Wie an anderer Stelle beschrieben, startet Ubuntu nach dem Update von 14.04.5 auf 16.04.1/2 sehr langsam.
Nach alngem Suchen im Internet habe ich mehrere Ursachen gefunden:
1. Die Installationsroutine hat der Swap-Partition die falsche Disk-UID zugewiesen. So sucht Ubuntu während des Starts und auch im Betrieb immer wieder nach dem Swap, was natürlich Zeit kostet und den Programmablauf träge macht.
2. Mit
systemd-analyze blame
fand ich heraus, dass ein Prozess namens "gpumanager" satte 25 sec. braucht, um herauszfinden, ob man etwa eine Nvidia-Grafik hat oder den fglrx-Treiber installiert hat. Diesen gibt es schon lange nicht mehr, und wegen Nvidia könnte man doch auch etwas anderes finden.
3. Dann ich konnte nicht einmal meine eigenen Programme und Scripte ausführen, auch nicht als root. Es gab immer die nichtssagende Fehlermeldung: "keine Berechtigung" ohne weitere Erklärungen.Zuerst hatte ich das Programm "SELinux" im Verdacht; es läuft aber bei mir gar nicht und ließ sich ohne Weiteres auch deinstallieren, was aber nichts änderte.
4. Es läuft beim Start und auch im Betrieb im Hintergrund ein Prozess namens "kauditd", der ebenfalls viel Ressourcen belegt und Zeit braucht. Er kontrolliert, ob ein gestartetes Programm oder Script auch den Richtlinien entspricht, die leider nirgendwo erklärt werden. Ich hatte - wie empfohlen wird - meine persönlichen Daten auf einer eigenen home-Partition getrennt von den Systemdaten abgelegt und diese nach /home gemountet. Das mag kaudit überhaupt nicht. Es lässt sich auch nicht deinstallieren, ohne wegen zahlreicher Abhängigkeiten das ganze System zu gefährden. Auch das Beenden mit "kill" geht nicht.
5. Dann hatte ich einen weiteren Fehler:
ACPI Warning: SystemIO range 0x0000000000000428-0x000000000000042F conflicts with OpRegion 0x0000000000000400-0x0000000000000
47F (\PMIO) (20150930/utaddress-254)
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781741] ACPI: If an ACPI driver is available for this device, you should use it instead of the native driver
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781746] ACPI Warning: SystemIO range 0x0000000000000540-0x000000000000054F conflicts with OpRegion 0x0000000000000500-0x0000000000000
563 (\GPIO) (20150930/utaddress-254)
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781751] ACPI: If an ACPI driver is available for this device, you should use it instead of the native driver
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781752] ACPI Warning: SystemIO range 0x0000000000000530-0x000000000000053F conflicts with OpRegion 0x0000000000000500-0x0000000000000
563 (\GPIO) (20150930/utaddress-254)
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781756] ACPI: If an ACPI driver is available for this device, you should use it instead of the native driver
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781758] ACPI Warning: SystemIO range 0x0000000000000500-0x000000000000052F conflicts with OpRegion 0x0000000000000500-0x0000000000000
563 (\GPIO) (20150930/utaddress-254)
Mar 7 16:27:44 ACER kernel: [ 14.781762] ACPI: If an ACPI driver is available for this device, you should use it instead of the native drive
Ich habe das BIOS aktualisiert; damit war das dann fast ganz beseitigt und das Booten ging etwas schneller.
6. Auch habe ich den irgendwo empfohlenen kernel mit
dpkg -i linux-image-4.10.0-041000rc8-generic_4.10.0-041000rc8.201702121731_amd64.deb
dpkg -i /home/helmut/_install/Ubuntu_16.04.1/Ubuntu-Kernel-rcX/linux-image-4.10.0-041000rc8-generic_4.10.0-041000rc8.201702121731_amd64.deb
installiert, hat aber auch nicht viel gebracht.
7. Dann habe ich ich die Autostart-Programme erst einmal sichtbar gemacht (im Modul Startprogramme). Sie liegen als *.desktop-Dateien in ~/.config/xdg/Autostart und /etc/xdg/Autostart mit dem sehr praktischen Befehl:
sudo sed -i 's/NoDisplay=true/NoDisplay=false/g' /etc/xdg/autostart/*.desktop
bzw. auch für ~/.config/xdg/Autostart
siehe z. B. http://www.pctipp.ch/tipps-tricks/kummerkasten/linux/artikel/alle-autostart-programme-in-ubuntu-anzeigen-66669/
und alles deaktiviert, was ich nicht brauchte oder nicht verstand. Einiges werde ich wohl wieder rückgängig machen müssen, was aber nicht so schwierig sein dürfte.
Schließlich habe ich zwei Kernelparameter in /etc/default/grub eingefügt:
Statt
GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="quiet splash"
GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="noplymouth nogpumanager audit=0"
Damit hat sich das Hochfahren drastisch verkürzt, auf
root@ACER:/etc/default# systemd-analyze
Startup finished in 12.013s (kernel) + 11.806s (userspace) = 23.820s
Übrigens: was es mit der neuen Boot-Option in grub "... upstart" auf sich hat, konnte ich nicht herausfinden. Es hat sich nichts geändert, nur die systemd-... Befehle gehen nicht mehr.
Ich verstehe nicht, was sich die Entwickler dabei gedacht haben, das System ohne Vorwarnung so zu verschlimmbessern. Vor allem die Sicherheitseinstellungen kann man ja schon gut als paranoid bezeichnen. Wenn ein Benutzer Wert auf maximale Sicherheit legt, sollte man ihm die Möglichkeiten anbieten, anstatt sie kommentarlos und vor allem ohne Erläuterungen zu installieren. Und wenn man mit LibreOffice arbeitet oder so, braucht man kein Internet; dann kann man die Netzwerkverbindung auch kappen. Hat jemand schon einmal erlebt, dass in Ubuntu Schadprogramme gelaufen sind? Ich nicht.
Dazu wird mit dem Kernelparameter "quiet" alles hinter dem Ubuntu-Logo versteckt, sodass der User erst einmal gar nicht sehen kann, warum sein System nicht richtig läuft. Das sind methoden, wie man sie aus Richmond/Microsoft kennt; daran sollte sich Ubuntu kein Beispiel nehmen. Es führt zu maßloser Verschwendung von Zeit und Resourcen, und ist nicht zuletzt auch schlecht für die Umwelt: Internet-Suchen gibt es nicht zum Nulltarif, sondern brauchen eine Menge Energie.
Ich hoffe, dass einer der Entwickler das hier liest, auch wenn es Deutsch ist (vielleicht kennt er ja jemanden, der Deutsch lesen kann). Ich habe keine Lust mehr, das alles auch noch auf Englisch zu schreiben. Ich bin sehr frustriert.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
MfG
GBruno
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