ubuntuusers.de

[Ikhaya] Der Wert von Linux

Status: Ungelöst | Ubuntu-Version: Nicht spezifiziert
Antworten |

heubi Team-Icon

Avatar von heubi

Anmeldungsdatum:
13. Januar 2007

Beiträge: 1649

Die Studie 🇬🇧 "Estimating the Total Development Cost of a Linux Distribution" der Linux Foundation 🇬🇧 beschäftigt sich mit dem monetären Wert einer modernen Linuxdistribution. Dabei kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Entwicklung von Linux einen enormen wirtschaftlichen Wert darstellt.

Grundlage für die Studie bildet die Community-Distribution Fedora 9 🇩🇪 von Red Hat. Die Autoren Amanda McPherson, Brian Proffitt und Ron Hale-Evans ermittelten zuerst die Anzahl der Code-Zeilen, dann Aufwand/Zeit und schätzten mit branchenüblichen Gehältern (Basis 2008) die Entwicklungskosten. Dabei orientierten sie sich an dem Constructive Cost Model (COCOMO).

Die Ergebnisse sind beachtlich. Demnach besteht die Distribution aus 204,5 Mio. Zeilen Quellcode die sich auf 5.547 Pakete verteilen. Um diese vom Stand "Null" komplett neu zu schreiben, bedürfe es 60.000 Personenjahre. Das entspricht einem Geldwert von 10,8 Mrd. US-$, umgerechnet ca. 8.4 Mrd. €. Berücksichtigt wurde nicht nur die Distribution, sondern auch der Kernel. Dieser bestehe aus rund 6,8 Mio. Zeilen Code. Daraus leiten sich rund 7.500 Personenjahre und dementsprechend ein Wert von 1,4 Mrd. US-$, umgerechnet ca. 1,1 Mrd. € ab.

Die in der Studie veröffentlichten Kosten berücksichtigen nicht nur die Gehälter der Entwickler. Infrastruktur- und Nebenkosten wurden mit einem Faktor von 2,4 angesetzt. Aus der Studie wird auch deutlich, dass es mit 60.000 Entwicklern nicht möglich wäre, die Distribution in einem Jahr komplett neu zu schreiben, da sich mit steigender Zahl der Entwickler die Effizienz verringert. So wird die benötigte Zeit für eine theoretische Neuentwicklung mit 25 Jahren angegeben.

Allerdings ist auch den Autoren klar, dass die Studie gewisse Schwächen aufweist. So ignoriert die Studie die Tatsache, dass die Gehälter der Entwickler nicht in allen Teilen der Welt auf dem gleichen Niveau wie in den USA sind. Hinzu kommt noch die Methode COCOMO. Diese ist auf proprietäre Software ausgelegt und berücksichtigt nur neu hinzugefügte Codezeilen, nicht aber das Ändern bestehender Codezeilen.

2004 führte David A. Wheeler eine Studie 🇬🇧 nach der selben Methode über den (Linux-) Kernel durch. In seiner Studie kam er zu dem Ergebnis, dass der Kernel 612 Mio. US-$ wert sei. Daraus schlussfolgert die Linux Foundation, dass dieses kollaboratorische Entwicklungsmodell einen enormen wirtschaftlichen Wert erzeuge. Zudem gibt sie an, dass in den vergangenen zwei Jahren 3.200 Entwickler aus 200 Ländern am Kernel mitgearbeitet hätten.

Trotz des enormen Wertes von 10,8 Mrd. US-$ liegt nach Ansicht der Linux Foundation der eigentliche Wert in einem anderen Bereich. Dieser sei eher in der schnelleren Entwicklung und höheren Flexibilität zu suchen. Hinzu kommt, dass die immens hohen Kosten auf sehr viele Schultern verteilt wurden und diese Leistung mit einem Vorgehen wie bei proprietärer Software nicht zu verwirklichen sei.

Quelle: golem, pro-linux, pressetext

Ikhaya-Artikel

Shaneja

Avatar von Shaneja

Anmeldungsdatum:
4. April 2008

Beiträge: 32

Wohnort: Berlin

Wow, das ist ja wirklich beeindruckend! Ich muss zugeben, das hätte ich nicht erwartet. Schön, sowas zu hören!

OT:

heubi schrieb:

Brian Proffitt

Was für ein Name in einer Studie, in der es um Geld geht... 😀

adun Team-Icon

Avatar von adun

Anmeldungsdatum:
29. März 2005

Beiträge: 8606

Finde ich interessant, jedem ist eigentlich klar, dass die Studie praktisch Null aussagt, aber kein Bericht darüber mal auf Idee kommt anzuklagen, dass für solchen Blödfug Geld rausgeworfen wird.

sitronen

Anmeldungsdatum:
7. Januar 2008

Beiträge: 643

Hehe... Und die haben nicht mal die Qualität des "Produktes" mit eingerechnet. Wenn man die nämlich in Relation zu Windows etwa berücksichtigt...

Shaneja

Avatar von Shaneja

Anmeldungsdatum:
4. April 2008

Beiträge: 32

Wohnort: Berlin

Wieso, ich finde nicht, dass sie nichts aussagt... Ist doch interessant.

nisita

Anmeldungsdatum:
11. Februar 2006

Beiträge: 259

interessant vielleicht, aber sie bringt nichts. da gäbe es bestimmt studien die linux weiter voran bringen würden.

burli

Avatar von burli

Anmeldungsdatum:
27. April 2007

Beiträge: 9066

Wohnort: Petersberg

In den USA wird alles auf Dollar umgerechnet, selbst der größte Dummfug. Das Problem: der "Wert" des bewerteten Objektes ändert sich mit dem Wert des Dollars. IMHO völlig überflüssig das ganze. Vielleicht mal interessant zu sehen, aber wenn ich das nicht erfahren hätte würde ich es auch überleben.

detructor15

Anmeldungsdatum:
16. Januar 2007

Beiträge: 5733

sitronen schrieb:

Hehe... Und die haben nicht mal die Qualität des "Produktes" mit eingerechnet. Wenn man die nämlich in Relation zu Windows etwa berücksichtigt...

?solche kommentare hab ich auf heise und golem auch schon gelesen...und ich versteh die argumentation da hinter nicht o_0

In der Studie geht es darum, wieviel Geld es gekostet HÄTTE wenn man bezahlte Leute das hätte schreiben lassen.

Allerings: Ohne bezugspunkt, bringt sowas nichts...man müsste wissen wieviel Geld (nach der Methode) die Entwicklung von Windows gekostet hätte...oder Apple oder whatever...

Bordi Team-Icon

Avatar von Bordi

Anmeldungsdatum:
5. März 2006

Beiträge: 4549

Wohnort: Erlinsbach, SO (CH)

Das ist keine Studie - das ist eine Vermutung!

cuartetoclash

Avatar von cuartetoclash

Anmeldungsdatum:
12. August 2007

Beiträge: 412

Wohnort: X-5000

Ist tatsächlich ne bessere (?) Michmädchenrechnung. Interessant ist es trotzdem... aber das die "Studie" besonders viel Geld gekostet hat, wage ich zu bezweifeln...

DrKolossos

Anmeldungsdatum:
3. Juni 2005

Beiträge: 316

Wohnort: Graz

heubi schrieb:

Die Ergebnisse sind beachtlich. Demnach besteht die Distribution aus 204,5 Mio. Zeilen Quellcode die sich auf 5.547 Pakete verteilen. Um diese vom Stand "Null" komplett neu zu schreiben, bedürfe es 60.000 Personenjahre.

Das wären dann also nicht mal 10 Zeilen Quellcode pro Programmierer pro Tag?

Turicon Team-Icon

Avatar von Turicon

Anmeldungsdatum:
21. März 2007

Beiträge: 800

Wohnort: Tscherkassy, Ukraine

Ob sinnvoll oder nicht und egal ob es 60.000 Personenjahre oder ob es vielleicht nur 10.000 Personenjahre sind bzw. waren. Die Studie bringt wieder einmal ins Rampenlicht, zu was eine starke Community fähig ist.

Und ob sinnvoll oder nicht, die Studie wurde (ohne Auftrag unsererseits *g*) angefertigt und wir haben sie Euch nicht vorenthalten...

turicon

stfischr Team-Icon

Avatar von stfischr

Anmeldungsdatum:
1. März 2007

Beiträge: 19197

Naja solche Schätzungen sind noch wagemutiger als der Marktanteil von Linux. Da wird einfach viel zu wenig beachtet.

DrKolossos schrieb:

Das wären dann also nicht mal 10 Zeilen Quellcode pro Programmierer pro Tag?

Naja, das Problem hier ist, dass nicht immer nur Quellext hinzukommt, sondern viel häufiger Quelltext ersetzt wird.

So nachdem Motto: schreibe Funktion XY, merke XY ist Fehlerhaft, schreibe XY neu.

lilith2k3

Avatar von lilith2k3

Anmeldungsdatum:
14. Dezember 2006

Beiträge: 2999

Wohnort: OS

So wird die benötigte Zeit für eine theoretische Neuentwicklung mit 25 Jahren angegeben.

Das ist eigentlich der lustigste Satz im ganzen Artikel. Man bräuchte also für die Neuentwicklung länger als man für die bisherige Entwicklung gebraucht hat? Mehr von diesen aufschlußreichen Studien! 😀

adun Team-Icon

Avatar von adun

Anmeldungsdatum:
29. März 2005

Beiträge: 8606

cuartetoclash schrieb:

Ist tatsächlich ne bessere (?) Michmädchenrechnung. Interessant ist es trotzdem...

Ne sorry, so läuft es doch in vielen Bereichen. Ich leite mir aus sehr obskuren Voraussetzungen eine Rechenvorschrift ab, vergesse ab da die Bedingungen der Basisgrößen (hier z.B: LLOC) und starte die große Rechenoffensive. Ist ja nicht schlimm. Das dumme ist nur, dass solche "Studien" beispielsweise BWLern in die Hände fallen können. Die brauchen so was händeringend um alle Arten von Entscheidungen objektiv untermauern zu können. Da wird dann eine schicke PowerPoint-Präsentation gebastelt und los geht es. Manchmal mit fatalen Folgen.

Wenn du z.B. eine "Studie" durchführen würdest, was der Bau der Cheopspyramide heute kosten würde und dem entgegen hälst was sie in den letzten Jahrtausenden schon alles erwirtschaftet hat, würde es mich sehr wundern, wenn nicht an mehreren Orten parallel "Investorengruppen" anfangen Cheopspyramiden zu bauen. Klingt vielleicht erstmal bescheuert, aber genau in der Liga spielt diese "Studie".

aber das die "Studie" besonders viel Geld gekostet hat, wage ich zu bezweifeln...

Misst du das am Resultat? Der Preis ergibt sich wohl eher aus den beteiligten Personen und der Gesellschaft. Guck dir mal die Mitglieder der LF an: http://www.linuxfoundation.org/en/Members

Nervig ist es vor allem deshalb, weil bei der nächsten kreativen "Studie" Microsoft das Geschrei wieder groß sein wird.

Antworten |