Unterscheidung als "Wortklauberei" zu bezeichnen, ist Teil des angesprochenen chronischen Missverständnisses.

Linuxkumpel

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eider schrieb:

Diese Unterscheidung als "Wortklauberei" zu bezeichnen, ist Teil des angesprochenen chronischen Missverständnisses.

Leider tauchen die chronischen Missverständnisse immer wieder regelmäßig auf. Man könnte den Eindruck gewinnen, hier soll unbedingt durch die Hintertür Support für "alle Ableger" durchgedrückt werden - ist ja alles Ubuntu. 👿 Eben nicht.

V_for_Vortex Team-Icon

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Wikipedia nennt Kubuntu, Xubuntu etc. Derivate Ubuntus, während dort z.B. Linux Mint und Bodhi Linux als Distributionen, die auf Ubuntu basieren, bezeichnet werden.

glasenisback

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20. November 2011

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Und genau das Wort "basieren" ist im Fall von den ganzen Ubuntu-"Derivaten" sehr ungenau. Heißt basieren, dass die Paketquellen von Ubuntu benutzt werden oder benutzen die Derivate komplett eigene Paketquellen (Wie z.B. Trisquel).

Wenn ich z.B. ein Derivat von Ubuntu mit IceWM als Fenstermanager baue und nur die Pakete aus den Paketquellen benutze, ist das dann eine neue Distribution oder ein Derivat? Was ist, wenn ich ein eigenes PPA hinzufüge, welches z.B. Ubiquity anpasst?

Alias-Anybody

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12. Oktober 2014

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eider schrieb:

Diese Unterscheidung als "Wortklauberei" zu bezeichnen, ist Teil des angesprochenen chronischen Missverständnisses.

Das war auf das Wort "Variante" bezogen, nicht auf die prinzipielle Unterscheidung. Im Duden steht nicht, in welchem Fall man das Wort bei Linux einsetzen darf, und wann nicht. 😉

Und nein, ich will keinen "Support durchdrücken", ich hab auch nirgends eine Frage gestellt, die den Schluss zulässt. Aber: Wenn XXY eine offizielle Flavour wäre, könnte man die Ressourcen bündeln und es gäbe besseren Support für alle. Außerdem könnte man auch die Infrastruktur bündeln usw. Die Entwickler von Mint, Bodhi und Co. erstellen und betreuen die Software ja nicht nur für sich selbst (wie bei OSS ja oft eingeworfen wird), sondern hauptsächlich für die anderen Nutzer. Warum kommen sie also nicht mit ins offizielle Ubuntu-Boot, und verbessern damit die Situation letzterer massiv? Irgendwelche spezielle Beweggründe muss es da ja geben. Und wenn's nur ein persönliches Problem ist.

zephir

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Alias-Anybody schrieb:

Was sind eigentlich die Bedingungen für ein auf Ubuntu basierendes Projekt bzw. einen Fork, eine Flavour zu werden?

Das kann ich Dir nicht sagen, vielleicht entscheidet das auch Herr Shuttelworth aus dem Bauch heraus. Allerdings glaube ich, das die anfängliche Motivation dabei war, eine möglichst große und vielfältige Community anzusprechen, während inzwischen eher marktwirtschaftliche Überlegungen vorherrschen. Zur Zeit wird der eigene Desktop Unity ausgebaut und an verschieden Plattformen angepasst, während der Support für andere Desktopumgebungen eher zurückgefahren wird. Auch wenn jüngst wieder Gnome dazugekommen ist und jetzt auch Mate in den Paketquellen zu finden ist, gibt es glaube ich wenig Interesse bei Canonical, die Marke "Ubuntu" durch noch mehr Derivate weiter zu verwässern.

>Warum setzen nicht zumindest die Entwickler von Varianten, die auf einem Desktop basieren, für den es noch keine Flavour gibt [..] nicht entsprechende Schritte? Es wird Ihnen um Eigenständigkeit, die Kontrolle über Spendengelder und vielleicht auch "Ruhm" gehen.

Das vereinfacht doch den Support, und verbessert die Infrastruktur und die Unterstützung massiv.

Der Support würde für Canonical nicht einfacher, sondern aufwändiger, je mehr Varianten Sie unterstützen, ohne das die Firma wirklich was davon hat. Und die Ubuntu Infrastruktur nutzen die meisten inoffiziellen Derivate so oder so.

Außerdem ist das Projekt damit auch Teil einer größeren Familie. Was ist die Motivation dafür, es nicht so handzuhaben?

In vielen Fällen wohl grade der Wunsch nach Eigenständigkeit.

Einfach ein "Egotrip" der Entwickler?

Sicher oft auch das, gibt aber auch gute Gründe, sich nicht von Marc Shuttelworth reinreden lassen zu wollen, als inoffizielles Derivat kann man machen was man will. Allerdings hat ja Glasen schon angesprochen, das es mit der Unabhängigkeit dann meist doch nicht so weit her ist, wenn die Distribution zu 99% auf den Ubuntu Paketen aufbaut. Dafür müsste die gesamte Build und Serverinfrastuktur in Eigenregie aufgezogen werden, um wirklich alle Pakete selbst packen, testen und verteilen zu können, das ist nichts für kleine 1-2 Mann Projekte.

Alias-Anybody

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12. Oktober 2014

Beiträge: 267

zephir schrieb:

Zur Zeit wird der eigene Desktop Unity ausgebaut und an verschieden Plattformen angepasst, während der Support für andere Desktopumgebungen eher zurückgefahren wird. Auch wenn jüngst wieder Gnome dazugekommen ist und jetzt auch Mate in den Paketquellen zu finden ist, gibt es glaube ich wenig Interesse bei Canonical, die Marke "Ubuntu" durch noch mehr Derivate weiter zu verwässern.

Wie viele Prozent der klassischen Ubuntu-Desktop-Nutzer setzen denn eigentlich auf Unity? Ein Tortendiagramm, das auch die "auf Ubuntu basierenden Distributionen" miteinbezieht, wäre echt einmal super, aber sowas hab ich noch nie gefunden. Mit "verschiedenen Plattformen" meinst du Smartphones (ARM)? Die Raspberry Pi-Version (ARM) bringt ja, soweit ich weiß, keine graphische Oberfläche mit. Wobei das Smartphone-Unity dem Desktop-Unity ja rein vom Bedienkonzept her (logischerweise) auch nicht gleicht. Eine Angleichung war zumindest im Falle eines bekannten unfreien BS ja nicht besonders erfolgreich. 😉

Linuxkumpel

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15. Juli 2011

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Hallo! Ich habe mich mal einfach durch nachfolgende Seiten gehangelt - lesen kann ja jeder 😉

about ubuntu

Ubuntu Flavors

Derivate

Flavors = alle verwenden das gleiche Repository zum Herunterladen von Updates, so dass es der gleiche Satz von Paketen ist, unabhängig davon, welche Variante installiert ist.

Derivate = erstellt und von Einzelpersonen und Organisationen außerhalb von Canonical und Ubuntu. Die Derivate sind selbstverwaltetend, arbeiten jedoch eng mit der Ubuntu-Community zusammen.

V0LKER

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23. Februar 2014

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V for Vortex schrieb:

Wikipedia nennt Kubuntu, Xubuntu etc. Derivate Ubuntus, während dort z.B. Linux Mint und Bodhi Linux als Distributionen, die auf Ubuntu basieren, bezeichnet werden.

Auch Wikipedia ist nicht unfehlbar, dort kann jeder etwas schreiben wenn er möchte oder auch (fehl)korregieren. 😬

V_for_Vortex Team-Icon

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1. Februar 2007

Beiträge: 12091

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V0LKER schrieb:

Auch Wikipedia ist nicht unfehlbar,

Nichts und niemand ist unfehlbar.

dort kann jeder etwas schreiben wenn er möchte oder auch (fehl)korregieren. 😬

Dieses Argument ist so populär wie zu vereinfachend. Es lässt außer acht, dass die Wikipedia moderiert wird und bis auf sehr kontroverse Themen in der Regel zutreffende Informationen und Quellenangaben enthält. Sie fasst Themen übersichtlich zusammen und bietet Interessierten weiterführende Links. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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