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Trisquel Gnu/Linux - ein echter Geheimtipp!!

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Nicht spezifiziert
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quantumgravity

Anmeldungsdatum:
14. April 2013

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Hallo, ich war vor einigen Wochen auf der Suche nach einer zu 100% freien Gnu/Linux Distribution. Eigentlich hatte ich keinerlei Erwartungen, nachdem die Sache mit GnewSense ja nicht so gut gelaufen ist. Ich stieß auf Trisquel Gnu/Linux, und bin wirklich sehr positiv überrascht. Habe die Distri mittlerweile auf zwei PCs gebügelt und es lief beide Male absolut problemlos, bugfrei und es arbeitet sich damit richtig gut. Trisquel basiert auf Ubuntu, verwendet aber den Linux-Libre Kernel, der mit Hilfe eines speziellen de-blob Scripts von propriäteren Blobs befreit wurde. Außerdem gibt es weder contrib- noch nonfree Repositories, eben ausschließlich die freien Quellen. Desweiteren wurden einige Programme modifiziert, wie Firefox, der jetzt Abrowser heißt, ohne Branding daherkommt und keine nicht-freien Addons mehr empfiehlt.

Positiv hervorzuheben ist der voreingestellte Gnome 3 Fallbackmodus. Der ist ziemlich hübsch aufbereitet und ich benutze ihn mittlerweile fast lieber als die Gnome Shell, vor allem als etwas langsameren PCs oder Notebooks. Ihr könnt ihn euch auf http://trisquel.info/ mal anschauen. Die Community wirkt auf mich sehr lebendig und aktiv; es gibt sogar den Ansatz einer To-Do Wunschliste, die mit Crowdfunding funktioniert.

Ich finde, das Projekt ist sehr unterbewertet, deshalb hier meine Empfehlung. Alle meine Erfahrungen beziehen sich auf die neue Version 6.0, die auf Precise basiert. Zu den anderen Versionen kann ich nichts sagen.

Jedem, dem die Freiheit etwas bedeutet, bekommt mit Trisquel eine vernünfige, stabile Distribution, die es einem leicht ermöglicht, wirklich nur freie Software einzusetzen. Heutzutage bedeutet das kaum eine Einschränkung, zumindest für viele Nutzer, und mit Sicherheit für so manchen, der vom Gegenteil überzeugt ist. Hat jemand von euch auch Erfahrungen mit Trisquel gemacht?

glasenisback

Avatar von glasenisback

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20. November 2011

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Hat jemand von euch auch Erfahrungen mit Trisquel gemacht?

Ich hab die Distribution mal vor ein paar Jahren ausprobiert, musste aber davon wieder Abstand nehmen, weil "wirklich frei" in meinem Fall bedeutet hatte, dass ich keinerlei Möglichkeit hatte mein Notebook mit dem Heimnetz und auch dem Internet zu verbinden. Beide Netzwerkkarten von Intel benötigen nämlich eine Firmware, welche jede "normale" Distribution mitliefert.

Auch auf meinen aktuelleren Rechnern ist Trisquel keine Wahl, da ich dort ebenfalls Firmwaredateien benötige um die ATI-Karte meines Desktop-Rechners und die Netzwerkkarten meines Dell-Notebooks in Betrieb nehmen zu können. Da Trisquel im Grunde nur ein freieres Ubuntu 12.04 ist, welches ich auf all meinen Rechnern einsetze, sehe ich für mich auch keinen Sinn darin auf Trisquel zu wechseln.

Trisquel ist im Grunde eine gute Idee, da sie die Idee freier Software konsequent umsetzt. Nur bringt das den allermeisten Benutzern rein gar nichts, wenn sie ihre vorhandene Hardware dann nur wieder mit unfreien Komponenten (Und seien es nur Firmware-Dateien) zum Laufen bekommen.

quantumgravity

(Themenstarter)

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14. April 2013

Beiträge: 29

glasenisback schrieb:

Trisquel ist im Grunde eine gute Idee, da sie die Idee freier Software konsequent umsetzt. Nur bringt das den allermeisten Benutzern rein gar nichts, wenn sie ihre vorhandene Hardware dann nur wieder mit unfreien Komponenten (Und seien es nur Firmware-Dateien) zum Laufen bekommen.

Es entspricht absolut nicht meiner eigenen Erfahrung, dass die "allermeiste" Hardware nur mit proprietären Treiben läuft. Du hattest auch ein bisschen Pech, vllt ich ein bisschen Glück. Warum nicht die nächste Hardware mit Blick auf den Treiber kaufen? Mit Datenbanken wie h-node.org ist das doch viel einfacher als früher.

glasenisback

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20. November 2011

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[..] dass die "allermeiste" Hardware nur mit proprietären Treiben läuft.

Es geht nicht um proprietäre Treiber, sondern um Firmware-Dateien die bei sehr vielen Hardwarebausteinen (WLAN -und Netzwerkchips, Grafikkarten, Soundkarten, usw.) zwingend notwendig sind, da der Treiber sie beim Laden benötigt.

Hier mal eine kleine unvollständige Liste von Hardware die auf diese Firmware-Dateien angewiesen sind:

Intel E100-Netzwerkchip (Verbaut in Millionen von Notebooks und Desktoprechnern), alle Intel-WLAN-Chips (Egal ob aktuell oder alt), aktuellere AMD/ATI-Grafikkarten (Alle Karten seit der Radeon HD2xxx), diverse Broadcom-Netzwerkchips (Eigentlich so gut wie alle), usw. Für alle diese Komponenten gibt es freie Treiber, die aber halt unfreie Firmware-Dateien benötigen.

Trisquel würde auf meinem aktuellen Desktop-Rechner (AMD-basiert), noch auf meinem älteren Dell Latitude-Notebook (Auf welchem ich gerade diesen Post schreibe) richtig funktionieren, da dort die oben genannte Hardwarebausteine verbaut sind. Und beide Rechner funktionieren problemlos (Okay bis auf die fehlende OpenGL-Unterstützung bei meiner ATI HD7770) mit quelloffenen Treibern. Aber eben nicht ohne die Firmware-Dateien.

Wenn du Hardware besitzt, die ohne diese Firmware-Dateien funktioniert, ist das schön für dich. Aber schließe nicht von dir auf die Allgemeinheit. Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich, dass es man für ein wirklich freies System nur eine sehr eingeschränkte Wahl bei den Systemkomponenten hat. Gerade bei Notebooks führt in der Regel (Außer man erwischt eines mit einem Atheros-WLAN-Chip) kein Weg an den Firmware-Binary-Blobs vorbei.

seven11

Anmeldungsdatum:
3. April 2013

Beiträge: 43

@ glasenisback: Full Ack!

Ich frag mich, warum Trisquel auf Ubuntu aufbaut, das laut GNU.org ja sogar noch böser ist als Debian, indem Canonical nicht nur proprietäre Blobs zugänglich macht, sondern sogar im Kernel integriert. Sie könnten sich die Arbeit deutlich erleichtern, indem sie einfach einen Debian-Mirror ohne "contrib" und "non-free" aufsetzen.

Obwohl ich RMS ja eigentlich für einen brillanten Programmierer, Songschreiber und großartigen Sänger halte ( http://www.youtube.com/watch?v=9sJUDx7iEJw ), kommen mir diese Begründungen hier schon - gelinde gesagt - sehr, sehr idealistisch vor: http://www.gnu.org/distros/common-distros

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quantumgravity schrieb:

Hat jemand von euch auch Erfahrungen mit Trisquel gemacht?

Ich hatte die 5.0 und 5.5 einige Zeit auf einem alten PC (Celeron 766 Mhz) im Einsatz und war echt überrascht, dass man mit ausschließlich freier Software doch eine Menge machen kann. Weiterhin finde ich den Ansatz mit der Zielgruppe "Heimanwender, kleine Firmen, Bildungseinrichtungen etc." sehr interessant, zumindest sprach mit das mit dem "small business" sehr an. Leider ist der PC derzeit defekt (lag aber nicht an Trisquel) aber ich mochte die Distribution.

glasenisback

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Anmeldungsdatum:
20. November 2011

Beiträge: 1603

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seven11 schrieb:

[..] sehr, sehr idealistisch vor: http://www.gnu.org/distros/common-distros

"Idealistisch" ist das falsche Wort. Ideologisch trifft es genauer. Alleine schon der folgende Satz spricht Bände ("Nicht-Empfehlung" von Debian):

Teilweise bleibt jedoch das Problem: in einigen Fällen empfiehlt das Installationsprogramm diese unfreien Firmware-Dateien für die Peripherie des Rechners.

Das Installationsprogramm empfiehlt diese Dateien, damit der Benutzer seine vorhandene Hardware überhaupt einsetzen kann!

Grimjiar

Anmeldungsdatum:
24. Mai 2012

Beiträge: 294

Ich habe noch nie einen PC gesehen, der vollständig mit "freier Software" im Sinne von RMS gelaufen ist.

Mal davon abgesehen, dass generell proprietäre Treiber meistens besser funktionieren als ihre freie Alternativen, halte ich es wie glasenisback. Im Grunde eine nette Idee, nur leider völlig untauglich in der Praxis.

quantumgravity

(Themenstarter)

Anmeldungsdatum:
14. April 2013

Beiträge: 29

glasenisback schrieb:

Wenn du Hardware besitzt, die ohne diese Firmware-Dateien funktioniert, ist das schön für dich. Aber schließe nicht von dir auf die Allgemeinheit. Aus eigener Erfahrung weiß ich nämlich, dass es man für ein wirklich freies System nur eine sehr eingeschränkte Wahl bei den Systemkomponenten hat. Gerade bei Notebooks führt in der Regel (Außer man erwischt eines mit einem Atheros-WLAN-Chip) kein Weg an den Firmware-Binary-Blobs vorbei.

Besitzt man keine solche Karte kann man ohne viel Geld und Aufwand mit einem USB-Wlanstick Abhilfe schaffen. Auf meinem alten Sony Vaio ist auch ein Intel Chip verbaut, der mit Trisquel nicht lief. Ein Griff in meine Bastelkiste, und schon war ich mit einem alten Netgear Stick (WG111v2) schon wieder auf der sicheren Seite.

Der Punkt ist: wenn jeder immer sagt "meine Hardware läuft nicht mit freier Software, ich setze proprietäre Software ein", dann fördert man damit den Erfolg von Hardware, die non-free Firmware und/oder Treiber benötigt, was ein großer Schritt in die falsche Richtung ist.

Du schreibst Formulierungen wie "außer man erwischt eines (ein Notebook) mit einem Atheros-WLAN-Chip", als ob man die Hardware in der Lotterie gewinnt. bewusstes kaufen ist angesagt. Ich sehe ein, dass man in der Übergangszeit eventuell proprietäre Software benutzen kann, bis man eine neue Investition macht.

Die Verbreitung von freier Software fällt nicht vom Himmel, auch nicht die Hardware, die ohne geschlossene Firmware läuft. Wenn jeder willkürlich kauft darf er hinterher nicht die fehlende Unterstützung bemängeln, denn er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die Dinge im Moment so sind.

glasenisback schrieb:

seven11 schrieb:

[..] sehr, sehr idealistisch vor: http://www.gnu.org/distros/common-distros

"Idealistisch" ist das falsche Wort. Ideologisch trifft es genauer. Alleine schon der folgende Satz spricht Bände ("Nicht-Empfehlung" von Debian):

Teilweise bleibt jedoch das Problem: in einigen Fällen empfiehlt das Installationsprogramm diese unfreien Firmware-Dateien für die Peripherie des Rechners.

Das Installationsprogramm empfiehlt diese Dateien, damit der Benutzer seine vorhandene Hardware überhaupt einsetzen kann!

Zunächst ist "idealistisch" genau das richtige Wort, und es fehlt eine vernünftige Begründung, warum das Falsche sein soll. Zweitens ist RMS ein intelligenter Mann, der erkannt hat, dass man nur mit einer gewissen Radikalität das von mir oben skizzierte "Henne-Ei" Problem lösen kann.

Grimjiar schrieb:

Ich habe noch nie einen PC gesehen, der vollständig mit "freier Software" im Sinne von RMS gelaufen ist.

Das ist klar, denn RMS legt die Messlatte extrem hoch. Soweit ich weiß gibt es nur sein Yeeloong Netbook mit freiem Bios, das diesen Anforderungen entspricht. Aber stell dir mal vor, der Chef selber würde sagen "ach naja, ein bisschen proprietär ist ja ok" - ich glaube nicht, dass die Bewegung lange am Leben bleiben würde.

Grimjiar schrieb:

Mal davon abgesehen, dass generell proprietäre Treiber meistens besser funktionieren als ihre freie Alternativen, halte ich es wie glasenisback. Im Grunde eine nette Idee, nur leider völlig untauglich in der Praxis.

Für viele Menschen ist Trisquel alles andere als untauglich in der Praxis (siehe mich).

norbit

Avatar von norbit

Anmeldungsdatum:
9. Februar 2009

Beiträge: 255

In letzter Zeit probierte ich viele Distros aus und bin bei Triquel gelandet. Vor allem wegen dem Desktopverhau, mit dem classischenn komme ich irgendwie im besten klar. Mein Hardware läuft, wenig Bewegung im System so wie ich es mag.

Das einzige was ich mir installieren musste ist der AMD Grafiktreiber. Mein Steckenpferd ist halt BOINC und dazu brauch ich den, muss ich halt mit leben. 🐸

Es dauerte ein bischen länger alles so einzurichten wie ich es brauche, wird aber auch längere Zeit seinen Dienst verrichten. Bin froh das es Trisquel gibt.

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