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Als ich kein DAU mehr war...

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Ubuntu 7.04 (Feisty Fawn)
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Thorsten_Reinbold Team-Icon

Anmeldungsdatum:
10. Juli 2006

Beiträge: 4784

Es gibt diese ganz speziellen Momente im Leben: der erste Vollrausch, die erste Freundin, das erste selbstverdiente Geld, der erste unter Fremdeinwirkung hervorgerufene Orgasmus....was hat das nun mit Linux zu tun?

Ich erinnere mich noch genau an meine ersten holprigen Begegnungen mit Suse (6.1?). Da gab ich auf weil ich nur Textausgabe hatte. Jahre später merkt man plötzlich daß man anfängt Anfängern Tipps und Problemlösungen zu offerieren. Und langsam kommt die Erkenntnis: hey, ich weiß was...und noch besser: ich bin ganz allein drauf gekommen. Ich bin kein DAU mehr! Besser als Sex (Ok, kommt drauf an mit wem)! 😀

hirschen

Anmeldungsdatum:
11. August 2005

Beiträge: 553

Ein toller Aprilschrerz 😉 *lol* 🤣

FatFrog

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Anmeldungsdatum:
19. März 2007

Beiträge: 383

Ich kann mich noch gut an meine Entjungfe...EntDAUung erinnern. Lang lang ist es her, da fing ich mein Studium als Umweltinformatiker an (von Umwelt war ich schon immer begeistert, denn ohne wär es doch ziemlich kahl so um einen rum, und Computer konnte ich auch gut zocken) und im Handumdrehen eilte mir in der Ortschaft der Ruf voraus, ich könnte gut mit Rechnern. Das einige Leute davon ausgingen, daß Rechner = Elektrotechnik ⇒ kann mich illegal an Kabel anschließen oder sogar meine Waschmaschine reparieren, störte mich anfangs nicht (der Stundenarbeitspreis für nicht-computerspezifische Probleme wurde einfach auf 100€ festgelegt, so kam ich nur einmal zu dem Vergnügen, einen Satellitenreceiver mit eingebauter Festplatte zu "programmieren").

Doch eines Tages wurde mir von einem Bekannten ein besonders schwerer Fall der Lernresistenz ans Bein genagelt. Er hörte auf den Namen "Mario", war etwa 40 Jahre alt, wohnhaft bei Mama (eine sehr starke Persönlichkeit, wer beim Betreten des Hauses seine Schuhe nicht auszog wurde wie ein kleines Kind am Ohr gepackt und rausgeworfen) und seines Zeichens arbeitslos (er schaffte es aber noch während unserer relativ kurzen Bekanntschaft in den Vorruhestand, weil es ihm durch spontan auftretende Lähmungsattacken in seinen Händen nicht möglich war, irgendwelchen Arbeiten nachzugehen, achja, das Holz zum Heizen in seinem Haus sägt er immer noch selbst mit Kettensäge im Wald, naja, zumindest wenn ihn das bis heute noch nicht umgebracht hat).

Mario trat mit einem besonders heiklen Problem an mich heran, wollte er doch auf seinem inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Rechner einen Betriebssystemwechsel von Windows 95 (Erstinstallation, astrein gelaufen, wie er mir versicherte) auf Windows XP Professional durchführen. Er hatte sich vorher natürlich schon schlau gemacht, sich die entsprechende Software besorgt und laut eigener Aussage auch die Installation selbstständig durchgeführt, nur würde der Rechner wohl jetzt gar nichts mehr machen. Nachdem ich mir sein System mittels einer Knoppix-CD genauer angesehen hatte (Pentium I - 100 Mhz, 32 MB Ram, 4x-CD-Rom-Laufwerk, 4 GB Festplatte), wurde mir klar, daß sich Windows XP Professional niemals freiwillig mit solch einem Rechner verheiraten lassen würde. Auf die Frage, wie er die Installation durchgeführt hatte, sagte er irgendwas von "Kommandozeile" und "kopieren". Mir schwante fürchterliches und der Blick auf seine Festplatte bestätigte meine dunkle Vorahnung: irgendwie hatte dieser Crétin es doch tatsächlich alleine geschafft seine Festplatte zu formatieren und einfach alle Dateien der Windows-XP-Installations-CD auf diese zu kopieren. Respekt.
Die Frage ob er noch im Besitz einer Windows 95-CD sei verneinte er genauso wie die Frage ob er vielleicht Linux haben will. Also gab er mir den Auftrag einen neuen (zeitgemäßeren) Rechner zusammenbauen, Randbedingung: Festplatte und CD-Rom sollten übernommen werden, weil die ja noch so toll funktionierten. Auf die Feststellung, daß er mit diesen Komponenten keinen Spaß haben wird, willigte er schließlich ein, daß ich auch ein neues CD-Rom-Laufwerk dazuholen sollte, aber um die Festplatte (mit mehr "Kapazität") wollte er sich kümmern (ja, ich hatte dabei schon ein flaues Gefühl in der Magengegend).

Vier Tage später war es soweit, die Teile für seinen Rechner waren komplett und ich begann mit der Montage. Schließlich war ich an dem Punkt, an dem die Hochzeit mit der Festplatte an der Reihe war, also rüber zu Mario und fragen wie es aussieht. Stolz wie Oskar sagte er mir, daß er eine ganz große Festplatte für gerade einmal 25€ auf dem Flohmarkt ergattert hat (ich verspürte bei der Erwähnung des Wortes Flohmarkt schon wieder eine leichte Übelkeit). Und er zeigte sie mir (diesem Modell nicht ganz unähnlich). Ein Prachtexemplar einer Winchester, 5 MB "SPEICHER"kapazität, eine Schnittstelle, für die ich definitiv zu jung war (auf jeden Fall breit, Mario hätte wahrscheinlich auf eine enorme Bandbreite getippt als Folge) und zu groß für ein normales Gehäuse. Dies war der Tag, an dem ich mir sicher war: Junge, Du bist kein Dau (ich war sogar so vermessen, zu glauben, daß ich als Nicht-Dau geboren wurde).

Es gab noch so einige lustige Situationen mit Mario, da er auch immer mehr zum Profi wurde. Die Hinweise in seiner Fachzeitschrift (Computerbild) beflügelten seine Phantasie und Fähigkeiten. Sicherheitslöcher wollten gestopft werden (was wegen Überhitzung allerdings zu andauernden Neustarts führte, er ließ mich deswegen das Tesa auch wieder von den Lüftungslöchern entfernen), die neuesten Spiele wurden gezockt (Doom 3 auf S3 Savage-Onboard-Grafik mit 0.3 -0.4 FPS, für mehr war kein Geld da) und alle technischen Möglichkeiten der Vernetzung ausprobiert (er kaufte sich auf eigene Faust eine Netzwerkkarte um zusammen mit der Onboard-Netzwerkfunktionalität einen Datenkreislauf mit einem DSL-Modem herzustellen ⇒ bin ich schon drin?). Den letzten Weg, den ins Internet mußte Mario leider alleine gehen (ich weiß leider auch nicht, wie dieses Abenteuer ausging, da ich vorher umgezogen bin, meine Telefonnummer und Adresse hab ich leider vergessen ihm zu geben).

So traurig es auch ist, dies war leider kein Aprilscherz. Aber ich hoffe, es war wenigstens für euch amüsant.

Gruß FatFire

P.S.: Sollte dieser Thread eigentlich nicht besser im Stammtisch stehen?

Chaoswind

Anmeldungsdatum:
10. August 2005

Beiträge: 544

Sind wir nicht alle ein bisschen DAU?

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