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Erfahrungen mit BSD

Status: Gelöst | Ubuntu-Version: Nicht spezifiziert
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Siassei

Anmeldungsdatum:
18. Oktober 2007

Beiträge: 136

Hallo,

ich nutze Ubuntu (seit 5 Jahren, vorher Fedora 2,5 Jahre und 4 Jahre SuSe) auf meinen Rechner und bin sehr zufrieden. Nun möchte ich gerne auch über den Tellerrand hinweg schauen und mich mit BSD beschäftigen. Dabei interessiert mich besonders der Serverbereich, sowie Desktop/Workstation - Bereich.

Kann mir hier jemand einen objektiven und guten Vergleich der einzelnen BSD-Systemen untereinander und zu Linux selbst geben. Im Netz findet sich da wenig.

Was ist an der Aussage von vielen BSD-Seiten dran, dass unter z.B. FreeBSD auch für Linux-Entwickelte Software ohne Probleme kompilieren und installieren lässt?

Gruß, Thomas

der_alex1980

Anmeldungsdatum:
7. November 2007

Beiträge: 112

Ich hatte eine Zeit lang FreeBSD am laufen und kann daher nur für dieses antworten.

Da GNU/Linux im Prinzip ein Unix Klon ist, sind sich Linux und BSDs in vielen Bereichen sehr ähnlich und die meiste Software läuft unter beiden Betriebssystemen. Der Hauptunterschied liegt in der Art der Entwicklung. BSDs sind keine Distributionen. Während bei Linux alles an unterschiedlicher Stelle entwickelt und erst durch Distributoren zu einem brauchbaren Ganzen zusammengestellt wird, findet die Entwicklung eines BSDs an zentraler Stelle statt und das Betriebssystem wird als Ganzes entwickelt, was den Vorteil bringt, dass die Komponenten besser aufeinander abgestimmt sind.

Das hat auch Auswirkungen auf die Verteilung von Software. FreeBSD unterscheidet zwischen einem Basissystem und Zusatzprogrammen (genannt Ports). Das Basissystem besteht aus Kernel, Shell und einigen Programmen. Es hat in etwa den Funktionsumfang einer Debian Grundinstallation.

Ports sind alle erdenklichen Zusatzprogramme wie X Server, Firefox, Gnome, KDE, MySQL, Apache und was es nicht alles gibt. Die Ports Sammlung unter FreeBSD umfasst zur Zeit über 20.000 Programme und wird stetig weiter entwickelt, als Rolling Release.

Basissystem und Ports werden getrennt voneinander entwickelt und auch getrennt voneinander in unterschiedlichen Verzeichnissen installiert, so dass sie sich nicht in die Quere kommen. Diese Trennung hat den Vorteil, dass man einzelne Programme aus den Ports aktualisieren kann, ohne das gesamte System aktualisieren zu müssen.

Ansonsten bietet FreeBSD unter anderem folgende Nützlichkeiten:

  • Hervorragende Dokumentation: Sowohl das Handbuch als auch die Manpages werden ständig aktuell gehalten. Es gibt unter FreeBSD sogar Manpages für Kernelmodule und Treiber

  • Jails: Eine leichtgewichtige Virtualisierungsumgebung, um Prozesse oder ganze Systeme voneinander zu isolieren

  • ZFS

Allerdings hat FreeBSD eine schlechtere Hardwareunterstützung im Desktop Bereich. Desweiteren ist bei der Einrichtung in der Regel mehr Handarbeit erforderlich als unter Linux, so zumindest meine bisherigen Erfahrungen. Es gibt noch ein einsteigerfreundlicheres PC-BSD, allerdings kann ich dazu nichts sagen.

drm

Anmeldungsdatum:
4. Juli 2008

Beiträge: Zähle...

Hi,

ich selbst nutze PC-BSD auf meinem Desktop und OpenBSD auf meinem Laptop. Vorher hab ich Arch Linux benutzt, da war der Sprung nicht so groß ☺

Im großen und ganzen hab ich den Schritt von Linux zu BSD gemacht, weil unter Linux immer irgendwas nicht richtig lief. Zu frühen Ubuntu-Zeiten (6.04) klappte auf meinem Laptop eigentlich alles, was mir den Einstieg in Linux sehr erleichtert hat. Doch dann gabs immer mehr Probleme: manche Software war mir zu alt, und das kompilieren aus den Quellen erschien mir unter Ubuntu immer sehr schwierig. Hab dann irgendwann den Sprung auf Arch Linux gemacht, weil mir der KISS-Ansatz sehr zugesagt hat und die Pakete laufend aktualisiert wurden. Lief dann auch alles, bis KMS eingeführt wurde. Seitdem konnte ich meinen Laptop nicht mehr schlafen legen.

Dann hab ich angefangen, mich für die BSDs zu interessieren. Mir gefiel der Gedanke, dass das Betriebssystem aus einer Hand kommt, da Kernel und Userland zusammen entwickelt werden. Außerdem ändert sich der Kernel zwischen den Releases nicht (ausser man kompiliert sich den Entwicklerzweig) und hat damit eine gewisse 'Stabilität', weil sich nicht dauernd was grundlegendes Ändert. Auf der anderen Seite hat man bei den Programmen eine Art 'rolling release' - für mich die perfekte Mischung! Auch die gute Dokumentation hat mir gefallen, auch wenn das Ubuntuusers-wiki wirklich sehr gut ist ☺

Die Standardinstallation von FreeBSD ist 'nackt', d.h. man bootet nach der Installation in die Konsole und muss von da aus X, eine Desktopoberfläche und alle benötigten Programme nachinstallieren (ähnlich wie bei Debian oder Ubuntu-Server). Bei jedem Release werden die Pakete vorkompiliert, neuere Versionen muss man dann aus den Ports nachinstallieren (problemlos, aber da alles kompiliert wird, braucht das ganze je nach Rechner und Programm seine Zeit).

Für den Desktop gibts PC-BSD, ein vorkonfiguriertes FreeBSD mit graphischem Installer, KDE4 und einer eigenen Paketverwaltung, die die meiste Software als Pakete vorliegen hat und die meisten Dektopprogramme auch regelmässig aktualisiert. Andere Oberflächen sind meines Wissens nach der Installation verfügbar, ab PC-BSD 9 soll man auch andere Desktopoberflächen direkt bei der Installation auswählen können. Obwohl ich vorher auch KDE4 benutzt habe, fand und finde ich das Standardlayout von PC-BSD extrem hässlich. Da ich irgendwann auch KDE4.6 haben wollte, hab ich mir die neuste Version aus den Ports installiert und meine alten KDE-Einstellungen gelöscht. Ab PC-BSD 9 gibts das (dann verbesserte) Paketmanagement auch unter FreeBSD, sodass man sich theoretisch ein FreeBSD "ohne kompilieren" aufsetzen kann.

Zu den praktischen Dingen kann ich nur sagen, dass eigentlich alles ohne große Einstellungen läuft. NTFS und FAT sind kein Problem. Es gibt auch einen Linux-Kompabilitätsmodus, sodass man Programme wie Skype, Flash etc. problemlos unter den BSDs laufen lassen kann. Es gibt natürlich auch ein paar Nachteile:

  • Keine Unterstützung für ext4. ext2- und ext3-formatierte Dateisysteme können gemounted werden, aber ext4 bleibt aussen vor.

  • Kein KMS. Somit funktionieren meines Wissens die neuen Intel-Graphikchips nur mit dem VESA-Treiber.

  • Kein Catalyst für ATI-Karten.

An KMS wird gearbeitet, es dauert aber noch bis das fertig ist.

Ansonsten nutze ich KDE 4.6.3, Virtualbox 4, Chromium 11, Firefox 4, Pidgin, Java 1.6, Skype und Flash und vermisse nichts ☺

Auf dem Laptop läuft OpenBSD, da ist X gleich bei der Installation dabei. Allerdings gibts kein KDE4, und insgesamt sind im Vergleich zu FreeBSD nur knapp ein Drittel der Programme in den Ports. Aber der Laptop kann aus seinem Schlaf auch wieder erwachen ☺

Gruß, drm

Siassei

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
18. Oktober 2007

Beiträge: 136

Hallo,

danke für eure Beiträge. Ich habe auf meinen Laptop mittlerweile FreeBSD installiert. Bis jetzt bereue ich den Umstieg nicht, obwohl bei der Optik doch erhebliche Abstriche machen zu sind.

drm schrieb:

Die Standardinstallation von FreeBSD ist 'nackt', d.h. man bootet nach der Installation in die Konsole und muss von da aus X, eine Desktopoberfläche und alle benötigten Programme nachinstallieren (ähnlich wie bei Debian oder Ubuntu-Server). Bei jedem Release werden die Pakete vorkompiliert, neuere Versionen muss man dann aus den Ports nachinstallieren (problemlos, aber da alles kompiliert wird, braucht das ganze je nach Rechner und Programm seine Zeit).

Das 'nackte' FreeBSD gefällt mir sehr gut und die Aktivierung von Gnome oder KDE ist sehr einfach. Mit dem nachinstallieren habe ich so meine Probleme. Bei vielen bricht der GCC mit einer Fehlermeldung ab. Vielleicht liegt es auch an dem aktuellen GCC. Den habe ich nach der Installation gleich mal auf die aktuelle Version hochgeschraubt.

Die Trennung vom Kernsystem und den Anwendungen gefällt mir sehr gut. So kann man das System so einstellen wie man es haben möchte. Für mich sehr wichtig. Da ich zur Zeit auf die aktuellen Änderungen vom GCC und anderen Bibliotheken angewissen bin.

Trotzdem wird Ubuntu auf mindestens einem von drei Rechner erhalten bleiben.

drm schrieb:

Ansonsten nutze ich KDE 4.6.3, Virtualbox 4, Chromium 11, Firefox 4, Pidgin, Java 1.6, Skype und Flash und vermisse nichts ☺

Ich nutze zur Zeit KDE 4.5 und Firefox 3.x. Woher bekomme ich Firefox 4 und KDE 4.6?

drm

Anmeldungsdatum:
4. Juli 2008

Beiträge: 5

Ich hab auch mal versucht, den gcc4.6 zum bauen der Ports zu verwenden - hat nicht funktioniert. An deiner Stelle würde ich die Ports weiterhin mit dem Standardcompiler bauen lassen und aktuelle gcc-Versionen nur für "eigene" Programme nutzen.

BTW, http://www.bsdforen.de/ ist eine aktive deutsche BSD-Community ☺

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